Re: Regie für BOND26+

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Es steht völlig außer Frage, dass der kommerzielle Erfolg die oberste Maxime ist. Bond wäre sonst niemals zu der Marke geworden, die er heute ist. Abgesehen davon ist das Ganze auch ein Wirtschaftsunternehmen.

Hätte man irgendwann Anfang der 70er entschieden das Budget zu vierteln und in Richtung Arthouse/Sparte zu gehen, dann gäbe es die Serie längst nicht mehr. Bei allem Bashing hinsichtlich des Kommerzes muss man sich das schon mal klar machen.

Bond ist ein larger than life Charakter, in einer larger than life Umgebung mit larger than life Missionen. Das ist ein wesentlicher Teil seiner DNA. Mit einem Budget von 2 Millionen sind wir dann beim piefigen TV-Krimi. Das kann niemand - weder auf Produzenten, noch auf Fanseite - auch nur ansatzweise wollen. Abgesehen davon gibt es nun wirklich mehr als Genug solcher Ware zum freien Konsum.

Auch die gern immer als wahre Künstler titulierten Arthouse-Regisseure und alle die in diesem Segment arbeiten wollen ganz sicher auch, dass ihre Werke gesehen werden. Und sie wollen/müssen zudem auch davon leben. Es gibt kaum jemand, der Filme rein zur Selbstverwirklichung oder mit der Attitüde - "Mir doch egal, ob das irgendjemand oder nur ein bis zwei Zuschauern gefällt" - dreht.
Zuletzt geändert von vodkamartini am 29. Oktober 2021 11:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Regie für BOND26+

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Nun, Eric Rohmer hat mal (so ungefähr) gesagt, wenn er davon ausgeht, daß seinen Film nur 10 Leute schauen werden, dann darf er halt auch nur 1000 Francs kosten.

Auf der anderen Seite hat Schlöndorf mal gesagt, daß er bei seinem bis dato teuersten Film (eine Michael Kohlhaas Verfilmung), auch die wenigsten Freiheiten hatte.

Die Nachteile großer Budgets sind bei den Bond Filmen genau so offensichtlich wie die Vorteile. Jedoch denke ich, daß insgesamt die Nachteile klar überwiegen.

Re: Regie für BOND26+

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Ich sehe es exakt anders herum. Die Vergleich mit Rohmer (ich kenne diese Aussagen von ihm auch) und Schlöndorf sind hier imo nicht passend. Ich denke dass insgesamt die Vorteile überwiegen. Denn Bond ist eine Jahrmarkstattraktion, da gehen die Leute einmal im Jahr oder alle zwei Jahre hin wie zur Wiesn. Würde die dem Rummelplatz auf dem Dorf/Stadtteil gleichen, wäre sie längst obsolet.

Natürlich führen große Budgets auch zu Zwängen, nur bei Bond entstehen sie eben durch Dinge wie originale Schauplätze, handgemachte, aufwändig Actionsequenzen, elaborierte Sets etc. Das sind die Dinge die für die allermeisten Zuschauer Bond ausmachen. Und die kosten. Schimanski können sie sich auch im TV ansehen.
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Re: Regie für BOND26+

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vodkamartini hat geschrieben: 29. Oktober 2021 11:38

Natürlich führen große Budgets auch zu Zwängen, nur bei Bond entstehen sie eben durch Dinge wie originale Schauplätze, handgemachte, aufwändig Actionsequenzen, elaborierte Sets etc. Das sind die Dinge die für die allermeisten Zuschauer Bond ausmachen. Und die kosten. Schimanski können sie sich auch im TV ansehen.
Ich meine eher die anderen Zwänge, die knallhart kommerzielle Ausrichtung in der Gestaltung der Charaktere, der Inszenierung, der Story , die totale Oberflächlichkeit die bis DAD fast konstant durchgezogen wurde. Und die jetzt natürlich auch auf ihre Art zum Kult geworden ist. Also auch, wie man hier im Forum sieht, von vielen Fans längst so erwartet wird.

Bei Craig ist es dann etwas komplizierter, da muß man auf die kommerziellen Zwänge differenzierter eingehen, aber sie prägen die Filme nicht weniger.

Re: Regie für BOND26+

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Da bin ich wieder näher bei dir, das ist ein Problem. Aber bei den von dir angesprochenen Punkten wäre auch im Kommerz-Rahmen mehr möglich. Immerhin hat man das bei Craig schon etwas ausgelotet. Q ist ein interessanterer Charakter geworden und Bond selbst hat deutlich mehr Ecken und Kanten. Die Stories sind tatsächlich etwas schablonenhaft, das müsste definitiv nicht sein.
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Re: Regie für BOND26+

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Würde es das Budget reduzieren, wenn man die Anzahl Locations verringern würde? Das wurde hier ja von einigen schon gewünscht. Nur, wenn 70% des Films z.B. irgendwo in Südamerika spielt, würde das wohl aus logistischen Gründen auch wieder ähnlich teuer werden, denke ich?

Re: Regie für BOND26+

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vodkamartini hat geschrieben: 29. Oktober 2021 12:13Weiterer Vorteil: Cameos von Seagal, Lundgren, Willis und Banderas ließen sich kinderleicht integrieren.
Ich fürchte, wir wären die einzigen beiden, die sich daran erfreuen würden. :wink:

Viele (B-)Action-Filme werden ja auch in Thailand gedreht - vielleicht wäre dies auch wieder mal eine Option. Selbst billigste Actionfilme werden durch diese Location aufgewertet.

Re: Regie für BOND26+

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Was die Filme so teuer macht sind denke ich auch in sehr starkem Maße die Gagen der Beteiligten.

Weiß nicht wie das bei Bond ist, aber in Hollywood müssen auch aus gewerkschaftlichen Gründen viele, viele Leute beschäftigt oder zumindest bezahlt werden, auch wenn man sie gar nicht benötigt. Wenn da der DoP die Kamera selber anfassen will, dann kann es bereits Ärger geben, denn das macht der Kameraschwenker.

Re: Regie für BOND26+

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Das mit den Locations halte ich für einen Irrglauben. 1) Gibt es extrem teure Länder die die höchsten Incentives bieten (Norwegen!!!), 2) führen sehr günstige aber weit entfernte Länder zu aufwendiger Logistik.

Am Ende des Tages ist es wie überall in der Wirtschaft: Das einzige was man in letzter Konsequenz immer überall bezahlt sind Menschen. Mensch*Tage = Budget (vereinfacht gesagt) und DA liegt das Problem bei Bond. Man betreibt für jedes Detail einen riesigen Aufwand, das braucht Leute, das braucht Tage.
Wenn du über 6 Monate durchgängig 3 Units hast, bist du schon mal automatisch 6 mal so teuer wie ein B-Actionfilm der in 3 Monaten mit einer Unit gedreht wird. Hinzukommt, dass Eon das Geld an allen Ecken und Ende rausschmeißt (teureres Catering selbst für Statisten,...) und man an vielen Stellen einfach Aufwand betreibt, der kaum erkennbar ist.

Locations alleine sind es wirklich nicht, sonst könnte nicht für ein Paar Euronen eine Traumschiff Folge 90min in der Karibik oder Australien gedreht werden.


(p.s.: Maibum war schneller. Ja so ist es)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Regie für BOND26+

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Da wir gerade über Edgar Wright gesprochen haben: Wie sieht es mit seinem Namensvetter aus, Joe Wright? Wäre er denkbar für Bond? Ich kenne nur einen Film von ihm (und habe kaum Erinnerungen daran), aber so wie es aussieht arbeitete er schon in verschiedenen Genres?

Re: Regie für BOND26+

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danielcc hat geschrieben: 29. Oktober 2021 12:26 Das mit den Locations halte ich für einen Irrglauben. 1) Gibt es extrem teure Länder die die höchsten Incentives bieten (Norwegen!!!), 2) führen sehr
Nein, das ist mit Sicherheit kein Irrglaube. Im Ausland zu drehen on Location zu drehen ist extrem teuer (Logistik, Reisekosten, Unterbringung etc.). Nicht umsonst mein Hinweis auf Osteuropa, das inzwischen fast von US-B-Produktionen leben kann.

Die Gagen spielen natürlich auch eine Rolle (bei Craig sind sie stetig gestiegen), und wen sehr viel Leute beteiligt sind, sind es auch enorme Personalkosten.
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Re: Regie für BOND26+

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Martin007 hat geschrieben: 29. Oktober 2021 12:19
vodkamartini hat geschrieben: 29. Oktober 2021 12:13Weiterer Vorteil: Cameos von Seagal, Lundgren, Willis und Banderas ließen sich kinderleicht integrieren.
Ich fürchte, wir wären die einzigen beiden, die sich daran erfreuen würden. :wink:

Viele (B-)Action-Filme werden ja auch in Thailand gedreht - vielleicht wäre dies auch wieder mal eine Option. Selbst billigste Actionfilme werden durch diese Location aufgewertet.
Ja, ja, ja. Zu allen Thesen. ;) Das Problem sit aber, dass du bei Bond mehr Locations brauchst, die Dr No-Zeiten sind diesbezüglich vorbei.
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Re: Regie für BOND26+

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Martin007 hat geschrieben: 29. Oktober 2021 12:45 Da wir gerade über Edgar Wright gesprochen haben: Wie sieht es mit seinem Namensvetter aus, Joe Wright? Wäre er denkbar für Bond? Ich kenne nur einen Film von ihm (und habe kaum Erinnerungen daran), aber so wie es aussieht arbeitete er schon in verschiedenen Genres?
Der dürfte vermutlich keine Zeit haben.
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