Re: Mendes hört nach SPECTRE auf - mal wieder

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Amadeus hat geschrieben:
craigistheman hat geschrieben: Und QOS, mal abgesehen von den vielen rohen brutalen Fauskämpfen, die es seit nun mehr als 80 Jahren gibt? Ah ja der schnelle Schnitt. Ist aber soweit ich weiß nicht automatisch mit Jason Bourne in Verbindung zu bringen. Die Motorradeinlage? Gabs doch schon in TND. Rache? LTK. Tja, bleibt also nur noch das Setdesign: BOND PUR, 60ies Popart meets Postmoderne und Futurismus. Sehe da keinen Zusammenhang zu Bourne, sorry.
Die Art der Actionszenen und der Schnitt sind eine Sache. Es geht aber um die Welt in der sich Bond bewegt. Die Bourne Filme zeigen eine adäquatere Seite der Geheimdienste und Weltpolitik, die mit schmutzigen Mitteln arbeitet und selbsterklärten Feindbildern zusammenarbeitet, solange es dem eigenen Machtinteresse dient.
Bond kam zuvor aus einer unambivalenten Welt in der der CIA der beste Freund und der KGB der Zweitbeste blöder Eltern waren, die einen nicht mochten.
Es ist die Idee hinter den Bourne-Filmen, die adoptiert wird und nicht das Verlangen ein Teil dieser Reihe zu sein.

Das Filme mal an ähnlichen Locations spielen oder musikalisch nicht diametral gegenüber liegen, oder auf metaphysischer Ebene mit ur-ur-alten (biblischen) Metaphern spielen, ist mir zu dünn.
Bleeker hat geschrieben:Der zentrale Twist der Story (!) ist 1:1 übernommen!
Treffer! In der Tat, das ist sogar eher unglücklich übernommen.
Erinnert mich sehr an solche Hitchcock Szenen in FRWL, oder der old-Buddy-becomes-baddy Twist in GE.

Die Frage, die sich dann doch stellt, ist, ob man einen anderen Film kopieren oder nur die selbe Idee verwenden will.
Dark Knight ist auch wegen diesen vielen unvorhersehbaren Twists so erfolgreich. Nolans ganze Karriere baut darauf auf. Solche Überaschugstüten in Filmen sind vielleicht der letzte Karotte-an-der-Angel Trick, mit dem noch die reizüberfluteten und spektakelsüchtigen Zuschauer-Esel im Sessel zu halten sind. Halbnackte Schaufensterpuppen und tropische Inseln sind von gestern. Wenigstens sind solche Überraschungstüten noch Teil einer Story und nicht so banal.
Glaubst du nicht, dass das Hinterfragen von Geheimdiensten in Bondfilmen eher etwas mit dem aktuellen politischen Klima zu tun hat, als mit Jason Bourne? Nach deiner Argumentation, müsste ja SF dann noch viel stärker in diese Richtung gehen.

Re: Mendes hört nach SPECTRE auf - mal wieder

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Amadeus hat geschrieben:Bei QOS kann man von einer bewussten Annäherungen an die Bourne Reihe sprechen, aber hier ist das ziemlich dünn.
Das ist aber schon ein recht einseitige Sichtweise. Der Fairness halber: Forster hat Bourne als Vorbild namentlich genannt. Mendes Nolans Batmans ebenso. Also haben alle Beide abgekupfert. Who cares? Filme entstehen nicht im luftleeren Raum. Seit James Bond jagt Dr. No hat jeder Bondfilm bestimmte Strömmungen und Elemente verganger oder aktueller Kinoepochen aufgenommen. Schlimmer wäre es, wenn die Macher mit völligen Scheuklappen durch die Gegend liefen und stur ihr Ding durchziehen würden. Dann würde man am Publikumsgeschmack ziemlich schnell vorbeiproduzieren und Bond wäre schnell so tot wie Anfang der Neunziger, als alle Bond für ein überflüssiges Fossil hielten.

Re: Mendes hört nach SPECTRE auf - mal wieder

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craigistheman hat geschrieben: Glaubst du nicht, dass das Hinterfragen von Geheimdiensten in Bondfilmen eher etwas mit dem aktuellen politischen Klima zu tun hat, als mit Jason Bourne? Nach deiner Argumentation, müsste ja SF dann noch viel stärker in diese Richtung gehen.
Natürlich steht das im klaren Kotext zum damals und heute immer noch aktuellem politischem Klima. Bourne kommt ja auch nicht aus einem Vacuum. Es ist aber kein Zufall, das Bond diesen Weg gerade dann einschlägt, als der dritte Bourne Film so einen Erfolg feiert. Seit 2002 treibt sich Bourne auf der Leinwand herum und CR hat das sehr wenig interessiert. Genauso wie SF das politische Klima dann wieder weit hinter sich lässt.
Mir gefällt der QOS Weg übrigens ziemlich gut.
Nummer4Fonda hat geschrieben:
Amadeus hat geschrieben:Bei QOS kann man von einer bewussten Annäherungen an die Bourne Reihe sprechen, aber hier ist das ziemlich dünn.
Das ist aber schon ein recht einseitige Sichtweise. Der Fairness halber: Forster hat Bourne als Vorbild namentlich genannt. Mendes Nolans Batmans ebenso. Also haben alle Beide abgekupfert. Who cares? Filme entstehen nicht im luftleeren Raum. Seit James Bond jagt Dr. No hat jeder Bondfilm bestimmte Strömmungen und Elemente verganger oder aktueller Kinoepochen aufgenommen. Schlimmer wäre es, wenn die Macher mit völligen Scheuklappen durch die Gegend liefen und stur ihr Ding durchziehen würden. Dann würde man am Publikumsgeschmack ziemlich schnell vorbeiproduzieren und Bond wäre schnell so tot wie Anfang der Neunziger, als alle Bond für ein überflüssiges Fossil hielten.
Ja, das sehe ich in HInsicht auf SF jetzt auch stärker als vor 4 Stunden. Nur fand ich's jetzt nicht so offensichtlich wie es oft dargestellt wird.
Klar hat Bond keine Scheuklappen. Dann würde dieses Verkaufsgespräch mit dem Zuschauer auch nicht lange funktionieren.
Casino Hille hat geschrieben:
Amadeus hat geschrieben:Dark Knight ist auch wegen diesen vielen unvorhersehbaren Twists so erfolgreich. Nolans ganze Karriere baut darauf auf.
Also hast du tatsächlich noch nie einen Nolan Film gesehen?
Wo fehlen denn die Überraschungstwists in Prestige, Memento, den Batmans und Interstellar? Die Filme werden von den meisten genau deswegen so geliebt (meine Erfahrung aus "Feldforschungen").

Re: Mendes hört nach SPECTRE auf - mal wieder

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Amadeus hat geschrieben:Es ist aber kein Zufall, das Bond diesen Weg gerade dann einschlägt, als der dritte Bourne Film so einen Erfolg feiert. Seit 2002 treibt sich Bourne auf der Leinwand herum und CR hat das sehr wenig interessiert.
Dafür ging es schon in TWINE, DAD und CR um Loyalität und Vertrauen als zentrale Themen bei Bond. Die Geheimdienstproblematik ist da nur der nächste Schritt, der auch ohne Bourne hätte kommen müssen.
Amadeus hat geschrieben:Wo fehlen denn die Überraschungstwists in Prestige, Memento, den Batmans und Interstellar?
Zum schießen. Also sind die Batmans und Interstellar wegen ihren 1-2 Twists so beliebt? Nein, damit verkennt man Nolan total. Das er mit Twists erzählt, ist aber normal, weil seine Stoffe komplex sind und Aha-Momente damit von Anfang an elemantarer Bestandteil sein sollten. Aber die Faszination der Filme kommt gewiss nicht nur daher zustande. Das wäre schon leicht lächerlich. Shyamalan ist für Twists auch bekannter als Nolan.
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Re: Mendes hört nach SPECTRE auf - mal wieder

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Casino Hille hat geschrieben:Dafür ging es schon in TWINE, DAD und CR um Loyalität und Vertrauen als zentrale Themen bei Bond. Die Geheimdienstproblematik ist da nur der nächste Schritt, der auch ohne Bourne hätte kommen müssen.
Und formal hätte man sich auch zum schnellen Schnitt, Wackel-Kamera Einsatz und verblüffend ähnlichen Zweikämpfen und Stunts (Dächer, durchs Fenster springen) unweigerlich dahin entwickeln müssen? Das ist eine absurde, hypothetische Annahme.
Über Jahre entwickelt sich parallel eine Agenten-Thriller Reihe und ab dem Zeitpunkt, wo diese durch die Decke geht, trifft man sich zufälliger Weise auf der selben Erfolgswelle?
Casino Hille hat geschrieben:Das er mit Twists erzählt, ist aber normal, weil seine Stoffe komplex sind und Aha-Momente damit von Anfang an elemantarer Bestandteil sein sollten. Aber die Faszination der Filme kommt gewiss nicht nur daher zustande. Das wäre schon leicht lächerlich. Shyamalan ist für Twists auch bekannter als Nolan.
Der Stoff seiner Filme ist nicht wirklich komplex (Interstellar vllt. ausgenommen). Es ist die Struktur des Plots, sein Arrangement. Die Figuren dienen diesem bloß. Und es ist raffiniert, aber auch sehr gewollt.
Der immense Erfolg kommt von dieser für die Masse noch verdaulichen Form des Erzählends. Soll heißen: Das ist alles nur soweit komplex wie aufregend.