Re: Der Spielberg Thread

211
AnatolGogol hat geschrieben:Mir ist halt noch Sully in jüngster Erinnerung - und den hätte es nun wirklich nicht gebraucht.
Ich fand den ganz charmant und - Achtung, klingt makaber - hätte den für einen würdigen Abschluss gehalten wenn Clint danach den Löffel abgegeben hätte. Der hat irgendwie etwas von einem "letzten Film", ohne dass ich genau sagen könnte weshalb.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Der Spielberg Thread

212
Ich fand den belanglos in jeder Hinsicht. Souverän bis ins Mark, aber eben auch ohne irgendwelche Höhepunkte. Und mit bemerkenswert schwachen digitalen Effekten. Da würde ich ihm dann doch einen würdigeren Abschied wünschen. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Spielberg Thread

213
Man darf jetzt auch nicht Eastwoods kommenden "The 15:17 to Paris" nicht vergessen, in dem 3 befreundete Soldaten die sich im Film selbst spielen eine Zugentführung durch Terroristen abwenden. Kam als Konzept weniger gut bei den Kritiken weg.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Der Spielberg Thread

215
Da dieser Film schlecht weg gekommen ist, ist auch der Hauptgrund, ihn erst im Heimkino zu sichten.

"Sully" gefiel mir aufgrund seines nüchternen Stils und der interessant aufgebauten Narration wesentlich besser als der zähe Zemeckis "Flight" mit dem guten Denzel.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Der Spielberg Thread

216
Erster Kurzeindruck zu Ready Player One:

Der Roman hat auch seine Schwächen und lässt seine Protagonisten bisweilen viel zu lange viel zu häufig Computerspiele spielen. Spielberg hat diesen Bereich richtigerweise entschlackt, allerdings ersetzt er diese Plotpoints durch virtuelle Autorennen und gnadenlos vollgestopfte Phantasiewelten. Dazu kommt, dass er wieder flächendeckend seinen typischen Zuckerguss drüber gelegt hat, der die düstere Dystopie bestenfalls andeutet. Des weiteren müssen wir noch eine wenig berührende Liebesgeschichte und eine "Verschönerung" der realen Romanfiguren hinnehmen. Ansonsten ist das ganze ein hyperaktives CGI-Feuerwerk, das sehr schnell sehr ordentlich ermüdet und bisweilen auch nervt. Die Message "Lebe nicht virtuell, sondern in der Realität" wirkt angesichts des Daueraufenthalts der Helden in der Oasis reichlich aufgepfropft und nicht sonderlich glaubwürdig. Rylance spielt ähnlich abwesend und aufreizend gemächlich wie in Bridge of Spies, nur dass er diesmal zusätzlich ordentlich Gras erwischt zu haben scheint. Eine ganz fade Vorstellung. Darstellerisch macht einzig Mendelsohn Spaß, der aber von Spielberg zu sehr an der Leine gehalten wird und nur selten den Krennick raus lassen darf. Von den großspurig angekündigten popkulturellen Referenzen der seligen 80er ist kaum etwas zu sehen, außer man gerät bereits bei einem CGI DeLorean und ein bis zwei im Hintergrund untergebrachten Popsongs (Tears for Fears, New Order) in Ekstase.

Insgesamt eine Enttäuschung, zumal Spielberg ja ganz offenkundig des Autors Wunschkandidat war, aber dessen Moments und Senses of Wonder sind halt unwiderruflich vorbei. 5,5/10
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der Spielberg Thread

217
Nun also die Langform:

Ready Player One (Steven Spielberg)

„Auf der Jagd nach verlorenen Schätzen“ - Spielberg zurück in der Zukunft

„Ready Player One“ steckt voll genialer Einfälle. Das Buch wohlgemerkt. Ernest Cline entwarf eine Dystopie, die gleichzeitig beängstigend, faszinierend, prophetisch und nicht zuletzt enorm spaßig ist. Beängstigend, weil es um eine postapokalyptische Zukunft geht, in der die Menschen nicht mehr miteinander leben, sondern nur noch virtuell. Faszinierend, weil diese virtuelle Welt praktisch alles ermöglicht, was man sich so vorstellen kann, egal ob beruflich, privat oder sozial. Prophetisch, weil erste Anzeichen einer solchen Entwickliung längst erkennbar sind und weder Technik noch Konsumentenverhalten utopisch erscheinen. Und zu guter letzt enorm spaßig, weil Cline seine Parallelwelt mit popkulturellen Referenzen der in dieser Hinsicht besonders reichhaltigen Dekade der 80er Jahre geradezu vollstopft. Egal ob Computer-Nerd, Film-Freak, oder Pop-Fan, mindestens jeder, der zwischen 1965 und 1975 das Licht der Welt erblickte, kommt hier in ekstatische Kindergeburtstagslaune.

Keine Frage, dieser Bestseller schrie förmlich nach einer Kinoversion und wer, wenn nicht Steven Spielberg wäre dafür die absolute Traumbesetzung.


https://ssl.ofdb.de/review/308667,74433 ... Player-One
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der Spielberg Thread

218
So, ich bin bei Spielberg jetzt auch wieder Up-to-Date und kann Kollege Vodka in Bezug auf Ready Player One eigentlich nur zustimmen, auch ohne den Roman zu kennen. Das ist ein ganz nettes Sci-Fi-Action-Abenteuer mit etwas oberflächlichem Unterhaltungswert - auch wenn das effektüberladene Ende ganz tief in die Krawallkiste greift - folgt aber gähnend einfallslosen und generischen Handlungsmustern und Charakteren. Der coole Nerd als Protagonist, völlig konturlos verkörpert von Tye Sheridan, sein herzlicher aber etwas tumber bester Kumpel, die geheimnisvolle Rivalin die zum Love Interest wird, der fiese Geschäftsmagnat, gegen den sich die "Kinder" vereinen, alles schon zur Genüge gesehen. Neben diesen Langweilern ist Spielberg natürlich in erster Linie an Action und Schauwerten interessiert, eine artifizielle Reizüberflutung als Art Mischung aus Anime und 3D-Videospiel. Von "Geekdom", vor allem Retro-Geekdom, ist irgendwie nicht viel zu spüren, vor allem weil sich der Film in dieser Hinsicht auf völlig beliebige Breitseiten an Cameos und Name-Dropping verlässt, die nicht alle zusammenpassen wollen - in welcher Welt gehören alte Arcade-Spiele, ein Kubrick-Film und 2010er-Gaming-Kultur denn bitteschön zu einem vergleichbaren "Nerdtum"? Mal wieder stelle ich mir die Frage, wie man einen solch eindeutig in seiner Entstehungszeit verankerten Film (die volle Ladung an Computeraction bei totaler Standardgeschichte) als Nostalgie auffassen kann. Die nostalgische Hommage an Videospiel- und Comic-Kultur ist Edgar Wright mit seinem Scott Pilgrim, der vielmehr mit Konzepten und Archetypen arbeitet statt mit kopierten Charakteren, zumindest um einiges besser gelungen.

Gerade auch im Direktvergleich ist The Post ein simpler und spannender Medienthriller, der sich erstaunlicherweise auch davor hütet dauernd die geschichtliche Moralkeule zu schwingen, sondern sich ganz schlicht und mit Blick aufs Wesentliche dem Kampf der Zeitungen gegen die Zeit und die eigenen Entscheidungen widmet. Es gibt für mich drei kurze störende Szenen im Film. Die ersten zwei unterbrechen die fiebrige Dynamik, um Hanks' Chefredaktor und Streeps Verlegerin offensichtliche Aussagen über eben diese zwei Hauptrollen, ihre Charakterzüge und Positionen in der (Medien)welt schwingen zu lassen, was alles unnötig ist weil Spielberg es zuvor sehr gut geschafft hat die beiden Figuren rundum durch ihre Aktionen in der eigentlichen Handlung herauszuarbeiten. Die dritte ist natürlich das Ende, das wieder in Richtung rührseliges Plädoyer geht. Davon abgesehen bietet The Post eigentlich durchgehend gute Unterhaltung in einem straffen Thriller um eine unter zeitlichem und politischem Druck stehende Zeitung und ihre führenden Mitarbeiter. Ich bin den positiven Rückmeldungen hier und anderswo ins Kino gefolgt und wurde weitgehend überzeugt.

Ready Player One: 4 / 10
The Post: 7 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Der Spielberg Thread

222
Gestern seit langem wieder mal "Der weisse Hai" gesehen. Mal ein Film, der den Status "Klassiker" wirklich verdient hat.
Im Grunde gibt es nichts zu kritisieren. Die Spannung stimmt, die Darsteller überzeugen (vor allem die Szenen auf dem Boot sind klasse gespielt) und eine solche Inszenierung scheint heute leider gar nicht mehr möglich zu sein. Heute würde man wohl (nicht nur) den Hai tricktechnisch animieren. Dabei haben diese mechanischen Effekte, zumindest wenn sie so gemacht sind wie hier, so viel mehr Wirkung.
Warum eigentlich wurden für den Film zwei verschiedene Synchros angelegt? War die alte nicht gut genug? Warum hat man dies nur für den ersten Teil gemacht?
Wie auch immer, freue mich nun noch Teil 2 zu sehen, dieser soll ja auch noch ganz gut sein.

Re: Der Spielberg Thread

225
Nico hat geschrieben:DiCaprio scheint wohl im Gespräch für sämtliche Präsidenten-Biopics zu sein, die geplant sind...
Ja, dem sein Gesicht ist momentan etwas sehr präsent. :lol:

Das letzte Präsidenten-Biopic von Spielberg ("Lincoln") war eine einzige Schlaftablette, dafür fand ich "The Post" dieses Jahr überraschend großartig. Mal abwarten.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.