Maibaum hat geschrieben:Aber wir reden hier ja von der normalen Kinokopie. Und ich habe auch mal gelesen daß diese faktisch eher 2K ist weswegen man überlegte 2K als Kinostandard festzulegen. Dabie ging es antürlich hauptsächlich um die geringeren Kosten von 2K.
Wenn wir also jetzt 4K Kopien haben wäre das dann sehr ein Vorteil gegenüber der normalen 35 mm Kopie. Und deren Zeit ist auf jeden Fall vorbei.
Auf Film wird aber noch solange gedreht wie sich damit unterschiedliche Ergebnisse erzielen lassen als beim rein digitalen Dreh. Aber in nicht allzu ferner Zukunft wird das auch praktisch niemand mehr machen. Durch das Verwenden von bei 35 mm üblichen Objektiven lässt sich auch bei digitalen Kameras viel von dem 35 mm Look herstellen, den die digitalen Kameras ja ohnehin versuchen zu kopieren.
Letztlich kommt es auch nicht auf die reine Anzahl an Pixeln an, sondern vielmehr an die Qualität (Farbvielfalt) der Pixel. Einige Kameras, die mit gigantischen Pixel-Zahlen Aufmerksamkeit bekamen sind heute gar nicht mehr so präsent. Da fallen mir z.B. die Kameras von Red ein. Mit dem Erscheinen der ARRI ALEXA (mit deutlich kleinerer Pixel-Anzahl als die Red Epic) war der Red-Boom z.B. sehr schnell vorbei. Die ARRI ALEXA ist da sicherlich dem klassischen Filmlook am nächsten und in vielen Filmen die damit gedreht wurden sieht man kaum oder gar keinen Unterschied dazu als wenn es auf Film gedreht worden wäre. Bei SF war das nicht so, aber dafür kann es verschiedene Gründe geben: Von der Ausleuchtung (Bunker-Set), Color Grading (zu viel evtl.) und viele andere. Natürlich ist SF trotzdem gut fotografiert und das soll auch keine Abwertung sein - der Look ist einfach nur anders.
35 mm und sogar 70 mm feiern derzeit allerdings ein kleines Comeback. Die Studios und Kodak (und Fuji?) haben ein Abkommen getroffen, dass jedes Jahr eine gewisse Menge an Filmmaterial abgenommen wird - dadurch wird die weitere Produktion von Film-Stock aufrecht erhalten. Es ist wohl eine künstlerische Entscheidung und das Filmkorn wird als Stilmittel verwendet. Danny Boyle hat bei seinem Steve Jobs Film sogar mit 16 mm Film gearbeitet, neben 35 mm und Digital - alles um eine jeweilige Epoche abzubilden. Daher denke ich, dass klassischer Film auf absehbare Zeit noch erhalten bleibt für die Produktion von Filmen. Eventuell auch noch für die Konservierung/Archivierung, wenn die Studios schlau genug sind. Die Projektion im Kino wird zukünftig digital sein und wohl auch bleiben. Einzelne Kinos werden natürlich auch weiter 35 mm Vorführungen als besondere Erlebnisse bieten.
Tarantino wird sein nächsten Film meines Wissens durchaus auch digital rausbringen. Allerdings wird die volle Panavision 70 Version in den USA in knapp 50 Kinos (Weinstein und Panavision rüsten Kinos dafür sogar extra aus!) und in einigen wenigen in Europa gezeigt. Inwiefern das Bildformat in den üblichen Kinos sein wird weiß ich nicht (evtl. beschnitten?). Inwiefern die digitalen Projektoren das sehr weite Format abbilden können weiß ich auch nicht. Könnte mit vorstellen, dass die Linsen eigtl. nicht dafür geeignet sind.
Im Kinoraum selbst sind die unterschiede schon deutlich. Ich weiß noch wie die ersten Sichtungen von CR optisch nahezu perfekt waren. Bei späteren Besuchen im Dezember 2006 waren die 35 mm Kopien schon deutlich schmutziger, mit Streifen und auch das Bild war nicht hundertprozentig scharf (der Projektor war wohl falsch eingestellt, passierte öfter in dem Kino). Andererseits hatte bei der insgesamt vierten Sichtung (3x beim originalen Kino Release) von Inglourious Basterds im Deutschen Filmmuseum im Frankfurt die 35 mm Kopie ebenfalls deutliche Gebrauchsspuren ... das hat aber dem Film irgendwie sogar etwas mehr Atmosphäre gebracht. Wirkte dann fast wie ein alter 60er/70er Jahre Kriegsfilm, an die der Film auch eine gewisse Hommage ist.