Casino Hille hat geschrieben:MX87 hat geschrieben:Vollgepackte Plakate sind werbepsychologisch zu kompliziert, die rafft niemand in der Zeit der Aufmerksamkeit und absolut nichts der Werbebotschaft kommt an.
Wieso hat das früher dann funktioniert? Ist die Gesellschaft unaufmerksamer geworden?
Auch, gibt verschiedene Gründe, die teilweise auch miteinander zusammenhängen:
- Früher wusste man nicht viel über Werbewirkung und wollte einfach "hübsche Reklame"
- Daher kann man die Wirkung der Plakat zumindest auf den heutigen Konsumenten schwer in Frage stellen.
- Konsumenten waren früher nicht mit so vielen Werbereizen konfrontiert. Der sog. Werbedruck erhöht(e) sich immer mehr.
- Konsumenten haben im Laufe der Jahre auch eine gewisse Immunität gegen Werbung bzw. eine Abgestumpftheit entwickelt. Natürliche Entwicklung bei der gleichzeitigen Steigerung des Werbedrucks. Nettes Stichwort: Wahrnehmungsfilter.
Da gibts so ne Nette Daumenregel: Wenn du heute einen typischen Tag hast und das Haus verlässt, Supermarkt besuchst, später TV schaust etc. dann hast du insgesamt auf den Tag verteilt mehrere Hundert, wohl sogar deutlich schon im eher Tausende Werbekontakte (auch die Shampooflasche im Regal ist de facto einer) ... an wie viele erinnerst du dich? Sehr wenige, vermutlich nicht einmal bewusst an ein bestimmtes Plakat an der Bushaltestelle.
Gleichzeitig aber:
- Werbung wirkt. Unterbewusst/periphär werden Reize auch wahrgenommen und "gespeichert". Den Effekt beobachtest du, wenn du mal etwas siehst was sich nicht unbekannt anfühlt, du weißt "Hab ich schonmal gesehen" ohne konkret sagen zu können wo. Nicht aber verwechseln mit der wissenschaftlich nicht bewiesenen unterschwelligen Wahrnehmung.
- Aber: Werbung muss unsere Werte und Motive ansprechen um etwas zu "hinterlassen", d.h. Werbung die nicht emotional wirkt verpufft einfach. Daher sehen wir ja auch bei sowas wie Software-Werbung z.B. lachende Menschen (Microsoft), auch wenn es nichts direkt mit dem Produkt zu tun hat.
- Generell: Bilder transportieren Emotionen, Sprache ist nur Information. Will man effektiv Infos vermitteln, müssen auch Bilder als Emotions-Transport genutzt werden.
- Emotionen entsprechen dabei unseren Grundmotiven. Tolle Veranschaulichung bietet hier die Limbic Map. Du kannst selbst mal ausprobieren, welche Empfindungen zum neuen SPECTRE-Plakat du auf der Limbic Map findest:
http://uvagroup.com/markenfuehrung/
Alte Plakate haben zu viele Bilder und verwirren bei dem üblichen Weg, der nicht-sehr-aufmerksamen Betrachtung. Ist einfach zu viel um etwas bestimmtes auszulösen oder "hängenzubleiben", wenn man es nicht bisschen konzentriert betrachtet. Davon abgesehen macht das keinen "Appetit" auf den Film, weil man quasi schon eine Inhaltsangabe in Bildern hat - da ist aus heutiger Sicht der Spannungsbogen futsch, nichts da was die Neugier weckt.
Falls dich das Thema interessiert: Das Buch "Wie Werbung wirkt" bietet da im deutschsprachigen Raum einen der besten Überblicke:
http://www.amazon.de/Wie-Werbung-wirkt- ... b_title_bk
Crash-Kurs im Neuromarketing