Die Filme von Walter Hill

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Ich mach mal einen neuen thread auf, da können wir dann bei Bedarf diskutieren. Hin und wieder werde ich ein neues Review einstellen, den Anfang habe ich ja bereits mit "48 Hours" gemacht.

http://www.ofdb.de/review/752,579250,Nur-48-Stunden

@Maibaum
Bezug nehmend auf deine Ausführungen im "Zuletzt gesehener Film"-thread. Zunächst einmal gebe ich dir Recht, dass Gewaltdarstellungen sehr schnell cool, mitreißend etc. wirken zumal im Kontext eines Actionfilms. Die Übergänge sind da fließend. Ich sehe Hill auch keineswegs als Gewalt-Gegner, da hast du meinen Text mißverstanden. Ich sehe seine Filme aber auch nicht als Gewaltveherrlichung - wie das bspw. in dem von dir hier richtig gewählten Beispiel Rambo II der Fall ist. Für Hill ist Gewalt ein essentieller Teil der menschlichen Natur, dementsprechend spielt sie auch eine große Rolle in seinen Filmen. Sie verkommt darin imo aber nicht zum Selbstzweck, sondern charakterisiert die Figuren, treibt die Handlung voran, oder löst bzw. schafft Konflikte.

Natürlich ist die Gewalt in "48 Hours" leicht konsumierbar. Der Film ist perfekt für einen Männerabend, hat aber eben imo auch noch andere Schichten, die es sich lohnt zu entdecken. Hill ist hier vergleichbar mit Verhoeven - obgleich das triefend sarkastische Moment fehlt. "Robocop", "Total Rcall" und v.a. "Starship Troopers" sind Männerband-Highlights, können aber auch auf einer intellektuelleren Ebene goutiert werden. Das macht diese Filmemacher so spannend.

Zum Buddy-Movie. Für mich ist "48 Hours" die Mutter aller Buddy-Movies der 80er und frühen 90er Jahre (v.a Lethal Weapon). "Zwei Banditen" sehe ich nicht in dieser Tradition, hier fehlt das zänkische, die völlig unterschiedlichen Charaktere und auch das in der Gegewart verankerte Cop-Setting. Auch vom Ton her - "Butch and Sundance" ist ein eher melancholischer Film - passt das nicht.
"Zwei glorreiche Halunken" ist für mich auch kein klassisches Buddy-Movie, sondern die Essenz aller Italo-Western (für mich besser als "Spiel mir das Lied vom Tod).

Zum Driver. Der Driver verabscheut Waffen und greift nur ein einziges Mal - sehr widerwillig - zu diesem Mittel. Ich sehe ihn auch nicht über die Gewalt definiert. Er fährt "nur" das Fluchtauto. Er gefällt sich v.a. als Outlaw und Profi und hat seinen ganz eigenen Kodex. Natürlich ist er ein Verbrecher und nimmt bei den Verfolgungsjagden auch Unfälle in Kauf.

Witzigerweise erwähntest du, dass du zu Hills Filmen nie so den rechten Zugang gefunden hast, obschon du dir Mühe gegebn hast. Mir geht es ganz ähnlich mit Sam Peckinpah (deinem Avatar nach zu schließen verhält es sich bei dir da umgekehrt), dessen Filme mich seltsam unberührt lassen. Beide werden ja gerne gemeinsam und/oder vergleichend besprochen.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Die Filme von Walter Hill

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Ich gehöre wiederum zu der glücklichen Gruppe, die sowohl von Peckinpah als auch von Hills Werk (weitgehend) begeistert sind. Ansonsten stimme ich Vodka in den meisten Punkten zu. Hill ist für mich auch keine gewaltverherrlichender Regisseur. Sicherlich problematisiert er Gewalt nicht wirklich, aber zwischen effektvoller Inszenierung gewaltreicher Action und Gewaltverherrlichung würde ich dann doch nochmal eine Linie ziehen. Hills Inszenierung passt meiner Meinung nach eher in ersteres. Dass Hills Filme oftmals eine „Auge-um-Auge“-Mentalität haben lässt sich kaum leugnen, allerdings steckt in vielen seiner Filme dann doch noch etwas mehr dahinter. Johnny Handsome ist hier ein gutes Beispiel, Southern Comfort wurde ja bereits von Maibaum genannt, Geronimo und Wild Bill gehen in eine ähnliche Richtung, prinzipiell auch The Warriors – die Gewalt die von den Protagonisten ausgeht kommt in vielen Fällen auf fatale Weise wieder auf sie zurück. Das ist dann doch ein etwas anderes Muster als zB in Cosmatos schick bebilderter (und von mir durchaus geschätzter) Kommunistenhatz in Rambo II, in welcher das Recht des Stärkeren und die damit einhergehende Gewalt vorbehaltlos idealisiert werden und der für mich viel eher den Prototyp eines „gewaltverherrlichenden Films“ darstellt. Dass Hill darüber hinaus auch diverse Filme gedreht hat, in denen Gewalt letztlich nur als Mittel zum Zweck der Unterhaltung dient ist sicherlich unbestritten. Aber hierin unterscheidet er sich nicht von vielen anderen Regisseuren im Actiongenre.

Ich finde ebenfalls, dass 48 Hours der Wegweiser für das Buddy-Movie-Genre oder was man seit den 80ern gemeinhin darunter versteht ist. Sicherlich gab es auch zuvor schon Filme mit zwei unterschiedlichen Hauptfiguren, die sich im Lauf der Handlung zusammenraufen mussten. Aber wenn man mal anschaut was geballt in den 80ern nach 48 Hours an Buddy-Movies aufkam (Lethal Weapon, Die Nacht hat viele Augen, Mörderischer Vorsprung, Tango&Cash, Red Heat, Diese zwei sind nicht zu fassen uswusf) und eben alle nach dem gleichen oder einem sehr ähnlichen Muster, dann erscheinen die Ahnen vorangegangener Jahrzehnte im Zusammenhang mit der Begrifflichkeit Buddy-Movie eher als Randnotizen. Prinzipiell wäre ja zB auch French Connection ein Buddy-Movie, aber verglichen mit dem was man seit den 80ern darunter versteht ist der Begriff dann doch eher unpassend.

Was ich in jedem Fall in Vodkas Ausführungen dick unterstreichen würde ist die Tatsache, dass Hill nie hip oder trendy war und sich in seinem Stil immer treu geblieben ist. Einer der Gründe, warum er und seine Filme mir so sympathisch sind.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von Walter Hill

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Last man standing und Shootout mochte ich sehr gerne. Letzterer ziemlich geil und Oldschool. Tat gut neben diesen ganzen mit CGI vollgepackten Actionern sowas zu sehen. Gefiel mir. Undisputed von ihm fand ich eher lahm. Da waren 2 und 3 einfach viel, viel unterhaltsamer. Red Heat war eigentlich auch ganz nett, lebte aber sehr von Schwarzenegger wie ich finde. Gibt noch einige die ich sehr gerne sehen möchte. Ganz oben stehen die 48 Stunden Filme. :)

Re: Die Filme von Walter Hill

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The Good the Bad the Ugly und sehr viele weitere Italo Western, und natürlich das daraus hervor gegegangene Komiker Duo Spencer und Hill, sind aber ganz eindeutige Buddy Movies. In Butch Cassidy sind die beiden zwar nicht ganz so zänkisch, aber unterschiedlich genug sind sie schon. Und der Wortwitz ist auch da. Wie auch im noch erfolgreicheren Nachfolger Der Clou. Vor dieser Zeit fallen mir dagegen nur vereinzelt Filme ein die ich auch als Buddy Movie bezeichnen würde, aber es gibt natürlich welche.

French Conection trägt natürlich auch Züge davon.

Das 48 Hours daß dann auf eine neue Art in die 80ger überführt hat steht natürlich außer Frage. Und er markiert vielleicht auch den Anfang einer neuen Ära in der Schwarze auf einer breiteren Ebene zu Stars wurden innerhalb des Hollywood Kinos, ohne festgelegt zu sein auf die üblichen Klischeerollen für Schwarze.

Re: Die Filme von Walter Hill

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Bei mir ist Hill sicherlich auch keiner meiner Lieblingsregisseure, aber ich mag seinen Stil und viele seiner Arbeiten - auch ohne dass sich in seinem Oevre die ganz großen Meisterwerke befinden. In Zahlen bedeutet das:


1975: Ein stahlharter Mann (Hard Times) - 7,5 / 10
1978: Driver (The Driver) - 6,5 / 10
1979: Die Warriors (The Warriors) - 7,5 / 10
1980: Long Riders - 7,5 / 10
1981: Die letzten Amerikaner (Southern Comfort) - 9 / 10
1982: Nur 48 Stunden (48 Hrs.) - 8,5 / 10
1984: Straßen in Flammen (Streets of Fire) - 7 / 10
1985: Zum Teufel mit den Kohlen (Brewster’s Millions) - 7 / 10
1986: Crossroads - 8,5 / 10
1987: Ausgelöscht (Extreme Prejudice) - 7 / 10
1988: Red Heat - 8,5 / 10
1989: Johnny Handsome – Der schöne Johnny (Johnny Handsome) - 9 / 10
1989: Und wieder 48 Stunden (Another 48 Hrs.) - 6 / 10
1992: Trespass - 7 / 10
1993: Geronimo – Eine Legende (Geronimo: An American Legend) - 8 / 10
1995: Wild Bill - 7,5 / 10
1996: Last Man Standing - 7 / 10
2000: Supernova
2002: Undisputed – Sieg ohne Ruhm - 7 / 10
2006: Broken Trail - 8,5 / 10
2013: Shootout – Keine Gnade - 6,5 / 10

Peckinpah ist für mich da dann schon eine andere Hausnummer, halt einer der besten Regisseure aller Zeiten mit jeder Menge Filme um die 9 und 10 Punkte.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von Walter Hill

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Ich kenne fast alle Filme von Hill, teilweise ist das aber Jahre her, so dass ich die Bewertung erst nach einer erneuten Sichtung abgebe.

1975: Ein stahlharter Mann (Hard Times) - 7 / 10
1978: Driver (The Driver) - 8 / 10
1979: Die Warriors (The Warriors) - - / 10
1980: Long Riders - - / 10
1981: Die letzten Amerikaner (Southern Comfort) - 8 / 10
1982: Nur 48 Stunden (48 Hrs.) - 9,5 / 10
1984: Straßen in Flammen (Streets of Fire) - 7 / 10
1985: Zum Teufel mit den Kohlen (Brewster’s Millions) - - / 10
1986: Crossroads - - / 10
1987: Ausgelöscht (Extreme Prejudice) - - / 10
1988: Red Heat - 9 / 10
1989: Johnny Handsome – Der schöne Johnny (Johnny Handsome) - 8 / 10
1989: Und wieder 48 Stunden (Another 48 Hrs.) - 7 / 10
1992: Trespass - - / 10
1993: Geronimo – Eine Legende (Geronimo: An American Legend) - 8 / 10
1995: Wild Bill - / 10
1996: Last Man Standing - 7 / 10
2000: Supernova
2002: Undisputed – Sieg ohne Ruhm - -/ 10
2006: Broken Trail - -/ 10
2013: Shootout – Keine Gnade - 7,5 / 10

Bei Pekinpah muss ich auch erst wieder mal nachsichten. Noch nicht allzu lange her ist:

Steiner: 6,5 /10
Pat Garret ... 7 /10
The wild bunch 6,5 /10

Mit allen dreien werde ich nicht so recht warm.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Die Filme von Walter Hill

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Erstes Bild von Hill's neuem Film mit Michelle Rodriguez (Fast & Furious) & Sigourney Weaver (Alien)


http://www.hollywoodreporter.com/news/t ... k_20160210

Der Plot liest sich so Gaga: The Furious 7 star plays a hitman who, after he’s turned into a woman by a rogue plastic surgeon (Sigourney Weaver), sets out on a mission of revenge.

:lol: :lol: Naja, Rodriguez kann Action und wird sicherlich eine gute Figur machen und mit Shootout hat Hill ja auch gezeigt das er Action noch kann aber wtf soll diese Story? :D