Man hatte ursprünglich schon noch geplant, einen elften Film zu machen, in dem die TNG Crew auf die Protagonisten von Deep Space Nine und Voyager trifft (ein kurzes Crossover mit Voyager findet sich ja bereits in der Szene, in der Picard von Admiral Janeway (also der Protagonistin von Voyager) über die Mission instruiert wird). Bis heute gibt es unterschiedliche Ansichten, was letztendlich für das ende der Star Trek Reihe nach Nemesis sorgte. Sicherlich spielte das schwache Budget final stark in die Entscheidung hinein, allerdings wurde bereits "Nemesis" einst mit "The final journey" beworben und viele Darsteller (etwa Brent Spiner oder Patrick Stewart) gingen stets davon aus, hier ihren letzten Film zu drehen. Insofern kann man schon davon sprechen, dass man mit "Nemesis" einen Abschiedsfilm wie "Undiscovered Country" im Sinn hatte, mit der möglichen Option dann wie in "Generations" den ein oder anderen (damals Kirk, Chekov und Scotty) noch einmal in einem eventuellen elften Teil auftreten zu lassen. Etwas konfus ist die Geschichte mit Data. Spiner wollte definitiv keinen weiten ST-Film machen, da er fand, man könne mit der Schminke seinen zunehmenden Alterungsprozess nicht länger verbergen, dennoch ließ man ihm, obwohl er dies offen bekundete, in "Nemesis" diese höchst fragwürdige Option auf eine Rückkehr. Alles sehr fragwürdig.danielcc hat geschrieben:Frage an Hille: War Nemesis wirklich als Abgang der TNG Crew gedacht?
Den Overkill-Begriff kann ich schon verstehen, da die zweite Hälfte sehr voll gepackt mit Action und Kämpfen ist, aber hier bin ich dann doch etwas überrascht. Ich finde, die große Stärke Bairds ist, dass er Star Trek nach den beiden Jonathan Frakes Filmen wieder ein echtes Kinofeeling zurückgegeben hat. Wer den Trekathlon aufmerksam verfolgt hat, wird wissen, dass Frakes Beiträge "First Contact" und "Insurrection" für mich die 2 schwächsten Filme der "alten" Reihe sind und das liegt unter anderem auch in ihrer wenig rasanten oder einfallsreichen Regie begründet, die oft mehr den TV-Eindruck erweckt als es sein sollte. Besonders im Erstkontakt ist das imo sehr störend, weil dieser Film ja ähnlich wie "Nemesis" sehr actionorientiert aufgebaut ist, aber nie über das Niveau eines TV-Zweiteilers hinauskommt. Ich finde, man kann Baird in den Actionszenen kaum einen Vorwurf machen, das ist schon teilweise außerordentlich gut und stimmig inszeniert und hat sogar den nötigen Druck, der den doch etwas zu lahmen Gefechten der Frakes-Filme abgeht (gerade die Konfrontationen mit den Borg, die zu statisch und "choreographiert" ausschauen). Frakes mag sich im Star Trek Kosmos besser auskennen als Baird, aber als Regisseur ist er ihm in meinen Augen bereits handwerklich einfach unterlegen (mit einem Baird hätte mir der tonal ähnlich angelegte "First Contact" sicher deutlich mehr Spaß gemacht). Freilich hat er den Vorteil, viel von der Action in Teilen an die CGI-Schmiede abzugeben, aber auch die kleineren Actioneinlagen (Buggy-Jagd mit Mad Max Assoziationen, Rikers Zweikampf) sind toll gemacht und mit das beste, was das Franchise in Stunt-Hinsicht zu bieten hat. Daher taugt mir "Nemesis" als Film für sich deutlich mehr als der sehr ähnlich angelegte "First Contact". Hinzu kommt noch, dass "Nemesis" dem achten Teil der Reihe auch inhaltlich klar überlegen ist in meinen Augen. Während zwar beide Filme viele ihrer Script-Chancen liegenlassen und nie so richtig den Charme der TNG-Serie treffen (bzw. die beiden Star Trek Filme sind, die sich am weitesten von Gene Roddenberry entfernen), ist "Nemesis" für mich in Bezug auf seine Motive stimmiger und schlüssiger als die Kollektiv-Reduzierung der Borg auf ein von einer Königin unterdrücktes Regime, was den beliebten Gegnern aus der Serie jedes reizvolle Element entnommen hat. "First Contact" fühlt sich da wie ein Kompromiss für das 08/15-Blockbusterpublikum an. "Nemesis" ist dies nach dem sehr ruhigen, fast poetischen "Insurrection" zwar sicher auch, in seiner düsteren Veranlagerung aber konsequenter und mitreißender. Ich kann aber verstehen, wenn man das gänzlich anders sieht.AnatolGogol hat geschrieben:Zum anderen fehlt mir innerhalb der Action hier auch der emotionale Bezug, für mich vermittelt die Inszenierung nicht effektiv genug, was für die Enterprise-Crew wirklich auf dem Spiel steht
Es ist zwar richtig, dass Logan und Baird nicht sonderlich viel mit Star Trek am Hut hatten, aber den Vorwurf weise ich dennoch zumindest ein Stückweit zurück, weil ich nicht finde, dass das partout etwas schlechtes sein muss. Gerade die beiden beliebtesten Filme "Khan" und "Undiscovered Country" stammen immerhin von Nicholas Meyer, der 1982 ebenfalls ein Star Trek Newcomer war und sich für die alte Chronologie kaum interessierte und stattdessen (was Roddenberry gar nicht gefiel) einen sehr militärischen Ton in das Franchise brachte, der auch die späteren TOS-Filme beeinflussen sollte. Und immerhin Logan hat sich vor "Nemesis" eingehend mit der Star Trek Historie beschäftigt: Er schaute sich ALLE Folgen der TNG-Serie und alle 9 Kinofilme an, las mehrere Romane und bereitete sich intensiv vor, bevor er sich an das Drehbuch setzte. Leider merkt man im Film davon wenig, weil Bairds Film später zu Gunsten von Action und Drama von den Produzenten arg zerschnitten wurde, es landeten schätzungsweise 45 Minuten auf dem Boden des Schneidetisches. Einige der Deleted Scenes kann man auf der Bluray des Films bewundern, und da finden sich tolle Charaktermomente im besten TNG-Stil, zahllose Anspielungen auf DS9, die Dominion-Kriege etc. Und immerhin: Zumindest ein paar schöne Anspielungen haben es dann ja doch in Nemesis geschafft: Riker fliegt eindeutig das Kirk-Manöver, Picard kramt zum letzten Anstoßen mit der Crew jene Flasche aus, die er in der Serie von seinem Bruder geschenkt bekam und versprach, sie sich für einen besonderen Moment aufzuheben, Riker erinnert sich an seine erste Begegnung mit Data im Piloten, der erwähnte Cameo von Janeway und so weiter. Dem gegenüber stehen aber in der Tat leider auch ein paar verpatzte chronologische Fehler, die so nicht hätten sein müssen: Was hat Wesley Crusher auf der Hochzeit von Troi und Riker in Galauniform verloren? Wieso kann Data plötzlich an einer Szene nichts fühlen, obwohl er doch den Emotionschip noch besitzen dürfte? Warum muss Troi schon zum zweiten Mal eine mentale Vergewaltigung erleben? Wieso findet Data mal wieder einen "bösen" Zwillingsbruder von Dr. Soong, nach dem wir uns in der Serie schon mit Lore ärgern mussten? Das ist ärgerlich und "Nemesis" findet da nicht den richtigen Mittelweg. Ich möchte aber daran erinnern, dass auch "First Contact" von ST-Kenner Frakes voller ähnlicher Probleme war, wenn die Borg plötzlich eine Queen angedichtet bekommen oder Picards Trauma bezüglich der Borg auf einmal schwerer auf ihm lastet, als je in der Serie, in der er sich deutlich pazifistischer gegenüber den Borg (auch nach seiner Assimilierung) gezeigt hat.danielcc hat geschrieben:durch Star Trek Fremde Leute wie Logan und Baird
Ja, das ist wahrlich unfassbar ärgerlich und eine für Trekkies besonders verpatzte Chance. Das Auftreten der Remaner war allerdings längst überfällig im ST-Universum (letztendlich sind sie ja allein der mythologischen Parabel wegen eine Notwendigkeit) und das Logan und Baird zum Abschluss der Reihe dann praktisch noch einmal ganz nach Roddenberry da hingehen, wo die Reihe noch nie zuvor gewesen ist, ist dann vielleicht auch wieder eine schöne Idee. Trotzdem ist das sicher schade und das Abrams den Fehler 7 Jahre später munter wiederholt umso bescheuerter. Ohnehin sind die TNG-Filme da ziemlich komisch, wenn sie in "Insurrection" inmitten der Dominion-Kriege einen belanglosen Nebenschauplatz thematisieren (und das mit der Crew des Flaggschiffs der Föderationsflotte, welches einen Film vorher noch quasi im Alleingang die Borg besiegt hat), "Nemesis" die Romulaner aufgreift und gleichzeitig komplett außer Acht lässt oder in "Generations" nach 100 Minuten TNG-Handlung dann im letzten Drittel Kirk Picard als eigentliche Hauptfigur ablöst. Da passen die Filme der Originalcrew doch deutlich besser zum Stil und den Geschichten der Originalreihe.danielcc hat geschrieben:Offensichtlich gibt es ja im Film praktisch nur Remaner und all das was man mal spannendes über die Romulaner erzählen könnte, bleibt auf der Strecke