Re: News & Gerüchte

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danielcc hat geschrieben:Deine Annahme scheint zu sein, dass alles was nicht extrem ist (visuell, was den "Anspruch" angeht) gleich mittelmäßig ist.
Nein, das ist ganz sicher nicht meine Annahme. Das wäre arg primitiv, und vollkommen undifferenziert.
Das korreliert mit deinen Aussagen, dass die meisten Bondfilme sehr ähnlich sind und ein FYEO ja eigentlich keine große Abwandlung eines MRs darstellt.
Ich sehr da tausend Unterschiede, tausend Grautöne, unendlich viel Unterscheidungsmerkmale.
Die Unterschiede sehe ich auch, aber ich sehe auch die vielen Ähnlichkeiten, die du auf bemerkenswerte Art ignorierst. Wenn ich mich nur mit den 25 Bonds beschäftige, dann kann ich diese Unterschiede etwas höher gewichten, jedoch bleiben die großen Ähnlichkeiten trotzdem vorhanden, aber wenn ich FYEO und MR von allen Filmen her betrachte die ich kenne, dann sind da kaum wirkliche Unterschiede zwischen beiden, dann haben diese fast keine Bedeutung.
Ein Film der voll "mainstream" ist, der keinerlei "Anspruch" hat, kann trotzdem das wundervollste Kinoerlebnis sein. Das ist auch der Grund warum Filme wie Pretty Woman etwas in so vielen Menschen bewegen, immer wieder, und Tausend andere Kopien des Films dies nicht schaffen.
Kann er, sicher, aber dazu muß er nicht unbedingt große Qualität haben, das schaffen auch Filme die auch du gerne als schlecht ansiehst. Aber auch sehr schwierige Filme finden ein begeistertes Publikum, und das scheint dir nicht zu passen. Nur warum?

Für mich liegt da von der Wirkung her erst Mal kein wirklicher Unterschied zwischen der Hausfrau, die von Rosamunde Pilcher fasziniert ist, und dem Documenta Besucher der sagt diese sie so überwältigend gewesen daß es sein Leben verändert hätte.

Beide sind von dem was sie sehen begeistert. Und das ist ok. Trotzdem findet das eine auf einem anderen Niveau statt, eins das als schwierig gilt, weil es nur eine Minderheit nachvollziehen kann. Deswegen ist es an sich nicht besser, aber zumindest geheimnisvoller. Und dann wäre die Frage ob diese tiefere Wirkung, diese seltsame erschütternde Faszination die einige wenige Filme bei mir auslösen können, nicht doch etwas ist was sich bei der schlichteren Unterhaltung so nicht einstellt. Ob das was wir Kunst nennen nicht doch eine Wirkung erreicht die das einfache Entertainment nicht leisten kann.
Jedenfalls hat z.b. 2001 (und etliche andere Filme, Comics, Musikalben) eine ganz sinnlich erfahrbare Wirkung die viel intensiver ist als all die filme die mir in meiner Kindheit und Jugend auch großen Spaß gemacht haben. Aber es war doch eine einfachere Form des Spaßes, bzw der Unterhaltung, nicht so tiefgehend, nicht so durchdringend.

Ich habe auch gerade erst mal wieder so einen Film entdeckt, den ich vorher nicht mal vom Namen her kannte, und das war eine unglaubliche Sinneserfahrung, und ich habe den dann auch innerhalb von wenigen Tagen 4 mal geschaut, und gleich noch mehrere andere filme des Regisseurs, und mich auch gedanklich mehr mit ihnen beschäftigt als ich es sonst tue.
Zuletzt geändert von Maibaum am 11. Januar 2016 23:47, insgesamt 1-mal geändert.

Re: News & Gerüchte

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Naja, der Oscar ist zwar prestigeträchtig durch die jahrzehntelange Verleihung des Preises, aber meines Erachtens sehr umstritten, wenn man mitbekommt, dass einige aus dem Wählerkreis für Filme abstimmen, die diese nicht gesehen haben. Ich würde hier sogar von einer Farce sprechen.

Wenn der Oscar aussagekräftiger sein will, muss etwas am Prozedere verschärft werden. Jedes Filmstudio muss vor Release den Film anmelden und eine Bewerbung für den Oscar (und welche Kategorien) abgeben. Jeder aus dem Wählerkreis MUSS den Film gesehen haben (egal ob Privat-, Presse- oder normale Vorstellung) und die Sichtung muss rechtlich bekundet werden. Wenn es in die Nominierungs- bzw. Prämierungsphase geht, bekommen auch nur die aus dem Wählerkreis die Stimmzettel, die ALLE Bewerberfilme gesehen haben. Da kann es vollkommen egal sein, ob Teile des Wählerkreises einfach ins Kino gehen, um den Film zu sehen oder spezielle Presse- oder Privatscreenings von den Studios spendiert zu bekommen.

Und in meinen Augen darf ein Filmpreis wie der Oscar nicht dazu dienen irgendwelche politische oder religiöse Statements abzugeben. Von daher war ich Anfang 2015 klar einverstanden, dass man Birdman prämiert hat und nicht etwa Filme wie Selma (zugunsten der afroamerikanischen Bevölkerung) oder American Sniper (zugunsten der amerikanischen Verteidigungspolitik) den Oscar erhalten haben, nur weil Anfang 2014 der "12 Years A Slave" den Preis (vermutlich zugunsten der afroamerikanischen Bevölkerung) erhalten hat. Es sollte meiner Meinung nach gehen, den Film als Kunstwerk und Unterhaltungsmedium gleichermaßen zu bewerten und nach diesen Gesichtspunkten zu prämieren und auch nicht davon abhängig, wer mehr Gästelistenplätzchen gebacken hat.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: News & Gerüchte

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danielcc hat geschrieben:Auszeichnungen - zumindest der Oscar - sind ja oft einige Zeit nachdem der Film gelaufen ist...

Beim jedem Sportwettbewerb wird auch der ausgezeichnet, der die größte sportliche Leistung vollbringt. Wäre witzig, wenn beim Kugelstoßen die Dame ausgezeichnet würde, die die schönste Drehung macht, oder das ökologisch wertvollste T Shirt trägt :-)
Nur was hat das mit Kunst zu tun?

Im Sport ist das Beste ja auch leichter zu bestimmen.

Im Sport gewinnt aber trotzdem auch nicht immer der Beste.

Und auch der Oscar zeichnet ja nicht einfach den Film mit dem größten Dollareinspiel aus, das wäre ja dann auch wieder einfach. Dafür braucht man auch keine Jury.

Re: News & Gerüchte

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HCN007 hat geschrieben:Wenn der Oscar aussagekräftiger sein will, muss etwas am Prozedere verschärft werden. Jedes Filmstudio muss vor Release den Film anmelden und eine Bewerbung für den Oscar (und welche Kategorien) abgeben. Jeder aus dem Wählerkreis MUSS den Film gesehen haben (egal ob Privat-, Presse- oder normale Vorstellung) und die Sichtung muss rechtlich bekundet werden. Wenn es in die Nominierungs- bzw. Prämierungsphase geht, bekommen auch nur die aus dem Wählerkreis die Stimmzettel, die ALLE Bewerberfilme gesehen haben. Da kann es vollkommen egal sein, ob Teile des Wählerkreises einfach ins Kino gehen, um den Film zu sehen oder spezielle Presse- oder Privatscreenings von den Studios spendiert zu bekommen.
Macht doch keinen Unterschied, ob einige Academy-Mitglieder einen Film gesehen haben oder nicht.
Ist schließlich eine freie Wahl.

Bei über 6000 Leuten ist das sowieso nicht durchführbar.

Oder müssen alle Deutschen vor der nächsten Bundestagswahl erstmal rechtlich beglaubigt nachweisen, dass sie alle Parteiprogramme der Parteien gelesen UND verstanden haben - bevor sie wählen gehen dürfen?
Das wäre in etwa das Pendant.

Wenn jemand immer SPD wählt, dann tut er das auch, ohne zu wissen, was die FDP im Programm stehen hat. Und auch WENN er das FDP-Programm gelesen hat, wird er SPD wählen.
Und wenn jemand der beste Freund von Steven Spielberg ist, dann wird er für ihn stimmen, selbst wenn er alle anderen Filme auch gesehen hat.
Aber das gleicht sich alles wieder aus.

Niemand in Hollywood hat eine so große Lobby, dass er alleine Jahr für Jahr bei den Oscars abstauben kann.

Hätte z.B. DiCaprio eine so große Lobby, wäre er bei bereits 5 Nominierungen nicht immer leer ausgegangen. Im Endeffekt hat die Mehrheit der abstimmenden Mitglieder die konkurrierenden Filme auch gesehen. Allein aus ganz natürlichem Berufsinteresse.

Re: News & Gerüchte

4659
Ganz einfach: JA, man sollte vor der Bundestagswahlen die Parteiprogramme möglichst vieler Parteien gelesen haben. Und von den Academy-Mitgliedern muss ich erwarten, dass sie so gut wie alle Filme gesehen haben. Wenn sie das nicht haben, haben sie auch nicht abzustimmen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: News & Gerüchte

4660
Zu dem Vergleich mit der Politik:
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Ich denke mal, dass jeder sich vorstellen kann, welche Partei im Allgemeinen für welche politische Richtung des Landes steht und mit einem gewissen Maße durch Allgemeinbildung im Umriss versteht, wie Politik in Deutschland funktioniert und wie die Parteiprogramme zur Wahl interpretiert werden können und welchen Einfluss das hat. Aber man sollte sich wenigstens mal mit den Parteiprogrammen der wichtigsten Parteien auseinandergesetzt haben.

Aber zur Bundestagswahl haben letztes Jahr KIZ in ihrem Lied "Boom Boom Boom" eine treffende, satirische Aussage getroffen:
"Ihr könnt im Wahllokal ankreuzen, wer den Puff besitzt, es bleiben immer die gleichen Freier, denen ihr einen lutschen müsst"

Aber zum Glück ist es beim Film nicht so wie in der Politik !!!
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: News & Gerüchte

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Das Zitat stimmt zumindest solange man nur die großen Parteien nimmt. Bei den kleinen (unter der 5%-Hürde) kann man es nicht wissen. Aber gut möglich, dass sie genauso würden, wenn sie hochkämen.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: News & Gerüchte

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HCN007 hat geschrieben:Zu dem Vergleich mit der Politik:
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Ich denke mal, dass jeder sich vorstellen kann, welche Partei im Allgemeinen für welche politische Richtung des Landes steht.
Und ich denke mal, dass jeder sich vorstellen kann, wie ein Steven Spielberg Film aussieht und wie ein Michael Bay Film aussieht, und wie ein Pixar-Animationsfilm aussieht und wie ein Iñárritu Film aussieht.

Mit diesem Argument könnte man dann auch argumentieren, dass man den bestimmten Film nicht gesehen haben muss, um ihn einordnen zu können.
Und jemand, der lieber Iñárritu als Spielberg sieht, der wird auch für Iñárritu stimmen - auch wenn er den neuen Spielberg gar nicht gesehen hat.

Ich bin ja auch dafür, dass jedes Academymitglied entweder die Filme guckt, oder sich von der Wahl enthält, was ja auch viele tun - entweder aus nachlassendem Interesse, aus Zeitmangel oder aus Seh- und Hörschwäche. So hat Olivia De Havilland (99) letztes Jahr in einem Interview erzählt, dass ihre Augen inzwischen nicht mehr gut mitmachen, und sie deshalb die Oscar-Saison zwar verfolgt, aber selbst nicht mehr abstimmt, weil sie die Filme nicht wirklich genießen kann.

Wenn alle Mitglieder so ehrlich sind, dann gibt es ja gar kein Problem.
Ich denke nämlich auch nicht, dass der Großteil des Academy-Mitglieder abstimmt, ohne die Filme gesehen zu haben.

Re: News & Gerüchte

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Invincible1958 hat geschrieben:Mit diesem Argument könnte man dann auch argumentieren, dass man den bestimmten Film nicht gesehen haben muss, um ihn einordnen zu können.
Die Oscars mit einer politisch relevanten Wahl zu vergleichen ist dann aber schon ... nennen wir es vorsichtig "unverhältnismäßig".
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.