204
von HCN007
Agent
iHaveCNit: Midsommar (2019)
20.09.2019
Ari Aster hat mir im letzten Jahr mit „Hereditary“ einen der Filme des Jahres beschert und für mich ein Meisterwerk geschaffen. Umso gespannt war ich, was er mit seinem nächsten Film „Midsommar“ abliefern wird. „Midsommar“ war einer der Filme, auf die ich in diesem Jahr am meisten gewartet habe – und das Warten hat sich wirklich gelohnt, denn auch „Midsommar“ ist ein Volltreffer für das Jahr 2019 – genauso wie es „Hereditary“ 2018 gewesen ist.
Für die junge Studentin Dani läuft es gerade wirklich nicht gut. Die Beziehung zu ihrem Freund Christian kriselt und ein großes Familienschicksal trifft Dani sehr hart. Damit die junge Dani auf andere Gedanken kommt, kommen Christian und seine Studentenclique auf die Idee sie mit auf einen bereits geplanten Schwedentrip mitzunehmen. Dort findet in dem Heimatdorf des Mitstudierenden Pelle das Midsommarfest statt. Doch Dani, Christian und die Clique müssen mit der Zeit feststellen, dass bei all der präsentierten Gastfreundlichkeit nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
„Midsommar“ ist ein abgefahrener Trip, der zugleich extrem faszinierend und auch extrem abstoßend ist. „Midsommar“ funktioniert als Horrorfilm vollkommen ohne die klassische Dunkelheit und Jump-Scares, sondern durch den sich immer weiter steigernden subtilen Horror und gerade, da dieses Midsommarfest zur Sommersonnenwende stattfindet in nahezu vollkommener Helligkeit. Die übertriebene Freundlichkeit der Gastgeber, die zelebrierten Bräuche, Traditionen und Rituale erzeugen eine sehr unheilvolle Stimmung und das für Ari Aster bekannte Foreshadowing hat mit den Runen, Symbolen und den Wandmalereien etwas, was man bei mehrfacher Sichtung komplett durch analysieren könnte. Ari Aster ist ja auch bekannt dafür, unangenehme Situationen und Bilder einfach mal für längere Zeit so stehen zu lassen und das ist auch bei „Midsommar“ in sehr krassen Bildern der Fall. Darüber hinaus haben mir die Kameraarbeit, der Schnitt und auch die sehr subtil eingesetzten Spezialeffekte richtig gut gefallen, die einen stellenweise in einen richtigen Drogentrip versetzten. Das Thema „Trauerbewältigung“ ist ein Thema, mit dem Aster bereits bei „Hereditary“ gearbeitet hat, ist auch bei „Midsommar“ der Fall. Nach einer vierköpfigen Familie ist es nun eine junge Studentin, die die eigene Trauer bewältigen und natürlich auch mit einer toxischen Beziehung auseinandersetzen muss. Die junge Florence Pugh hat mir dieses Jahr bereits in „Fighting With My Family“ richtig gut gefallen, aber in „Midsommar“ liefert sie eine unfassbare Performance ab. Der Film ist quasi komplett auf ihren Leidensweg ausgerichtet. Und dieser Trip und dieser Leidensweg hat mich komplett in den Bann gezogen, so dass ich zu diesem Zeitpunkt sagen muss, dass dies mein aktueller Film des Jahres 2019 ist. Ich hätte diesem unheilvollen Treiben ewig zuschauen können. Umso mehr bin ich gespannt, ob wir hierzulande auch die nahezu dreistündige Fassung des Films auf einfachem Weg sehen können.
„Midsommar“ - My First Look – 10/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "