Re: Die Filme des Guy Ritchie

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GoldenProjectile hat geschrieben:Nicht die ominösen "sie"... Guy Ritchie!
Ich sag doch: Verrückte Welt! Hoffentlich finden die da zwei gute Hauptdarsteller. Wäre nicht auszudenken, wenn man da zwei uncharismatische Milchbubis vom Format eines Henry Cavill oder Armie Hammer besetzen würde. Aber da kann man Ritchie bestimmt vertrauen.
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Re: Die Filme des Guy Ritchie

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Casino Hille hat geschrieben:Wäre nicht auszudenken, wenn man da zwei uncharismatische Milchbubis vom Format eines Henry Cavill oder Armie Hammer besetzen würde. Aber da kann man Ritchie bestimmt vertrauen.

haha! Hollywood ist vielleicht simpel gestrickt, aber zumindest wissen sie, wie man Geld machen kann. Daher halte ich deine absurden Vorschläge für ziemlich ausgeschlossen.
Es können eigentlich nur Brad Pitt, George Clooney, RDJr oder Johnny Depp werden - bzw. Pratt sein
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Die Filme des Guy Ritchie

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danielcc hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Henry Cavill oder Armie Hammer
Daher halte ich deine absurden Vorschläge für ziemlich ausgeschlossen.
Autsch, ja. Da sind tatsächlich doch enorm die Pferde mit mir durchgegangen. Ein Guy Ritchie würde ja wohl kaum mit zwei Schauspielern auf Amateur-Niveau zusammenarbeiten. Aber zumindest für eines sind die von mir scherzhaft vorgeschlagenen Cavill und Hammer gut: Sie sind ein ideales Worst Case Szenario. Ich kann es dir nur empfehlen: Wenn du UNCLE anschauen solltest, stell dir die beiden einfach in den Hauptrollen vor. Egal, wer sie dann wirklich spielt, sie werden dir wie ganz große Mimen vorkommen.
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Re: Die Filme des Guy Ritchie

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The Man from U.N.C.L.E. (2015, Guy Ritchie)

Wenn man mich nach einem Regisseur fragt, von dem ich mir häufiger einen neuen Film wünschen würde, dann ist Guy Ritchie ohne Zweifel ein heisser Kandidat für den ersten Platz. Bereits mit seinem meisterhaft und stilsicher inszenierten, visuell und narrativ ausgeklügelten sowie schonungslos gegen den Strich gebürsteten Independent-Debütfilm Lock, Stock & Two Smoking Barrels (1998) erwies sich der Engländer als Grosser seines Fachs, einen Ruf, den er sich in den folgenden Jahren mit beeindruckend abwechslungsreichen aber stilistisch unverkennbaren Filmen wie Snatch, Revolver und Sherlock Holmes verdient festigte. Unter dem etwas befremdlichen Titel The Man from U.N.C.L.E. interpretiert Ritchie nun die gleichnamige Agentenserie aus den 1960ern-Jahren als Spielfilm neu. Das Sujet - ein CIA-Agent und ein KGB-Mann müssen auf dem Zenit des Kalten Krieges gemeinsame Sache machen, um einer internationalen Terrororganisation das Handwerk zu legen - passt perfekt zum skurrilen Regiestil des Briten, der sich einmal mehr mit einer gehörigen Portion Humor und visuellen Extravaganzen austobt.

Für die Hauptrollen des Amerikaners Napoleon Solo und des Sowjets Illya Kurayakin hat sich Ritchie die beiden Jungspunde Henry Cavill und Armie Hammer ausgesucht, von denen bisher noch keiner durch wirkliche schauspielerische Glanzleistungen aufgefallen ist. Daher ist es umso überraschender, wie solide dieses Gespann im Retro-Actioner The Man from U.N.C.L.E. funktioniert. Der kantenlose Schönling Cavill, im lieblosen Comicreisser Man of Steel noch der Langweiler des Jahrhunderts, hat in dieser arroganten wie auch eleganten Symbiose aus Fleming-angehauchtem James Bond und Don Draper offenbar seinen idealen Rollentypus gefunden und entwickelt als lupenreines Männerbild der guten, alten 1960er-Jahre erstmals charismatische Züge. Hammer hingegen definiert den stoischen KGB-Schrank mit Aggressionsproblemen fast ausschliesslich durch seine pure Leinwandpräsenz und überzeugt damit in den ernsten und lustigen Momenten gleichermassen. Ritchie hatte schon immer ein Händchen für die Streitereien ungleicher Paare, so durften zum Beispiel Jason Statham und Stephen Graham sowie Robert Downey und Jude Law im Rahmen ihrer Zankereien ein grosses Spasspotential ausschöpfen. Und auch beim Duo Cavill und Hammer nutzt er die charakterlichen und in diesem Fall vor allem kulturellen sowie politischen Gegensätze, die beidseitige Abneigung und die dennoch vorhandene Chemie optimal aus. Aus dem farbigen Supporting Cast stechen in erster Linie die Schwedin Alicia Vikander als ebenso kratzbürstige wie liebreizende Köderdame und Elizabeth Debicki als über alle Massen böswillige und arrogante Gangsterbraut hervor.

Martin Scorsese hat mal gesagt: "Cinema is a matter of what's in the frame and what's out." Diesen Satz des Grossmeisters hat sich Guy Ritchie offenbar mal wieder zu Herzen genommen. Er lässt alles Schlechte ausserhalb des Bildausschnitts und füllt seine Frames mit den bezauberndsten Kulissen und dem feinsinnigsten Retro-Charme. So segelt diese leicht modernisierte Variante eines 1960er-Agentenspektakels leichten Fusses von dem atmosphärischen Hintergrund des geteilten Berlins bis die Opulenz des italienischen Mittelmeers und serviert dazu die unterhaltsame Geschichte zweier verfeindeter Männer, die wider Willen gemeinsam gegen das Böse in die Schlacht ziehen. Der in seinen Actionsequenzen unverkennbar auch an die Bond-Ären von Sean Connery und Roger Moore angelehnte U.N.C.L.E. nimmt sich dabei selten wirklich ernst und untermalt sich die meiste Zeit mit gekonnt eingebauten eigenparodistischen Elementen. Mehr und mehr wird diese heitere Agentenkomödie aber auch zu einer erstaunlich gut erzählten Geschichte. Keine wirklich gute, sondern eine gut erzählte. Ritchie nutzt die filmisch-räumliche Komponente für ungewöhnliche Narration, wenn er beispielsweise den Rest einer Bootsverfolgung nur noch im Rückspiegel eines geparkten Lasters zeigt und Henry Cavill stattdessen im Zentrum des Bildes in aller Ruhe ein Picknick isst. Ritchie kreiert verblüffende Wendungen in dem er kleine Szenen- und Dialogschnipsel, die einem vorher kaum aufgefallen sind, ein zweites Mal direkt hintereinander zeigt und dadurch in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Und Ritchie ist mit seiner Kamera im dreckig-nüchternen Präfinale mit Hilfe einer spektakulären Rein-Raus-Zoom-Luftaufnahme an mehreren Orten gleichzeitig. Akzentuiert werden seine Bilder von einem der besten Soundtracks der letzten Jahre. Der Komponist Daniel Pemberton hat sich anscheinend beim Maestro Ennio Morricone inspirieren lassen und weckt in seinen Melodien stilistische Erinnerungen an die Klassiker "Chi Mai" und "Man with a Harmonica".

Wie schon sein Schüler und Produzent Matthew Vaughn einige Monate zuvor hat sich auch Guy Ritchie dieses Jahr ein weiteres Mal als einer der einfallsreichsten und unterhaltsamsten Regisseure seiner Generation bestätigt. Und wenn der November näher rückt muss sich James Bond immer wärmer anziehen, denn nach Vaughns Kingsman und Christopher McQuarries Mission: Impossible folgt mit The Man from U.N.C.L.E. bereits der dritte Agentenfilm des Jahres, der so einige Merkmale der 007-Reihe auf seine eigene fantasievolle Art gekonnt neu und anders interpretiert, und damit nicht nur auf voller Linie überzeugt, sondern auch begeistert.

Wertung: 8,5 / 10
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