Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

1
Zum Einstieg gibt´s hier erstmal ein paar Infos über mich und meinen Bezug zu Bond.

Mein erster Bond war "Moonraker". Damals war ich gerade 8 oder 9 Jahre alt und der Film hat mich schwer beeindruckt. Irgendwann später folgte dann "Die Welt ist nicht genug". Erneut war ich sehr angetan von dem Mann mit der Lizenz zum Töten. Im Laufe der Jahre sah ich einige weitere Bonds im Fernsehen und schließlich "Ein Quantum Trost" im Kino. Spätestens ab dem Zeitpunkt war ich vollkommen im Bond-Fieber und kaufte mir nach und nach alle Filme in der Ultimate Edition auf DVD. Der letzte Bond, den ich erstmals sah, war "Goldfinger". (CR67 und NSNA, die es für mich erst später gab, einmal ausgenommen.) Zunächst sagte mir die neue Richtung mit Daniel Craig nicht unbedingt zu, dies änderte sich erst nach dem Kinobesuch von "Skyfall".

Die Filme schaue ich entweder einfach so, wie ich gerade Lust habe, oder innerhalb eines Marathons, bei dem es dann alle Filme hintereinander gibt. Nach Abschluss meines letzten Bondmarathons im April 2015 stand für mich fest, dass ich mir zum Start von SPECTRE erneut alle Filme angucken werde und diesmal zu jedem eine Review schreiben werde. Ich war wohl nicht der einzige, der diese Idee hatte... :D Allerdings wurde mir schnell nach den Sichtungen von DN, FRWL und GF klar, dass ich es wohl nicht schaffen würde, alle Bonds pünktlich zum SP-Start zu gucken und zu reviewen. Was tun? Ich entschloss mich dazu, nur die "wichtigsten" Bonds zu gucken, bzw die, die mir am besten gefallen. Das wären gewesen:

DN, FRWL, GF, OHMSS, LALD, TSWLM, MR, AVTAK, GE, TND, CR, QOS & SF.

Als ich bei MR angelangt war, wurde mir aber klar, dass ich es wohl doch schaffen würde... Also gab es vor FYEO noch im Nachhinein TB, YOLT, DAF & TMWTGG. Zum Start von SP gab/ gibt es nun jeden Tag einen der 23 EON-Bonds + NSNA. CR54, welchen ich noch nie gesehen habe und CR67 werde ich bei Gelegenheit hinzufügen.

Nico
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

3
James Bond 007 jagt Dr. No
(Dr. No)
1962
Regie: Terence Young

Mit dem ersten James Bond-Film von 1962 schufen die Macher Harry Saltzman und Albert R Broccoli den Grundstein eines Franchises, das bis heute Bestand hat und dessen elementare Bestandteile (fast) alle schon im ersten Film enthalten sind, ohne dabei starr schon der "Bond-Formel" zu folgen: Dazu gehört unter anderem der wunderbare Cast, der bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt ist. Besonders der Hauptdarsteller Sean Connery spielt Bond mit einer Spielfreude, die einem das Gefühl vermittelt, als wäre man mittendrin. Seine Art, die trockenen Oneliner zum besten zu geben, ist toll. Dazu kommen Joseph Wiseman als herrlich bedrohlicher Antagonist, der in ein wenig mehr Screentime seinen Charakter sicherlich noch weiter hätte entfalten können, Anthony Dawson als sein Handlanger Professor Dent, Jack Lord als Felix Leiter und John Kitzmuller als Quarrel, die zu Bonds Verbündeten ghören; Bernard Lee als M, Lois Maxwell als Moneypenny und hier noch Peter Burton als Q. Diese machen ihre ersten Auftritte ebenfalls sehr gut. Fehlen dürfen natürlich auch Ursula Andress, die als Honey Rider eine sehr gute Figur macht und Eunice Gayson als Sylvia Trench nicht.

Trotz eines vergleichsweise geringen Budgets von nur einer Million Dollar schuf Ken Adam eine Anzahl atemberaubender Sets, die nur in folgenden Bondfilmen übertroffen werden. Dazu gehören der Raum, in dem Prof. Dent mit Dr. No spricht, Dr. Nos Basis und der Kontrollraum. Der Schauplatz Jamaika, an dem fast die gesamte Handlung stattfindet, ist wunderbar eingefangen und erzeugt richtige Atmosphäre. Die Musik von Monty Norman und John Barry trägt zu dieser Atmosphäre großzügig durch einige schöne, zu Jamaika passende Melodien, und mysteriöse Einspielungen des Bond-Themas, das die Filmreihe noch weiter begleiten sollte, bei. Die Handlung selbst ist relativ simpel, aber stringent und ohne störende Schnörkel und Nebenhandlungen erzählt.

Der Film startet mit einem der Dinge, die die Bondfilme bis heute ausmachen: Einem grandiosen Intro von Maurice Binder, in dem nur der Übergang zwischen den "Punkten" und den "Tänzer-Silhouetten" und der zugehörigen Musik negativ auffallen. Mysteriös geht es sogleich mitten in die Handlung; Strangways´Sekretärin wird ermordet. Dabei kommt ein von Cutter Peter Hunt gerne verwendeter "Jump Cut" zum Einsatz, der mir persönlich allerdings gar nicht zusagt und immer das Gefühl eines Schnittfehlers hervorruft. James Bonds erster Auftritt und seine Vorstellung sind absolut klassisch und grandios inszeniert. Schnell geht es nach Jamaika. Die Szene am Flughafen und die anschließende Autofahrt mit grandios choreografiertem Kampf gefallen genau wie die kleinen Tricks, die Bond im Hotelzimmer anwendet, wie das Haar am Schrank. Der erste Auftritt von Dr. No ist beeindruckend, da man nur seine Stimme hört und allein durch diese sofort klar gemacht wird, welche Autorität No ausstrahlt. Es folgt die berühmte Szene mit der Spinne, die Bond in seinem Bett besucht. Witzig finde ich an dieser Stelle die Verwendung der "Mickey Mousing"-Technik der Filmmusik, als Bond die Spinne mit seinem Schuh erschlägt. Weniger gut gefällt mir die Autoverfolgung in den Bergen, zu offensichtlich sind die Rückprojektionen und zu übertrieben das Explodieren des den Abhang hinunterstürzenden Autos. Dann folgt allerdings eine der besten Szenen des Films: Dents Ermordung. Kaltblütig, ohne Reue und mit einem Oneliner. So muss Bond sein.

Nun geht es nach Crab Key. Die Fahrt dorthin gefällt mir ebenfalls nicht so ganz, die klar erkennbare Leinwand ohne sich bewegende Wolken, vor der gesegelt wird und der die Nacht simulierende Blaufilter stören. Nun beginnt der 2. Teil des Films, nachdem der erste Teil überwiegend in Kingston spielte und Honey Rider hat ihren ersten Auftritt, der ein wenig spät erscheint, aber an dieser Stelle meiner Meinung nach genau passend ist. Gut gefällt mir die Szene mit den Schilfrohren als Schnorchel. Hier schafft es Bond auch noch mit eigenem Überlegen und ohne Qs Erfindungen, zu überleben. Interessant ist auch der "Drache". Bei Quarrels Ermordung frage ich mich immer wieder, warum er eigentlich nicht wegläuft. In einer der folgenden Szenen bekommt man das erste mal Dr. Nos Körper zu Gesicht, als er Bond beim Schlafen zusieht. Diese Szene schafft noch einmal richtig Athmosphäre, No erscheint als mächtig und bedrohlich. Das hohe Tempo, das den Film bis hier bestimmt hatte, nimmt nun allerdings nach Bonds und Honeys Gefangennahme ein wenig ab. Dr Nos Basis ist wieder ein sehr schönes Adam-Set, das auch auf Details achtet, wie das gestohlene Bild.

Nun folgt Dr. Nos erster "richtiger" Auftritt und das Abendessen mit Bond, das meiner Meinung nach zu den besten Szenen der gesamten Filmreihe gehört. Es folgt allerdings eine Szene, bei der ich mir nie ganz sicher bin, wo Bond dort eigentlich rumkriecht. Eigentlich ist es ja ein Lüftungssystem. Was soll dann das heiße Wasser dort? Zu offensichtlich ist auch der Einsatz eines Stuntman. Es kommt nun zum packenden Finale, das mich jedes mal aufs neue fesselt durch seine Dichte und Komposition aus dem Adam-Set, der Musik, der Stimme des Kommentators, der Alarmgeräusche und des Endkampfes zwischen Bond und No. Gut tut dem Finale auch seine Kürze. Hier passiert unglaublich viel auf kurzem Zeitraum. Schließlich fliehen noch Honey und Bond von der Insel, die in einer gelungenen Miniaturaufnahme explodiert.

Fazit:
"James Bond jagt Dr. No" hat eigentlich bereits alles, was die späteren Bondfilme ausmachen sollte, ohne dabei abgenutzt oder langweilig zu wirken. Ein klasse inszenierter, kurzweiliger Film mit nur ein paar kleinen Schönheitsfehlern.

9/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

4
Liebesgrüße aus Moskau
(From Russia with Love)
1963
Regie: Terence Young

Bereits ein Jahr nach dem Überraschungshit "James Bond 007 jagt Dr. No" erschien der 2. Streich des angehenden Franchises mit einem Budget, das gleich doppelt so hoch war wie beim Vorgänger. Vorneweg: Vor gar nicht all zu langer Zeit noch gehörte FRWL zu meinen Lieblingsbonds. Das hat sich nach der letzten Sichtung ein wenig geändert. Zu langatmig wirkt der Film an manchen Stellen und zu oft sieht man ihm die Probleme, die während des Drehs auftraten, an.

Kommen wir aber erst einmal zu den positiven Aspekten des Films. Dazu gehört ganz klar, wie schon beim Vorgänger der Cast: Connery spielt Bond wieder mit so viel Spielfreude, dass einem das Herz aufgeht. Lotte Lenya als Klebb, Robert Shaw als Grant, Pedro Armendariz als Kerim Bay und Daniela Bianchi als Tatiana bereichern den Film ungemein und spielen allesamt ihre Rollen sehr gut. Bianchi wirkt desweilen ein wenig unerfahren, gleicht dies durch ihre Attraktivität meiner Meinung nach allerdings wieder aus. Lee und Maxwell als M und Moneypenny machen erneut eine solide Figur und Llewelyns erster Auftritt als Q überzeugt.

Das erste mal sehen wir bei Bond eine Pre-Title-Sequence und das auch nur aufgrund von Problemen mit Szenenabfolgen und Umstrukturierungen im Schnitt. Diese PTS setzt den Zuschauer wieder mitten ins Geschehen, kurzzeitig ist man erschüttert ob der Ermordung Bonds durch Grant, der hier hervorragend eingeführt wird. Kurz darauf ist einem natürlich klar: Der Tote ist nicht Bond. Sonst wäre der Film ja auch schon zu Ende. Das Intro, das dieses mal von Robert Brownjohn statt von Maurice Binder gestaltet wurde, ist schön anzusehen und Barrys Musik passt. Gut gefällt mir die Szene auf dem Schiff mit dem ominösen Blofeld und seinen Untergebenen. Auch in diesem Film taucht James Bond an sich erst relativ spät auf, das allerdings in einer wunderbar herrlichen Szene mit seiner Freundin Sylvia Trench aus DN. An dieser Stelle fallen einem die vielen Verweise auf den Vorgänger auf, wie auch schon die Erwähnung Dr. Nos durch Kronsteen.

Die Flughafenszene erinnert ebenfalls wieder an DN, auch die folgende Autofahrt mit Verfolgung. Diesmal endet sie allerdings anders. Bald schon geht es jedoch los mit den überflüssigen Szenen, wie der Periskop-Szene oder der im Zigeunerlager, die zwar tolle Action bietet, allerdings ziemlich deplatziert wirkt. All zu plötzlich kommt dann auch die Ermordung Krilencus durch Karim Bey mit Bonds Gewehr. Gut gefallen hat mir allerdings wieder die Bootsfahrt mit der Unterhaltung über die Lektor und die Zwischenschnitte nach London.

Mit der Zugfahrt beginnt der 2. Teil des Films und endlich nimmt die Handlung wie die Lokomotive ein wenig Fahrt auf. (Welch eine Metapher...) Auch dort allerdings stört mich wieder der Blaufilter, der die Nacht simuliert. Die Prügelei mit Grant im Zug gehört wohl zu den bekanntesten Szenen aus allen Bond-Filmen und stellt den eigentlichen Höhepunkt des Films dar, denn danach geht es nur noch langatmig weiter. Die Boots- und die Hubschrauber-Action (bei der ich übrigens kurz vor dem Absturz eine 2. Person nahe Bond über den Rasen krabbeln sehe) überzeugen zwar an sich und sind nett anzusehen, allerdings fragt man sich, ob diese Szenen nur der Action wegen noch angehängt wurden, denn einen Mehrwert für die Story bieten sie nicht, ebenso wie die Tatsache, dass es nun wieder nach Venedig geht, wo nochmal ein kleiner Höhepunkt stattfindet. Wenn man schon in Venedig dreht, kann man die Stadt auch nutzen und nicht einmal ein Panoramabild zeigen und dann in ein Hotelzimmer gehen. Nachfolgende Bondfilme machen dies deutlich geschickter.

Aber zurück zur Handlung: Der Endkampf mit Klebb überzeugt, besonders durch den Kniff, wie schon bei Grant, dass der Zuschauer hier mehr weiß als Bond, der beide nicht erkennt.

Fazit:
Eigentlich hat "Liebesgrüße aus Moskau" alles, was ein guter Agententhriller braucht, aber eben das ist auch das Problem. Grade nach dem "Abenteuer-Bond" DN mit seinen prächtigen Farben und der sommerlichen Atmosphäre verliert der sehr bodenständige und graue FRWL ein wenig an Kraft und schafft es nicht, über die Längen hinwegzutäuschen.

7/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

5
Goldfinger
(Goldfinger)
1964
Regie: Guy Hamilton

Der 3. James Bond-Film „Goldfinger“ von 1964 war der erste, der nicht unter der Regie von Terence Young entstand. Verpflichtet wurde Guy Hamilton, der dem Film eine ganz eigene Note aufdrückte, und dafür sorgte, dass „Goldfinger“ heutzutage von vielen als DER Bond-Film schlechthin gesehen wird. Warum, ist einem nach Sichtung des Films völlig klar. Bis ins kleinste Detail besitzt der Film alles, was in den späteren Jahren James Bond ausmachen und noch in diversen Filmen auftauchen sollte: Zu allererst sind da die Figuren M, Moneypenny + dazugehöriges Geflirte und besonders dieses mal wirklich Q und nicht nur „der Waffenmeister“, dessen Szene wohl als Vorbild sämtlicher folgender Q-Szenen dienen dürfte. Dazu ein größenwahnsinniger Bösewicht mit markantem Henchman und eine ganze Reihe schöner Frauen. Nicht zu vergessen natürlich der DB5 mit sämtlichen Gadgets und der absolut bombastische Titelsong von Shirley Bassey. So gesehen dient der Film sozusagen als Blaupause für alle folgenden Bonds und nicht ohne Grund besitzt GF wohl die meisten Szenen, die auch Nicht-Bond-Fans kennen, wie z.B. die mit Gold überzogene Shirley Eaton oder die Laserszene. Nichtsdestotrotz ist „Goldfinger“ kein perfekter Bondfilm, denn auch er macht Fehler und nur durch die Abarbeitung sämtlicher Klischees entsteht ja noch kein guter Film.

Aber der Reihenfolge nach:
Der Film beginnt sofort actiongeladen mit einer der besten PTS der Reihe. Man ist sofort drin im Film, und das, obwohl die PTS an sich nichts mit dem folgenden Film oder der Handlung zu tun hat. In kürzester Zeit werden dem Zuschauer allerdings die Dinge präsentiert, die Bond ausmachen: Action, witzige Sprüche, ein gut gekleideter James Bond (an dieser Stelle einmal ein Pluspunkt für Connery im weißen Dinnersuit), eine schöne Frau, ein Bösewicht und ein Kampf gegen selbigen. Wie schon gesagt ist Shirley Basseys Titelsong einfach eine Wucht, der, über das zugegebenermaßen nicht gerade innovative (Namen auf Frauenkörper projiziert, hatten wir das nicht gerade im Vorgängerfilm schon mal?) aber trotzdem schön anzusehende Intro Robert Brownjohns gelegt, seine ganze Pracht entfaltet.

Der Einstieg in den Hauptfilm ist sehr schön gestaltet. Barrys Musik erweckt in einem sofort den Wunsch im gleichen Hotel wie Bond zu sein und Urlaub zu machen. Im Gegensatz zum Vorgänger FRWL lernt Bond seinen Widersacher schon in einer der allerersten Szenen kennen; der Zuschauer ist diesmal nicht mehrwissend. Und sogleich geht auch das Spielchen zwischen Bond und Goldfinger los, wenn auch erstmal ein wenig harmloser als es im späteren Verlauf noch der Fall sein wird. Sofort ist allerdings die Stimmung zu spüren, die zwischen den beiden herrscht. Über Goldfinger kommt Bond auch zu seiner ersten Bettgefährtin, die allerdings kurze Zeit später schon tot und mit Gold überzogen auf Bonds Bett liegt. Sofort bekommen der Zuschauer und auch Bond die Mitteilung: Goldfinger ist mächtig und gefährlich. Mit ihm ist besser nicht zu spaßen. Es folgen die schon erwähnten Szenen mit der Stammbesetzung und das herrliche Golfspiel, das mir bei jeder Sichtung wieder Spaß macht. Ich finde es grandios inszeniert; das ganze ist ein einziges Abtasten der beiden Kontrahenten, bei dem jeder schon mit Tricks arbeitet. Oddjob tritt auf und beeindruckt sofort durch das Köpfen der Steinfigur durch seinen Hut. Wieder einmal demonstriert Goldfinger: Mit mir ist nicht zu spaßen!

Die Szenen in den Alpen sind zwar nett anzusehen, aber trotz Bonds Versuchen, an Tilly Masterson heranzukommen, sind mir diese irgendwie immer zu nichtssagend, außerdem ist die Figur Tilly für mich irgendwie uninteressant, ihr Tod berührt mich in keinster Weise. In Fahrt kommt der Film erst wieder mit der Verfolgungsjagd übers Fabrikgelände, das mir trotz (oder wegen?) der Baller-Oma viel Spaß bereitet, in welchem allerdings sämtliche Gadgets irgendwie zu übertrieben eingesetzt werden. Es passt dann dazu, dass all diese Gadgets Bond auch nicht wirklich weiterhelfen und er trotz seiner Tricks gefasst wird. Bond ist (zumindest vorläufig) gescheitert. Etwas, was symptomatisch für den Fim ist. Es wird noch öfter vorkommen, dass Bond trotz all seiner Bemühungen nichts erreicht.

Der an sich schon ikonografische Film ist jetzt an einer ebenso ikonografischen Szene angelangt: Die Laser-Szene. Bond muss sich dabei ganz auf seinen Verstand verlassen, kein Gadget ist da, das ihm helfen könnte. Und so schafft er es auch, sich aus der denkbar ungünstigsten Situation herauszuwinden. Goldfinger lässt keinen Zweifel daran, dass er Bond töten will, was durch den genialen Wortwechsel: „Erwarten Sie von mir, dass ich rede?“ – „Nein Mr Bond, ich erwarte von Ihnen, dass sie sterben!“ noch einmal untermauert wird. Man fiebert mit Bond mit, der Laser kommt immer näher, Barrys Musik, die ich an dieser Stelle noch einmal hervorheben möchte, schafft eine unglaublich nervenzerreißende Stimmung und schließlich schafft Bond es doch und überzeugt Goldfinger davon, dass er ihm lebend mehr nützt.

Was nun folgt, ist einer der Gründe, warum ich GF zwar mag, er mich allerdings nicht vollends begeistert. Wie ich schon einmal schrieb, kommt es in diesem Film häufiger vor, dass Bond Rückschläge erleidet und nicht alles so klappt, wie er sich das vorgestellt hat. An sich ist dies ein netter Twist, denn es ist mal was anderes, dem ansonsten so unbesiegbaren Superhelden beim Scheitern zuzusehen. Für meinen Geschmack ist es allerdings im restlichen Verlaufe des Films ein wenig zu viel des guten. Denn ab nun ist Bond, zur Untätigkeit verdammt, ein Gefangener auf Goldfingers Ranch. Egal, wie gewitzt er es auch schafft, sich kurzzeitig zu befreien, oder um Hilfe zu rufen, alles wird rechtzeitig vereitelt. Bond muss tatenlos zusehen, wie Goldfinger seinen Plan weiter ausarbeitet und schließlich (zumindest wirkt es zunächst so) in die Tat umsetzt. Nie verstehen werde ich übrigens, wieso Goldfinger den „Geschäftsleuten“ seinen, sogar unrichtigen, Plan erklärt und sie erst danach umbringt. Klar, für den Zuschauer ist dies relevant, es entbehrt allerdings sämtlicher Logik. Auch will mir nicht in den Kopf, warum eine derart komplizierte Art, Mr Solo zu töten und sein Gold zu behalten, nötig war.

Aufgrund von Bonds Erfolglosigkeit kommt es also zum großen Finale, welches mir wieder sehr gut gefällt. Auch Barrys Musik trägt wieder einiges dazu bei. Nur logisch erscheint es, dass es am Ende nicht Bond selbst ist, der die Bombe zum Stillstand bringt. Nein, er hätte sie fast in die Luft gejagt. Dass Bond bei Pussy „ihre mütterlichen Instinkte“ geweckt hat, stößt mir irgendwie jedes mal sauer auf. Für die damalige Zeit mag so etwas noch passender gewesen sein als heutzutage, dennoch sollte zur Vereitelung eines größenwahnsinnigen Plans doch mehr passieren als eine plötzlich auftretende 180-Grad-Wendung nur durch Sex, grade auch weil Pussy keineswegs wie ihre beiden Vorgängerin ein naives Dummchen ist, sondern als starke, emanzipierte Frau auftritt, die „immun“ gegen Bond ist.

Das angehängte 2. Finale im Flugzeug gefällt mir zwar, macht aber irgendwie einen komischen Eindruck. Unbedingt nötig wäre es nicht gewesen. Goldfingers Abgang dagegen ist legendär. Das Flugzeug stürzt also ab und, wie könnte es in diesem Film anders sein, auch Bond schafft es nicht, es wieder zu stabilisieren.

Wie schon eingangs erwähnt, hat Goldfinger alles, was spätere Bonds auch auszeichnen sollte. Noch einmal hervorheben möchte ich Barrys starke Musik und die noch gar nicht erwähnten Adam-Sets. Die „Kathedrale aus Gold“, die er für Fort Knox erschaffen hat, ist ein wahres Meisterwerk und gefällt mir, ebenso wie der Rest seiner Bauten, sehr gut. Die Locations lassen ein wenig zu wünschen übrig. Klar, die Alpen sind schön eingefangen, aber ein wenig mehr hätte es doch sein dürfen und nachfolgende Filme bieten da auch deutlich schönere Orte.
Das wohl wichtigste am Film ist allerdings Gerd Fröbe. Es ist ein Genuss, sein Schauspiel mit anzusehen und er trägt den Film fast alleine. Sean Connery ist ebenfalls wieder bestens aufgelegt und Honor Blackman spielt auch klasse. Generell sind bei GF alle Rollen gut besetzt, einmal erwähnen möchte ich noch den Caddie Hawker. Eine klasse Figur und meiner Meinung nach auch sehr passend gespielt. Einzig anzukreiden unter den Darstellern wäre Cec Linder, der seine Sache zwar nicht schlecht macht, dem man die Felix Leiter-Rolle allerdings nicht wirklich abnimmt.

Fazit:
„Goldfinger“ bietet zwar sehr, sehr viel bondtypisches und hätte an sich 9 oder 10 Punkte verdient gehabt, allerdings wiegt die Passivität und das Scheitern Bonds für mich zu viel. Ansonsten ist es aber ein toller Film, der viel Spaß bereitet und den ich nicht missen möchte.

8/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

6
Feuerball
(Thunderball)
1965
Regie: Terence Young

1964 hatte man mit "Goldfinger" einen enormen Erfolg ausgelöst und die Welt erwartete mit Spannung das nächste Abenteuer von James Bond. Mit "Feuerball" wollte man dem Erfolg von "Goldfinger" noch eins draufsetzen. TB sollte größer, teurer und spektakulärer werden. Anscheinend schaffte man dies, denn der Erfolg war ungemein und bis zum Erscheinen von "Skayfall" 2012 war "Feuerball" der inflationsbereinigt erfolgreichste Bond-Film aller Zeiten. Ich persönlich werde allerdings einfach nicht warm mit dem Film. Seit ich Bond-Fan bin, landet dieser Streifen eher selten und meistens nur innerhalb eines Bond-Marathons im Player. Auf meinen Ranglisten ist er regelmäßig weit hinten zu finden. Vorneweg: Mir hat der Film bei dieser Sichtung besser gefallen als sonst, begeistern konnte er mich jedoch nicht.

Fangen wir mal mit den psoitiven Aspekten des Films an: Sean Connery ist wieder einmal bestens aufgelegt und spielt den Agenten mit der Lizenz zum Töten so, wie wir es mittlerweile von ihm gewöhnt sind. In Kämpfen macht er eine gute Figur, wie z.B. in der tollen PTS, in der Bond und Bob Simmons alias Colonel Bouvar in typischer Bond-Manier ein ganzes Zimmer auseinander nehmen. Auch den restlichen Film über ist er so ziemlich das einzig positive, was den Zuschauer bei der Stange hält. Es sei denn natürlich, Domino oder Fiona Volpe treten auf. Die beiden Frauen werden hervorragend von Claudine Auger und Luciana Paluzzi verkörpert und zurecht wird TB heutzutage als der Bond-Film mit den besten Bondgirls in Summe bezeichnet. Martine Beswick hat hier nach "Liebesgrüße aus Moskau" ihren 2. Auftritt innerhalb der Reihe und spielt ebenfalls überzeugend Bonds Assistentin Paula, deren Charakter allerdings leider vollkommen überflüssig ist. Die beste Szene mit Paluzzi ist meiner Meinung nach jene, in der Fiona in der Badewanne sitzt und Bond nach etwas zum anziehen fragt. Wie Bond ihr die Schuhe gibt: Einfach herrlich! Auch ihr Tod und Bonds anschließender Spruch "Darf ich meine Freundin hierher setzen? Sie belästigt sie nicht, sie ist nämlich tot" gehört zu den Höhepunkten des Films, genau wie die ganze Karnevalsszenerie. Gut gefallen hat mir auch die kurze Szene, in der Bond von Q ausgerüstet wird. Die Sprüche der beiden und Bonds Geringschätzung von Qs Arbeit sind wieder einmal höchst amüsant.

Die Titelsequenz des Films wurde diesmal wieder von Maurice Binder gestaltet, der hier eine seiner besten Arbeiten abliefert und die noch etwas besonderes ist, im Gegensatz zu seinen späteren repitativen Werken. Gut gefallen hat mir auch die Versammlung von SPECTRE. Schade, dass man sowas in weiteren Bond-Filmen nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. Blofeld bleibt wie immer mysteriös und unerkannt und zeigt durch die Liquidierung eines seiner Agenten, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Leider kann man deswegen den eigentlichen Bösewicht des Films, nämlich Adolfo Celi als Emilio Largo nicht besonders ernst nehmen, da man weiß, dass er eigentlich lediglich ein Handlanger ist. Weiterhin fehlt Celi die Präsenz, die beispielsweise sein direkter Vorgänger Gerd Fröbe oder auch Joseph Wiseman als Dr. No hatten. Obwohl Largo deutlich öfter im Bild ist als Letztgenannter, hinterlässt er keinen bleibenden Eindruck und sorgt nur selten für gute Szenen, wie z.B. Mit Bond beim Baccarat spielen. Das Gespräch zwischen den beiden und Bonds ständige Erwähnung von Largos "Phantom" ist klasse.

Das war leider auch alles, was ich dem Film positives abgewinnen kann. Denn im großen und ganzen ist "Feuerball" für mich eines: Langweilig. Es beginnt mit Bonds Kur im Sanatorium, die mir noch nie gefallen hat. Bond tut einfach nichts. Die paar Szenen wie z.B. der Mordanschlag auf der Streckbank sind ganz nett anzusehen, wirken aber irgendwie trotzdem nichtssagend. Es passiert einfach nichts. Auch der Plan des Villians bleibt lange Zeit vollkommen unklar; man weiß einfach nicht, worum es bei TB überhaupt geht. Der Film lässt sich viel zu lange Zeit, um mit der wirklichen Handlung zu starten. Nach einer gefühlt ewig dauernden halben Stunde ist immer noch nichts geschehen und Bond ist immer noch im Sanatorium unterwegs. Nach 40 Minuten erfährt der Zuschauer das erste mal von der Bedrohung und nach einer Dreiviertel Stunde kommen die bondtypischen Szenen mit Moneypenny und M, die man normalerweise schon zu Anfang eines Bond-Films findet. Nach einer Stunde gab es immer noch keine wirkliche Actionszene. Zusätzlich zu dieser "Nicht-Handlung" kommen noch die ständigen Unterwasserszenen, die ohne Frage gut gefilmt sind, aber irgendwie einfach nur ermüdend sind. Hinzu kommen zahlreiche kleine Fehler und Logiklücken, die den Filmgenuss stören, wie z.B. ständige Flecken auf der Kameralinse, viel zu viele schlechte Rückprojektionen oder der wirklich selten dämliche Satz "Entschuldige bitte Felix, aber du warst grade im Begriff, mich 007 zu nennen."

Dass es irgendwann überhaupt zum Finale kommt, verdanken wir nur Domino, der irgendwann ganz plötzlich einfach so einfällt, dass es ja ein Haus und eine Treppe am Wasser gibt... Den halben Film über sucht Bond das Flugzeug, nur um dann festzustellen, dass die Bomben nicht an Bord sind und dann sowas... Das ganze Finale ist auch sehr in die Länge gezogen, besonders durch die unfreiwillige "Pause" Bonds, nachdem er unter Wasser erkannt wurde. (Was dem Zuschauer übrigens meistens sehr schwer fällt.) Der Massenshowdown unter Wasser ist ermüdend, unübersichtlich und in die Länge gezogen. Außerdem fragt man sich, wo eigentlich ständig die neuen Taucher herkommen. Einzig die Szenen auf der Disco Volante am Ende wie der Kampf Bond vs. Largo sind unterhaltsam, auch wenn hier furchtbar schlecht gemachte Verschnellerungen und Rückprojektionen erheblich stören. Largos Ende ist sehr gelungen. Die Musik, zu der Domino erscheint, ist toll. Einen komischen Eindruck macht auch der Techniker, der Domino befreit und dann, nachdem alle ins Meer gesprungen sind, wieder einfach so verschwindet. Wahrscheinlich ist er ertrunken... Er sagte ja, dass er nicht schwimmen kann. Die Explosion der Disco Volante ist wieder sehr schön anzusehen.

Fazit:
Ich werde mit "Feuerball" einfach nicht warm. Weder die Story, noch die Sets oder der eigentlich ganz gute Soundtrack können mich hier begeistern. Es bleibt der Eindruck eines Filmes, der zwar einige ganz gute Dinge zu bieten hat, in Summe aber nichts ist als einfach ein weiterer James Bond-Film. Nicht das schlechteste überhaupt, aber dennoch irgendwie fad. Es reicht gerade noch für:

6/10 Punkte

P.S. Die deutsche Synchro macht einiges kaputt. Dass gerade bei der tollen Szene mit Fiona in der Badewanne "something to put on" mit "Badetuch" übersetzt wurde, zerstört den ganzen Witz. Auffallend ist auch, dass es im Film sehr viele Synchronisationslücken gibt, die untertitelt werden.
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

8
Man lebt nur zweimal
(You only live twice)
1967
Regie: Lewis Gilbert

Nach dem riesigen Erfolg von "Feuerball", wollte man 1967 nach erstmals einem Jahr Pause mit "Man lebt nur zweimal" noch eins drauf setzen. Der ganze Film ist größer; erstmals gibt es Weltraumszenen und auch der Bombast steigerte sich. In praktisch jeder Szene werden dem Zuschauer Gadgets präsentiert, die Bond mal mehr und mal weniger einsetzen kann. Auch was die Dimensionen angeht, legte man noch einmal eine Schippe drauf. Der Bösewicht hat sein Versteck diesmal in einem Vulkan und Ken Adam baute dazu ein Set, das sich wirklich sehen lässt.

Klar hat der Film gute Stellen, wie z.B. die PTS. Das Zusammenspiel aus den Bildern mit der grandiosen Musik und den panisch durcheinanderredenden Stimmen ist für mich jedes mal der Höhepunkt des Films. Bonds "Ermordung" wiederum finde ich irgendwie unnötig. (Früher dachte ich, der eine Polizist wäre Q... Und so ganz verstehen tu ich die Szene übrigens bis heute nicht.) Dass M und Moneypenny auf dem U-Boot stationiert sind ist meiner Meinung nach eine gute Idee und lockert das ganze mal ein wenig auf, anstatt immer und immer wieder die gleichen Szenen im Büro zu zeigen. Im Film gibt es auch toll choreographierte Kämpfe, so beispielsweise der im Büro von Osata. Oder die Szenerie am Hafen. An sich nichts besonderes, ist die Kameraführung dort etwas wirklich einzigartiges und gefällt mir sehr gut.

Leider gibt es bei "Man lebt nur zweimal" auch sehr viele Dinge, die negativ ins Auge fallen. Zum einen ist es die ganze Atmosphäre. Ja, es ist wirklich sehr subjektiv, aber das ist ja bei Reviews meistens so, aber: Das ganze Japan-Setting sagt mir persönlich überhaupt nicht zu. Wahrscheinlich liegt es daran, dass mich Asien an sich überhaupt nicht reizt, aber ich finde den ganzen Film aufgrund seiner Location sehr dröge und langweilig. Natürlich nicht nur deswegen, es gibt noch sehr viel anderes:

Wie schon bei TB passiert den ganzen Film über nicht viel. Bond ermittelt so vor sich hin, langweilige Szenen wie die Hochzeit oder die komplette Szenerie im Fischerdorf werden viel zu lang ausgewalzt, Charaktere wie Q und Gadgets werden nur gezeigt, um sie drin zu haben. Exemplarisch dafür steht die Little Nellie-Szene. Der Hubschrauber an sich ist ja ganz nett. Dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass man ihn nur eingebaut hat, um mal wieder eine Actionszene zeigen und ein paar Gadgets präsentieren zu können. Dazu sind die Bondgirls, die im letzten Film noch die Stärke waren, hier eindeutig zu den Schwächen des Films zu zählen. Weder Karin Dor noch die beiden Japanerinnen Mie Hama und Akiko Wakabayashi, die ich sowieso nicht auseinanderhalten kann, überzeugen. (Ist die eine eigentlich die aus der PTS?) Teru Shimada kann die ihm zugeteilte Böswichtsrolle überhaupt nicht ausfüllen und die ganze Zeit dümpelt der Film ohne wirklichen Villian und ohne wirkliche Bedrohung so vor sich her. (Die Raumschiff-Entführungen geraten teilweise komplett in Vergessenheit.)

Dann gibt es noch so ein paar Dinge, die wirklich gar nicht gehen: Bonds Zurechtmachung als Japaner beispielsweise. Wozu ist das überhaupt gut? Da die Verkleidung sowieso irgendwann plötzlich einfach wieder weg ist, hatte sie anscheinend keine wirkliche Bedeutung. Über Logik sollte man sich bei einem Bond sowieso nie Gedanken machen, aber dass niemand bemerkt, dass regelmäßig ein Raumschiff aus einem Vulkan aufsteigt, erscheint doch arg konstruiert. Genauso Blofelds Versteck in eben jenem Vulkan. Wie hat er all die Ausrüstung unbemerkt dorthin geschafft? Wo wir gerade beim Thema Blofeld sind. In gewisser Weise wird der Mythos in YOLT zerstört. Die nicht zu erkennende Figur mit der Katze hinter der Scheibe hatte immer etwas bedrohliches an sich, wie er knapp Befehle erteilt und unliebsame Mitarbeiter liqudiert. Donald Pleasence sehe ich aber lange nicht so kritisch wie manch andere. Er stellt für mich hier die absolut passende Verkörperung des größenwahnsinngen Bösewichts da. Mich stört nur die Enttarnung an sich. Blofeld hätte lieber gesichtlos bleiben sollen. Das ist nicht Pleasences Schuld, weder mit der Originalbesetzung Jan Werich noch mit irgendeinem anderen Schauspieler wäre es anders gewesen. Wenn das ganze mit großer Narbe und der Katze, die meistens selber keinen Bock hatte, auch fast wie eine Parodie wirkt: Im Film funktioniert es für mich. Einige Szenen wirken dann auch etwas befremdlich, wie Blofelds lächerlicher letzter Tötungsversuch, im großen und ganzen ist Pleasences Darstellung aber okay.

Das Finale ist, wie schon bei TB, sehr ermüdend. Der ganze Film zieht sich unglaublich in die Länge und die Ninjas machen dies nicht besser. Dass dann zur Zerstörung von Blofelds Basis der Vulkan glühende Lava spuckt, ist endgültig zu viel des guten.

Fazit:
Bei "Man lebt nur zweimal" ist alles ein wenig größer und spektakulärer als in den Vorgängern. Kurz und knapp: Mir gefällt´s nicht.

4/10 Punkte

P.S. Von Connerys angeblicher Lustlosigkeit sehe ich übrigens nichts. Im Gegenteil: Seine Darstellung ist die meiste Zeit das beste am Film.
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

9
Im Geheimdienst ihrer Majestät
(On her Majesty´s Secret Service)
1969
Regie: Peter Hunt

Nachdem Sean Connery 1967 mit „Man lebt nur zweimal“ seinen vorerst letzten Bond-Film gedreht hatte und nun keine Lust mehr auf die Bondrolle hatte, standen die Produzenten Cubby Broccoli und Harry Saltzman vor einer schwierigen Aufgabe: Wer sollte Connery ersetzen? Als Nachteil erwies sich nun die Werbekampagne zu YOLT, bei der man noch auf seinen Star vertraute und überall groß „Sean Connery IST James Bond“ tönte. Nun war Sean Connery eben nicht mehr James Bond und die Wahl seines Nachfolgers George Lazenby erscheint insofern nicht verwunderlich, als dass dieser keine eigene Interpretation der Bond-Rolle spielt, sondern als Kopie Connerys fungiert, die zwar nicht ganz das gleiche Charisma ausstrahlt, im Großen und Ganzen allerdings funktioniert.

Der Film setzt alles daran, dem Zuschauer von vornherein mitzuteilen: Es ist alles beim alten. Bond ist immer noch der gleiche, obwohl er von einem anderen Schauspieler gespielt wird. Und so beginnt die PTS nach einer der wie ich finde besten, weil andersartigen, Gunbarrel-Sequences direkt mit den „alten Hasen“ M, Q und Moneypenny, die, warum auch immer, Agent 007 nicht aufspüren können, denn dieser ist gerade im Auto unterwegs. Sehr schön gemacht finde ich, dass man lange Bonds Gesicht nicht sieht. Dann geht es auch schon direkt los mit dem, was einen Bond-Film (zu Teilen) ausmacht: In einer interessanten Actionszene rettet Bond eine junge Frau. (ich wähle das Wort interessant, weil alles andere aufgrund der Schnittfehler, der unecht aussehenden Dämmerung/ Tagesanbruch und der theatermäßigen Prügelei falsch erscheint. – Wobei alles zu verzeihen ist.) Die ersten Worte Bonds lauten (fast) wie schon in „Dr. No“: „Mein Name ist Bond. James Bond.“ Mit einem lockeren „Das wär dem anderen nie passiert“ wird humoristisch auf den Darstellerwechsel eingegangen und die TS startet, die meiner Meinung nach zu den besten der Reihe gehört. Auch hier wird wieder mit den Sequenzen aus den vorherigen Filmen (auch wenn die Ausschnitte wahrlich glücklicher gewählt hätten sein können) eine kleine Rückschau gewährt und gleichzeitig gezeigt: Es hat sich nichts verändert. Es ist der gleiche Bond wie vorher. Diesmal gibt es kein gesungenes Titellied, sondern ein Thema von John Barry, das einen fasziniert mitreißt und im Film noch oft Verwendung finden soll.

Nach einigen Szenen im Hotel geht es zum MI6 und dem Zuschauer wird etwas noch nie Dargebotenes präsentiert: Bond kündigt. Dieser Vorgang ist also keineswegs, wie von manchen behauptet eine Erfindung der Neuzeit bei Craig. (Ganz abgesehen davon, dass es in LTK ebenfalls passiert.) Zum ersten Mal sehen wir auch Bonds Büro. Das Ausräumen seines Schreibtisches mit den Erinnerungen an vergangene Aufträge (sehr genial hier auch das kurze Anspielen der jeweiligen Musik!) zeigt noch einmal ganz deutlich: Es ist immer noch derselbe Bond. Man wollte wohl auf Nummer sicher gehen. Die Szene an sich finde ich allerdings etwas befremdlich. Klar, Lazenby spielt den gleichen Bond wie Connery, dennoch ist es ein wenig merkwürdig, wenn er sich an Aufträge erinnert, die „der andere“ erlebt hat.

Bond handelt also ohne Auftrag. Währenddessen hat er weiterhin viel mit der Contessa di Vincenco zu tun und hier zeigt sich eine weitere, wenn auch verschmerzbare Eigenheit des Films: Meiner Meinung nach ist Tracys Zuneigung zu Bond zu sehr konstruiert. In einem Moment will sie nichts mit ihm zu tun haben und im nächsten sagt sie, dass sie hofft, Bond würde sich in sie verlieben. Sei´s drum. Die Beziehung zwischen Bond und der von Diana Rigg absolut toll verkörperten Tracy führt zu einigen sehr schönen Szenen, wie z.B. der Montage, über die Louis Armstrongs „We have all the time in the world“ gelegt wurde.

Der Film scheint sich allerdings nicht ganz entscheiden zu können, ob er jetzt hauptsächlich Bonds Gefühle und Beziehung, oder seinen Auftrag zeigen möchte, denn nachdem Bond M privat (!) besucht hat und ihn davon überzeugt hat, ihn wieder auf den Fall anzusetzen, reist er hoch in die Alpen und Tracy spielt für gut eine Stunde keine Rolle mehr, was etwas befremdlich wirkt angesichts der Tatsache, dass sich der Film bisher hauptsächlich auf sie konzentriert hatte. In Blofelds Sanatorium ermittelt Bond als Sir Hillary Bray getarnt und vernascht mal eben noch ein paar Patientinnen, obwohl doch die Liebe seines Lebens auf ihn wartet… Es kommt wie es kommen muss und seine Tarnung fliegt auf. Nun nimmt der Film wieder ein wenig Schwung auf, den er fast unmerklich dezimiert hatte und es folgen einige der besten Szenen der Filmreihe. Ganz klar hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Skisequenzen. Willy Bogner liefert in seinem ersten Einsatz für die Filmreihe atemberaubende Bilder, die meiner Meinung nach bisher unübertroffen sind. Auf Bonds Flucht trifft er durch einen seeehr großen Zufall plötzlich auf Tracy und der Zuschauer wird erinnert: Ach ja, da war ja was… Es folgen einige amüsante Szenen, wie z.B. die Autoverfolgung in der Stock-Car-Bahn und schließlich die wohl zweitemotionalste Szene des Films: Bond macht Tracy einen Heiratsantrag. Die komplette Szenerie in der verschneiten Hütte finde ich absolut gelungen und passend. Doch es kann nicht alles nur positiv sein. Als die beiden am nächsten Tag weiter fliehen wollen, löst Blofeld eine Lawine aus, durch die er Tracy gefangen nimmt. Auch diese Szene finde ich sehr gelungen. Durch tolle Bilder, gut gemachte Effekte und ein Aussetzen der Musik spürt man richtig die Bedrohung, die von den Schneemassen ausgeht.

Tracys Gefangennahme läutet das packende Finale des Films ein. Bond handelt mal wieder entgegen seiner Anweisungen und beauftragt Draco mit der Zerstörung von Blofelds Alpenfestung. Nun schlägt „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ noch einmal ganz andere Töne an. Im Gegensatz zu den teilweise lahmen, weil überladenen Endkämpfen der beiden Vorgänger „Feuerball“ und „Man lebt nur zweimal“ ist der Showdown packend, dramatisch und spannend wie sonst nichts anderes. Untermalt mit der schon aus „Dr. No“ bekannten Einspielung des James Bond-Themes wird gekämpft, was das Zeug hält. Absolut gebannt verfolgt man das Geschehen auf dem Piz Gloria und wie das Sanatorium schließlich in die Luft fliegt. Aber es ist noch nichts vorbei! Nein, es folgt eine rasante Bob-Verfolgungsjagd zwischen Bond und Blofeld, bei der der Zuschauer selber manchmal nicht weiß, wo oben und wo unten ist. Schließlich kommt es aber doch, wie es kommen muss: Blofeld wird besiegt. (Oder doch nicht?)

Bonds Heiratsantrag bleibt natürlich nicht ohne Konsequenz. In einer sehr schön gestalteten Hochzeit sehen wir das frisch getraute Paar. Fehlen dürfen auch nicht die Stammcharaktere M, Q (der diesmal erstaunlich selten zu sehen ist) und Moneypenny, die zurecht traurig ist, hatte Bond am Anfang des Films doch noch den Eindruck vermittelt, dass er es diesmal ernster mit ihr meint als in den vorherigen Filmen. Das Paar fährt also in die Flitterwochen und hält kurz am Straßenrand an. Vollkommen unvermittelt tauchen Blofeld und Irma Bunt in einem vorbeifahrenden Auto auf und schießen auf Bond und Tracy. Man mag es gar nicht fassen: Tracy ist tot.

„Im Geheimdienst ihrer Majestät“ ist ein Bond-Film, der vieles anders macht als seine Vorgänger. Im Gegensatz zu den „over the top“-Spektakeln der letzten Filme ist OHMSS geradezu bodenständig. Auffällig hierbei ist auch, dass Bond fast keinerlei Gadgets benötigt, sondern sich auf seinen Verstand verlassen muss. Auch an einzelnen Charakteren ist diese Bodenständigkeit spürbar. Wurde Blofeld in „Man lebt nur zweimal“ von Donald Pleasence noch geradezu als Parodie angelegt mit Narbe und festgekrallter Katze, spielt Telly Savalas einen Bösewicht, der geradezu normal erscheint (Wenn man mal von seinem Welteroberungsplan, der aber sowieso nur eine untergeordnete Rolle spielt, absieht) und auch selbst ins Geschehen eingreift und sich Skier schnappt, um Bond wieder einzufangen. Warum es für ihn so wichtig ist, den Grafentitel zu erlangen, wird leider nicht erklärt. Generell ist Savalas´ Schauspiel ein Genuss. Die Szenen mit ihm, wie z.B. der Endkampf gehören zu den Höhepunkten des Films. Generell zeigt OHMSS viele schöne Kämpfe. George Lazenby ist zwar nicht das schauspielerische Schwergewicht wie Sean Connery, zumindest im Zweikampf zeigt er jedoch, was er drauf hat. Eine weitere Sache, die im Film begeistert, ist John Barrys meisterhafter Soundtrack. Das OHMSS-Thema ist heutzutage wohl bekannter als jedes andere Thema aus den Bond-Filmen, wenn man vom James Bond-Theme an sich mal absieht. Es verwundert auch nicht, wieso das so ist. Die Musik unterstützt die Szenen so meisterhaft, dass man alleine deswegen gleich nach der Sichtung den Wunsch verspürt, ihn noch einmal zu sehen. Exemplarisch für den Soundtrack möchte ich einmal die Szene in Gumboldts Büro herausheben. Erst ruhig und dann mit der Zeit immer lauter und aufdringlicher erzeugt sie eine großartige Spannung und ständig fragt man sich, ob Bond es noch schaffen wird, pünktlich wieder zu verschwinden. Gut gefallen hat mir auch der Einsatz des James Bond-Themes im Finale. Ein Augenschmaus sind auch die Locations des Films. Die Schweiz, wo ja ein Großteil der Handlung spielt, ist wunderschön eingefangen, aber auch Portugal und die anderen Schauplätze lassen sich sehen.
Das Ende des Films ist ganz anders, als man es von bisherigen Bonds kennt, aber es ist super gemacht und wohl Lazenbys stärkste Szene. Kein anderer Bondfilm schafft es, dass man mit einem derart flauen Gefühl den Film beendet, wie OHMSS.

Fazit:
„Im Geheimdienst ihrer Majestät“ weist im Nachhinein ein paar kleine Schwächen auf, über die man aber gerne hinweg sieht, da der Rest des Films umso atemberaubender ist. Am Ende ist man fast erstaunt, dass der Streifen zu den längsten der Reihe gehört, denn die 140 Minuten vergehen wirklich wie im Fluge. Mit Recht kann ich behaupten: OHMSS ist mein absoluter Liebling unter den Bondfilmen.

10/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

10
Diamantenfieber
(Diamonds are forever)
1971
Regie: Guy Hamilton

Nach dem eher mauen Erfolg von „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ wollte man zurück zu den Glanzzeiten und engagierte „das Team“ aus Goldfinger. Mit Guy Hamilton als Regisseur, Shirley Bassey als Interpretin des Titelsongs und dem mit viel Geld zurückgeholten Sean Connery konnte theoretisch nichts schief gehen. Dass doch einiges schief gegangen ist, demonstriert „Diamantenfieber“ bestens:

Bonds Mission ist die wohl ödeste, die es jemals gab. Er soll einen Schmugglerring aufdecken. Warum nun gerade ein Agent des britischen Secret Service damit beauftragt wird – nun, das fragt Bond ganz am Anfang selber. Eine befriedigende Antwort gibt es nicht. Und dieser Auftrag ist wirklich genauso langweilig, wie er sich anhört. Noch dazu ist dieser Schmugglerring völlig konfus und anscheinend nicht wirklich durchdacht. Wieso wird jeder einzelne, der mit den Diamanten in Berührung kommt, umgebracht? Allem Anschein nach läuft dieser Ring schon eine ganze Weile sehr erfolgreich mit den immer gleichen Leuten, wieso also werden diese plötzlich liquidiert? Das ganze mündet dann in ein plötzlich auftretendes Weltbedrohungs-Szenario, ausgelöst durch Blofeld, der kaum überzeugend vom Henderson-Darsteller aus YOLT, Charles Gray, gespielt wird, und dessen Pläne sehr lange Zeit vollkommen unklar bleiben.

Neben der vollkommen abstrusen Haupthandlung gibt es im Film auch noch einige an sich sehr dumme Szenen. Dass wirklich jeder den Geheimagenten James Bond kennt, so auch Tiffany Case, ist sehr unrealistisch. Dazu kommt die viel zu lange und blöde Zirkus-Szene, Bonds Kampf gegen Bambi und Klopfer, Bond mit hässlicher rosa Krawatte, Blofeld verkleidet als Tunte, Moneypenny, die nur einmal für 10 Sekunden auftritt, um sie im Film gehabt zu haben, Blofelds Doppelgänger, Bonds Auto, das auf der falschen Seite wieder aus der Sackgasse kommt, blasse Bondgirls, Schaulustige am Rand der Straße bei der Autoverfolgungsjagd in Las Vegas, ein vollkommen unmotivierter Showdown und Sean Connery, der lustlos und vollkommen außer Form mit schlecht sitzendem Toupet von Szene zu Szene irrt, nur um am Ende kein einziges mal im gesamten Film (Gunbarrel ausgenommen) mit seiner Dienstwaffe geschossen zu haben.

Neben diesen doch deutlich überwiegenden Aspekten hat der Film aber auch ein paar positive Aspekte zu bieten: Das Killerpärchen Mr Wint und Mr Kidd zum Beispiel wertet den ganzen Film massiv auf. John Barrys Score gehört eindeutig zu den besseren der Reihe und auch mit Humor geizt DAF nicht. Bond, der sich als Klaus Hergesheimer ausgibt, erfreut mich jedes mal wieder. Zu den Actionhöhepunkten gehört wohl der Kampf im Fahrstuhl, der klasse choreographiert, gespielt und gefilmt ist. Auch die so oft kritisierte Verfolgungsjagd durch die Wüste finde ich gelungen. Dass Bond alle möglichen Fortbewegungsmittel benutzt, um vor seinen Verfolgern zu fliehen, ist allgemein bekannt. Ein Mondfahrzeug passt da gut in die Reihe und sorgt für eine heitere Szene. (Auch wenn mir das herumkullernde Rad nicht entgangen ist…)

Fazit:
„Diamantenfieber“ gehört eindeutig zu den schlechteren Bond-Filmen. Schade, dass Connery so einen Abgang hatte. Zum Glück entschädigte er sich mit dem Jahre später entstandenen „Sag niemals nie“ selbst. Vielleicht mag meine Punktevergabe ein wenig verwunderlich klingen obgleich der vielen aufgeführten Negativ-Aspekten. Trotz allem ist DAF immer noch ein Bond-Film, der mich zumindest teilweise unterhalten hat. Es gibt:

5/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

11
Leben und sterben lassen
(Live and let die)
1973
Regie: Guy Hamilton

Nachdem Sean Connery mit „Diamantenfieber“ 1971 endgültig seinen Abschied gefeiert hatte, standen die Produzenten Cubby Broccoli und Harry Saltzman erneut vor der Frage: Wer sollte ihn ersetzen? Nach dem eher weniger erfolgreichen „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ mit One Hit Wonder George Lazenby stellte sich die Frage, ob die Welt überhaupt jemand anderen als Connery als 007 sehen wollte. Viele Schauspieler wurden gecastet und schließlich entschied man sich für den Mann, der eigentlich 1962 schon zum Zuge hatte kommen sollen: Roger Moore. Diesmal jedoch entschied man sich dazu, den Film ganz an seinen neuen Hauptstar anzupassen und ihn bewusst von seinen Vorgängern abzugrenzen, anstatt sie zu kopieren. So erscheint „Leben und sterben lassen“ insgesamt deutlich bodenständiger als seine direkten Vorgänger und erinnert entfernt wieder mehr an den ersten Film der Reihe, „Dr. No“. So gibt es auch hier eine Szene am Flughafen mit anschließender Fahrt durch einen Chauffeur, wobei etwas passiert, Bond wird in seinem Hotelzimmer von einem giftigen Tier attackiert und es gibt die Figur des Quarrel Junior, die einen direkten Bezug zu DN herstellt. Wurden die Pläne der Bösewichte in den letzten Filmen immer größenwahnsinniger, ist der Antagonist hier (absolut top gespielt von Yaphet Kotto) „lediglich“ ein Drogenbaron, der mit seinen Drogen Geschäfte machen will. Auch das Hauptbondgirl, das Jane Seymour toll verkörpert, hat diesmal etwas Besonderes an sich und ist kein weiteres naives Dummchen. Wieder gibt es einen Henchman, der diesmal etwas ganz Besonderes zu bieten hat: einen Haken statt einer Hand. Weiterhin benötigt Bond in „Leben und sterben lassen“ vergleichsweise wenig Gadgets. Das einzige ist seine multifunktionale Uhr, die ihm aber auch nicht immer weiter hilft.

Wir bekommen mal wieder eine PTS ohne Bond zu sehen und sind gleich mittendrin in der Geschichte. Die Ermordungen der 3 Agenten finde ich klasse gemacht, besonders den Dialog: „Wessen Begräbnis ist das?“ – „Deins!“ Der Titelsong gehört meiner Meinung nach zu den besten der Reihe und ist ebenfalls eine klare Abgrenzung zu den bisherigen, wie auch der gesamte Score, der erstmals nicht von John Barry, sondern von Beatles-Produzent George Martin stammt. Anders als gewohnt, aber absolut passend zum Film setzt er viel auf Jazz-Rhythmen. Wie schon in „Dr. No“ sehen wir Bond in seiner Wohnung, und alle Szenen mit M und Moneypenny spielen ebenfalls dort. Q kommt gar nicht vor, was allerdings nicht negativ auffällt. Im Gegenteil: Man hält sich nicht lange mit unnötigen Szenen auf, sondern schickt Bond direkt auf die Reise. Dass der Film im gesamten eine ganz andere Thematik behandelt als gewohnt, nämlich den Voodoo und das übersinnliche, bekommt der Zuschauer in einer interessanten Montage zu sehen, in der Bond im Flugzeug abhebt und gleichzeitig Solitaire die Karten legt und seine Ankunft voraussagt. Generell ist der gesamte Handlungsstrang um Solitaires übersinnliche Fähigkeiten gelungen und interessant; schön auch, wie Bond es schafft, sie mit einem winzigen Trick „rumzukriegen“ und dieser Fähigkeiten zu berauben.

Obwohl der Film sich, wie schon gesagt, nicht lange mit unnötigen Szenen aufhält, braucht er ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Spätestens bei der Verfolgungsjagd mit dem Doppeldeckerbus ist man aber voll im Film drin und eben jener nimmt noch einmal deutlich an Fahrt auf. Oft wird kritisiert, dass Actionszenen die Handlung vorantreiben sollen und theoretisch sehe ich das genauso. In LALD hat man mit der Flugzeugaction (am Boden!) jedoch eine witzige und kurzweilige Actionszene, die mir gut gefällt und die ich im Film nicht missen möchte. Hier verzeihe ich das „Auf der Stelle bleiben“.

Die kompletten Handlungen auf der Krokodilfarm gefallen mir ebenfalls gut, besonders der Sprung über die Krokodile, der übrigens vom Inhaber der Farm, Ross Kananga, nachdem der Antagonist benannt wurde, höchstpersönlich ausgeführt wurde und mehrmals fast schief ging.

Der Film ist nun an einer Actionszene angelangt, die wohl zu den Highlights der gesamten Reihe gehören: Die grandiose Bootsverfolgungsjagd über mehrere Gewässer und Straßen. Witzig finde ich an dieser Stelle, wie Bond, nachdem sein erstes Boot den Geist aufgegeben hat, sich einfach das nächste schnappt und weitermacht, als wäre nichts gewesen. Die Figur des Sheriff Pepper ist eine lustige Idee. So kann der Zuschauer den Schaden, den Bond bei seiner Arbeit anrichtet, auch mal von der anderen Seite aus erleben. Einziges Manko: warum musste man in der deutschen Synchro Pepper den absolut dämlichen und unpassenden Vornamen „Nepumuk“ verpassen?

Nach den Massenschlachten der letzten Filme (OHMSS als Ausnahme) zum Ende hin, ist das Finale von „Leben und sterben lassen“ eine willkommene Abwechslung. Erst mysteriös und gruselig mit dem Baron Samedi, dann bedrohlich und witzig durch den Tötungsversuch von Kananga und dessen eigenem aufgeblasenen Tod, schafft es LALD, einen Showdown zu kreieren, der weder überladen noch gezwungen wirkt. Das 2. Finale mit dem Kampf zwischen Tee-Hee und Bond im Zug begeistert ebenfalls. Der Film endet mit einer meiner Meinung nach tollen und zur ganzen Thematik passenden Einstellung von Baron Samedi auf dem Zug.

Mit „Leben und sterben lassen“ ist James Bond endgültig in den 70ern angekommen. Roger Moores Einstand als 007 überzeugt auf ganzer Länge. Der, obgleich älter als Connery, deutlich fitter und jünger wirkende Moore legt die Rolle ganz anders an als sein Vorgänger. Weniger Brutalität und Zynismus, dafür mehr Gentlemen-Dasein und Kalauer, wenn auch hier noch deutlich weniger ausgeprägt als in Moores nachfolgenden Filmen. Dass Moore im gesamten Film keinen Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt, trinkt, fällt nicht auf und passt zur gesamten Andersartigkeit des Streifens. Dass der Film das Thema Voodoo behandelt, ist etwas Neues und Unerwartetes und gefällt mir sehr gut, ebenso, dass man mit Baron Samedi eine zum Kult gehörige Figur auf die Leinwand geholt hat. Weiterhin noch als positiv zu erwähnen ist David Hedison, der meiner Meinung nach die beste Verkörperung von Felix Leiter ist und es schafft, diesen interessant zu machen. Die Locations des Films sind nicht ganz so „rein“ wie einige der Vorgänger, dafür realistischer. (Z.B. die Hinterhöfe in Harlem) Dass man für die Geschichte mit San Monique einen fiktiven Handlungsort geschaffen hat, finde ich nicht weiter tragisch, auch wenn ich generell existierende Länder fiktiven vorziehe.

Fazit:
„Leben und sterben lassen“ ist der meiner Meinung nach beste Bondfilm von Roger Moore. Ohne die bondtypischen Elemente außer Acht zu lassen, bietet er viel neues und Unerwartetes und zeigt eindrucksvoll: Es geht auch ohne Sean Connery!

10/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

12
Der Mann mit dem goldenen Colt
(The man with the golden gun)
1974
Regie: Guy Hamilton

Inspiriert von dem Film "Mein großer Freund Shane" entwickelte Tom Mankiewicz ein Drehbuch für das 2. James Bond-Abenteuer mit Roger Moore in der Hauptrolle, das lose auf Ian Flemings Buch "Der Mann mit dem goldenen Colt" basierte. Nach Unstimmigkeiten mit dem Regisseuer Guy Hamilton, der seinen 4. und letzten Bond-Film drehte, verlies er das Projekt und wurde durch Richard Maibaum ersetzt. Auf Grundlage dieses Drehbuchs entstand ein Film, der bei mir irgendwie nie einen bleibenden Eindruck hinterlässt und von mir von Sichtung zu Sichtung anders bewertet wird.

TMWTGG punktet sehr stark durch seine Locations. Fand ich Asien in "Man lebt nur zweimal" noch sehr dröge und langweilig, gefällt es mir hier umso besser. Macau, Hong Kong und die Insel Khao Phing Kan sind sehr schön eingefangen und vermitteln ein exotisches Gefühl. Auch der Cast weiß zu überzeugen. Roger Moore spielt den Agenten mit der Lizenz zum Töten in seinem 2. Einsatz sehr gut, noch ist er nicht zu alt, sondern wirkt sehr fit und vital. Sowohl die humorigen als auch die ernsteren Szenen nimmt man ihm ohne jeden Zweifel ab. Nach seiner Abwesenheit in "Leben und sterben lassen" ist Desmond Llewelyn wieder als Q zu sehen, Bernard Lee spielt erneut M und Lois Maxwell hat hier ihren wohl besten Auftritt. Die kleinen Plaudereien von ihr und 007 sind mittlerweile Standard geworden, aber in TMWTGG finde ich die Szene mit ihr einfach fabelhaft. Ich kann gar nicht genau beschreiben, wieso. Beim MI6-Cast ist Michael Goodliffe als Tanner hinzugekommen. So sehr ich Goodliffe als Schauspieler auch schätze (besonders toll ist er in "Die letzte Nacht der Titanic" / "A night to remember" von 1958), sein Auftreten ist komplett überflüssig und die Figur des Tanner hätte lieber gestrichen werden sollen.

Den bleibendsten Eindruck hinterlässt aber wohl Christopher Lee als Scaramanga. Die Szenen mit Bond sind grandios und leben alleine von dem Schauspiel bzw der Chemie der beiden. Auch, dass man Scaramanga mit Schnick Schnack einen etwas anderen Henchmen zur Seite gestellt hat, macht das ganze aufregend, besonders, da die Beziehung zwischen den beiden sehr mysteriös bleibt und nie wirklich aufgeklärt wird. Auch die Bondgirls Maud Adams, die hier in ihrem ersten Auftritt innerhalb der Bondreihe noch deutlich attraktiver erscheint als später bei "Octopussy" und Britt Ekland als "Dummchen" Mary Goodnight überzeugen in ihren jeweiligen Rollen vollkommen. Lustig, dass beide Bondgirls von Schwedinnen gespielt werden. Eine absolut dämliche Figur ist allerdings der von Soon-Tek Oh gespielte Hip, der für den Film keinerlei Relevanz hat und meist nur durch bescheuerte Handlungen auffällt. Gut gefällt mir auch der 2. Auftritt von Sheriff Pepper, auch wenn er in LALD besser aufgehoben war.

Zu den bereits erwähnten Locations kommen noch ein paar sehr schöne Sets. Sowohl Scaramangas Domizil als auch sein "Kabinett" sind klasse gemacht. Ein herrlich "schräges" Set, im wahrsten Sinne des Wortes, ist das Wrack der RMS Queen Elizabeth bzw. "Seawise University", das für mich zu den besten Aspekten des Films gehört. Wie 007 schon selber sagt: Da wird man ja seekrank...

Auch die Story an sich ist mal etwas anderes als das übliche Weltbedrohungsszenario. Diesmal geht es um etwas persönliches. Zumindest hat es so den Anschein. Dass relativ schnell aufgedeckt wird, dass es Scaramanga gar nicht um Bond geht, mindert die Spannung ein wenig, ist aber nicht weiter schlimm. Dass er irgendwann seine Meinung ändert und es plözlich als "Lebensziel" bezeichnet, 007 zu töten, verwundert ein wenig, führt aber immerhin zu einem tollen Showdown der beiden Kontrahenten, der wirklich vor Spannnung geladen ist, obwohl man natürlich schon vorher weiß, wer gewinnen wird. Dass Bond sich selbst mit seiner Wachsfigur austauscht war zwar von Anfang an abzusehen gewesen, gefällt mir aber trotzdem sehr.

Einen großen Nachteil hat der Film aber doch. Er ist sehr actionarm. Ich habe per se nichts gegen ruhigere Bondfilme, jedoch sollten diese dann anderweitig die Spannung aufrecht erhalten. TMWTGG gelingt dies leider kaum. Viele Szenen plätschern so vor sich hn ohne wirklich von Relevanz für den Film zu sein und wenn es mal wirklich zu Action kommt, ist diese lahm und austauschbar wie sonst was. Der einzige Höhepunkt der Autoverfolgungsjagd z.B. ist der Überschlag, der aber leider durch das dämliche Fluup-Geräusch ein wenig ins lächerliche gezogen wird. Einzig Clifton James als Pepper wertet diese Verfolgungsjagd durch so geniale Sprüche wie "Der englische Geheimagent aus England!" auf.

Weiter zu nennen wäre der Kampf in der Karate(?)-Schule, der mich nicht sonderlich überzeugt hat und auf den einige der peinlichsten Szenen überhaupt folgen. Erstmal: Wieso kommt Hip mit seinen beiden dämlichen Nichten ganz zufällig genau in dem Moment vorbei, als Bond aus dem Fenster springt? Dass Roger Moore mehr der Gentlemen ist als der eiskalte Killer und Kämpfer, hat man bereits bemerkt. Dass er aber untätig daneben steht und 2 Mädchen für sich kämpfen lässt setzt dem ganzen die Krone auf. Der Super-GAU kommt aber erst noch. "Ich bringe nur noch schnell meine Nichten in Sicherheit"... Womöglich die dämlichste Szene in einem James Bond-Film überhaupt.

Generell gibt es im Film einfach ein paar Szenen, die mir ganz und gar nicht gefallen, wie z.B. der elefantenverkaufende Junge und Bonds Umgang mit ihm. Muss so etwas in einem Bondfilm wirklich sein? Auch die eigentlich überzeugende Goodnight hat ein paar Szenen bei denen man sich fragt, wie die beim Geheimdienst landen konnte... Bond springt zwar auch nicht gerade nett mit ihr um, ein wenig mehr Vorsicht beim Anlehnen an das Steuerpult des Solex-Generators wäre trotzdem nicht schlecht gewesen...

Ganz vergessen hatte ich bisher den Soundtrack, der mich, wie auch der Titelsong, sehr überzeugt hat. Die Einbindung desselben ist sehr gelungen und der Score unterstreicht die Atmosphäre des Films noch weiter. Lediglich das James Bond-Theme hätte ich mir ein wenig öfter gewünscht.

Fazit:
"Der Mann mit dem goldenen Colt" gehört zwar nicht zu den Höhepunkten der James Bond-Reihe, bietet aber trotzdem viele schöne Szenen und hat mir 2 unterhaltsame Stunden beschert.

7/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

13
Der Spion, der mich liebte
(The spy who loved me)
1977
Regie: Lewis Gilbert

Nach dem Ausstieg Harry Saltzmans stand Cubby Broccoli während der Vorbereitungen zum 10. James Bond-Abenteuer "Der Spion, der mich liebte" im 15. Jubiläumsjahr 1977 ganz alleine da. Die Frage war: Schafft er es auch alleine? Man kann sagen: Ja, er hat es geschafft. Mit TSWLM fügte Broccoli dem Franchise nicht einfach nur einen weiteren Film hinzu, nein, er schaffte es, den wohl spektakulärsten und größten Bond bis dahin auf die Leinwand zu bringen. Er holte Lewis Gilbert zurück, der bereits 1967 bei "Man lebt nur zweimal" Regie geführt hatte, und schuf sozusagen ein Best-Of der bisherigen Filme. Denn "Der Spion, der mich liebte" vereint alles, was man von James Bond kennt und gewöhnt ist. Mit an Bord sind dabei der herausragende Curd Jürgens als Stromberg, die schöne und begeisternde Barbara Bach als "XXX" Major Amasova, die alten Bekannten Lois Maxwell, Bernard Lee und Desmond Llewelyn und als Komponist zum 2. mal nicht John Barry, sondern Marvin Hamlisch, der dem Film eine ganz eigene Note gibt. Dazu aber später mehr. Als konsequente Weiterentwicklung der Henchmen der vergangenen Filme gibt es dieses mal mit dem Beißer eine schier unüberwindbare, bedrohliche Hürde, die bisweilen aber auch humorvoll eingebunden wird. Ken Adam liefert hier einige seiner Meisterwerke ab, wie z.B. Atlantis, welches toll gestaltet wird. Zu oft war mir hierbei allerdings der Einsatz von Miniaturmodellen zu offensichtlich.

Der Film beginnt mit einer der besten PTS der Reihe. Das besondere: Sie handelt nicht nur von einer kurzen Story, sondern reißt schon alles an, was im folgenden Film noch folgen soll: packend geht es los mit der Entführung des englischen U-Boots. Der Clou dabei: Der Zuschauer weiß gar nicht, was genau passiert, was die Spannung steigert. Witzig auch, wie General Gogol "Triple X" anfordert und der Film mit den Erwartungen des Zuschauers spielt, denn Hand aufs Herz: Wer dachte nicht, Amasovas Liebhaber wäre der sowjetische Agent und nicht sie selbst? Sofort ist dem Zuschauer auch klar, worum es im Film geht: Großbritannien und die Sowjetunion sollen gegeneinander ausgespielt werden. Dann Auftritt 007. In einer Skisequenz, die abermals grandios von Willy Bogner gefilmt wurde, und die sich vor den vergleichbaren Szenen aus OHMSS absolut nicht zu verstecken braucht, kommt bereits das erste mal der tolle Soundtrack zur Geltung. Absolut toll, wie Hamlisch das Bond Thema mit Schlägen auf den Zählzeiten unterlegt und dem ganzen so einen treibenden, beschwingten Beat gibt. Der "Bond 77" genannte Titel kommt im Film noch mehrmals vor und dient sozusagen als Hauptthema. Die PTS endet mit einer der besten Szenen der Reihe: Dem grandiosen Stunt von Rick Sylvester. Klasse, wie er in einer langen Aufnahme in atemloser Stille langsam dem Boden entgegen fällt und sich dann zum James Bond-Thema der Union Jack-Fallschirm öffnet. Hier hat man alles: Action, atemberaubende Stunts und Humor.

Strombergs Einführung finde ich sehr gelungen. Selten hat man so früh im Film schon eine so lange Szene, die sich ausschließlich mit dem Villian beschäftigt und sich dabei alle Zeit nimmt, ihn gekonnt zu charakterisieren. Sofort merkt man: Stromberg ist ein kalter, skrupelloser Mann. Sehr gut gefällt mir die Szene, wie er seine Sekretärin (?) dem Hai zum Fraß vorwirft. Gelungen ist hierbei übrigens auch der kontrapunktierende Einsatz der Musik.

Die kompletten Szenen in Ägypten und Marokko wirken sehr atmosphärisch, sie sind toll gefilmt, die Locations sind gut eingefangen und der Score tut sein übriges. Besonders hervorheben möchte ich den Kampf mit Sandor auf den Dächern mitten in der Stadt und die Pyramiden-Szenen. Einfach klasse, wie mit Musik, dem Sprecher und der Lichtsituation eine einmalige Atmosphäre geschaffen wird. Fantastisch finde ich hier den ersten Auftritt des Beißers, der wie aus dem Nichts plötzlich mystisch erleuchtet auftaucht. Hier hat man noch direkt Angst vor ihm, besonders nachdem er die Kette zerbissen hat.

Gut gefällt mir in "Der Spion, der mich liebte" auch die Beziehung zwischen Bond und Major Amasova. Köstlich amüsieren konnte ich mich zum Beispiel in den Szenen, in denen sie teilweise wie ein altes Ehepaar, das miteinander zankt, wirken. Aber auch die Szene in der Bond gesteht, dass er Anyas Liebhaber getötet hab, ist gelungen. Die absolute Ernsthaftigkeit nimmt man den beiden genauso ab wie die Kalauer, die beide (manchmal ein wenig zu viel) raushauen. Gut gefällt mir auch die Szene bei den Ruinen, als sie erst in absoluter Stille den Beißer verfolgen (Generell wusste man in TSWLM sehr gut, wann keine Musik einzusetzen war) und dann gegen ihn kämpfen. Wie Bond und Anya im Wagen sitzen, den der Beißer gerade halb auseinander nimmt und Bond in aller Seelenruhe den richtigen Schlüssel sucht, während Amasova fast in Panik verfällt, gehört für mich zu den Höhepunkten des Films.

Was die Action angeht, ist TSWLM ganz vorne mit dabei. Es gehört mittlerweile fast zum guten Ton eines James Bond-Films, dass Bond, wenn er in einem Zug unterwegs ist, sich dort auch mit jemandem prügeln muss. Der Kampf mit dem Beißer erinnert entfernt an den Kampf gegen Tee-Hee aus "Leben und sterben lassen", ist nichtsdestotrotz dennoch unterhaltsam anzuschauen. Auch die Autoverfolgungsjagd ist gelungen, besonders aufgrund von Bonds neuestem Gefährt, dem Lotus Esprit, der wohl heutzutage nach dem DB5 das 2. bekannteste Bondauto darstellt. Dass dieses Auto auch tauchen kann, eröffnet eine ganz neue Möglichkeit, die Verfolgungsjagd zu beenden und gleichzeitig die Szene für etwas nützlich lassen zu sein. Oft wird es kritisiert, wenn Actionszenen nur der Action wegen im Film sind und die Handlung nicht vorantreiben. Dieses Vorantreiben ist hier durch die anschließende Erkundungsreise unter Wasser absolut gegeben. Begeistert haben mich hier auch die tollen Unterwasseraufnahmen. Einziges Manko der Szene: Wenn XXX die Baupläne gestohlen hat und so vertraut mit dem Wagen ist, wieso reagiert sie dann so panisch, als Bond "abtaucht"?

Der Film lebt teilweise auch von seinem Antagonisten. Curd Jürgens ist nicht oft zu sehen, wenn, dann in längeren Szenen, und schafft es trotz seiner kurzen Leinwandpräsenz aber trotzdem Stromberg als absolut bedrohlich darzustellen. Für mich ist er nach Dr. No der 2. beste Villain der Bondhistorie. Schön anzusehen ist das erste Aufeinandertreffen von Bond und Stromberg. Beide wissen genau um die wahre Identität des anderen, lassen sich dies aber nicht anmerken. Sehr gelungen finde ich auch das Detail, das Stromberg Schwimmhäute zwischen den Fingern hat. Ich wusste zwar davon, habe es bei dieser Sichtung allerdings das erste mal bemerkt.

Einen großen Beitrag zum Film leistet, wie schon erwähnt, auch Ken Adam, der sich hier wieder mal selbst übertroffen hat. Neben besagtem Atlantis ist auch das Tanker-Set absolut beeindruckend. Dass dafür eigens die 007-Stage geschaffen werden musste, ist angesichts der schieren Größe des Sets nicht verwunderlich. Gut gefällt mir auch das Finale des Films in eben jenem Set. Wirkten noch die Massenschlachten von z.B. "Feuerball" oder "Man lebt nur zweimal" zu ermüdend und unübersichtlich, so hat man hier alles richtig gemacht. Der Showdown ist klasse inszeniert, nicht zu unübersichtlich und seeehr explosiv. Das besondere an diesem Massenkampf ist aber, dass er nicht mal das komplette Ende des Films darstellt. Dass danach noch eine Reihe Szenen folgen, wie das nervenaufreibende Entfernen des Sprengkopfes, die Einnahme des Kontrollraumes, das Abschießen der U-Boote, die Flucht vom Tanker und schließlich die Szenen auf Atlantis, ist etwas besonderes. Diese finalen Atlantis-Szenen finde ich ebenfalls gelungen. Bonds Kampf mit dem Beißer, Strombergs Ermordung, die zwar unspektakulär erscheint, aber irgendwie zum Charakter Stromberg passt und Anyas Rettung sind das eigentliche Finale des Films.

Um ein letztes mal auf den Soundtrack einzugehen: Marvin Hamlisch distanziert sich ganz bewusst von den typischen Barry-Klängen, schafft so aber etwas ganz eigenes, das hervorragend zum Film passt. In kaum einem anderen Bond-Film wurde so mit der Musik "gespielt" wie hier. Humoristisch unterstützt sie einige Szenen, wie z.B. Bonds und Anyas Reise mit dem Kastenwagen durch die Wüste. Herzhaft lachen musste ich, als Bond im Finale zum majestätischen Bond-Theme auf der Kamera "reitet" und die Musik im gleichen Moment einfach abbricht wie die Bilder auf den Monitoren.

Fazit:
Nach keiner Sichtung hat mich der Film so begeistert, wie nach dieser. Vielleicht muss ich meine Meinung bezüglich des besten Moore-Bonds im LALD-Review noch einmal ändern... Denn "Der Spion, der mich liebte" hat alles, was ein Bond-Film braucht: Herausragende Action, einen tollen Antagonisten, fantastische Sets, super Musik, Humor, einen bestens aufgelegten Roger Moore und ein verdammt attraktives und gut spielendes Bond-Girl. Wer die vorherigen Bond-Filme mag, wird TSWLM lieben!

10/10 Punkte
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

14
Moonraker – Streng geheim
(Moonraker)
1979
Regie: Lewis Gilbert

Zum Einstieg diesmal was persönliches: "Moonraker" war der erste James Bond-Film, den ich je gesehen habe. Das ganze dürfte schon über 10 Jahre her sein und damals hat mich der Film schwer beeindruckt. Die Szenerie im Weltraum und die Locations haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ob ich das ganze allerdings immer noch so positiv sehe? Lest selbst...:

Mit "Der Spion, der mich liebte" hatte man 1977 sozusagen eine Zusammenfassung all dessen, was Bond ausmacht, geschaffen. Der ganze Film war schon eine deutliche Nummer größer als die vorherigen Bonds, jedoch war dies anscheinend nicht genug. Man versuchte, die Gigantomanie von TSWLM noch einmal zu übertreffen und schickte James Bond konsequenterweise diesmal nicht nur rund um den ganzen Erdball, sondern, inspiriert durch den Sci-Fi-Boom der 70er Jahre, sogar hinaus in den Weltraum. Obwohl es im Abspann von "Der Spion, der mich liebte" noch geheißen hatte: "James Bond will return in: For your eyes only", entschied man sich, zuerst "Moonraker" zu drehen. Vorneweg: Per se habe ich überhaupt kein Problem mit der Weltraum-Thematik, sie ist die einzig logische Konsequenz und eine Weiterentwicklung der TSWLM-Thematik. Jedoch stimmt im Film so einiges andere nicht, worauf ich nun näher eingehen werde:

Fangen wir mal mit den positiven Aspekten des Films an. Ganz vorne dabei ist der Cast: Roger Moore spielt 007 so, wie man es mittlerweile von ihm gewohnt ist, auch wenn seine Kalauer-Dichte langsam ein höheres Level angenommen hat. Wieder mit dabei sind Lois Maxwell, Desmond Llewelyn, Geoffrey Keen und das letzte mal Bernard Lee als M, der hier erstaunlich viel Screentime spendiert bekommen hat. Die Bondgirls sind mit Lois Chiles, Corinne Cléry und Emily Bolton wieder einmal hervorragend besetzt. Seinen 2. Auftritt nach TSWLM darf Richard Kiel als Beißer hinlegen, auch wenn dieser einiges an Strahlkraft verloren hat. Michael Londsdale spielt den Antagonisten des Films, Hugo Drax, dem man seine Bösartigkeit zwar abnimmt, der aber generell eher blass wirkt und weit hinter seinem Vorgänger Curd Jürgens zurückbleibt. In seinem letzten Einsatz für die James Bond-Reihe schafft es Ken Adam noch einmal, wirklich großartige Sets zu liefern. In Zusammenspiel mit der Inszenierung sind wirklich tolle Szenen entstanden, wie z.B. die Raumstation, die langsam immer mehr erleuchtet wird. Generell ist "Moonraker" voll von beeindruckenden Einzelszenen, wie der PTS ganz am Anfang. Wie Bond aus dem Flugzeug geschubst wird, im Fallen dem Piloten den Fallschirm abnimmt und schließlich gegen den Beißer kämpft, gehört zu den Höhepunkten der Stunts der Reihe. Wo wir gerade bei Stunts sind: Auch der Kampf auf den Gondeln vor atemberaubender Kulisse ist sehr gelungen. Der Kampf gegen den Maskierten (von dem ich mich immer wieder frage, wo er eigentlich plötzlich herkommt) war zwar zu erwarten, nachdem man das Glasmuseum so ausführlich gezeigt hat, gefällt dennoch und es ist witzig anzusehen, wie Bond und sein Kontrahent wirklich alles zerdeppern. Eine weitere tolle Szene ist die im Labor und wie wenig später Bond, Gray und M den Raum betreten und Drax mit Gasmasken gegenüberstehen. Immer wieder herrlich. (Dass die Töne des Codeschlosses die Melodie aus "Unheimliche Begegnung der 3. Art" ergeben ist ein netter Gag.) Von Roger Moore grandios gespielt ist auch der Mordversuch durch die Zentrifuge, die in ihrer Art leicht an die Streckbank aus TB erinnert. Moore kann halt auch anders als nur witzig. Ein wirklich beklemmendes Gefühl hinterlässt auch die Ermordung Corinnes durch Drax´ Hunde. So etwas sieht man bei Bond kein weiteres mal. Zu den positiven Aspekten des Films zählen auch die Drehorte, wie Rio, die man wirklich gut eingefangen hat und die mehr sind als nur reines "Guckt mal, wir sind hier übrigens grade in Venedig", wie in FRWL. Venedig ist diesmal wirklich viel besser genutzt worden und die Verfolgungsjagd mit den Gondeln ist (anfangs!) wirklich gelungen.

Genau diese Verfolgungsjagd zeigt aber auch, was an "Moonraker" nicht stimmt. Denn nach einer kurzen amüsanten Fahrt durch die Kanäle Venedigs wird es wirklich albern. Wie die Gondel plötzlich zum motorbetriebenen Auto mutiert ist wirklich zu viel des guten. Dass eine Taube auf dem Markusplatz dann auch noch blinzeln muss, zeigt, dass man bei MR einfach zu viel wollte. Diese albernen Szenen ziehen sich durch den ganzen Film und sind auch schon in der PTS zu finden. Wie der Beißer zur Zirkusmusik mit den Armen rudert... Naja, wem´s gefällt...

Dass der MI6 immer dort ist, wo Bond ist, nahm schon in YOLT mit dem U-Boot seinen Anfang und wirkte auch in TSWLM noch ganz okay, hier reicht es aber langsam. Dass man sich in einem (benutzten!) Kloster eingenistet hat und dort mit Laserwaffen auf Wachsfiguren schießt, ist irgendwie zu viel des guten... Dass man es bei MR wirklich übertrieben hat, zeigt auch die 2. Bootsverfolgungsjagd innerhalb eines Filmes, die wohl keinem so wirklich gefällt und bei der ich mich jedes mal wieder frage, was sie an dieser Stelle im Film eigentlich soll. Passend zur Uninspiriertheit knallt John Barry hier auch vollkommen unmotiviert in einer viel zu langsamen, schleppenden Version halbherzig das lange nicht mehr genutzte 007-Theme rein. Generell ist der Soundtrack zwar ganz okay, aber nichts besonderes und wirkt nach Hamlischs frischem Score in TSWLM teilweise etwas schwerfällig.

Erwähnte 2. Bootsverfolgungsjagd führt auch zum sehr langen Finale des Films. Ganz zufällig sieht Bond eine schöne Frau und muss ihr nachlaufen, was ihn in Drax´ Versteck führt. Nun geht es endlich in den Weltraum. Die ganze Szenerie auf der Raumstation ist gut gemacht und ich habe im Gegensatz zu vielen anderen auch kein großes Problem damit, dass sich Beißer verliebt hat (auch wenn ich mich frage, was seine Angebetete überhaupt dort oben zu suchen hat) und mit seinem plötzlichen Sinneswandel. Dass er und Bond am Ende zusammen arbeiten fand ich irgendwie schon immer schön und gestört hat es mich nie. Wenn es schließlich zum großen Endkampf kommt, wird es allerdings unfreiwillig komisch. Klar, die Weltraumszenen sind aufwändig und gut gemacht und können sich auch heute noch sehen lassen, aber irgendwie sind mit Laserwaffen aufeinanderschießende Astronauten in einem riesigen Showdown zu viel für mich. Aufgewertet werden die Weltraumszenen noch durch Drax´ Abgang und die finale Globenjagd, die wirklich noch einmal eine spannende Szene erzeugt.

Fazit:
"Moonraker" will einfach zu viel. War "Der Spion, der mich liebte" noch die bestmögliche Mixtur aus den Bond-Bestandteilen, so ist bei MR einfach das meiste eine Nummer zu übertrieben. Ich sage bewusst "das meiste", denn der Film hat ja durchaus auch tolle Szenen, die allerdings leider kein großes Ganzes ergeben. Diese tollen Szenen reichen dann aber doch für schwache:

8/10 Punkte
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

15
In tödlicher Mission
(For your eyes only)
1981
Regie: John Glen

Nach Bonds Ausflug in den Weltraum in "Moonraker" ging es im wahrsten Sinne des Wortes "down to earth". Mit einer deutlich bodenständigeren Handlung und dem Verzicht auf große Action und Weltbedrohungsszenarien versuchte man, Bond wieder zu erden. Dass dieser Versuch im großen und ganzen geglückt ist, jedoch an der ein oder anderen Stelle nicht konsequent genug durchgezogen wurde, zeigt "In tödlicher Mission" bestens.

Als erstes möchte ich ein paar Worte zur oft gescholtenen PTS verlieren. Ganz klar ist diese PTS ein deutliches Zeichen gegen Kevin McClory und seine TB-Remake-Pläne. Soweit, so gut. Der Name Blofeld wird zwar nicht genannt, aber dennoch ist eindeutig, um wen es sich bei dem glatzköpfigen Mann mit der weißen Perserkatze handelt. Warum er allerdings mit Halskrause im Rollstuhl sitzt, ist mir unverständlich... Will man vielleicht DAF vergessen machen? Dass Bond an Tracys Grab Blumen niederlegt finde ich eine schöne Hommage an OHMSS und zeigt, dass es trotz mehrfachen Schauspielerwechsels immer der gleiche Charakter bleibt. Aber zurück zu Blofeld. War dieser in FRWL und TB noch der geheimnisvolle Bösewicht ohne Gesicht, wurde er in YOLT entmystifiziert und in DAF endgültig zur Witzfigur erklärt. Insofern finde ich seinen Auftritt und seinen Abgang keinesfalls seiner Person unwürdig; es ist eine konsequente Weiterentwicklung. Weiterhin führt die PTS das im Film vorherrschende Rachethema ein und die Aufnahmen mit dem Helikopter sind durchaus gelungen.

Ebenso viel kritisiert wird der Titelsong, der ruhig und atmosphärisch daherkommt und zu meinen Favoriten unter den Bondsongs zählt. Ganz anders allerdings verhält es sich mit dem Score. Lieferten George Martin und Marvin Hamlisch noch tolle Arbeiten ab, die sich von Barrys Werken abhoben, wirkt Bill Contis Arbeit zu jeder Zeit absolut unpassend und meist viel zu fröhlich für die ernsten Actionszenen. Klar, auch dieser Soundtrack hebt sich ab. Allerdings negativ. Für mich ist es wohl der schlechteste der Reihe.

Anfangs schrieb ich, das Erden von FYEO sei nicht konsequent genug durchgezogen worden. Klar, mit dem Rachemotiv gibt es einen ganz neuen Aspekt bei Bond und auch, dass er und das Hauptbondgirl Melina (übrigens klasse gespielt von Carole Bouqet!) sich auf Augenhöhe begegnen ist nicht gerade Standard bei Bond. Dass Bonds wahrscheinlich mit Gadgets gespicktes Auto in die Luft geht, bevor es überhaupt zum Einsatz kommt und er stattdessen mit einer Ente Vorlieb nehmen muss, passt ebenfalls und sorgt für eine Verfolgungsjagd, die erfrischend anders und sehr humorig rüberkommt. Gerade der Humor ist allerdings ein Aspekt der Inkonsequenz. Am laufenden Band lässt Bond mal mehr, mal weniger witzige Sprüche los, dass man fast das Gefühl hat, er will einen neuen Rekord aufstellen.. Auch sonst gibt es Szenen, die sehr albern wirken und nicht ins Gesamtkonzept des Films passen wollen. So z.B. der ostdeutsche Meister im Biathlon, der sich plötzlich als motorradwerfender Mörder entpuppt... Nicht zu vergessen der mit Margaret Thatcher sprechende Papagei oder der Anschlag auf Bond im Eisstadion; eine Szene, die sowieso vollkommen unnötig ist. Unnötig ist auch das richtige Wort um auf die Gräfin Lisl von Schlaf zu sprechen zu können. Selten habe ich bei Bond ein Bondgirl gesehen, das weniger in die Handlung passt und die ganze Handlung quasi unterbricht. Noch dazu finde ich Cassandra Harris nicht gerade attraktiv, aber das ist ja subjektiv. (Nicht, dass die komplette Review subjektiv wäre...)

Immerhin darf Roger Moore in dieser Szene ein bisschen Ernsthaftigkeit zeigen, mal etwas anderes als sein sonstiger, sehr auf Humor bedachter Bond. Generell darf Moore in FYEO shr oft zeigen, dass er auch anders kann. Bonds Gespräche mit Melina über Rache z.B. während der Kutschfahrt oder ganz besonders die Ermordung von Loque sind klasse gespielt.

Schade ist, dass es im Film keinen wirklich starken Bösewicht gibt. Dass sich der anfänglich als Villain verdächtigte schließlich als Verbündeter entpuppt und andersrum ist zwar ein schöner Twist, der etwas noch nie Dagewesenes in einem Bondfilm ist, leider bleibt Kristatos als Bösewicht aber viel zu blass, unter anderem deshalb, weil man absolut nichts über ihn erfährt und auch er letztendlich nur für die Russen arbeitet.

Auch was Action und Locations angeht, bleibt FYEO eher schwach. Bond ermittelt zwar an schönen Orten, dennoch wirken diese eher dröge und langweilig. Zu den Actionhöhepunkten gehören die Ski-Verfolgungsjagd und die Stürmung von Kristatos´ Lager. Erstere gefällt mir trotz des besonders an dieser Stelle miserablen Soundtracks sehr, letztere kommt mir zu sehr aus dem Nichts und hat keine Relevanz für die Handlung. Der Showdown wirkt auch relativ langweilig, auch wenn Bonds Kletterpartie zum Kloster hoch sehr spannend gemacht ist und einen beeindruckenden Stunthöhepunkt enthält.

Interessanterweise wirkte Roger Moore in LALD deutlich jünger als Sean Connery in DAF, obwohl er 3 Jahre jünger ist. Auch in TMWTGG, TSWLM und zu Teilen noch in MR wirkte er fit und agil. "In tödlicher Mission" ist allerdings der erste Bondfilm, in dem ich Moore zu alt finde. Dass dies auch den Machern bekannt war, zeigt die Figur der Bibi; erstmals lehnt Bond einen Beischlaf ab. Auch Lois Maxwell wirkt mittlerweile zu alt, so dass die Flirtereien zwischen ihr und 007 sehr merkwürdig wirken.

Dass Bernard Lee als M fehlt, ist mir ehrlich gesagt anfangs gar nicht aufgefallen. Erst später wurde mir klar, dass FYEO ja ohne M auskommt. Seine Abwesenheit wurde gut kaschiert.

Fazit:
"In tödlicher Mission" ist ein Bondfilm, der mir irgendwie komplett egal ist. Er bietet ein paar schöne Szenen, aber auch viele langweilige. Die meiste Zeit kommt kein wirkliches Bond-Feeling auf.

6/10 Punkte
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