Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Wollte eigentlich eine Woche ohne Kino einlegen und "Hard Powder" ; "Escape Room" und "The Hate U Give" im Heimkino nachholen, aber nun werde ich mir "Hard Powder" voraussichtlich am Dienstag ansehen !

Gerade vor allem, da der 7.3.19 für mich 6 interessante Starts zu bieten hat ! (Beale Street, Mid90s, Die Berufung, Sisters Brothers, Captain Marvel und White Boy Rick)
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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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iHaveCNit: Hard Powder (2019)
05.03.2019


Quentin Tarantino zitiert ja gerne ein altes klingonisches Sprichwort „Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird“. Der norwegische Regisseur Hans Petter Moland, der mir zuletzt mit der Jussi Adler Olsen-Verfilmung um Carl Morck „Erlösung“ bzw. „Flaskepost fra P“ positiv aufgefallen ist, scheint dieses Sprichwort mit seinem vorigen Film „Einer nach dem anderen“ sehr wörtlich genommen zu haben. Den Film selbst kenne ich noch nicht, aber bei der Umsetzung des Remakes mit Liam Neeson in der Hauptrolle und einer kleinen Recherche, wer denn so alles im Original mitspielt, werde ich mir auf jeden Fall das Original mal genüsslich zu Gemüte führen. Gerade das Setting ist wie gemacht für das zitierte Sprichwort.

Nels Coxman ist im kleinen Kaff Kehoe nahe Denver gerade zum Bürger des Jahres ernannt worden. Er kümmert sich als Schneepflugfahrer darum, dass das kleine Kaff nicht von der Außenwelt abgeschnitten wird. Eines Abends wird sein Sohn ermordet. Gerade auf dem Weg am Mord seines Sohns Rache zu nehmen und sich Stück für Stück zum Kopf durchzupflügen kommt es zu einem ausgewachsenen Bandenkrieg zwischen dem Drogendealer „Viking“ und dem Indianer „White Bull“.

„Hard Powder“ ist ein Bruder im Geiste vieler – von den Coens, wenn man sich „Fargo“ ins Gedächtnis ruft, von Tarantino, wenn man sich mit den teils vollkommen trivialen Dialogen auseinandersetzt, von „Wind River“, der ein ähnlich eiskaltes Setting serviert hat. Garniert mit skurrilen Situationen und skurrilen Charakteren bekommen wir dann noch eine schöne Spur schwarzen skandinavischen Humor spendiert, der mit einigen tollen Einfällen daherkommt. Mir hat diese Mischung sehr gefallen. Und mit dem guten Liam Neeson in der Hauptrolle konnte man hier nicht viel falsch machen. Klar kann Liam Neeson nicht gut auf seine Familienmitglieder aufpassen, aber zumindest im Rache nehmen nimmt ihm niemand die Butter vom Brot. Und hier kann „Hard Powder“ mit seinen tollen und witzigen Einfällen auf jeden Fall dafür sorgen, dass man nicht unbedingt auf große Actionszenen setzen muss und sich nur auf kleine Gewaltexzesse verlässt. Nur muss ich sagen, dass ich rein kamera-technisch nicht unbedingt die Establishing Shots von Denver und dem einen Hotel bei Tag nicht unbedingt gebraucht habe, denn die sahen für mich extrem künstlich aus und haben mich aus der sonst sehr guten handgemachten Szenerie und Inszenierung etwas herausgerissen.

„Hard Powder“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Ich wusste tatsächlich auch noch nicht, dass es sich bei "Hard Powder" um ein Remake handelt. Dann muss ich das Original doch noch sichten und beurteilen, wie viele Innovationen es in dem Remake gab.
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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Maibaum hat geschrieben: 6. März 2019 15:11 Das Remake soll wohl weitgehend eine 1:1 Umsetzung des skandinavischen Originals zu sein.
Das hab ich leider zu spät gelesen... Ich wusste zwar, dass es sich bei Hard Powder um ein Remake von Kraftidioten handelt, aber nicht, dass es sich um ein 1:1 Remake handelt (hatte auch keinen Trailer vorab gesehen). Sonst hätte ich mir den Kinobesuch gestern gespart. Das sehr spaßige Original finde ich prima, Skarsgard ist da wunderbar und die absurde Geschichte wird mit viel hintergründigem Witz erzählt. Der Neeson-Film kopiert das in der Tat fast exakt, tauscht nur eine osteuropäische Gangsterbande gegen amerikanische Ureinwohner ein, leider ohne irgendwas daraus zu machen. Außerdem funktioniert Neeson nur bedingt in der Hauptrolle, man hat ihn einfach schon zu oft in dererlei Rollen gesehen, als dass es wirklich wirken würde, ihn als improvisierten Killer zu sehen. Der Witz ist gerade, einen völlig atypischen Mann als grotesken Vigilanten zu sehen. Skarsgard ist dafür in jeder Hinsicht die bessere Besetzung - und jemanden wie Bruno Ganz kann das Remake leider auch nicht aufweisen. Immer noch ein funktionierender Film, aber der besondere Kick des Originals fehlt eindeutig, auch dank der etwas aufgesetzten Hochglanzoptik.

Kraftidioten - 8/10
Hard Powder - 6/10
https://filmduelle.de/

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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Ist immer problematisch, wenn man ein 1:1 Remake sieht und das Original kennt. Da geht viel verloren, bzw. der Sinn erschließt sich nicht und das Seherlebnis hat keinen Mehrwert. Ging mir z.B. so bei Nightwatch - Nachtwache.
Bei Hard Powder hab ich zuerst das Remake gesehen und sehe deshalb keinen Qualitätsunterschied (zumal das Orignal zwischendurch etwas holpert), als Hochglanz habe ich das auch nicht gerade empfunden. Neeson in der Tritelrolle kann man sicherlich kritisieren, da er in der Tat so etwas auf Autopilot spielt, aber so lange man ihm immer noch gerne dabei zusieht ...

Sehe beide zwischen 7 und 8.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Hochglanz ist vielleicht zu doll, aber Hard Powder sieht dank mehr Budget deutlich wertiger aus. Ist dann immer Geschmackssache, was man bevorzugt, ich finde den rauen Charme des Originals sehr ansprechend, aber das hängt sicher auch mit der Erstsichtung zusammen.
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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Das kommt in meinen Augen immer darauf an. Allgemein gilt ja z.B. Hitch zweite Version von "The Man Who Knew Too Much" als die bessere, und auch "Scarface" (83) hat einen beträchtlichen Ruf angesichts seines nicht minder populären Originals aus den 30er Jahren. Die 41er Version vom "Maltese Falcon" wäre noch zu nennen, für viele Leute auch definitiv die Coen-Interpretation von "True Grit". Und mit "Oceans Eleven", "The Departed" und "The Thing" haben immerhin drei Remakes es zu Kritikerlieblingen geschafft, auch die werden denke ich als ihren Originalen überlegen angesehen.

Aber "Hard Powder" ist ja eher ein Remake wie "Head Full of Honey" oder "The Girl With The Dragon Tattoo", die hauptsächlich deshalb existieren, weil die Amis keine Untertitel lesen wollen und an fremdsprachigen Filmen wenig Interesse haben. Man kann Moland bei seinem eigenen Remake hier immerhin zu Gute halten, dass er den skandinavischen Flair des Originals weitgehend erhalten hat, trotz neuem Schauplatz und amerikanischen Ureinwohnern. Trotzdem ist das letztlich ein Film, der nur als Übersetzung gemeint ist, und in meinen Augen keine eigenen Qualitäten mitbringt (was jetzt nicht heißt, dass er nicht trotzdem Spaß machen kann, mich hat er logischerweise gelangweilt, würde ihn aber trotzdem noch als in Ordnung einstufen).
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