Re: Der Filmempfehlungen Thread

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Ich LIEBE Barquero. Das hilft dir jetzt nicht weiter, weil du das schon weißt. Aber ich liebe Barquero. Einer meiner Lieblingswestern und auch einer meiner Lieblingsfilme seit ewigen Zeiten. Leider kaum bekannt. Die Verehrung meinerseits wird wohl kaum jemand teilen, aber ich denke, dass der auch heute noch als schroffer, psychologischer Western mit Spaghetti-Einflüssen sehr gut funktioniert.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Filmempfehlungen Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben: 22. Juni 2018 16:42 Was meint die Forengemeinde denn zu folgenden vier Zelluloidfetzen?

Des Teufels General (1955 Helmut Käutner)
Barquero (1970 Gordon Douglas)
Mephisto (1981 Istvan Szabo)
Cutthroat Island (1995, Renny Harlin)
Des Teufels General ist ein sehr interessanter Film v.a. im Hinblick auf die bundesdeutsche Vergangenheitsbewältigung der 50er Jahre. Hab ich Zulassungsarbeit drüber geschrieben.

Mephisto ein toller Film mit superbem Brandauer.

Cuthroat Island war ein Megaflop, wollte damals niemand Geena Davis als Piratin sehen. Ist aber als Abenteuer recht unterhaltsam, so aus der verblassenden Erinnerung.

Barquero hab ich irgendwann mal gesehen, aber keinerlei Erinnerung mehr.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der Filmempfehlungen Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben: 22. Juni 2018 16:42 Was meint die Forengemeinde denn zu folgenden vier Zelluloidfetzen?

Des Teufels General (1955 Helmut Käutner)
Barquero (1970 Gordon Douglas)
Mephisto (1981 Istvan Szabo)
Cutthroat Island (1995, Renny Harlin)
Des Teufels General ist ein guter Film, der vor allem durch seine starken Darsteller zu überzeugen weiss. Nicht mein Lieblings-Käutner (das wären Hauptmann von Köpenick und Schinderhannes) aber eben ein guter Film. 7,5 / 10

Cutthroat Island ist launiges, hochbudgetiertes Krawallkino mit tollen Locations, Stunts und schönem Piratenflair. Probleme gibts eher auf Darstellerseite, da Davis und Modine einfach nicht das Charisma haben, welches ein solcher Film benötigt. Noch schwerer wiegt, dass dem Film im Schlussviertel empfindlich die Luft ausgeht, da sich Harlin mal wieder ausschliesslich auf seine (allerdings durchaus sehenswerten) Schauwerte verlässt. Trotzdem ein netter Piratenspass. 7 / 10

Mephisto ist Darstellerkino vom feinsten, vor allem dank des herausragenden Brandauers. Dramaturgisch und Inszenatorisch zuweilen ein bisschen bieder, aber dennoch immer fesselnd und zweckdienlich genug, um dem Hauptdarsteller seine Meisterleistung zu ermöglichen. 8 / 10

Zu Barquero darf ich aufgrund vertragsrechtlicher interner Forenmodalitäten nix sagen, da zuerst Meister Hille seine Wettschuld einlösen muss. :mrgreen:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Filmempfehlungen Thread

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Das ist echt schwierig da das ganze auf 2-3 runterzubrechen, ich versuche es mal analytisch:

A Foreign Affair 9 / 10
Ace in the Hole 9 / 10
Stalag 17 9 / 10
Sabrina 9 / 10
Sunset Boulevard 10 / 10
Witness for the Prosecution 9 / 10
The Seven Year Itch 7 / 10
The Apartment 9,5 / 10
One, Two, Three 9 / 10
The Private Life of Sherlock Holmes 6,5 / 10
Some Like It Hot 8 / 10
Double Indemnity 9 / 10

Sehen MUSST du UNBEDINGT Sunset Boulevard, da gibt es keine zwei Meinungen. :D
The Apartment würde ich dir ebenfalls ans Herz legen, nicht nur weil er bei mir die zweitbeste Benotung bekommt, sondern weil der Film Wilders künstlerischen und kommerziellen Zentith darstellt. Nicht unbedingt sein bester (das wäre Sunset Boulevard), aber verdammt nah dran und vermutlich sein reifstes Werk. Die meisten der restlichen FIlme nehmen sich nicht allzu viel, da kann man eigentlich bei keinem viel falsch machen. 7 Year Itch ist etwas leichtgewichtig, aber dennoch unterhaltsam. Sherlock Holmes leidet unter seiner Episodenhaftigkeit und der Entstehungsgeschichet (man merkt dem Film an, dass mehr als 1/3 rausgeschnitten werden musste auf Druck der Produzenten). Schade, das The lost Weekend nicht läuft oder Irma La Douce oder Avanti oder Love in the Afternoon oderoderoder...was für ein Oeuvre, was für ein Oeuvre... :D
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Re: Der Filmempfehlungen Thread

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Ich finde Wilders Filme meist nicht so toll, soll präziser bedeuten er ist kein Regisseur dessen Filme ich mir als Disc zulege. Ein Blick in meine Datenbank ergibt jedoch daß ich eine (bislang nicht geschaute) DVD von One, Two, Three besitze, die ich irgendwann mal günstig als Teil einer Aktion mitgekauft habe. Und das ist auch neben Some Like It Hot der beste Film. Beide legen ein überdrehtes Tempo an den Tag, während ich fast alle anderen Wilder Filme als zu langsam bzw als überlang empfinde, sie erschöpfen sich dann selber. Außerdem sind sie auf eine etwas theaterhafte Art fast alle etwas zu geschwätzig, er war ja auch ein begabter Drehbuchautor.

Wilders Filme enthalten natürlich meist ein paar gute Szenen, aber sie sind nie so interessant wie ihr Ruf es hoffen lässt. Andrew Sarris hatte ihn 1968 in seinem jederzeit kritisierbaren Filmbuchklassiker The American Cinema in der Rubrik "Less Than Meets the Eye" eingeordnet, was wirklich hübsch klingt, und fast von mir sein könnte.

Re: Der Filmempfehlungen Thread

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Maibaum hat geschrieben: 8. Juli 2019 10:08 Außerdem sind sie auf eine etwas theaterhafte Art fast alle etwas zu geschwätzig, er war ja auch ein begabter Drehbuchautor.
Das liest sich für mich widersprüchlich. Bei einem begabten Drehbuchautor sollte es keine Geschwätzigkeit geben (weil Geschwätzigkeit = überflüssiger Dialog). Wilders Filme sind halt Dialogintensiv. Man kann vermutlich soweit gehen, dass die Dialoge das wichtigste Element in seinen Filmen darstellen. Ob einem dieses filmemacherische Vorgehen und/oder die Qualität der Dialoge taugen ist natürlich eine subjektive Sache, allerdings würden Wilders Filme ohne den starken Dialog-Anteil nicht so wie konzipiert funktionieren. Dann wären sie vielleicht subjetiv empfunden "weniger geschwätzig", aber das inhaltliche Gleichgewicht würde dann nicht mehr stimmen (da die Dramaturgie und die Figurenentwicklung unterrepräsentiert wären, weil elementar mit den Dialogen verknüpft). Bezüglich des Sarris-Zitats würde ich eines von Wilder dagegensetzen, welches sinngemäß lautet, dass Kameraarbeit/Bildinszenierung dann schlecht ist, wenn sie dem Zuschauer auffällt. Das zeigt denke ich ganz gute Wilders Einstellung, der eher eine pragmatische Inszenierung im Sinn hatte denn ein flashy visual showcase (obwohl es dennoch in seinen Filmen diverse tolle, einfallsreiche Einstellunge gibt wie zB die leere Flasche in Lost Weekend oder die anfängliche Kamerafahrt im Apartment, die aber nie aufdringlich daher kommen).
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Re: Der Filmempfehlungen Thread

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AnatolGogol hat geschrieben: 8. Juli 2019 14:09
Maibaum hat geschrieben: 8. Juli 2019 10:08 Außerdem sind sie auf eine etwas theaterhafte Art fast alle etwas zu geschwätzig, er war ja auch ein begabter Drehbuchautor.
Das liest sich für mich widersprüchlich. Bei einem begabten Drehbuchautor sollte es keine Geschwätzigkeit geben (weil Geschwätzigkeit = überflüssiger Dialog).
Ja, stimmt, das beißt sich. Er hatte als Drehbuchautor Meriten erlangt für klassische Komödien von Lubitsch, Leisen oder Hawks, und das scheint auch später noch durch. Aber in seinen eigenen Filmen wird dann oft zuviel geredet, es wiederholt sich, es beginnt sich zu ziehen. Ich mag viele seiner Filme durchaus, aber meist nur in gewissen Grenzen.

Und beißt sich doch nicht. Tatsächlich sehe ich beides in seinen Filmen, die Begabung für clevere Dialoge, aber auch den Hang zur Geschwätzigkeit.
Ein Zuviel an Dialoge bzw Monologen offenbart sich z.b. auch in Sunset Boulevard, wo zu oft das noch mal in Worten beschrieben wird was ohnehin gerade auf der Leinwand zu sehen ist. Wie überhaupt seine "Problemfilme", also die Filme die sich nicht komödiantisch mit ihren Inhalten beschäftigen, mir meist zu aufdringlich sind, und zu offensichtlich. Auch seinen klassischen Noir Double Indemnity fand ich nie so richtig überzeugend.

Das von Sarris ist kein Zitat über Wilder, sondern eine von mehreren Kategorien in die er die Regisseure einordnet, und unter "Less Than Meets the Eye" bespricht er auch viele andere hoch geschätzte Regisseure wie Lean, Kazan, Wyler, Zinnemann oder Huston.

Re: Der Filmempfehlungen Thread

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Maibaum hat geschrieben: 8. Juli 2019 15:11 Ja, stimmt, das beißt sich. Er hatte als Drehbuchautor Meriten erlangt für klassische Komödien von Lubitsch, Leisen oder Hawks, und das scheint auch später noch durch.
Seine Filme stützen sich nun mal hauptsächlich auf den Dialog, von daher ist seine Regie natürlich maßgeblich von seiner Arbeit als Drehbuchautor geprägt. Ich sehe da generell aber keine Diskrepanz zwischen Regisseur und Autor auf der anderen Seite. Oder anders gesagt: ein Autor muss sich nicht zwangsläuftig transformieren, um als Regisseur künstlerisch erfolgreich zu sein. Sicherlich sind Filme visueller als Drehbücher, in denen unvermeidlicherweise mehr über Dialog und Beschreibung geregelt wird als in den bewegten Bildern. Das bedeutet aber für mein Empfinden nicht im Umkehrschluss, dass ein regieführender Autor nicht auch weiterhin dem geprochenen Text die Schlüsselrolle in seiner Inszenierung einräumen kann oder das dies eine minderwertigere Art der Regie gegenüber stark visuell arbeitenden Kollegen darstellt. Das ist aber natürlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Maibaum hat geschrieben: 8. Juli 2019 15:11 Aber in seinen eigenen Filmen wird dann oft zuviel geredet, es wiederholt sich, es beginnt sich zu ziehen.
(…)
Tatsächlich sehe ich beides in seinen Filmen, die Begabung für clevere Dialoge, aber auch den Hang zur Geschwätzigkeit.
Das finde ich überhaupt nicht, zumindest nicht in seinen besseren Filmen (die meiner Ansicht nach den Grossteil seines Werks ausmachen). Der Dialog ist eigentlich immer handlungs- und figurenrelevant, da ist selten bis nie was dabei nur der Freude am schönen Wort Willens. Das ist z.B. bei Tarantino anders, bei dem man häufig den Eindruck hat, er möchte seine cool-nerdigen Dialoge irgendwie unterbringen, auch ohne dass sie direkten Einfluss auf Dramaturgie und Figuren haben (letzteres stimmt so natürlich auch nicht ganz, da sie trotzdem in irgendeiner Form die Figuren weiter beleuchten). Bei Wilder hingegen empfinde ich dagegen zumeist alles inhaltlich legitimiert. Zumeist, weil bei Wilders schwächeren Filmen man solche Tendenzen auch feststellen kann und da funktioniert interessanterweise auch das Gesamtkonstrukt nicht. So bleiben beispielsweise die zentralen Figuren in Buddy, Buddy (vor allem die Lemmon-Figur) erstaunlich blass trotz all des mehr oder weniger gewitzten Dialog-Schnellfeuers und die ganze Sex-Klinik-Thematik wirkt merkwürdig aufgesetzt und müffelt sehr nach Altherren-Witz.

Maibaum hat geschrieben: 8. Juli 2019 15:11 Ein Zuviel an Dialoge bzw Monologen offenbart sich z.b. auch in Sunset Boulevard, wo zu oft das noch mal in Worten beschrieben wird was ohnehin gerade auf der Leinwand zu sehen ist.
Das finde ich nicht, da SB eben auch davon lebt, dass die Holden-Figur den Zuschauer direkt an seinem Innenleben teilhaben lässt. Der Off-Kommentar trägt viel zur Stimmung des Films bei (nicht zuletzt zur unheilschwangeren, unheimlichen Atmosphäre ím Dunstkreis der Swanson-Figur, was durch die Tatsache, dass Holden ja als Toter zum Publikum spricht (@GP: keine Sorge, ist kein Spoiler sondern die Ausgangsbasis des Films) kongenial unterstrichen wird) und ist allein daher schon unentbehrlich. Würde man die kommentieren Szenen ohne Text lassen, würde sich der Film deutlich leerer anfühlen, wie man auch weniger an die Holden-Figur gebunden würde.
Maibaum hat geschrieben: 8. Juli 2019 15:11 Wie überhaupt seine "Problemfilme", also die Filme die sich nicht komödiantisch mit ihren Inhalten beschäftigen, mir meist zu aufdringlich sind, und zu offensichtlich. Auch seinen klassischen Noir Double Indemnity fand ich nie so richtig überzeugend.
Auch das sehe ich ganz anders, gerade auch seine Nicht-Komödien finde ich sehr überzeugend und einen eindrucksvollen Beleg für seine Vielfältigkeit als Filmemacher. Als aufdringlich empfinde ich das nicht.
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Re: Der Filmempfehlungen Thread

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AnatolGogol hat geschrieben: 9. Juli 2019 07:31
Das bedeutet aber für mein Empfinden nicht im Umkehrschluss, dass ein regieführender Autor nicht auch weiterhin dem geprochenen Text die Schlüsselrolle in seiner Inszenierung einräumen kann oder das dies eine minderwertigere Art der Regie gegenüber stark visuell arbeitenden Kollegen darstellt. Das ist aber natürlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.


Das sehe ich ja alles genau so, und es ist auch nicht so daß Wilder nicht auch visuelle Ideen hat, nur es ist für mich nicht so übermäßig interessant.
Und ich schätze ja durchaus auch andere Regisseure in deren Filmen auch viel geredet wird. Gerade der auch von dir genannte Tartantino hat da für mich Wunderwerk vollbracht. Oder Eric Rohmer, der mich immer wieder glücklich macht.

Meine Aussagen geben eine Grundrichtung vor, für das was ich bevorzuge, sind aber kein festes Regelwerk.

Das finde ich nicht, da SB eben auch davon lebt, dass die Holden-Figur den Zuschauer direkt an seinem Innenleben teilhaben lässt. Der Off-Kommentar trägt viel zur Stimmung des Films bei, und ist allein daher schon unentbehrlich. Würde man die kommentieren Szenen ohne Text lassen, würde sich der Film deutlich leerer anfühlen, wie man auch weniger an die Holden-Figur gebunden würde.
Sicher, das sein Toter hier der Erzähler ist, das ist auf jeden Fall eine hübsche Idee, und der noirige Off-Kommentar ist natürlich an sich wichtig, aber trotzdem gibt er oft nur das wieder was sowieso zu sehen ist, und das ist mir beim letzten Anschauen von SB oft negativ aufgefallen. Da traut Wilder den Bildern nicht, bzw möchte sicher gehen daß alles eindeutig ist, zu eindeutig. Da macht dann auch teils das gesprochene Wort die Stimmung kaputt.
SB ist insgesamt ein guter Film, aber noch so einiges von einem Großem entfernt.

Wilder ist auf jeden Fall ein Regisseur von dem ich immer wieder mal was schaue, von dem ich (glaube ich) auch jeden Film schon wenigstens einmal gesehen habe, aber auf dem Entertainometer kommt dann doch nur Some Like It Hot über 8/10 hinaus. Aber 8/10 ist ja bei mir auch schon eine starke Wertung.

Hmm, haben wir schon einen BW Thread?
Zuletzt geändert von Maibaum am 17. Juli 2019 19:03, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Der Filmempfehlungen Thread

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The Apartment war super, wir haben uns gestern köstlich amüsiert über den präzisen und messerscharfen Humor, der natürlich oft aber nicht nur in Dialogen geäussert wird, die pointierter und cleverer kaum sein könnten, und es harmoniert wunderbar mit dem Zeitgeist und den geradezu bittersüssen Schlüsselszenen zwischen Lemmon und MacLaine. Überhaupt ist Lemmon fantastisch in der Rolle des tragikomischen Eigenbrötlers, der unter den Ränkespielen und Affären seiner grossspurigen Vorgesetzten zu leiden hat. Ein Film, der die frühen 60er in allen Zügen atmet, aber doch irgendwie sehr modern wirkt. Und Adolph Deutschs Score war auch mal wieder sehr gelungen. Ich würde 8,5 vergeben.
We'll always have Marburg

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