Welches ist der beste Leone-Film?

1960: Der Koloß von Rhodos (Il colosso di Rodi) (Keine Stimmen)
1964: Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (6%)
1965: Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dollaro in piu) (Keine Stimmen)
1966: Zwei glorreiche Halunken (Il buono, il brutto, il cattivo)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (39%)
1968: Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volta il West)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (28%)
1971: Todesmelodie (Giù la testa) (Keine Stimmen)
1973: Mein Name ist Nobody (Il mio nome è Nessuno)*
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (6%)
1984: Es war einmal in Amerika (Once Upon a Time in America)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (22%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 18

Re: Der Sergio Leone Thread

16
AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben: Nö, die ersten beiden sind korrekt übersetzt, und entsprechen perfekt den Filmen (und wurden auch in den meisten Ländern fast korrekt übersetzt).
Das ist aber genau die gleiche Argumentation wie bei den Leuten, die bei Synchros am liebsten eine wortwörtliche Übersetzung hätten – und wenn sie noch so radebrechend klingt. Bei der Wahl eines eingedeutschten Titels geht es auch darum einen gut klingenden und prägnanten Titel zu wählen und bei aller Liebe, aber „Der Gute, der Böse, der Hässliche“ klingt einfach nur unrund, nicht elegant und wenig prägnant – ungeachtet des Originaltitels. Es lässt sich nun mal ein Titel nicht immer 1:1 von einer Sprache in eine andere übertragen, was wie hier im italienischen gut und cool klingt (geh ich einfach mal von aus, bin ja kein italienischer Muttersprachler) klingt auf deutsch in der direkten Übersetzung dann merkwürdig.


Nein, die klingen großartig. Der Gute, der Böse, der Hässliche ist doch ein wunderschöner Titel, während der Halunkentitel so dämlich ist daß ich es vermeide ihn zu schreiben. Über die deutschen Titel dieser 3 Filme lacht die ganze Filmwelt, oder rollt mit den Augen. Und über Es war einmal im Westen/der Westen würde sich niemand beschweren wenn es schon immer der Titel gewesen wäre. Wenn die Amis das schon korrekt übersetzen ...

Maibaum hat geschrieben: Die deutschen Titel sind gruselig. Wobei Spiel mir das Lied vom Tod an sich geht, wenn er nicht so meilenweit von Leones Intentionen entfernt wäre.
Nein, die klingen nicht gruselig, da gibt es GANZ andere Titelverbrechen, dagegen sind die Leones ok. Zwei glorreiche Halunken ist nun mal sogar der usrsprüngliche Titel des Films
Der Arbeitstitel, und vielleicht klang er im Italienischen ja nicht so albern wie im Deutschen, aber für mich einer der übelsten überhaupt, und trifft zudem den Kern des Films überhaupt nicht.
Todesmeldie geht ebenfalls ok, da „Kopf runter“ oder „Nimm den Kopf runter“ als deutscher Titel viel zu unspektakulär wäre, selbst das sinnige „Bleib in Deckung“ wäre einfach nicht griffig genug. Die internationalen Titel „Duck you Sucker“ und „Fistful of Dynamit“ finde ich zB auch noch deutlich unpassender, auch wenn der erste zugegebenermaßen einen gewissen Kultcharakter hat. Aber Todesmelodie passt eigentlich auch ganz gut zum Ton und zum Inhalt des Films, geht daher also auch ok.
Nee, passt überhaupt nicht. Nichtssagend.

In Frankreich heißt er ja Es war einmal in der Revolution, bin mir aber nicht sicher ob ich den mag, aber immer noch der Beste von den verwendeten.

Und warum muß ein Titel spektakulär sein? Man sollte den Willen des Künstlers versuchen so gut es geht zu entsprechen. und wenn amn abweicht, dann nicht so lust- und einfallslos wie hier
Maibaum hat geschrieben: Bitte?
Da liegen doch Welten zwischen. Schon deswegen weil MNIN zur Hälfte ein ernster und sehr melancholischer Spätwestern ist, der auch sehr intelligent mit seinen vielfältigen Motiven spielt. Da sollte man einfach mal ca 3 min an überflüssigen Slapstick herauskürzen, und schon hat man eine sehr gelungene Mischung aus Parodie und Ernsthaftigkeit.
Die Meinung hast du aber auch ziemlich exklusiv, jedenfalls gemessen am Erfolg in D. Natürlich hat Nobody auch ernstere Momente und Passagen, aber der Kern liegt doch ganz eindeutig auf der Klamotte. Deshalb ist der Film in D auch so populär, weil Hill da rumalbert und die Synchro auf den Putz haut, als gäbe es kein Morgen mehr. Das mag ich nicht und das verdirbt mir die zugegebenermaßen guten ernsteren Momente.
Nein, der Kern liegt nicht in der Klamotte, nicht einmal in der deutschen Fassung die ja zur Hälfte sehr passend, und sehr gut synchronisiert ist, aber in der anderen Hälfte viel rumblödelt. Der pure Klamauk, also die Teile die nur Klamauk um des Klamauks Willen sind sehe ich als relativ gering an. Der Rest ist zum Teil witzig, und funktioniert als Genreparodie.

Nobody war auch in Frankreich und sonstwo in Europa sehr erfolgreich, auch ohne Juxsyncro.


Maibaum hat geschrieben:Und dann ist er fast durchweg dermaßen exzellent inszeniert, daß das Anschauen für mich jedesmal der reinste Genuß ist. Von daher sind 9/10 auf dem Entertainometer, trotz einiger offensichtlicher Schwächen, locker vertretbar. Denn über diese paar Szenen sehe ich dann locker hinweg.
Für mich ist er fast durchweg albern und wären das nur ein paar Szenen, dann könnte ich vielleicht eher mit leben. Aber dieser dauernde Klamauk finde ich furchtbar.
Vielleicht solltest du ihn nochmals schauen. Und zumindest die Hill Szenen auf englisch.
Maibaum hat geschrieben: Außerdem gehört MnIN natürlich klar in die liste der größten deutschen Synchronverbrechen. Der namentlich bekannte Oberschurke hat ja nicht einmal seine Spuren verwischt, sondern lässt sich in den deutschen Credits sogar als Co-Drehbuchautor feiern.
Sicher, aber dann verwundert mich noch viel mehr, dass du den Film in so hohen Ehren hältst, da du ihn ja auf deutsch anschaust. Du sagst doch selbst, dass Alfons & Co. Dir den ersten Dollar verderben und dann ist die ungleich viel schlimmer Nobody-Synchro kein Grund dem Film nicht trotzdem 9 Punkte zu geben? Klar, ich weiss für dich steht die Inszenierung über allem, aber dass du das gesprochen Wort so komplett ignorieren kannst, dass finde ich schon beeindruckend. Könnte ich nicht, genaugenommen ist die Synchro schwer mitverantwortlich, dass ich den Film nicht mag (wobei man ihr zu Gute halten muss, dass sie auch den Hauptanteil hat, dass der Film in D nach vielen Jahrzehnten immer noch so populär ist).
Die Inszenierung ist zwar das Wichtigste, aber sie steht nicht über allem. Und gerade in MNIN findet sich noch sehr viel mehr was so richtig gut ist.

Und auch die Alfons Syncro konnte mir Für eine Handvoll Dollar nicht verderben, aber ich bin froh daß es die Erstsyncro wieder gibt. Und wen ich weiß daß etwas falsch ist in der deutschen Fassung, dann kann ich da tatsächlich drüber hinweg schauen. Außerdem habe ich ja momentan immer Englisch als Alternative. Leider ist bei Leone ja ital. mit UTs (also die eigentliche Originalversion) auf meinen Discs nicht drauf.
Maibaum hat geschrieben:Warum zählen die frühen nicht? Nur weil sie konventionell sind? Es sind Leone Filme, er hat sie inszeniert, und zumindest der Koloß ist auch voll offiziell ein Leone Film.
Gleiches Spiel wie Nobody, ich will mir Leones Oevre nicht mit solchem Mittelmaß verderben. Die Heiligenverehrung funktiniert so einfach besser. :wink:
Da sollte man doch mehr manns sein ... ;)

Sehe ich komplett anders, Nobody hat sicher seine inszenatorischen Momente, aber den Holzhammerfilm über den subtilen Todesmelodie zu stellen kann ich nicht nachvollziehen. Auch darstellerisch liegen da Welten dazwischen, die „Knallcharge“ Hill (sorry, aber er war halt darstellerisch limitiert) und ein Fonda im Automodus gegen den damals führenden Charakterdarsteller und einen der coolsten Haudegen aller Zeiten: ein ungleiches Duell. Zudem hat Todesmelodie so viel magische Momente, etwa gleich die erste Einstellung mit den Ameisen, der Moment als die Kutsche übernommen wird und die Gewehre hinter Juan durch die Fenster kommen, Coburns Einführung als er aus dem Rauch gefahren kommt, der Moment als Juan die Idee kommt mit John die Bank zu knacken, wenn Juan mit seinem Fuss den Hebel von Johns Auslöser runterdrückt und im Hintergrund die Kirche explodiert und und und (das war jetzt alles nur aus der ersten Dreiviertelstunde). Der Film wird immer besser mit zunehmender Laufzeit und arbeitet die Schrecken der Revolution und die Auswirkungen auf die Menschen immer besser heraus. Für mich wirklich nur ganz knapp am Meisterwerk vorbei.
Ich finde MNIN subtiler als Giu la testa. Das sind sicher alles starke Szenen, aber in MNIN gibt es noch stärkeres. Jedoch die Höhepunkte (das Massaker an der Brücke und vor allem der Zugüberfall und überhaupt viel vom Ende) sind schwach inszeniert.

und gerade als Charakterdrama vermag er mich nur bedingt zu überzeugen. Das war keine von Leones Stärken, das geniale Spiel mit stereotypen Charakteren lag ihm viel besser.

Und das Hill kein großer Schauspieler war schadet hier kaum. Während Steiger es mal wieder etwas übertreibt, und zu sehr im Schatten von Wallach bleibt.

Trotzdem hätte auch Steiger den Tuco sehr gut spielen können, und wäre damit wahrscheinlich stärker gewesen als hier.

Ich mag auch vieles an Giu la testa sehr, aber nicht alles. Gegenüber den beiden Vorgängerwesten fällt er sehr ab.

Re: Der Sergio Leone Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben: als nach dem epischen, brillanten Höhepunkt von Leones Eastwood-Trilogie.
Es ist finde ich kein Epos.
Leone bleibt hier seinem anti-epischen Stil treu, auch wenn die Handlung hier vor einem epischen Hintergrung abläuft.

Erst danach wird er zu einem auch epischen Regisseur.

Re: Der Sergio Leone Thread

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Zwei glorreiche Halunken finde ich verglichen mit "Der Gute, der Böse und der Hässliche" auch ziemlich schwach. Der Titel klingt etwas absurd, teilweise auch mehr nach einem lustigen Film. Und natürlich ist es ein lustiger Film, aber nicht die Art von lustig, die der Titel fähig ist zu suggerieren. Das hat ein ähnliches Niveau wie die Übersetzung von "For Your Eyes Only" bei James Bond zu "In tödlicher Mission".
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Sergio Leone Thread

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Hier mal meine alen Reviews zu den 2 Dollar Filmen:

Für eine Handvoll Dollar

Wo soll ich anfangen? Clint Eastwood ist der coolste Typ der Western-Filmgeschichte. Unglaublich was er hier spielt. Der Film besticht durch großartige Kameraufnahmen und einen extrem starken Hauptdarsteller. Immer wieder verblüffte mich wie lässig aber auch extrem cool Eastwood spielt. Die Story ist einfach erzählt. Zwei Gangsterfamilien terrorisieren ein kleines Dorf und Joe (Eastwood) fängt an beide Seiten gegeneinander auszuspielen.

Gekonnt in Szene gesetzt. Das Setting, die Atmosphäre, alles großartig. Sergio Leone versteht es seine Möglichkeiten genial einzusetzen und hat mit Eastwood die perfekte Verkörperung seiner Hauptfigur gefunden. Jede Szene ist großartig und besonders das "Abwarten" vor dem Schuss ist genial inszeniert. Der Soundtrack trägt einen großen Teil dazu bei. Vorallem das Main Thema des Films ist sowas von großartig und gehört mit zu dem besten was ich bis Dato hören durfte.

Ein Italo-Western der es absolut in sich hat und für mich der bis dato stärkste Western ist, den ich gesehen habe. Sogar noch besser als beide True Grit's (Original und Remake) oder Spiel mir das Lied vom Tod. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt und fühlte mich großartig unterhalten.

9,5/10 (Tendenz nach oben)

-

Für ein paar Dollar mehr

Wo soll ich anfangen? Clint Eastwood ist weiterhin der coolste Typ der Western-Filmgeschichte. Der Zweite Teil der Dollar Trilogie ist ebenfalls ein großartiger, über weite Strecken spannender und vor Eastwood's Coolness strotzender Film. Inhalt des Film ist, dass Kopfgeldjäger Colonel Douglas Mortimer (gespielt von van Cleef) und Monco (Eastwood) sich nach ein paar kleineren Differenzen zusammen tun, um den ausgebrochenen und meist gesuchten Verbrecher El Indio zur Strecke zu bringen.

Anfangs war der Film ziemlich cool und hatte sehr viele, sehr starke Momente. Dann dümpelte er ein wenig vor sich hin und ich wusste nicht so recht, was das sollte. Der erste Teil war recht temporeich und hatte keine einzige Länge. Hier machte sich das im zweiten Viertel bemerkbar, was aber nicht weiter schlimm ist, da der Film gegen Ende nochmal richtig Fahrt aufnimmt und absolut großartig wird. Die Schießerein sind wieder einmal sehr cool, der Film an sich auch etwas brutaler als der Vorgänger. Teilweise auch mit etwas mehr Humor gespickt. Tat dem Film aber sehr gut. Eastwood ist wieder cool wie eh und je und hat mit Lee van Cleef einen tollen Darsteller an der Seite, mit dem er perfekt harmoniert.

Was ein bisschen störte, war das Gian Maria Volontè schon wieder den Fießling spielte. War am Anfang etwas verwirrend und unpassend. Verstehe auch jetzt nicht so ganz, wieso man das gemacht hat, zumal man hier auch Bezug auf den Vorgänger nimmt. Seine Leistung hat er trotzdem gebracht. Auch Klaus Kinski hat, trotz weniger Momente, Eindruck hinterlassen. Er spielte hier zwar eine Nebenrolle, tat dieser aber absolut souverän und irre.

Der Soundtrack von Morricone ist wieder einmal ein Genuss. Schon im Vorgänger hatte er einen super Beitrag geleistet und den Film durch seine Musik perfekt aufgewertet und musikalisch 1a in Szene gesetzt. Hier ist es genauso. Absolut großartig, was dieser Mann hier geschaffen hat.

Leone gelingt es, wieder einen großartigen Western zu machen mit einer tollen Atmosphäre, großartigen Darstellern und einem coolen Setting. Einige Aufnahmen sind wunderschön geworden, lediglich die kleinen Längen im zweiten Viertel hätten nicht sein müssen. Ob gleich er nicht den Erstling und für mich großartigsten Western aller Zeiten erreicht, schafft er es hier einen ähnlich starken Film abzuliefern, der Clint Eastwoods Weg zur Legende beginnen ließ.

9/10

Re: Der Sergio Leone Thread

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Maibaum hat geschrieben: Nein, die klingen großartig. Der Gute, der Böse, der Hässliche ist doch ein wunderschöner Titel, während der Halunkentitel so dämlich ist daß ich es vermeide ihn zu schreiben. Über die deutschen Titel dieser 3 Filme lacht die ganze Filmwelt, oder rollt mit den Augen.
Nein, nicht wunderschön, sondern wunderbar unrund und sprachlich schwach. Wer ist die ganze Filmwelt? Deutsche Filmsnobs, für die deutsche Synchros und Titel eh verpönt sind? Fremdsprachler, die eh keinen richtigen Zugang zur deutschen Sprache haben (im Sinne von was klingt elegant, was klingt rund)? Wenn du darauf abzielst, dann kann ich das nur als irrelevant abtun. Mach mal ne Umfrage im deutschen Sprachraum und frag die Leute, ob Spiel mir das Lied vom Tod ein guter Titel ist oder ob der lachhaft oder augenrollwürdig ist! Ein anderes Ergebnis, als das der Titel super ist würde mich schwer wundern. Was an zwei glorreiche Halunken so dämlich sein soll, kann ich auch nicht nachvollziehen. Auch ich bevorzuge den Originaltitel, aber deswegen geh ich nicht her und will eine unrunde, unelegante 1:1 Übersetzung. Es ist exakt die gleiche Diskussion, die wir hier führen wie 1:1 synchro koste es was es wolle gegen etwas freiere, dafür sprachlich und kulturell aber besser funktionierende, weil gebräuchlichere und elegantere Synchro. Ich kann mich nur wiederholen: wem die Titel oder die Synchro nicht gefallen: greift zum Original.
Maibaum hat geschrieben:Und über Es war einmal im Westen/der Westen würde sich niemand beschweren wenn es schon immer der Titel gewesen wäre. Wenn die Amis das schon korrekt übersetzen ...
Wenn die Amis es denn mal richtig übersetzt hätten :wink: . Aber wer beschwert sich denn überhaupt über Spiel mir das Lied vom Tod – siehe oben? Als ob das denn Film auch nur irgendwie schlechter machen würde oder die Intention des Regisseurs beschädigen würde. Man kann sicher diskutieren und argumentieren, dass dies eine Grundsatzfrage ist, in wie weit man in ein Original eingreifen darf, das kann ich absolut verstehen. Aber ob einem ein Titel passt oder nicht ist doch eine reine Geschmacksfrage und die von dir aufgeworfene „Originaluntreue“ interessiert doch außer ein paar Leone-Hardcorelern doch keinen Menschen. Und wie gesagt: für die gibt es ja eh die Originalfassung (welche auch immer das sein soll...).


Maibaum hat geschrieben:Die deutschen Titel sind gruselig. Wobei Spiel mir das Lied vom Tod an sich geht, wenn er nicht so meilenweit von Leones Intentionen entfernt wäre.
Ich finde das viel zu weit hergeholt wenn du beim Titel mit Leones Intention kommst – siehe Duck you sucker. Das ist das beste Beispiel, wie ein Ausländer einen anderssprachigen Titel festlegt, der erstens nicht wirklich dem Sinn der Originals entspricht (klingt eher wie eine Komödie) und zweitens sprachlich mehr als merkwürdig anmutet (das erkenne sogar ich als nicht englischer Muttersprachler).


Maibaum hat geschrieben:Der Arbeitstitel, und vielleicht klang er im Italienischen ja nicht so albern wie im Deutschen, aber für mich einer der übelsten überhaupt, und trifft zudem den Kern des Films überhaupt nicht.
Der ist aber wenn du ehrlich bist auch nur deshalb so übel für dich, weil du den O-Titel kennst und ihn für viel stärker hälst. Es gibt VIEL schlimmere Titelentgleisungen, da sind die Halunken weit entfernt von der Spitzengruppe.
Maibaum hat geschrieben: Nee, passt überhaupt nicht. Nichtssagend.

In Frankreich heißt er ja Es war einmal in der Revolution, bin mir aber nicht sicher ob ich den mag, aber immer noch der Beste von den verwendeten.
Der französische Titel ist auch genauso nichtsagend. Nur weil das Wort Revolution drin vorkommt? Wo ist da bitteschön die oben von dir eingeforderte Intention des Regisseurs? Mit Ausnahme des Wortes Revolution macht der französische Titel ja genau das gleiche wie der deutsche – er nimmt direkten Bezug auf den Vorgänger. Todesmelodie macht das sogar recht subtil, denn man hätte den Film ja auch „Spiel mir die Melodie vom Tod“ nennen können – was zwar viel direkter, aber sprachlich auch weit schwächer gewesen wäre. Dir gefällt der Titel nicht, das ist ok. Aber hier die Unpassend-Karte zu ziehen und einen genau so unpassenden Titel (und alle internationalen Titel sind nicht mehr passend) zu spielen finde ich - unpassend.


Maibaum hat geschrieben:Und warum muß ein Titel spektakulär sein? Man sollte den Willen des Künstlers versuchen so gut es geht zu entsprechen. und wenn amn abweicht, dann nicht so lust- und einfallslos wie hier
Weil der Film eine Verkaufsware ist und der Verleih logischerweise daran interessiert ist, den Film über den Titel einem möglichst großen Publikum schmackhaft zu machen. Und dass die deutschen Leone-Titel einfallslos sind stimmt ja definitiv nicht. Zumindest Spiel mir das Lied vom Tod ist einer der prägnantesten und besten deutschen Eintitelungen überhaupt – nicht umsonst ist der Titel so bekannt und gebräuchlich, auch bei Leuten, die den Film gar nicht oder nur oberflächlich kennen.
Maibaum hat geschrieben: Nein, der Kern liegt nicht in der Klamotte, nicht einmal in der deutschen Fassung die ja zur Hälfte sehr passend, und sehr gut synchronisiert ist, aber in der anderen Hälfte viel rumblödelt. Der pure Klamauk, also die Teile die nur Klamauk um des Klamauks Willen sind sehe ich als relativ gering an. Der Rest ist zum Teil witzig, und funktioniert als Genreparodie.

Nobody war auch in Frankreich und sonstwo in Europa sehr erfolgreich, auch ohne Juxsyncro.
Ich teile deine Einschätzung über den Anteil der Klamotte nicht – und ein Großteil des deutschen Publikums wohl eben so wenig. Denn Nobody gilt in D als Komödienklassiker und ist wegen des Klamauk- und Komödienanteils so beliebt, nicht wegen Leones inszenatorsicher Klasse. Wie es in Frankreich und sonst wo in EU ist kann ich nicht sagen, da ich nicht weiss, wie weit sich die anderssprachlichen Versionen ins Klamaukland begeben.

Maibaum hat geschrieben: Vielleicht solltest du ihn nochmals schauen. Und zumindest die Hill Szenen auf englisch.
Nein, ich kenne den Film gut genug, besser als mir lieb ist. Unsere Ansichten über das Gebotene gehen eben hier sehr weit auseinander. Nix ungewöhnliches wie du weißt, ich könnte dir ja auch Agenten leben einsam noch mal ans Herz legen (EDIT: pardauz, da habe ich doch glatt den Roger Moore-Film genannt, dabei sollen die Agenten doch sterben :D ) , mach ich aber nicht, weil wiederholte Sichtungen dir den Film auch nicht schmackhafter machen würden. So ist es bei mir mit Nobody.
Maibaum hat geschrieben:Da sollte man doch mehr manns sein ... ;)
Ach du, man braucht nicht sehenden Auges allen Scheiss in Betracht ziehen. 8) Zumal man bei einigen der alten Italoschinken die Regieverantwortlichkeiten eh nicht so ganz genau bestimmen kann.
Maibaum hat geschrieben:Ich finde MNIN subtiler als Giu la testa.
Ich nicht. Dem steht schon der grobe Holzhammer-Humor im Weg. Im Gegensatz zu dir kann ich über den Klamauk nicht hinwegsehen bzw. gewichte das gebotene anders, das ist für mich das Entgegengesetzte Ende von Subtilität.
Maibaum hat geschrieben:Das sind sicher alles starke Szenen, aber in MNIN gibt es noch stärkeres. Jedoch die Höhepunkte (das Massaker an der Brücke und vor allem der Zugüberfall und überhaupt viel vom Ende) sind schwach inszeniert.
Das sind aber auch nicht die Höhepunkte des Films, die Höhepunkt sind doch eindeutig die Entdeckung der Leichen in der Grotte und das Finale inklusive der letzten Rückblende. Und wenn man will der Überfall auf die Bank. Die beiden von dir genannten Szenen sind halt zwei von mehreren Actionszenen, wobei ich dir in sofern zustimme, dass Leone da sicher besseres geboten hat. Aber dafür sind die Szenen dann zu kurz, als dass es wirklich stören würde (zumal sie ja nicht schwach sind, sondern nur nicht ganz so stark wie andere). Und die Zugszenen hat zudem die faszninierende Konfrontation zwischen John und dem Professor, die zusammen mit der finalen Rückblende Coburns Charakter ja erst verständlich macht.
Maibaum hat geschrieben: und gerade als Charakterdrama vermag er mich nur bedingt zu überzeugen. Das war keine von Leones Stärken, das geniale Spiel mit stereotypen Charakteren lag ihm viel besser.
Ich sehe das anders. Das ist gerade das Besondere an Todesmelodie, dass er hier erstmals keine Stereotypen ohne Weiterentwicklung hat sondern echte Charaktere, die eine erhebliche Entwicklung im Laufe des Films durchmachen. Ich gebe dir in sofern recht, dass die Charakterentwicklung in Es war einmal in Amerika, bei welchem er ebenfalls von den Stereotypen wegging, nicht so richtig funktioniert. In Todesmelodie funktioniert es aber sehr gut, die beiden Protagonisten sind großartig geschrieben, motiviert und gespielt. Die Enthüllung von Johns Motivation quasi in allerletzter Sekunde und nochdazu nur auf subtile, angedeutete Art ist einfach meisterhaft. Hier liegt u.a. die Subtilität des Films.


Maibaum hat geschrieben:Und das Hill kein großer Schauspieler war schadet hier kaum. Während Steiger es mal wieder etwas übertreibt, und zu sehr im Schatten von Wallach bleibt.
Da ist sicher kein Schatten für Steiger, denn dafür ist er klug genug sich trotz aller Parallelen weit genug von Wallachs Darstellung zu entfernen, in erster Linie durch die weit komplexere Charakterentwicklung. Bei Tuco gab es so was nur angedeutet, zB in der Szene mit seinem Bruder, bei Juan gibt es dann aber das volle Programm. Die Szene in der Höhle, in der Leone minutenlang nur Steiger Gesicht und seine Reaktion zeigt, ohne das der Zuschauer weiss was passiert ist und warum Juan auf einmal so verändert ist, das ist einfach der Wahnsinn. Sowohl darstellerisch als auch inszenatorisch. Hier liegt auch die ganz große Stärke von Steiger: obwohl er zuvor im Tuco-Stil so ordentlich auf die Pauke gehauen hat als großmäuliger Angebeber, so überzeugend spielt er dann dennoch die Wandlung bzw. die andere Seite seiner Figur. Das kommt total stimmig und glaubwürdig rüber, Steiger spielt das einfach fantastisch.

Hill ist halt Hill, dafür würde ich ihm auch keinen Vorwurf machen. Aber er schneidet im Vergleich zu zwei solchen Ausnahmekönnern wie Steiger und Coburn halt schlechter ab.
Maibaum hat geschrieben:Trotzdem hätte auch Steiger den Tuco sehr gut spielen können, und wäre damit wahrscheinlich stärker gewesen als hier.
Ich weiss doch, dass du der Ansicht bist das viele die Rolle spielen hätten können. :wink: :D

Maibaum hat geschrieben:Ich mag auch vieles an Giu la testa sehr, aber nicht alles. Gegenüber den beiden Vorgängerwesten fällt er sehr ab.
Da ich das Lied vom Tod eh nicht so überragend finde wirst du verstehen, wenn ich diese Ansicht nicht teile. Mittlerweile macht mir Todemelodie sogar fast ein bisschen mehr Spass als Zwei glorreiche Halunken – aber nur fast und auch nur, weil ich die Halunken schon so oft geshen habe, während Todesmelodie noch frischer ist, weil ich ihn in der gleichen Zeit deutlich weniger oft gesehen habe. Die BD von Todesmelodie ist übrigens sehr zu empfehlen, ist bildtechnisch die mit Abstand beste der auf BD erhältlichen Leones.
Zuletzt geändert von AnatolGogol am 9. August 2015 17:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Sergio Leone Thread

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Agent 009 hat geschrieben:Ein Italo-Western der es absolut in sich hat und für mich der bis dato stärkste Western ist, den ich gesehen habe. Sogar noch besser als beide True Grit's (Original und Remake) oder Spiel mir das Lied vom Tod.
Da die Reviews ja schon etwas älter sind: ist Dollar1 für dich nach wie vor der beste Western? Wenn ja, hast du dich schon etwas im John Ford und Howard Hawks-Land umgesehen? Oder bei Peckinpah? Ich frage auch deshalb, da ich die beiden True Grits persönlich jetzt nicht unbedingt als Creme-de-la-Creme des Westerngenres ansehe.

Agent 009 hat geschrieben:Was ein bisschen störte, war das Gian Maria Volontè schon wieder den Fießling spielte. War am Anfang etwas verwirrend und unpassend. Verstehe auch jetzt nicht so ganz, wieso man das gemacht hat, zumal man hier auch Bezug auf den Vorgänger nimmt.
Naja, Eastwood spielt ja auch schon wieder den Helden. In wiefern nimmt der Film inhaltlich Bezug auf Dollar1? Ich weiss, es gibt in Fankreisen ja diverse Theorien, wie die drei Dollars inhaltlich zusammengehören (die Halunken als Vorgeschichte usw), aber de fakto gibt es ja keine direkten inhaltlichen Bezüge – oder habe ich etwas übersehen?
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Sergio Leone Thread

22
Doch, die Zeitungsartikel im 2. Film die über die Ereignisse des ersten berichten. ;) Das Ausschalten der Bande. ;)

Und ja, ich sehe Dollar 1 nach wie vor an der Spitze, habe bisher aber wohl noch nichts von Peckinpah oder so gesehen. Eastwood ist für mich auch die ultimative Verkörperung der coolsten Sau überhaupt. Das ist ein großer Bonus für alle Western in denen er dabei ist. ;)

Re: Der Sergio Leone Thread

23
Also der True Grit Vergleich ist echt... gewagt, so durchschnittlich (oder unterdurchschnittlich) wie die beiden True Grit Filme geworden sind. Dollar 1 als den besten Western anzusehen, gerade im Vergleich zu Spiel mir das Lied vom Tod, Todesmelodie, The Magnificent Seven, The Wild Bunch, Rio Bravo, Good Bad Ugly, Texaner, Pat Garrett and Billy the Kid, Django Unchained, The Seachers, Rio Grande, Nobody und El Dorado, sagt eigentlich nur, dass du noch viel mehr Western gucken solltest. :wink: Obwohl Dollar schon ein sehr starker Film ist.

Und die Dollar-Trilogie hängt inhaltlich überhaupt gar nicht zusammen, was ja schon dadurch deutlich wird, dass Eastwoods Figur verschiedene Namen hat. Daher geht das mit den Besetzungen in Ordnung. Zumal sich bei den Bond-Filmen daran ja auch nie jemand stört. Und die haben zumindest alle denselben Protagonisten. :lol:
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Re: Der Sergio Leone Thread

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Casino Hille hat geschrieben:(...) und einem Kulthit wie Nobody liegen Welten, Galaxien, Dimensionen.
da! da! Maibaum schau genau hin, Hille hat das vierbuchstabige Unwort gebraucht: Nobody=kult. Und woher kommt der Kult? :wink: Kleiner Tip: die Antwort "wegen Leones grandioser Inszenierung" ist nicht zu 100% richtig. :lol:
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Re: Der Sergio Leone Thread

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Casino Hille hat geschrieben:Weshalb dann? Wegen Brandts Synchro! Und die ist superb!
Eben, der Film ist auf deutsch halt eine Komödie, ob einem der Humor zusagt ist Geschmackssache. Ich kenne den Film nicht auf englisch, angesichts der diversen visuellen Albernheiten (zB den Upspeed oder einige Spencer/Hill-mäßige Keilereien) ist es für mich aber nur schwer vorstellbar, dass es sich hier um einen ganz anderen Film handelt. Die imdb listet ihn als "Western, Comedy", die Halunken aber beispielsweise nur als "Western".
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Sergio Leone Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:
da! da! Maibaum schau genau hin, Hille hat das vierbuchstabige Unwort gebraucht: Nobody=kult. Und woher kommt der Kult? :wink: Kleiner Tip: die Antwort "wegen Leones grandioser Inszenierung" ist nicht zu 100% richtig. :lol:
Was hat das mit meiner Sicht des Films zu tun? Der ist es egal ob der Film Kult oder nicht-Kult, erfolgreich oder gefloppt, heutzutage bekannt oder unbekannt ist.

Die deutsche Fassung, da stark verfälschend, ist eine ärgerliche Randnotiz, aber nicht mehr.

Ich finde du würfelst da in deiner Argumentation auch vieles wüst durcheinander.