Wie bewertet ihr den Roman SOLO?

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Re: William Boyd's "SOLO"

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Casino Hille hat geschrieben:Meine Güte, was ein Rohrkrepierer... eigentlich schreibt William Boyd doch wirklich spannende Thriller, dass hier liest sich wie eine lustlos runtergekurbelte Auftragsnummer, was sie wohl auch gewesen ist. Ich bin fassunglos, mit welcher Ideenarmut hier versucht wird, den Schreibstil von Ian Fleming zu kopieren. Inhaltlich dünn und eigentlich kaum relevant, gestreckt bis zum geht nicht mehr und auch ansonsten nur leidlich spannend, beziehungsweiße größenteils einfach nur unnötig langweilig und zäh. Schade. Dann doch lieber die alten Flemings in der neuen Cross-Cult-Übersetzung. :)
Das haben Sie richtig erkannt, Herr Hille.

Ich konnte und wollte Solo irgendwann einfach nicht mehr weiterlesen. Als jemand der gelegentlich selber ein paar Zeilen auf Papier bringt empfand ich Boyds Schreibstil als - pardon - amateurhaft, plump und langweilig, das Buch las sich stellenweise wie eine mittelmässige Fanfiction. Dabei hat Boyd mit seinem Debütroman A Good Man in Africa eine urkomische, bitterböse, lebendige und faszinierende Geschichte geschaffen. Keine Ahnung, was in der Zwischenzeit mit ihm passiert ist...
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Re: William Boyd's "SOLO"

17
Ich freue mich, Ihre Zustimmung erhalten zu haben!

Dem bösen Begriff amateurhaft kann ich leider nur zustimmen. Genau das dachte ich leider ebenfalls bei der Lektüre von SOLO... was angesichts der sonstigen Werke Boyds wirklich erschreckend ist.
https://filmduelle.de/

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Re: Romanbesprechung: SOLO (William Boyd)

18
Beim ersten Mal vor ein paar Jahren hatte ich Solo gar nicht zu Ende gelesen. Beim neuerlichen Anlauf hat es jetzt geklappt.

Schauplätze: Fiktionalisiertes Nigeria, Washington D.C.
Charaktere: Kobus Breed und ein Haufen Knalltüten mit Zungenbrechern als Namen

Solo war schmerzfreier als ich meinen gescheiterten Versuch einer Lektüre in Erinnerung hatte, unterhaltsam bzw. interessant genug um es in ein paar Tagen durchzukauen - aber eben auch nicht besonders gut. Mit Bonds "Solo"-Geburtstagsparty (sein Jahrgang wurde auf 1924 ge-retconned, warum auch immer), der Begegnung mit einem belanglosen Girl und einer Auto-Testfahrt beginnt das Ganze sehr Fan-Fiction-mässig, und es wechselt auch in Boyds Formulierungen und seinem generellen Schreibstil, besonders in Bezug auf Bond und die "kleinen Details" wie Trinkgewohnheiten, Gedankengänge etc., immer wieder zwischen einem unterhaltsamen, klar an Fleming ausgerichteten Stil auf der einen und plumperem Fan-Fiction-Stil auf der anderen Seite. May und Lil bzw. Mary hat Boyd übrigens durch Nachfolgerinnen mit seinen typisch komischen Namen ausgewechselt, und das lange bevor der CIA-Neffe von Felix Leiter aufkreuzt (kein Witz). Übrigens wird Bond von Halsschmerzen und Flashbacks aus dem Weltkrieg heimgesucht, was von Boyd zunächst gross ausgeschlachtet und dann wieder komplett vergessen wird.

Irgendwann geht es dann auf Bonds Mission im vom Bürgerkrieg geplanten, namentlich fiktionalisierten Nigeria. Das ist einerseits sehr atmosphärisch und bildhaft geschildert, andererseits passiert nicht wirklich viel und wenn mal etwas passiert, dann alles auf einmal - Bond kommandiert eine Schlacht im Bürgerkrieg... Sehr witzig ist hier vor allem der Auftritt eines korrupten Fetischpriesters, der gegen Bezahlung Mut einflössende Rituale mit den Soldaten durchführt, bevor sie in den Kampf ziehen und von Bond gewitzt "beseitigt" wird. Aber in diesem ausufernden, komplizierten Buch ist es nur ein Tropfen auf dem heissen Stein und schnell vorbei.

Der zweite Teil spielt dann in Washington D.C. und erinnert mit dem amerikanischen Schauplatz und einem Bond, der dauernd irgendwo in Motels oder Hotels absteigt und sich in Waffengeschäften Ausrüstung kauft eher an Jack Reacher als an Bond. Die Zweiteilung des Buches durch die Schauplätze ist markant, aber Boyd weiss das selber und beschreibt auch, dass sich das afrikanische Abenteuer in Bonds Erinnerung schon rasch wie ein Albtraum oder Paralleluniversum anfühle, und so etwas kann ja auch seinen Reiz haben.

Der Bösewicht pendelt irgendwo zwischen belanglos und nichtexistent, was mir am meisten von dem in Erinnerung geblieben ist, ist dass ich mir bei seinen wenigen Auftritten irgendwie optisch immer den geschätzten Mitforisten photographer vorgestellt habe. Bonds wahre Nemesis ist hier vielmehr der brutale Handlanger und der ist... ganz okay. Aber der Plan der beiden ist halt auch unglaublich bescheuert und kompliziert (siehe unten) und muss von Bond und Leiter (diesmal der Onkel) am Ende gleich zweimal dialogisch durchgekaut werden damit wir drei (ich, Bond und Leiter) es kapieren. Den Grossteil des Buches habe ich mir gar nicht über diesen Plan im Sinne einer erwarteten Auflösung Gedanken gemacht sondern nur das Geschehen verfolgt, aber am Ende musste halt was kommen, damit die Geschichte irgendwie Sinn ergibt, und toll ist es nicht.

Der Plan (soweit ich ihn kapiert habe):
Spoiler
Bruder 1 führt als General den nicht besonders aussichtsreichen Bürgerkrieg einer kleinen westafrikanischen Splitterrepublik gegen das Mutterland, sein Bruder, Bruder 2, führt eine Hilfsorganisation in London. Der Bösewicht, der von irgendwoher kommt und aus irgendeinem Grund Millionär ist, versorgt die Splitterrepublik mit Waffen, Vorräten und allem Drum und Dran, weil er Ölvorkommen im Dingsbums-Delta haben will. Dann aber verliert "seine" Seite einerseits den Krieg und andererseits ist nun doch Bruder 2 der Stammesoberste, auf dessen Land das Öl liegt, also wird der Tod von Bruder 1 vorgetäuscht und Bruder 2 ermordet, damit Bruder 1 den Platz von Bruder 2 einnehmen und die Hilfsorganisation mit Unterstützung der CIA in Person von Leiters Neffen nach D.C. verlegen kann. Bruder 1 wird aber mit Heroin zum Junkie gemacht und die Organisation von einem rhodesischen Söldner im Auftrag des Bösewichts geführt, der statt auf Öl nun auf Drogen setzt, die er mit kranken und kriegsgeschädigten Kindern, die publicity-wirksam und aus Herzensgüte in amerikanischen Krankenhäusern aufgepäppelt werden sollen, einschmuggelt. Und die Amis, bzw. deren als Sidekick von Leiters Neffe getarnter Killer, wollen den Bösewicht ausschalten um westliche Ölinteressen im Dingsbums-Delta zu erlangen, was aber aus Bonds Perspektive etwas schlechtes ist?
Dagegen ist "Information is everything!" ja Operation Grand Slam.

Vor ein paar Jahren gab es ja den Film Solo, der als Star.Wars-Ableger vielleicht nicht der absolute Bodensatz, aber doch auch belang- und vor allem mutlos war, sich gar nicht wirklich wie ein Beitrag zur Reihe anführte, schon gar nicht wie ein relevanter. Das Buch Solo ist ungefähr dasselbe für den literarischen Bond.

Wertung: 4,5 / 10
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Re: Romanbesprechung: SOLO (William Boyd)

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Es ist vor allem wirr und krude. Krieg in Afrika und Motelprügeleien nahe Washington DC schreien aber wirklich nicht gerade nach Bond.

Was hältst du von dem beinahe nichtexistenten Bösewicht? Also diesem Bürgerkriegs-Mäzen, der zweimal auftaucht und der irgendwas ganz vages mit Drogen, Erdöl, Land in der westafrikanischen Dingsbums-Republik und anderem am Rande erwähntem Unfug zu tun hat? Der dürfte durchaus ein ernsthafter Anwärter auf den schwächsten Bond-Villain aller Zeiten haben.
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