Re: The One and Only - Mel Gibson
76Klar Gibson ist von Gewaltdarstellungen irgendwie fasziniert und auch hier gehen wieder hin und wieder die Gäule mit ihm durch. Das ist auch der Grund, warum ich "Passion" bis heute nicht sehen wollte.
Ich meinte den Metzelfilm der von der Freikirche zum missionieren benutzt wird.vodkamartini hat geschrieben:Na, das Metzeln für die gute Sache passt hier imo nicht. Doss rührt im Krieg und in der Ausbildung nie eine Waffe ran.
Also mir gefällt POC schon ganz gut.vodkamartini hat geschrieben:Klar Gibson ist von Gewaltdarstellungen irgendwie fasziniert und auch hier gehen wieder hin und wieder die Gäule mit ihm durch. Das ist auch der Grund, warum ich "Passion" bis heute nicht sehen wollte.
Das ist vielleicht gar nicht mal so der falsche Glaube deinerseits. Da ich den noch nie gesehen habe, habe ich ja eigentlich gar kein oder in jedem Falle kein vollständiges Bild von der Christi Passion. Mich hat die Thematik eben nie sonderlich gereizt, obwohl ich keinesfalls anti-christlich oder anti-religiös eingestellt bin (womit ich nicht sagen will, ich sei Kirchgänger oder überhaupt religiös), was ja leider oft ein beliebter Vorwurf gegen Kritiker des Films ist. Für mich gibt die Jesus-Geschichte in ihrer Ursprungsform nicht sonderlich viel her... wenn du nun aber sagst, dass sie eben durchaus auch durch einen anderen Blickwinkel betrachtet wird, macht mich das schon deutlich neugierig als manch anderes Wort, dass ich bislang von Bewunderern des Films vernommen habe. Vielleicht wage ich mich irgendwann aber an die Passion ja doch noch mal ran (allein wegen des vorzüglichen Hauptdarstellers), ich brauche dann aber einfach den richtigen Moment dafür, sonst werden Gibsons Film und ich es vermutlich schwierig haben.AnatolGogol hat geschrieben:Aber ich glaube du hast ein etwas falsches Bild von dem Film.
Eben die Siebenten-Tags-Adventisten.Maibaum hat geschrieben:GP, welche Freikirche ist das konkret?
Naja, die hohen Priester sind in der Passionsgeschichte eben die Schurken. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sie Juden sind. Schließlich war Jesus selbst ja auch Jude.Casino Hille hat geschrieben: Ich muss aber auch gestehen (bitte nicht steinigen), dass mich die Antisemitismus-Vorwürfe gegen Gibson und gegen den Film damals von einem Kinobesuch genauso abgehalten haben, wie mich jetzt der Verweis vieler Kritiker auf eindeutige missionarische Tendenzen und Hurra-US-Patriotismus in Hacksaw Ridge von einem Kinobesuch zu diesem Film abhalten.
Echt? Dachte, er war Christ(us).Samedi hat geschrieben: Naja, die hohen Priester sind in der Passionsgeschichte eben die Schurken. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sie Juden sind. Schließlich war Jesus selbst ja auch Jude.
Kein Stress, Don. Den Fehler machen die meisten.DonRedhorse hat geschrieben:Echt? Dachte, er war Christ(us).Samedi hat geschrieben: Naja, die hohen Priester sind in der Passionsgeschichte eben die Schurken. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sie Juden sind. Schließlich war Jesus selbst ja auch Jude.
Weiß ich doch.Samedi hat geschrieben:Kein Stress, Don. Den Fehler machen die meisten.DonRedhorse hat geschrieben:Echt? Dachte, er war Christ(us).Samedi hat geschrieben: Naja, die hohen Priester sind in der Passionsgeschichte eben die Schurken. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sie Juden sind. Schließlich war Jesus selbst ja auch Jude.
Das besondere an Gibsons Version und damit das "neue" unter den filmischen Aufbearbeitungen dieses Stoffes ist, dass er die Größe des Leidens und damit das Opfer der Titelfigur wie auch bedingunslose Liebe und Aufopferung den Zuschauer wirklich emotional miterleben lässt. Der Film zeigt nicht nur, er lässt an allen Emotionen teilhaben. Das ist dann im warsten Sinne des Wortes oft eine Tortur, aber genau das soll es ja auch sein. Im Gegensatz zu den grausamen und menschenverachtenden Szenen setzt Gibson dann sehr zarte und liebevolle Momente, die durch den extremen Kontrast um so stärker wirken.Casino Hille hat geschrieben:Für mich gibt die Jesus-Geschichte in ihrer Ursprungsform nicht sonderlich viel her... wenn du nun aber sagst, dass sie eben durchaus auch durch einen anderen Blickwinkel betrachtet wird, macht mich das schon deutlich neugierig als manch anderes Wort, dass ich bislang von Bewunderern des Films vernommen habe.
Das sehe ich so: da ich weder Gibson kenne noch den Grad der Glaubwürdigkeit der seinerzeit teilweise doch sehr reisserischen Berichterstattung über seine Entgleisungen einzuschätzen vermag ignoriere ich es weitgehend. Ob Gibson wirklich ein beinharter Antimsemit ist oder es "nur" im Rausch und Frust rausgehauene Stammtischparolen waren, ich weiss es nicht. Meine Erfahrung sagt mir, dass so gut wie kein Mensch nur "gut" oder "schlecht" ist und ich vermute, so wird es wohl auch bei Mr. Gibson sein. Abgesehen davon halte ich es bei meinem Lieblingshobby aber eh so, dass ich strikt zwischen Künstler und Werk trenne. Einen Fall, bei dem ich grundsätzlich das Werk eines Künstlers boykottiert habe, weil ich mit dessen Verhalten nicht einverstanden war, hatte ich bislang noch nie.Casino Hille hat geschrieben: Ich muss aber auch gestehen (bitte nicht steinigen), dass mich die Antisemitismus-Vorwürfe gegen Gibson und gegen den Film damals von einem Kinobesuch genauso abgehalten haben
Aus meiner Sicht predigt TPOTC sicherlich keinen Antisemtismus, das fand ich von Anfang an an den Haaren herbeigezogen. Ob Gibson den FIlm auch aus religiösem Sendungsbewusstsein gedreht hat? Vielleicht, ich denke viel wichtiger war ihm bei dem Projekt aber, dass er seine Vision und Überzeugung auf die Leinwand bringen und mit einem Millionenpublikum teilen konnte. Ist das Missionierungseifer? Vielleicht, aber das gilt dann sicherlich für viele Filmemacher, die ihre Überzeugungen filmisch verarbeiten, Oliver Stone kommt mir da reflexartig in den Sinn, auch mein geliebter Milius (noch nicht mal zwingend politisch wie man es ihm immer vorgeworfen hat, aber sicherlich in Bezug auf seine Weltanschauung) und fraglos noch viele andere.Casino Hille hat geschrieben:aber es gibt nun mal kaum etwas, was ich schlimmer oder abschreckender finde als Filme mit derartigen Ausrichtungen (nicht, dass ich selbst diese Gibson unterstellen möchte: ich habe die betreffenden Filme ja nicht gesehen, allerdings wurden auch Passion Christi ja viele solcher Dinge (Missionierung etc.) vorgeworfen damals).
Da hast du mich jetzt aber falsch verstanden. Mir ging es darum, dass ganz direkt dem Film selbst antisemitische Inhalte vorgeworfen wurden. Dass es da auch Vorwürfe gegen Gibson gab, hat die Vorwürfe gegen den Jesus Film dann nur unterstützt, aber ist für mich selbst ansonsten auch freilich sehr irrelevant (sonst dürfte ich mir ja keine Filme mit Smith, Cruise und Co. angucken... ne, das wäre mir zu doof). Aber natürlich kann ein solches Gedankengut eines Regisseurs auch seine Filme deutlich prägen - und das wäre dann der Punkt, an dem ich persönlich keinen Spaß mehr daran hätte. Natürlich ist Sendungsbewusstsein immer nervig, wen es mir eine Meinung einhämmern soll, aber da mache ich dann schon noch einen Unterschied zwischen einem "Eddie The Eagle", der einen Sportgedanken glorifiziert/verherrlicht und einem Film, der bewusst antisemitisch oder randgruppenfeindlich auffällt, wenn du verstehst, worauf ich hinauswill. Noch mal: das alles ist wirklich kein konkreter Vorwurf gegen Gibsons Filme, ich habe weder Christ noch Hacksaw gesehen und bin ihnen deshalb in diesem Punkt eigentlich neutral gegenüber eingestellt. Nur hat es mich eben damals von einem Kinobesuch abgehalten und später hatte ich dann einfach nie Lust, es nachzuholen.AnatolGogol hat geschrieben: Ob Gibson wirklich ein beinharter Antimsemit ist oder es "nur" im Rausch und Frust rausgehauene Stammtischparolen waren, ich weiss es nicht.
Natürlich ist es völlig okay, wenn Regisseure für ihre Überzeugungen eintreten und sie mit ihrem Publikum teilen wollen. Aber wie du selbst schreibst, muss es eine gewisse Neutralität für den Zuschauer geben, er muss die Möglichkeit haben, sich im Zweifelsfall auch kritisch gegen das gezeigte positionieren zu können. Sobald es aber manipulativ oder aufdringlich gerät, ist es egal um was es geht kritisch zu sehen in meinen Augen. Aber da ist die subjektive Hemmschwelle natürlich jeweils ganz anders angesetzt.AnatolGogol hat geschrieben:das gilt dann sicherlich für viele Filmemacher, die ihre Überzeugungen filmisch verarbeiten, Oliver Stone kommt mir da reflexartig in den Sinn, auch mein geliebter Milius
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