Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

332
Casino Hille hat geschrieben: 11. März 2019 15:00 Warum lässt EON Jon Favreau diesen Schmarn für Disney drehen, anstatt ihn endlich für Bond anzuwerben?
Ich finde Favreau zwar auch nicht schlecht, aber Fukunaga ist dann doch die interessantere und progressivere Wahl. :D

Und der von vielen gewünschte "Auftragsregisseur" bzw. "simple Handwerker ohne Vision" wäre Favreau definitiv auch nicht. Dafür ist er dann doch eine zu große Nummer.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

333
iHaveCNit: Dumbo (2019)
02.04.2019


Disney ist gerade schwer beschäftigt, alte Filmklassiker als Live-Action-Neuauflagen in die Kinos zu bringen. Nach z.B. einem „Jungle Book“ oder auch „Die Schöne und das Biest“ ist nun „Dumbo“ an der Reihe. Der zeitlose Zeichentrickfilm war 1941 erst der 4. abendfüllende Spielfilm aus dem Hause Disney und mit 64 Minuten nach heutigen Maßstäben relativ kurz, knackig und kompakt. Die Regie der Neuauflage übernimmt Tim Burton und mit Colin Farrell, Michael Keaton, Eva Green und Danny DeVito ist der Film auch gut besetzt. Da die Vorlage jedoch für heutige Verhältnisse für keinen knapp 2-stündigen Film herhalten könnte, hat man ein paar zusätzliche Handlungen ergänzt, die genau wie die Tricktechnik ein paar Probleme mit sich bringen, die dem ansonsten unterhaltsamen Fantasy-Abenteuer jetzt nicht so gut tun.

1919. Der Medici-Zirkus tourt durch die Südstaaten. Der ehemalige Artist Holt Farrier kehrt verwundet vom Krieg zurück und muss feststellen, dass sich einiges im Zirkus geändert hat. Der Zirkusdirektor Max Medici hat aktuell für viel Geld eine trächtige Elefantenkuh gekauft, die kurz darauf auch ihr Junges auf die Welt bringt. Als eine Situation etwas eskaliert, wird die Mutter von ihrem Kind getrennt. Die Kinder von Farrier kümmern sich fortan um den jungen Elefanten, der aufgrund seiner zu großen Ohren erst belächelt und ausgegrenzt wird ehe sich seine Fähigkeit zu Fliegen offenbart. Damit wird auch der skrupellose Unterhaltungs-Unternehmer Vandevere auf den Medici-Zirkus und seine neueste Attraktion aufmerksam, die er schnellstmöglich in seinen Vergnügungspark „Dreamland“ ausstellen will.

Disneys Hang zu Live-Action-Neuauflagen sind in meinen Augen ein zweischneidiges Schwert. Zum Einen können wir sehen, auf welchem Stand wir aktuell in der Filmlandschaft bereits sind, was die Animationstechnik angeht – auf der anderen Seite jedoch kann damit die Zeitlosigkeit gezeichneter Bilder nicht mehr erreicht werden – nicht zu vergessen, die emotionale Kraft hinter den Figuren, wenn man sich daran erinnert, als man z.B. in jungen Jahren zum ersten Mal mit „Dumbo“ in Kontakt gekommen ist und emotional voll mitgerissen worden ist. Diese emotionale Kraft und Bindung zu den Figuren ist unabhängig davon wie viel Mühe sich alle Beteiligten geben unerreichbar. Und hier haben sich alle Beteiligten viel Mühe gegeben. Vor allem visuell ist der Film eine Wucht. Die Mischung aus opulenten Kostümen, reellen Sets und den computergenerierten Effekten ist richtig gelungen und liefert rein optisch bereits Tim Burtons unverwechselbaren Stil. Das Story-Geflecht, worin man den 41-er-Film hier eingebunden hat, bietet für Disney mutig genug eine wenn auch oberflächliche Meta-Kritik am eigenen Kommerzverhalten des eigenen Konzerns. Dramaturgisch selbst ist der Film bedingt durch die dazu geschriebene Story an manchen Stellen und in ihrer Charakterzeichnung etwas holprig, oberflächlich und plakativ. Ich fand es toll, dass man an einigen Stellen auch sichtbare Referenzen an das Original als Hommage eingeflochten hat. Darstellerisch ist es für mich schön gewesen, mal wieder Eva Green, Michael Keaton und Danny DeVito zu sehen. Am herausragendsten fand ich jedoch Colin Farrell, der hier wieder mal eine spannende neue Rolle gespielt hat. Insgesamt ist Burton ein visuell atemberaubender Film gelungen, der jedoch story- und charaktertechnisch ein paar Schwächen aufweist.

„Dumbo (2019)“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

336
Was wirklich jeder vorhergesehen hat, keine Überraschung ist und sicher nichts mit der Qualität des Films zu tun hat. Bin da etwas entsetzt, wie schlecht die Kritiken zu diesem sehr berührenden, liebevollen Film sind. Endlich mal ein Tim Burton Film, der wirklich stark inszeniert und gut erzählt ist, endlich mal ein Disney-Remake mit Witz, Charme und Eigenständig, welches nicht bloß die Zeichentrickvorlage wiederkäut. Aber hey, sollen die Leute halt stattdessen lieber so einen Bockmist wie das Aladdin und Lion King Remake hypen und zu Erfolgen machen, dann kriegen wir bald gar keine "Dumbos" mehr und nur noch aufgewärmte hingerotzte Neuverwurstungen, die faktisch eigentlich nur moderne Renderings von bekanntem Material sind. Aber dann bitte nicht jammern, wenn man irgendwann keinen Bock mehr hat, ins Kino zu gehen, weil nur noch das Remake vom Remake vom Remake im Kino läuft.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

338
Braucht man auch nicht. Burton spielt 1-2 mal darauf an und zitiert natürlich die 2-3 berühmtesten Szene (Baby Mine, Pink Elephants), aber fasst den Trickfilm in den ersten 40 Minuten seiner Version zusammen und erzählt dann eigenständig weiter. Und das sehr gekonnt, mit viel Gefühl und einer grandiosen Optik. Der wird nicht nur deinen Kids gefallen, da bin ich mir sicher (und das sagt kein Burton-Fan und erst recht kein Disney-Fan, dafür aber einer, der den Originalfilm grandios findet (besser als Lion King, Beauty and the Beast und der ganze Schnickschnack), und dementsprechend dem Remake sehr kritisch gegenüber stand).
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

340
Casino Hille hat geschrieben: 3. April 2019 09:25 Aber hey, sollen die Leute halt stattdessen lieber so einen Bockmist wie das Aladdin und Lion King Remake hypen und zu Erfolgen machen.
Bei Aladdin ahne ich zwar auch schlimmes, aber sowohl Aladdin alsauch TLK sind noch nicht einmal gestartet. Also erstmal abwarten. :wink:
Casino Hille hat geschrieben: 3. April 2019 09:25 Aber dann bitte nicht jammern, wenn man irgendwann keinen Bock mehr hat, ins Kino zu gehen, weil nur noch das Remake vom Remake vom Remake im Kino läuft.
Bin mir sicher, dass bei Disney niemand jammern wird. Die haben so viele Filme in der Pipeline, dass ihnen ein paar Flops bestimmt nicht weh tun. Außerdem gibt es auch genügend Fans, die sich alles von Disney oder ihren Töchtern wie Marvel oder Lucasfilm ansehen. Es besteht im Hause Disney also überhaupt kein Grund zur Panik.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

341
Man muss des Lesens mächtig sein. Es ging mir um die Zuschauer, nicht um die Leute, die für/bei Disney an den Filmen arbeiten. Wobei ich mir sicher bin, dass das Publikum bereits so abgestumpft und verdummt ist, dass die auch in den nächsten 30 Jahren noch mehrere Lion King Remakes zu Hits machen würden, ohne sich daran zu stören, immer dieselbe aufgewärmte Brühe vorgesetzt zu bekommen. Wenn man genug Scheiße frisst, dann schmeckt irgendwann alles nach Scheiße und wozu dann ein Gourmetmenü bestellen, wenn man auch einfach bei Scheiße bleiben kann. Da weiß man wenigstens was es ist.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

342
Ich hänge soweit filmemässig hinterher, dass ich sowas gar nicht merken würde. Ich habe tatsächlich erst kürzlich zum ersten Mal den Sherlock Holmes: Spiel im Schatten gesehen. Ein Film, den ich im Kino verpasst hatte (den ersten fand ich klasse). Der Film schlummerte seit 2-3 Jahren auf dem Festplattenrekorder. Hatte gar nicht auf dem Schirm, dass der schon im TV lief 😂. Da schau ich wie alt er ist: 2011!!! Ich dachte der erste wäre von 2013..... Naja, also ich kann mir in Zukunft das dritte Remake von Film X anschauen und dächte wohl noch das ist das Original.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

343
Ich sehe im Bereich von Neuauflagen von Filmen immer die essentielle Frage, ob eine Neuauflage überhaupt Sinn macht.

Im Beispiel von "Dumbo" geht es im Grunde, wie auch bei "Jungle Book" ; "Die Schöne und das Biest" und kommend "Aladin" und "Der König der Löwen" darum, zu zeigen, was aktuell mit den modernen Animationstechniken möglich ist. Auch wenn damit natürlich nicht der zeitlose Charakter von gezeichneten Animationen und eine gewisse emotionale Tiefe erreicht werden kann. Inwieweit hier "Uncanny Valley" ein Thema ist, will ich hier nicht weiter ausführen.

Gerade unabhängig wie emotional man vom Original "Lion King" berührt wird, gerade das hat mir beim Trailer zur Neuauflage gefehlt und das könnte für mich der größte Kritikpunkt später sein.

Ich habe es nicht bereut, gestern abend "Dumbo" im Kino zu genießen, dafür ist der Film definitiv besser geeignet als im Heimkino.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

344
Casino Hille hat geschrieben: 3. April 2019 16:54 wozu dann ein Gourmetmenü bestellen, wenn man auch einfach bei Scheiße bleiben kann.
Naja, es ist eben Geschmackssache und nicht jedem gefällt die gleiche Art von Film. Und in der heutigen Zeit kann auch wirklich jeder jederzeit einen guten Film nach seinem Geschmack entdecken, egal wie viele Remakes Disney noch auf den Markt wirft und erfolgreich verkauft.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

345
HCN007 hat geschrieben: 3. April 2019 22:14 Im Beispiel von "Dumbo" geht es im Grunde, wie auch bei "Jungle Book" ; "Die Schöne und das Biest" und kommend "Aladin" und "Der König der Löwen" darum, zu zeigen, was aktuell mit den modernen Animationstechniken möglich ist.
Sehe ich ganz anders. Es geht um Geld, und darum, möglichst einfach Geld zu machen, ohne große eigene Kreativleistung. Etwas zu verfilmen, dass schon da ist und schon erfolgreich war, hat gleich zwei positive Seiten fürs Studio. Es ist einerseits eben leichter, den Film zu machen, da man eine sehr klare Vorgabe möglichst originalgetreu nachahmt - und es ist ein sicherer kommerzieller Hit, weil das Publikum eben momentan so drauf ist, sich diese Filme anzusehen und es auch noch besonders gut zu finden, wenn diese möglichst wenig von ihren Originalen abweichen (was für mich eher ein Armutszeugnis darstellt). Dumbo passt deshalb in diese Linie auch überhaupt nicht rein. Er distanziert sich nach 40 Minuten stark vom Trickfilm und geht eigene Wege, er ist das Herzensprojekt seines Regisseurs (Burton will das Ding seit zwei Jahrzehnten umsetzen, nannte Dumbo schon in den 1990ern als den wichtigsten, inspirierendsten Film seiner Kindheit) und er ist überhaupt kein sicherer Erfolg gewesen, da der Trickfilm viel zu alt ist und nicht den unglaublichen Klassiker-Status hat, um Nostalgie zu wecken. Die, die bei Dumbo wirklich nostalgisch werden dürften, sind entweder tot oder zu alt, um für die Studiobosse noch eine Rolle zu spielen. Burtons Dumbo war ein Flop mit Ansage - umso schöner, dass er zumindest qualitativ ein Hit geworden ist und diesen ganzen anderen Live Action Remakes zeigt, dass ein guter, eigenständiger Film einer guten Kopie immer vorzuziehen ist. Zumindest ist das mein Standpunkt.

Und die Uncanny Valley Vokabel greift hier mal so gar nicht. Ja, Dumbo sieht künstlich aus, aber der ganze Film ist eine Burtoneske für ihn typische Kuriositätenshow, sodass Dumbo sich sogar sehr organisch in diese schräge, etwas entrückte Welt einfügt. Das ist wieder so etwas, über das Leute sich grundsätzlich aufregen und es irgendwann dann kritisieren, weil sie darauf getrimmt sind, sich an so etwas zu stören, anstatt es im Gesamtbild der künstlerischen Vision des Regisseurs zu betrachten.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.