Re: Matthew Vaughn
46Doch, auch der hat ein paar tolle Einfälle und kann bei eintsprechender Neigung durchaus Spaß machen. Kommt schlechter an wie Teil 1, ist auch schwächer, aber immer noch sehr launig.
Teile vom Erstling haben mir gut gefallen, meist dann, wenn Kingsman ganz offen als Parodie angelegt ist (die Anfangsszene in den Bergen mit dem entführten Mark Hamill oder das Aufeinandertreffen von Sam L. Jackson und Colin Forth à la Thunderball wären da zu nennen). Außerdem ist die erste Hälfte mit ihrer an Men in Black angelehnten Ausbildungsstory des Neulings Eggsy ordentlich erzählt und hat ein gutes Tempo. Aber die letzten 45 Minuten sind teilweise unterirdisch. Die grotesk brutale, in ihrer Absurdität völlig unverhältnismäßige Kirchenszene ist eher peinlich und kann den konservativen Mief des Films kaum verschleiern, der endlose Showdown entpuppt sich als müdes Geballer im zeitgemäßen Blockbuster-Stil (Massenzerstörung frisch aus den Avengers-Filmen, "coole" Zeitlupen-Effekte aus jedem zweiten Actionfilm heute), womit die Bond-Hommage flöten geht, der Plot ist selbst für so einen Film himmelschreiend dämlich und das letztlich alle Altherren Platz machen müssen, damit zwei austauschbare Teens die Welt retten, passt gut ins Bild. Imo insgesamt also kein guter Film und auch in seiner Überdrehtheit eher konstruiert denn vergnüglich, aber fürs einmalige Ansehen okay. Mit 5/10 gut bedient. Der zweite Teil zeigt dann ganz gut, warum es sich lohnt, zwischen schlechten Filmen noch zu differenzieren. Der ist größtenteils eine reine Zumutung, da gucke ich lieber noch 20 Jahre lang weiter nur Superheldenfilme, wenn das die Alternative ist.Thunderball1965 hat geschrieben: 16. Oktober 2018 09:33 Wow, etwas überraschend, dass auch der erste Kingsman nicht wirklich gut wegkommt bei dir.
Aber das hat jetzt doch mit dem, was ich geschrieben habe nichts zu tun. Oder irre ich mich? Mein Problem ist, dass da zwei Ansätze sich überhaupt nicht vertragen: Einmal die Bond-Parodie oder nennen wir es Hommage an alte Agentenfilme, dann aber der genau im Blockbuster-Trend liegende Showdown mit viel Zeitlupen-Geballer und CGI-Massenzerstörungen, die direkt aus den Avengers-Filmen stammen könnten. Kann man mögen, tu ich aber ganz und gar nicht - und was an meinem vorherigen Post garstig formuliert sein soll, weiß ich auch nicht. Wenn du die Kingsman Filme magst, möchte ich dich nicht davon abhalten, aber Teile des ersten Films und der gesamte Zweite sind für mich schlicht misslungen. Der H8ful 8 Vergleich passt imo überhaupt nicht, ganz unterschiedliche Filme und ich habe nicht mit Gewalt an sich ein Problem, sondern damit, wie sie bei den Kingsman zum Einsatz kommt.vodkamartini hat geschrieben: 17. Oktober 2018 07:00Das mit dem Finale und der Kritik am Superhelden-Plagiat: Kingsman ist auch eine Comicverfilmung.
Das unterschreibe ich. Die sehr brutale Gewalt in Kingsman war für mich auch meist eher unpassend, genauso wie ihre ironische Brechnung (etwa beim Kopf-Feuerwerk im ersten Film) und lässt die Filme arg konservativ wirken. Wirklich lustig fand ich beispielsweise das blutige Abschlachten der Kirchenbesucher durch Colin Firth auch nicht - gerade diese Szene hätte doch ernst und heftig wirken müssen, um die Bedrohung und den Schock über den Kontrollverlust von Firth deutlich zu machen, stattdessen läuft aber Lynyrd Skynyrd und Vaughn zeigt uns vorher kurz, dass die Leute da es eh verdient haben, umgelegt zu werden (im Comic ist es stattdessen eine harmlose Hochzeitsgesellschaft, die ins Gras beißt, was deutlich pervertierter gewirkt hätte).DonRedhorse hat geschrieben: 17. Oktober 2018 08:40 Was mich bei Kingsman stört, ist die Vermischung von Parodie und roher, exzessiver Gewalt. Das bekomme ich nicht zusammen. Ich habe nichts gegen Gewaltszenen in einem Film, wenn sie einem bestimmten Zweck dienen.
Ebenfalls meine, wohl größte, Kritik am Film. Gut ist er, wenn er sich im Agentenfilm-Metier bewegt. Dann gibt es aber solche Dinge wie die Kopfexplosionen am Ende. Auch eine Leistung von MV, massenhafte Kopfexplosionen zu Klamauk verkommen zu lassen.Casino Hille hat geschrieben: 17. Oktober 2018 09:33Das unterschreibe ich. Die sehr brutale Gewalt in Kingsman war für mich auch meist eher unpassend, genauso wie ihre ironische Brechnung (etwa beim Kopf-Feuerwerk im ersten Film)DonRedhorse hat geschrieben: 17. Oktober 2018 08:40 Was mich bei Kingsman stört, ist die Vermischung von Parodie und roher, exzessiver Gewalt. Das bekomme ich nicht zusammen. Ich habe nichts gegen Gewaltszenen in einem Film, wenn sie einem bestimmten Zweck dienen.
Wie gesagt das sehe ich anders. Zum Vergelich: auch Hateful 8 - natürlich insgesamt ein anderer Film - haut im Finale mächtig in die Suppen-Kerbe, was sich ebenfalls nicht so recht mit dem Rest des Films vertragen mag. Auch ich habe mit Gewalt in Filmen bekanntermaßen gar kein Problem, wenn sie in irgendeiner Form stimmig im SInne des Films funktioniert (für mich bei Kingsman gegeben, bei Hateful 8 eher nicht). Will sagen, ich verstehe, dass es dich bei Kingsman stört, denn mich hat es bei Hateful 8 gestört, den ich aber auch ansonsten für reichlich misslungen halte (aber das gehört nicht hierher).Casino Hille hat geschrieben: 17. Oktober 2018 09:33 Der H8ful 8 Vergleich passt imo überhaupt nicht, ganz unterschiedliche Filme und ich habe nicht mit Gewalt an sich ein Problem, sondern damit, wie sie bei den Kingsman zum Einsatz kommt.
Genau. Das beschreibt es eigentlich perfekt. Letztendlich funktioniert der erste Teil hauptsächlich nur deshalb etwas besser als die missratene Fortsetzung, weil er einen Großteil seiner Laufzeit World Building betreibt und dadurch Interesse generieren kann - nur kann man 120 Minuten Exposition nicht wirklich fortsetzen. Ein ähnliches Problem hatte die Men in Black Reihe, auch hier fiel das Sequel enorm ab und kopierte mit der Neueinführung von Tommy Lee Jones bloß seine eigene Formel. Kingsman versucht das mit den Statesman übrigens in "The Golden Circle" ebenfalls.Thunderball1965 hat geschrieben: 17. Oktober 2018 10:10 Je mehr ich drüber nachdenke, ist Kingsmen eine seltsame Mischung mehrerer Komponenten. von denen manche besser, manche schlechter funktionieren und die auch nicht wirklich ineinander passen
Die Dreharbeiten dafür starten im September. Aber vorher können wir uns ja auf das Prequel freuen.
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