Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

347
"The Lion Remake" ... äh, "The Remake King" ... äh, "Kimba: A New Universe" ...

Was für ein unglaublich hässlicher Trailer. Animierte CGI-Monstrositäten wie diese Dinger aus der Computer-Steppe können einfach nicht dieselben kraftvollen Emotionen ausdrücken wie die gezeichneten Originale. Der erzwungene Pseudo-Realismus macht jeden Charme zunichte. Aber ein 1 Mrd. Box Office Erfolg wird es so oder so, das ist klar und das ist so traurig daran. Anatol, wollen wir mal nach Los Angeles und ein paar Studiobossen unsere Version von Ezekiel 25:17 vortragen, ehe wir dem Schmarn ein Ende machen?

PS:
Spoiler
Um kurz das Ende von "Der König der Remakes" zu spoilern - Nach den Credits zieht sich Simba in seine Höhle zurück, wo eine dunkle Gestalt im Schatten auf ihn wartet:

Die Stimme: "Dachtest du wirklich, du wärst der Einzige, der unter großen Anstrengungen ein Königreich anführt?"

Simba: "Was soll das heißen?"

Die Stimme: "Dieses Universum ist so viel größer als all jene Orte, die das Sonnenlicht berührt. Wir brauchen dich. Sie brauchen dich."

Dumbo, das Biest und Mogli kommen aus der Dunkelheit hervor.

Simba: "Und wer zum Teufel bist du?"

Die Stimme kommt aus dem Schatten und entlarvt ihre Mäuseohren.

Mickey: "Ich möchte mit dir über die Entenhausen-Initative sprechen."
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Re: Disney-Thread: Realfilm, Zeichentrick und Animation

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Casino Hille hat geschrieben: 10. April 2019 16:04 Anatol, wollen wir mal nach Los Angeles und ein paar Studiobossen unsere Version von Ezekiel 25:17 vortragen, ehe wir dem Schmarn ein Ende machen?
Ezekiel 25:17 würde ich eher Kevin Feige oder Zack Snyder vortragen. Die regen mich aktuell noch wesentlich mehr auf als die Disney-Animationsfilme. Aber über was wir uns hier in diesem Forum unterhalten, das interessiert in Hollywood sowieso keine Sau. :wink:
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

349
Ich habe lieber Filme wie "Dumbo" von Tim Burton, der aus dem Originalstoff einen neuen Film gemacht hat,
als diese 1:1 Adaptionen von alten Klassikern.

Das Publikum hat und wird aber leider anders entscheiden.
Sprich: viele Leute wollen anscheinend Neuverfilmungen sehen, die 1:1 den geliebten Klassiker kopieren, teils sogar Einstellung für Einstellung.

"Dumbo" war/ist kein Film, der als Cash-Cow produziert wurde - "Aladdin" und "The Lion King" schon.

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Invincible1958 hat geschrieben: 10. April 2019 18:31 viele Leute wollen anscheinend Neuverfilmungen sehen, die 1:1 den geliebten Klassiker kopieren, teils sogar Einstellung für Einstellung.
Ich hab mich erst mit einer Freundin unterhalten und die meinte, dass sie sich gerade dann, wenn es größtenteils eine 1:1-Verfilmung ist, über die paar Szenen oder Dialoge ärgert, die dann vom Original abweichen.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Invincible1958 hat geschrieben: 10. April 2019 18:31 "Dumbo" war/ist kein Film, der als Cash-Cow produziert wurde - "Aladdin" und "The Lion King" schon.
Genau das habe ich weiter oben auch gesagt, danke für den Post! Ich sehe es haargenau so, aber das breite Publikum empfindet anders. Dumbo ist ein Projekt, dass Tim Burton seit Ewigkeiten drehen wollte, und genau dieses Herzblut und diese Hingabe für den Originalstoff merkt man der Neuverfilmung (die nur teilweise ein Remake ist und viel mehr eine Neuinterpretation) in jeder Szene an. Mir hat der Film fabelhaft gefallen, während ich bei den Trailern zu Aladdin und Lion King (oder in der Vergangenheit Beauty & the Beast) nur mit den Augen rollen kann. Dazu kommt der absurde Look, der etwa für Lion King gewählt wurde. Den angepeilten Fotorealismus machen die toten Augen der Figuren und ihr teils blumiges Design (besonders Timon und Rafiki, die sehr an ihre Cartoon-Vorlagen erinnern) zunichte, gleichzeitig ist es aber nicht realitätsfern genug, um dieselbe Magie wie das Original zu wecken. Bei Dumbo war das anders, der Elefant sah nie tausendprozentig echt aus und hatte von Anfang an nicht den Anspruch, er blieb eine entrückte Figur in einer entrückten Welt.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

353
HCN007 hat geschrieben: 11. April 2019 07:17 Beim Trailer kommen für mich 0 Emotionen rüber und selbst das Nostalgiegefühl will sich nicht einstellen.
Ja, ich fand die vorherigen Trailer auch besser. Der neue Trailer ist viel "aktueller" geschnitten und der Nostalgiefaktor ist dadurch auch deutlich geringer.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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iHaveCNit: Aladdin (2019)
25.05.2019


Der nächste Film in der Reihe von Disneys Realverfilmungen von bekannten Zeichentrickklassikern ist nun „Aladdin“ von Guy Ritchie, der bereits vor seiner Veröffentlichung durch die Trailer und dem ersten bewegten Material von Will Smith als Dschinni mit vielen Vorurteilen und Kritik zu kämpfen hatte. Ich habe mich davon aber nicht aufhalten lassen und bin einfach ohne diese Vorurteile in den Film gegangen und wurde blendend unterhalten – auch wenn der Film nicht ganz frei von Fehlern ist.

Wir befinden uns im arabischen Königreich Agrabah. Ganz zufällig trifft der Straßendieb Aladdin die Prinzessin Jasmin auf dem Markt in der Stadt und verliebt sich in Sie, doch die junge Prinzessin darf nur einen Prinzen heiraten. An der Seite Ihres Vaters dem Sultan jedoch schmiedet der Großwesir Jafar einen Plan an die Macht zu kommen. Dafür benötigt er den fähigen Dieb Aladdin um in den Besitz einer magischen Lampe zu kommen – die einen Geist beschwört, der einem 3 Wünsche erfüllen kann.

Der eigentlich sehr stilbewusste Guy Ritchie ordnet sich in diesem Film eher unter, so dass man eben hier jetzt nicht unbedingt sagen kann, ob es sich um einen Guy Ritchie handelt oder nicht. Das tut dem Film eben auch gut. Die sehr vorlagengetreue Umsetzung ist ein sehr unterhaltsames Abenteuer aus 1001 Nacht geworden, bei dem man am Ende ein gutes Gefühl mitnimmt. Mit relativ gemischten Gefühlen stehe ich jedoch auf darstellerischer Seite dem von Marwan Kensari gespielten Antagonisten Jafar und dem von Mena Massoud gespielten Titelhelden sowie Billy Magnussen eher kritisch gegenüber, denn Jafar und Aladdin sind als Antagonist und Protagonist eher blass geworden und Billy Magnussens Prinz Anders hätte man wirklich nicht gebraucht. Auch gemischt nehme ich ein paar der Spezialeffekte auf sowie das sehr sterile, zu gewollte und damit relativ anorganisch wirkende Produktionsdesign bei Sets, Kostümen und Ausstattung. Dies wird jedoch einigermaßen durch ein paar andere Punkte ausgeglichen. Da wäre zum einen der „Fresh Prince of 1001 Night“ Will Smith, der dem vorher so unglaublich gescholtenen Dschinni richtig viel gibt und darstellerisch einer 2 Höhepunkten des Films ist. So wenig man in der Vorlage aus Jasmin gemacht hat, so viel mehr an Potential holt man hier aus ihr heraus. Vor allem eine bestimmte neue Gesangseinlage von Naomi Scotts Jasmin ist eines der Highlights des Films, der vielleicht sogar eine Rolle bei der kommenden Awardsaison spielen kann. In der Rolle von Jasmin steckt sogar sehr viel von femininer Selbstbestimmung und dem Wandel von gesellschaftlich vorbestimmten Rollenbildern und liefert damit sogar einen tollen gesellschaftskritischen Kommentar für die in manch arabischen Ländern immer noch vorherrschenden vorbestimmten Lebensentscheidungen von Frauen.

„Aladdin“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

356
iHaveCNit: Der König der Löwen (2019)
18.07.2019


Disneys Hang, die alten Klassiker einer modernen Frischzellenkur zu unterziehen und als große Realverfilmungen aufzuziehen erwischt nach z.B. in diesem Jahr „Dumbo“ und „Aladdin“ nun auch den unvergesslichen Klassiker „Der König der Löwen“ aus dem Jahre 1994. Diese Coming-Of-Age-Geschichte, die auf Grundlage alter Shakespeare-Klassiker wie „Hamlet“ und „Macbeth“ in das afrikanische Tierreich verfrachtet wurde bekommt nun mit modernster Tricktechnik einen neuen Anstrich. Nach den Trailern war ich eine Spur skeptisch – und ich sollte in gewisser Art und Weise Recht behalten.

Das Königspaar Mufasa und Sarabi bringen den jungen Simba auf die Welt. Im Kindesalter muss Simba noch viel lernen, bis er einst wie sein Vater den Thron als König besteigen wird. Sehr zum Argwohn des Onkels Scar, der im Hintergrund teuflische Pläne schmiedet die sowohl für Simba als auch Mufasa ihre Konsequenzen haben werden.

Irgendwie habe ich das Gefühl, soweit ich mich erinnern kann, dass ich vor gut 25 Jahren, als das Original in die Kinos gekommen ist, das Original im selben Kino gesehen habe. Und so schließt sich der ewige Kreis des Lebens. Damals waren auch die VHS-Videokasette des Originals und auch des Nachfolgefilms „Simbas Königreich“ Dauerbrenner im Videorekorder. Dementsprechend mochte ich damals „Der König der Löwen“ sehr und habe mich auch sonst brennend für Tierdokus um z.B. Löwen interessiert. Und nun eben diese Realverfilmung des Zeichentrickklassikers indem per modernster Tricktechnik animierte Tiere zum Leben erweckt werden. Inszeniert wird das ganze von Jon Favreau, der bereits für Disney das Dschungelbuch zum Leben erweckt hat. Ich habe sehr großen Respekt für die Tricktechnik, die atemberaubend gut ist, aber da ist für mich der ganz große Knackpunkt. Ich oute mich was „König der Löwen“ angeht an dieser Stelle als Purist. Ein Großteil der Emotionen und charakterlicher Bindung, welcher durch eine hervorragende Zeichentechnik wirklich als Charakter wahrnehmbare Figuren erschaffen hat, mit denen man echte Emotionen durchleidet. Und das fehlt bei der modernen Animationstechnik sehr, auch wenn man sich z.B. bei der Animation der Augen und der Mimik entsprechende Mühe gegeben hat. Da muss sich der Film doch ein wenig auf seine Nostalgie verlassen um genau die Emotionen und Bindungen zu wecken. Und das schafft er nicht an allen, aber einigen Stellen. Gerade vor allem, wenn man das Original in der deutschen Fassung kennt ist ein Teil der Synchronisationen doch etwas gewöhnungsbedürftig wie auch so manche kleine textliche Anpassung der altbekannten Songs. Jetzt hier auf den Plot einzugehen halte ich für obsolet, da natürlich hier alter Wein in neuen Schläuchen serviert wird. Trotzdem kann ich sagen: „Gut gebrüllt Löwe“

„Der König der Löwen“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

357
Habe die Neuverfilmung nicht gesehen, frage mich aber bei all diesen Reviews von neuverfilmten Klassikern immer, ob es wirklich "faktisch" ist, das die Emotionen nicht im gleichen Maße da sind, oder ob das einfach der Tatsache geschuldet ist, dass man kein Kind mehr ist.

Oder anders: Werden die heutigen Kinder den "Realfilm" nicht genauso genießen wie wir damals den Zeichntrickfilm?
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

358
Guck einen Video-Clip aus dem neuen Lion King Film und du hast die Antwort. Der fotorealistische Look ist aus handwerklicher Sicht (also Qualität der Animationen per se) absolut fantastisch, wenn nicht sogar bahnbrechend. Aber Emotionen drücken die Tiergeschichter à la National Geographic Doku nicht oder zumindest kaum aus - auf keinen Fall annähernd im gleichen Maße wie die Trickfilm-Tiere oder die mit deutlich menschlicheren Zügen versehenen Tiere in bspw. Favreaus Jungle Book Remake. Das Gesicht eines echten Löwen ist eben nicht ansatzweise so expressiv wie ein gezeichnetes oder verfremdetes - und genau deshalb fühlt sich das Remake wie ein toter, seelenloser Film an.

Davon ab hat in Favreaus Lion King jetzt das Psycho Remake von 1998 endlich seinen Nachfolger gefunden, ist aber vielleicht sogar noch näher an seinem Original dran als es bei der Norman Bates Geschichte der Fall ist. Definitiv angesichts der enormen Beliebtheit des Trickfilmoriginals einer der überflüssigsten Filme aller Zeiten, ein einziger Cash Grab, für den Disney Gott sei Dank auch mal etwas Kritik abbekommt, während ansonsten sämtliche Remakes in den Himmel gelobt wurden - bis auf Dumbo, denn Gott bewahre das ein Film mal etwas neues oder eigenständiges ausprobiert.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

359
Aha. Das erklärt natürlich warum diese Filme so irrsinnig erfolgreich sind. Weil sie total seelenlos sind und eigentlich niemand daran Freude haben kann.

Im ernst : ich glaube ist grundfalsch wenn wir glauben diese Filme mit den Originalen zu vergleichen im Hinblick auf die emotionale Wirkung
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

360
Quatsch, ich habe nicht gesagt, dass niemand daran Freude haben kann, sondern erklärt, warum ICH daran keine Freude habe. Meine Meinung muss dich nicht interessieren, Sarkasmus kannst du dir dann allerdings auch schenken. Aber warum die Remakes so erfolgreich sind, ist absolut logisch und simpler zu erklären als alles andere: Weil sie genau das bieten, was das heutige Sequel/Reboot-Publikum sehen will. Es ist ja kein Wunder, dass bis auf große etablierte Marken kaum noch irgendwas erfolgreich im Kino läuft - und nein, das ist nicht damit zu erklären, dass sämtliche neue Sachen weniger Qualität als die altbekannten Sachen haben. Sondern mit einer veränderten Einstellung des Publikums: Man gibt nicht mehr teuer Geld fürs Kino aus, um etwas Neues zu sehen, bei dem man dann eventuell enttäuscht nach Hause fährt - keiner schmeißt gerne Geld zum Fenster raus. Man geht ins Kino, wenn man sich sicher sein kann, dass man genau DAS kriegt was man erwartet: Franchise-Marken wie Marvel oder Star Wars bieten das, in dem sie mit kaum veränderten Formeln immer wieder dasselbe neu aufpoliert präsentieren - und wenn sie das mal nicht tun und zu weit von der Rezeptur abweichen, werden sie dafür von den Zuschauern kritisiert. Disneys Remake-Strategie ist brillant: Bei 1:1 (oder zumindest nahezu 1:1) Remakes von Beauty and the Beast, Lion King, Aladdin oder demnächst Mulan kann man sich als Zuschauer definitiv zu Tausend Prozent sicher darüber sein, was man zu sehen kriegt - denn eigentlich kennt man den Film ja bereits. Viele haben diese Strategie bislang ausschließlich aus Ausschlachtung von Nostalgie missverstanden, aber in Wahrheit ist es viel klüger, man bietet ein sicheres Fass ohne jeden möglichen doppelten Boden. Es ist kein Wunder, dass The Jungle Book und Dumbo ausgerechnet genau die zwei Disney Remakes der letzten 5 Jahre sind, die beim Publikum am schlechtesten wegkamen: Sie sind auch die, die am weitesten von ihren Originalen entfernt sind.

Davon ab: Exakte Kopien bereits existierender Filme mit besserer Technik sind für mich eine kreative Bankrotterklärung und in diese Linie fallen Beauty & the Beast, The Lion King und Aladdin definitiv. Das ist für mich vergleichbar mit Cover-Versionen von berühmten Songs, bei denen nicht mal die Musik neu eingespielt wird, sondern nur eine neue Stimme auf ein bestehendes Playback drüber singt. Der Grad der Imitation bzw. die exakte Nachahmung ist dann vielleicht technisch beeindruckend, aber es ist das Gegenteil des Begriffs Kreativität - es ist c.a. 0 Prozent Eigenleistung, deren gesamtes Feeling auf dem (Vor-)Werk anderer beruht.
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