Re: DC Comics

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Ich möchte aber kein Geld dafür ausgeben. :D Hab vor Jahren schon zu viel Kohle für Mangas aus dem Fenster gehauen, da muss ich das für Comics jetzt nicht auch noch machen.

Wirklich niemand hier, der eine gute Comic-Database kennt?
The name's Bond, James Bond.

Re: DC Comics

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The Long Halloween

Autor: Jeph Loeb
Zeichner: Tim Sale

Ein Serienkiller treibt sein Unwesen in Gothams Mafia-Szene. An jedem Feiertag, beginnend mit Halloween, ermordet er eine Person aus dem Umfeld der Falcone-Familie. Batman, Staatsanwalt Harvey Dent und Polizist James Gordon schliessen sich zusammen, um den Täter ausfindig zu machen und seinem Treiben Einhalt zu gebieten.

Dieser dreizehnteilige Comic-Klassiker aus dem Hause DC ist allerfeinste Unterhaltung, die sich ihren unerschütterlichen Ruf mehr als verdient hat. Im Kern handelt es sich um eine hochspannende Detektivgeschichte, eine Krimi-Schnitzeljagd im Untergrund von Gotham, geprägt von der ständigen Suche nach dem Mörder, der an jedem Feiertag unaufhaltsam zuschlägt. Die Auflösung, die Autor Loeb zum Schluss präsentiert ist dabei gleichermassen simpel, schockierend, doppeldeutig und verblüffend, ein wahrlich bemerkenswerter Twist. Doch bis dahin ist es ein langer Weg von einem Dutzend Kapitel, die den Comic qualitativ mindestens genauso sehr prägen wie das Ende. Der Kriminalplot ist dabei effektvoll in das szenische Umfeld eingebettet, nämlich den Kampf zweier rivalisierender Mafia-Clans, und die beiden Schöpfer scheuen sich nicht, rund um die Figuren Carmine Falcone und Sal Maroni regelmässig und deutlich The Godfather 1 und 2 in Bild und Dialog stimmig zu zitieren.

Ergänzt wird die Symbiose aus energischem Whodunit und komplexer Gangstergeschichte um eine Reihe von essentiellen Subplots, die sich immer wieder aus dem Haupthandlungsstrang heraus entwickeln oder hinein verweben und zahlreiche Charaktere des DC-Universum - hauptsächlich Batmans schillernde Bösewichts-Galerie - auftreten zu lassen. Die verschiedenen Plots bieten dabei eine narrativ feinsinnig zusammengebaute Bühne für die sorgfältige Zeichnung von Charakterzügen und -Konstellationen. Hauptsächlich ist hiermit das Quartett Batman - Wayne - Gordon - Dent gemeint (Die beiden "Identitäten" des Helden sind besonders für die doppelten Beziehungen zu den Charakteren Dent und Catwoman von erheblicher Bedeutung), das Christopher Nolan in dieser Form auch als inspirierender Antrieb für seinen Dark Knight gedient hat.

Es gäbe noch viel Redestoff für mich über diesen Comic, aber letzten Endes würde ich immer wieder zu den gleichen Punkten zurückkehren. Die spannende, vielschichtige Handlung, die komplexen Charakterkonstellationen und -Entwicklungen, die starke szenische Narration und natürlich die Illustrationen von Tim Sale, die den Comic weniger gezeichnet sondern vielmehr filmisch visuell wirken lassen. The Long Halloween ist ein kleines Meisterwerk, zurecht ein Klassiker und auch als indirekte Fortsetzung zu Millers Year One ziemlich gut geeignet. Es kann nur ein Verdikt geben.
Wertung: 10 / 10
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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:
KaiTheSpy hat geschrieben:Knightfall ist nach Death and Return anzusiedeln, ebenso LL: Man of Steel.
Warum denn das?
Genau genommen sind Death and Return und Knightfall relativ nah beieinander erschienen. Tatsächlich liefen sie zeitweise parallel. Dennoch startete Death and Return bereits im Oktober 1992, Knightfall erst im April 1993. Es ist außerdem anzunehmen, dass Knightfall eine direkte Reaktion auf den Erfolg von Death of Superman war, welche die Auflage der Superman-Titel mehr als verdoppelte und eine Menge neuer Leser brachte. Dies wollte man für Batman mit Knightfall wohl wiederholen.
Für dich persönlich kannst du die Reihenfolge allerdings tatsächlich selbst bestimmen, sorry, wenn ich da einen falschen Eindruck erweckt habe. Außer einem Kurzauftritt von Batman bei Supermans Beerdigung gibt es keinerlei Überschneidungen.

Bei LL: Man of Steel liegt es an der Version von Lex Luthor. Vor Death and Return war Lex Luthor der ältere und beleibtere Geschäftsmann (siehe: World's Finest). Ich erwähnte bereits Lex Luthors amputierte Hand, die Kryptonitvergiftung. Diese stellte sich als nicht mit der Amputation abgetan heraus, und Luthors Körper wurde immer schwächer. Schließlich täuschte Luthor seinen eigenen Tod bei einem Flugzeugabsturz vor, tatsächlich ließ er sein Bewusstsein von einem Wissenschaftler in einen geklonten Körper transferieren, welcher nicht nur gesund war, sondern auch jünger, mit einer roten Mähne und vollem Bart. Er gab sich öffentlich als Lex Luthor, jr. aus, Erbe des Luthor-Vermögens und LexCorps. Diese Version ist es, die in Death and Return zu sehen ist. Nach Death and Return gab es mit dem geklonten Körper einige Probleme, er alterte und verlor sein Haar, und als der Prozess aufgehalten werden konnte, war er dann der adrette, körperlich fitte Kahlkopf, als den man ihn seitdem kennt und der er in LL: Man of Steel ist.
KaiTheSpy hat geschrieben:All-Star Superman und TDKR sind außerhalb jeder Chronologie, da sie sich auch inhaltlich mit vielen der anderen Comics nicht vertragen.
Bei TDKR leuchtet das ein (obwohl man den problemlos ans Ende jeder Chronologie stellen kann), aber All-Star? Den fand ich problemlos lesbar.
Nun, zum Einen wäre da die völlig andere Darstellung von Lex Luthor, eher der Bronze-Age-Version entsprechend. Ebenso ist die Beziehung zwischen Superman und Lois Lane in dieser Version anders, als in den Comics aus den laufenden Serien. Es gibt andere Versionen von Bizarro und Doomsday, etc..
KaiTheSpy hat geschrieben:Superman: The Man of Steel, Vol.1 ist die Post-Crisis-Herkunftsgeschichte von Superman (sowie seine erste Begegnung mit Batman und Lex Luthor) und als solche essenziell. Alternativ empfehle ich "Superman: Birthright", mMn der bessere Comic, aber für eine solche Chronologie weniger geeignet.
Das leuchtet nicht unbedingt ein. Zumal deiner Logik nach Superman Vol. 1 nach Year One von Miller spielen müsste. Und warum ist Birthright ungeeignet für so eine Chronologie?
The Man of Steel ist keine einheitliche Geschichte, sondern eher sechs Episoden, die sich über Jahre erstrecken. Die ersten beiden Kapitel erzählen die eigentliche Herkunftsgeschichte und die Etablierung des Status quo (Begegnung mit Lois Lane, Perry White, Clark Kent wird Reporter beim Daily Planet, etc.). Die Darstellung Kryptons und Kal-Els Geburt sind einzigartig unter den verschiedenen Versionen des Superman-Mythos, und auch u.a. für Death and Return relevant.
Die erste Begegnung mit Batman ist kurz nach Y1 anzusiedeln, die ersten beiden Kapitel allerdings vorher. U.a. gibt es in Y1 vom zeitungslesenden Alfred einen direkten Verweis auf Supermans Existenz. Das Problem mit Y1 und The Man of Steel ist an sich, dass beide Comics einen längeren Zeitraum abhandeln. Die absolut richtige Leseweise wäre an sich:

The Man of Steel, Kapitel 1 und 2
Y1
Rest von Man of Steel.

Das Problem gibt es häufiger mit Superhelden-Comics, da verschiedene Charaktere unterschiedliche Geschichten erzählen, die aber an sich zeitlich parallel laufen.

Birthright erhält von mir eine unbedingte Leseempfehlung, allerdings sind die Darstellungen von Krypton und Lex Luthor in diesem Comic unvereinbar mit den Versionen aus früheren Comics, etwa Death and Return. An sich sollte Birthright ein Reboot sein, nur war DC damals nicht konsequent genug und wollte nicht alle bis dahin erschienen Comics als irrelevant erklären. Daher wurde aus Birthright eher ein softes Reboot, ein Großteil der Geschehnisse aus früheren Comics (eben Death and Return, oder auch die Heirat von Lois und Clark) blieben jedoch erhalten.

Letzten Endes sollte man akzeptieren, dass es bei DC einfach nicht eine Chronologie geben kann.
Bild

Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:Wertung: 10 / 10
Das ist mal 'ne Ansage. :D Um es gleich zu sagen: Ich stimme dir da nicht zu in der Höhe, bin von der Qualität von The Long Halloween aber ebenfalls mehr als überzeugt. Es ist auf jeden Fall eine der spannendsten Grundstories der Batman-Historie und ja, ich liebe die Falcone und Maroni Familien. Unverzeihlich, dass diese nur in der Dark Knight Trilogie bislang Erwähnung finden (gut, und in Batman Forever) und dort auch eher stiefmütterlich behandelt wurden. Maroni und Falcone gehören zu Batman wie der Joker oder wie die weiße Muschi zu Blofeld. Das passt einfach perfekt zusammen. Batman ist in The Long Halloween als World's Greatest Detective brillant und kühl wie eh und je - besser geht das so nicht. Hervorragend gelingt es in Long Halloween, Gordon, Dent und Wayne ebenfalls zu charakterisieren und sehr effekt mit Dualitäten und Konfliktmöglichkeiten zu spielen, Explosionen zeitlupenartig (aber mit plötzlicher Druckwelle) von Statten gehen zu lassen (also: metaphorisch gesprochen natürlich) und das ganze mit einer wirklich spannenden Gangstergeschichte zu verknüpfen. Leider hat The Long Halloween für mich in seinen letzten Teilen aber zwei drei Stufen zu einfach, die ganz große Auflösung (die dich offenbar voll erwischt hat) ist dann doch zu früh zu eindeutig erkennbar und die Zeichnungen sind für mich nicht von durchgehend hoher Qualität - während zum Beispiel der Beginn dieses Werkes wirklich brillant komponiert scheint, gibt es später immer mal wieder Stellen, an denen ich mir eine stärkere abstraktere Illustration gewünscht hätte. So wäre es bei mir wohl ein Punkt weniger als bei dir.
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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:und ja, ich liebe die Falcone und Maroni Familien. Unverzeihlich, dass diese nur in der Dark Knight Trilogie bislang Erwähnung finden (gut, und in Batman Forever) und dort auch eher stiefmütterlich behandelt wurden.
Ich habe die beiden ja durch Nolan kennengelernt und finde sie da eigentlich sehr passend und auch ausreichend respektvoll eingesetzt. Wenn man bedenkt dass Nolan sie zugunsten einer (noch) stärkeren Gewichtung von Figuren wie Scarecrow oder dem Joker auch ganz hätte weglassen oder noch viel stiefmütterlicher hätte behandeln können sind sie doch sehr stimmig in die Plots um die "eigentlichen" Bösewichter mit eingebaut. Gerade Batman Begins (den ich die Tage mal wieder gesehen habe) macht das sehr gut, wie er Batman sich von Schurke zu Schurke (Falcone - Crane - Ghul) "hocharbeiten" lässt und dabei nach und nach die Bedrohung aufbaut. Ausserdem finde ich sowohl Wilkinson als kratzbürstiger, respektloser, laut polternder Patriarch als auch Roberts als schmierig-kühler, arroganter Anzugsverbrecher köstlich. Gerne hätte ich die beiden aufeinandertreffen sehen aber das hätte wohl den Rahmen der Filme gesprengt und einiges durcheinandergebracht.
Interessant ist aber sicher, wie Long Halloween seine Geschichte auf die vergleichsweise "normalen" Bedrohungen in Gestalt von Mördern und Mafiosi ausrichtet und schillernde "Freaks" wie der Joker oder der Riddler eher eine ergänzende Beilage darstellen.
Casino Hille hat geschrieben:Hervorragend gelingt es in Long Halloween, Gordon, Dent und Wayne ebenfalls zu charakterisieren und sehr effekt mit Dualitäten und Konfliktmöglichkeiten zu spielen
Sehe ich auch so, gelungen ist auf jeden Fall das komplexe Spiel mit den verschiedenen Identitäten der Charaktere. Es zeigt sich schon ab dem ersten Kapital, mit welch offener Verachtung Dent, immerhin einer von Batmans beiden engsten Vertrauten, dem Milliardär Wayne begegnet, ohne von dessen Doppelleben zu ahnen. Und das zieht sich durch den gesamten Comic und nimmt später auch gravierenden Einfluss auf die Handlung. Auch das "Quartett" Batman, Catwoman, Wayne und Kyle begegnet sich ja regelmässig in den unterschiedlichsten Konstellationen, ohne dass einer der beiden von der Identität des jeweils anderen etwas weiss. Die Konsequenzen, die eine dermassen streng gehaltene Geheimidentität mit sich bringt, bei Dent noch stärker als bei Kyle, schlägt sich essentiell in der Story nieder.
Casino Hille hat geschrieben:die ganz große Auflösung (die dich offenbar voll erwischt hat) ist dann doch zu früh zu eindeutig erkennbar
Spoiler
Mal abgesehen davon dass ich weder den vorgetäuschten Tod von Alberto noch die Involvierung von Dents Frau Gilda erahnt hätte (im Rausch der Spannung hätte ich mir auch nie Gedanken darüber gemacht), schlägt sich die Genialität des Kniffes für mich viel mehr in der undurchschaubaren Dualität des Falles nieder als in den entlarvten Namen. Als Leser kriegt man ja weder eine Antwort darauf, wie die Zusammenhänge der wie es scheint von zwei (mit Dent drei) Tätern verübten Mordserie genau aussehen, noch welchem Geständnis man wirklich vollends trauen kann. Dieser Trick, den Leser einen kurzen Blick auf die Lösung erhaschen zu lassen aber zugleich noch viele neue Geheimnisse im Raum stehen zu lassen ist für mich der Kick, der das Ende ausmacht.
Ich möchte jetzt auch dringend die Fortsetzung (?) The Dark Victory sowie Jeph Loebs Superman-Reihe For all Seasons lesen. Mal sehen, ob die auch so stark sind.
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Re: DC Comics

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Diesmal nicht aus meinem langen Back-Programm an Rezensionen, sondern topaktuell:

Wonder Woman: Earth One, Vol. 1
Autor: Grant Morrison
Zeichner: Yanick Paquette

Die Geschichte beginnt mit der von Herakles in Ketten gelegten Amazonenkönigin Hippolyta. Der Halbgott verhöhnt die Kriegerin und ihre in einem nahen Käfig gefangenen Amazonen, verheißt ihr und den Ihren Vergewaltigung durch ihn und seine Männer. Geleitet von der Göttin Aphrodite kann sich Hippolyta befreien und tötet Herakles. Sie befreit die Amazonen, und gemeinsam bekämpfen und besiegen sie die Gefolgsmänner des Halbgottes. Daraufhin beschließt Hippolyta, dass sie sich von der Welt der Männer entfernen und auf einer isolierten Insel eine paradiesische Zivilisation fernab der Grausamkeiten der Männer aufbauen sollen.

3000 Jahre später ist Hippolytas Vision scheinbar erfüllt, doch muss sie über ihre eigene Tochter, Diana, richten, welche das Verbrechen beging, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen.

****

Dieser Band ist, wie so oft bei Grant Morrison, irgendwie seltsam. Allzu oft wirken die Comics Morrisons, als hätte er diverse sehr gute Ideen gehabt, um sich dann eine halbgare Geschichte rund um diese Ideen aus den Fingern zu saugen. Manchmal, wie bei "All-Star Superman", funktioniert es. In diesem Comic tut es das leider nicht wirklich. Es will ihm hier einfach nicht gelingen, einen echten Spannungsbogen aufzubauen.

Dabei enthällt Morrisons Version des Wonder Woman-Mythos einiges, was mir durchaus gefällt. Grundsätzlich ist der Comic optimistisch, idealistisch und gar pazifistisch. Wonder Woman als Rebellin gegenüber der stagnierenden, selbstherrlichen Gesellschaft der Amazonen mag an sich auch zu gefallen. Interessanterweise gibt es keinen echten Schurken. Am ehesten ist noch Hippolyta so etwas wie eine Antagonistin. Zwar gibt es mit Medusa noch eine echte Gegnerin, die ist aber nur als Handlangerin Hippolytas tätig und hat, außer Menschen in Stein zu verwandeln, nicht viel zu tun.

Mir gefallen noch Morrisons Versionen der klassischen WW-Nebencharaktere Steve Trevor (der hier zum Afro-Amerikaner gemacht wurde, was aber diesmal inhaltlich tatsächlich Bedeutung hat) und Etta Candy (die Morrison aus irgendeinem unerfindlichen Grund in "Beth" Candy umbenannt hat). Trevor ist intelligent und loyal, Beth Candy ist lebenslustig und eine starke BBW, die sich auch gegen das Anprangern ihres fülligen Körpers durch die Amazonen deftig zur Wehr setzt.

Einen echten Minuspunkt hat Morrison bei mir eingefahren, indem auch er Wonder Womans klassische Ursprungsgeschichte als aus Lehm geformtes Wesen, dem von den Göttern Leben eingehaucht wurde, als Lügenmärchen abtut, mit dem Hippolyta ihrer Tochter die Wahrheit ersparen wollte. Diese Wahrheit Morrisons ist aber etwas besser gelungen, als es Brian Azzarello in den "New 52"-Comics gemacht hat. Allerdings kann sich Morrison die Behauptung, aus Lehm geformt und von den Göttern zum Leben erweckt sei Diana "less than human" nicht verkneifen.

Am Ende habe ich diesen Comic zu gemacht und mich gefragt, was ich denn da gerade gelesen hatte. Es ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Es gibt bei weitem bessere Versionen des WW-Mythos, ob der klassische George Perez-Run, den Zeichentrickfilm von 2009 oder die aktuelle Miniserie "Legend of Wonder Woman". Schade, denn ich verstehe, was Morrison machen wollte. Nur leider funktioniert's halt nicht so richtig. Auch schade um die wirklich tollen, wunderschönen Bilder von Yanick Paquette.

Fazit: Lediglich für Komplettisten und waschechte Morrison-Fans. Oder alternativ auch als Artbook für Paquettes großartige Zeichnungen. Darüber hinaus kann ich den Band leider nicht weiterempfehlen.

Wertung: 5/10

(Rezension vom 17.04.16)
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Re: DC Comics

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Batman: Dark Victory

Autor: Jeph Loeb
Zeichner: Tim Sale

Mit der 14-teiligen Comicreihe Dark Victory setzte das Dreamteam um Autor Loeb und Zeichner Sale 1999 ihren Batman-Klassiker The Long Halloween unmittelbar fort. Drehpunkt der Geschichte ist ein neuer Serienmörder im Untergrund von Gotham, der "Hangman", der an jedem Feiertag des Jahres einen Polizisten - sowohl in als auch ausser Dienst - erhängt und rätselhafte Botschaften hinterlässt, die an das Hangman-Spiel angelehnt sind. Unterstützt von Commissioner Gordon und dessen eigens für diesen Fall zusammengestellter Spezialeinheit stürzt sich Batman in die Ermittlungen.

******************

Loebs und Sales The Long Halloween war ein komplexer und spannender Comic-Krimi, der Mörderjagd, Superheldenabenteuer und ausgeklügelte Charakterstudie stets geschickt zu koordinieren und kombinieren vermochte. Mit Dark Victory setzen die beiden Schöpfer erneut auf ihre Stärken, den Figuren Leben einzuhauchen und die Szenen sowohl visuell als auch sprachlich interessant aufzubauen und aufzulösen. Der Sequel-Charakter ist jederzeit zu spüren, man merkt, dass es sich hier um das selbe Gotham, den selben Batman und den selben Dent handelt und die Ereignisse aus The Long Halloween werden gebührend in die Erzählung mit eingeflochten. Generell ist Dark Victory als Geschichte immer dann am besten, wenn die gesellschaftlichen und charakterlichen Elemente des Vorgängers weitergesponnen und deren Konsequenzen aufgezeigt werden. Die Magie des Vorgängers als in sich geschlossene Geschichte wird gleichzeitig durch den Kniff bewahrt, den verblüffenden, aber mehr angedeuteten als gezeigten Endtwist nicht weiter zu thematisieren sondern ihm seine Wirkung und sein Geheimnis zu lassen.

Wie bereits gesagt dreht sich der Comic erneut um eine Mordserie und schafft damit eine weitere Parallele zu The Long Halloween. Insgesamt funktioniert der Krimi um "Hangman" aber etwas weniger gut als derjenige um "Holiday". Zum Einen wird mit dem Symbolismus der einzelnen Morde (die Hangman-Botschaften am jeweiligen Tatort) und das Muster, dass sich die Taten immer an Feiertagen ereignen, narrativ eigentlich nur Vieles aus dem Vorgänger wiederholt. Hier hätte sich ein verstärktes Trittbrettfahrer-Motiv angeboten, dass Loeb aber auch nicht wirklich herausarbeitet. Zum Anderen lenken die Hangman-Morde und die Handlungsstränge aus The Long Halloween teilweise eher voneinander ab, während sich die verschiedenen Motive und Erzählfäden im Vorgänger immer zu einem harmonischen Ganzen vereint haben.

Zusätzlich fungiert Dark Victory als Neuerzählung der Ursprungsgeschichte von Dick Grayson, dem ersten Robin. Hierin hat der Comic seinen vermutlich stärksten Moment, wenn Loeb und Sale parallel zur Geschichte des Waisen Dick Rückblenden in die Kindheit von Bruce Wayne einfliessen lassen und die beiden Figuren und die Ursprünge ihrer Motivationen - die natürlich beide in der Ermordung der Eltern liegen - einander gegenüberzustellen. Das ist vor allem konzeptionell und in der Ausführung wunderbar gelungen. Darüber hinaus scheint die Robin-Geschichte mitunter aber etwas zu schnell und verknappt erzählt.

Tim Sales Zeichenstil ist der heimliche Star des Comics. Im Vergleich zum ebenfalls sehr stark illustrierten Vorgänger scheint sich Sale sogar noch weiterentwickelt zu haben und liefert Bilder voller Atmosphäre, Dynamik und Detailreichtum, die der Geschichte fast schon filmisches Leben einhauchen.

Insgesamt gelingt es dem wahren Dynamic Duo nicht ganz, ihren Hit The Long Halloween qualitativ und künstlerisch zu erreichen, in erster Linie, weil das erzählerische Konzept nicht immer ganz so harmonisch und passend aufgeht wie in eben diesem, sondern dramaturgisch mitunter etwas fragmentiert wirkt. Das ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau, denn Dark Victory ist immer noch ein sehr spannender und raffinierter Batman-Comic, der die Charaktere konsequent und komplex weiter ausbaut ohne ein paar neue Impulse zu vernachlässigen und das Ganze wiederum sehr stimmungsvoll in hervorragenden Bildern umsetzt.
Wertung: 8,5 / 10
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Re: DC Comics

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Superman: For all Seasons

Autor: Jeph Loeb
Zeichner: Tim Sale

Wer ist Superman? In ihrer vierteiligen Miniserie aus dem Jahr 1998 gehen Jeph Loeb und Tim Sale dem Mann aus Stahl auf den Grund und machen sich auf die Suche nach dem Menschen hinter dem blau-rot kostümierten Weltenretter. Seine Herkunft, seine Kindheit, seine Familie und seine persönlichen Schwächen, all das sind zentrale Themen in dem sehr ungewöhnlich strukturierten und unglaublich schönen Comic.

Ihr Klassiker The Long Halloween hat das Thema Feiertage als zentrales Motiv verpackt, dieses Mal dreht sich bei Loeb und Sale alles um die vier Jahreszeiten. Jedes der vier Kapitel baut auf einer Jahreszeit auf und wird von einem eigenen Erzähler kommentiert. Im ersten Teil "Frühling" ist dies Clarks Vater Jonathan Kent, diesen Part der Geschichte aus seinem Blickwinkel zu beleuchten ist absolut passend, denn es geht darum, dass Clark erwachsen wird, die Schule abschliesst, seine Heimat in Smallville verlässt um nach Metropolis zu gehen und dabei mehr und mehr auch seine eigenen Kräfte erkundet. In "Sommer" hat sich Clark in Metropolis eine Existenz als Journalist aufgebaut und zugleich angefangen, in seiner Rolle als Superman der Bevölkerung zu helfen. Das narrative Ruder übernimmt seine Arbeitskollegin Lois Lane, die von dem unbesiegbaren Helden sichtlich fasziniert ist. Im Kapitel "Herbst" hat sich Superman in Metropolis mehr und mehr etabliert, als ihm auf einmal der neid- und hasserfüllte Lex Luthor einen Strich durch die Rechnung macht und dabei auch die Erzählerrolle ausfüllt. Und so kehrt Clark in "Winter" zu der Farm seiner Eltern zurück, um Trost und Stärke zu suchen an dem Ort, an dem er gross geworden ist. Der Kreis schliesst sich, und Clark trifft nach langer Zeit seine Jugendfreundin Lana Lang wieder, die die Geschichte zu Ende erzählt.

Die vier narrativen Blickwinkel sind aus dramaturgischer Sicht ein absolut gelungener Kniff, der hilft, die Charaktere Superman und Clark Kent aus den unterschiedlichsten Perspektiven glaubhaft zu beleuchten. Zusammen mit der Darstellung des Protagonisten selber ergibt sich so das dreidimensionale Bild eines Jungen Mannes mit grossen Kräften und einem noch grösseren Herz, der möglichst viel Gutes tun will, dabei aber noch so Einiges zu lernen hat. Die etwas naiv-heroische Tendenz der Figur erhält so einen glaubwürdigen und vor allem herzhaft ausgearbeiteten Subtext, der absolut stimmig zu der der Geschichte passt, die nicht an Spannung oder Action interessiert ist, sondern daran, den Kern des Superman-Mythos auf eine spielerische aber auch poetische Weise zu erkunden.

Diese ganz besondere Stimmung der Miniserie wird zu einem grossen Teil über Tim Sales Zeichenkunst ausgedrückt. Besonders im Mittelteil, der in Metropolis spielt, arbeitet Sale mit simplifizierten aber dennoch detailreichen Bildern, die einen bewusst verspielten Touch haben (so zieht Superman bei seinen Rundflügen über die Stadt vor lauter Tempo einen Regenbogenschweif hinter sich her). Die Szenen in Smallville und auf der Kent-Farm - in erster Linie das Eröffnungs- und das Schlusskapitel - sind die visuellen Höhepunkte des Comics. Was Sale und Kolorist Bjarne Hansen, der viel mit kräftigen Wasserfarben arbeitet, hier geschaffen haben lässt die idyllischen Landschaftsbilder eines Albert Anker und die naiv-bunten Illustrationen eines Kinderbuches miteinander verschmelzen. Das heimische Wohnzimmer der Kent-Familie, der lokale Kramladen, die Sonnenuntergänge, die Felder, die Panoramen und der Schnee, all das hat so viel Charme, Herz und Schönheit an sich und lässt das zentrale Sujet der Kindheitserinnerungen auf eine ganz direkte Art lebendig werden.

Wer zum Beispiel (aus gutem Grund) von den kalten und seelenlosen jüngsten Filminterpretationen des Mannes aus Stahl gnadenlos enttäuscht ist sollte auf jeden Fall einen Blick in diese schöne Miniserie werfen, die aus dem kryptonischen Superhelden in einer anrührenden kleinen Geschichte über das Leben eine greifbare und runde Figur macht. Das unorthodoxe Farben- und Bilderspiel spielt in seiner eigenen Liga und setzt das i unter das Tüpfelchen und das Tüpfelchen auf das i.
Wertung: 9,5 / 10
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Re: DC Comics

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Der bekannte und gefeierte DC-Künstler Darwyn Cooke ist tot.

Darwyn Cooke war Comic-Autor und -Zeichner, sowie Animationskünstler. In den 1990ern entwarf er Storyboards für die Trickserien von "Batman" und "Superman". Bei der Serie "Batman Beyond" (hierzulande "Batman of the Future") kreierte er die Titelsequenz.


Nach der Jahrtausendwende war er hauptsächlich für DC Comics tätig. Mit Autor Ed Brubaker startete er 2001 eine neue "Catwoman"-Serie, welche von Fans und Kritikern begeistert aufgenommen wurde. Nach vier Heften stieg Cooke zwar wieder aus, er schrieb und zeichnete jedoch noch die Graphic Novel "Selina's Big Score", welche als Prequel zu seiner und Brubakers "Catwoman" fungierte.

2004 schuf er sein Opus Magnum mit der Graphic Novel "DC: The New Frontier". Der Comic war in den 50ern angesiedelt und zeigte den Übergang des Golden Age ins Silver Age, wobei Cooke akribisch genau arbeitete. Die Helden werden in der Reihenfolge eingeführt, in der sie tatsächlich erschienen sind, und selbst ihr erstes Auftauchen entspricht auf den Monat genau ihrem ersten Comic-Auftritt.
"DC: The New Frontier" wurde wenige Jahre später unter Mitarbeit von Cooke als Zeichentrickfilm unter der Regie von Bruce Timm adaptiert.


Cooke arbeitete später mit Zeichner Tim Sale zusammen an der "Kryptonite"-Story, welche die Serie "Superman Confidential" einläutete. Außerdem arbeitete er am "Before Watchmen"-Projekt mit. Seine Beiträge zu diesen Prequels zur legendären Graphic Novel von Alan Moore und Dave Gibbons wurden von Kritikern und Fans gleichermaßen gefeiert.

Außerdem schrieb und zeichnete Cooke einen erfolgreichen Revival von Will Eisners legendärem Charakter "The Spirit".

2014 kehrte Cooke noch einmal zur Animation und "Batman Beyond" zurück und schuf einen kurzen Clip zum 75jährigen Jubiläum von Batman:


Bis zuletzt zeichnete Cooke immer wieder Covers für DC Comics. Für IDW adaptierte er die Romane um den Gangster Parker von Richard Stark in Comic-Form.

Darwyn Cooke verstarb vor einigen Stunden im Alter von 53 Jahren an Krebs. Er hinterläßt ein Erbe, wie es die Comicwelt selten erlebt hat.
Bild

Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:Das ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau, denn Dark Victory ist immer noch ein sehr spannender und raffinierter Batman-Comic
Och, die Meckerei ist dann doch gar nicht mal so sehr auf allzu hohem Niveau, lieber Eric. :wink:
Im Allgemeinen kann ich deinen Worten zu Dark Victory beipflichten: Er ist sicherlich längst nicht mehr so stark wie der Long Halloween Vorgänger und wie du richtig sagst, ist besonders die Mixtur als "Film" Noir, Charakterstudie auf psychologischer Ebene und Krimi-Handlung wieder die ganz große Stärke der gewohnt starken Erzählung, die aber für meinen Geschmack genau wie Long Halloween zum Ende hin ein wenig verflacht und allzu banal aufgelöst wird - dies soll allerdings keine sonderlich große Abwertung sein, da es dem Vorgänger imo ähnlich erging. Dennoch würde ich Dark Victoy eben als klar schwächer einstufen und damit Punkte technisch auf auf jeden Fall mindestens um 1,5/10 niedriger anzusiedeln. Denn Dark Victory mag spannend und clever erzählt sein, doch die enorm repititive Art, den "Erstling" (wenn auch inhaltlich halbwegs begründet) stark zu plagiieren und die meisten Motive (wie von dir korrekt angemerkt) schlicht zu übernehmen, mag aufgrund der mythologischen Komponente halbwegs funktionieren, ist aber auch ein wenig das Äquivalent zu einem dramaturgischem Abstauber, der nur bedingt aufzugehen weiß. Die Robin Geschichte ist dafür sehr ordentlich und auf den Punkt - der ganz große Wurf bleibt dann aber aus.
GoldenProjectile hat geschrieben:In ihrer vierteiligen Miniserie aus dem Jahr 1998 gehen Jeph Loeb und Tim Sale dem Mann aus Stahl auf den Grund und machen sich auf die Suche nach dem Menschen hinter
Und kommen dann ja zum gegenteiligen Schluss, dass es eigentlich Superman ist, der hinter dem Menschen Clark Kent verborgen liegt - und nicht, wie bei praktisch allen anderen maskierten Helden (außer Batman, bei dem man darüber streiten kann), der Mensch sich hinter der Maskerade des Heldendaseins verbirgt. Deinen Ausführungen zu For All Seasons kann ich mich in der Tat nur anschließen - das ist nicht nur perfekt begründet, sondern 1:1 meine Denkweise über dieses zweidimensionale Meisterwerk. Superman (der ohnehin einer meiner liebsten Comichelden ist) wurde selten so großartig analytisch und spaßig dargestellt, die narrative Ebene des Comics ist ohnehin über alle Zweifel erhaben und die kleine Stichelei gegen Snyder im Fazit ( :wink: ) ist nicht nur eine vollkommen richtige Frotzelei, sondern eben vor allem auch deshalb so geglückt, weil Snyder tatsächlich in Loebs Geschichte mühelos genug Interpretationsebenen und Inszenierungsansätze geliefert bekommen hätte, um einen spaßigen Kinofilm zu zaubern.
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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:weil Snyder tatsächlich in Loebs Geschichte mühelos genug Interpretationsebenen und Inszenierungsansätze geliefert bekommen hätte, um einen spaßigen Kinofilm zu zaubern.
Ironischerweise ist ja durchaus das eine oder andere Element des Comics in die Filme eingeflossen. Ich denke da an die Szene aus BvS in der Clark nach Smallville zurückgeht und sich Rat und Inspiration bei seiner Mutter für seine Heldentätigkeit holt. Nur bleibt der Moment im Film optisch, visuell, inhaltlich und emotional völlig leblos, während er im Comic aufregend und schön daherkommt.
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Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:Ironischerweise ist ja durchaus das eine oder andere Element des Comics in die Filme eingeflossen.
Das ganze bleibt bei Snyder aber immer auf die Handlung reduziert oder auf die Kernelemente runtergebrochen. Er scheint gerade das Innenleben seiner figuren gar nicht inszenieren zu wollen, er will lieber die Physik einer Aktion ästhetisieren, nicht das innere Element. Und das finde ich sehr schade, weil doch gerade das interessant wäre - besonders bei Supes und Bats, den alten Schwerenötern.
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Re: DC Comics

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Ich habe im Moment nur Zeit für Kurzrezensionen, hier also ein Abriss meiner jüngsten DC-Lektüren:

The Spectre: Crimes and Judgement (John Ostrander / Tom Mandrake)
Crimes and Judgement ist der erste von zwei Sammelbänden einer 90er-Jahre-Comicserie, mit der Ostrander und Mandrake die etwas in Vergessenheit geratene DC-Figur "Spectre" reanimiert haben. Grob zusammengefasst handelt die Reihe von einem gottgesandten Rachegeist, der die Sündigen bestraft und dem der untote Polizist Jim Corrigan als Wirt dient. Klingt absurd, ist es auch. Das Buch handelt in erster Linie von dem Charakter Corrigan, der seinen Platz und seine Bedeutung als grausamer, über die Erde wandelnder Richter und Henker Gottes zu verstehen sucht. Ostrander kombiniert dies zudem mit dem Kriminalfall eines Frauenmörders und einer Liebesgeschichte der etwas anderen Art. Der Comic enthält viele fantastische und surreale Elemente, so gerät der Geist mitunter in einen Faustkampf gegen den Teufel persönlich oder reisst die Seelen seiner Opfer und Gegner in eine bizarre Fantasiewelt, um sie dort zu quälen oder zu prüfen. Mandrake hält all das in spektakulären, komplexen, grossflächigen und sehr detaillierten Bildern fest. Zwischendurch ist die Geschichte in ihrer Erzählweise in Hinsicht auf die Hauptfiguren etwas naiv geraten, ansonsten ist das aber ein fast durchgehend unterhaltsamer und auch spannender Comic.
Wertung: 7,5 / 10

Batman: The Killing Joke (Alan Moore / Brian Bolland)
Diese legendäre Kurzgeschichte von Alan Moore, dem genialen Gehirn hinter Comic-Meisterwerken wie Watchmen und V for Vendetta, beschäftigt sich mit der komplexen Figur des Jokers und seiner Beziehung zu Batman. Und wie man es von Moore gewohnt ist gelingt es ihm, das Thema gleichermassen anspruchsvoll, intelligent, geistreich, spannend und unterhaltsam zu verpacken, ausserdem wirkt das Ganze trotz der sehr überschaubaren Seitenzahl nie zu kurz oder zu knapp. Die Illustrationen - vor allem in der Kolorierung von Zeichner Bolland persönlich - sind absolut stimmig und das fiese, hintersinnige Ende sitzt auch. Grossartig!
Wertung: 9,5 / 10

Batman: A Death in the Family (Jim Starlin / Jim Aparo)
Noch eine berühmte Batman-Geschichte, und zwar die, in der Robin II alias Jason Todd ermordet wird. Die Geschichte die zu dem Ereignis führt ist spannend und temporeich und führt die beiden Helden quer durch Afrika und den mittleren Osten. Auch der Joker ist wieder richtig gut herausgearbeitet, obschon die Figur hier nicht die selbe Vielschichtigkeit und Bedrohlichkeit erreicht wie in Killing Joke, ausserdem hat Superman einen stimmigen Auftritt. Was mir weniger gefallen hat ist der eher altmodisch anmutende Zeichenstil und die etwas uninspirierte Kolorierung, ansonsten ist das aber ein spannender und sehr gut unterhaltender Batman-Comic.
Wertung: 8 / 10

Batman/Teen Titans: A Lonely Place of Dying (Marv Wolfman / George Perez & Jim Aparo)
Dieses fünfteilige Crossover ist sozusagen die Fortsetzung von Death in the Family, da hier der Tod von Jason weiter thematisiert und verarbeitet wird, gleichzeitig dient die Geschichte als Einführung des dritten Robin, Tim Drake. Die Story ist kurzweilig und farbig, vor allem Nightwing wird als einer von drei Protagonisten sehr gut in Szene gesetzt, aber auch nicht viel mehr. Interessant ist in erster Linie eine Art witzige "Parallelmontage", in der sich Batman und Two-Face gleichzeitig und gegenseitig in eine Falle locken möchten. Ansonsten ist der Comic eher nettes Bonusmaterial und insgesamt auch sehr ähnlich gezeichnet wie der "Vorgänger".
Wertung: 6,5 / 10

All-Star Superman (Grant Morrison / Frank Quitely)
Noch ein Klassiker, dieses Mal die berühmte "Elseworld"-Serie um einen dem Tod geweihten Superman, der seine letzten Angelegenheiten regelt. Ich muss gestehen dass ich Teile der Story gar nicht wirklich verstanden habe, was zum einen am gewöhnungsbedürftigen episodenhaften Erzählstil liegt, zum anderen daran dass der Comic vermutlich einiges an Vorwissen erfordert über dass ich wohl noch nicht verfüge. Morrison dringt hier sehr tief in die teils ziemlich absurde Superman-Mythologie ein, mit Zeitreisen, Ausserirdischen und allem Drum und Dran. Dank hervorragender Bilder (die paradoxe Kombination aus sehr real anmutenden Zeichnungen und Cartoon-artig leuchtender Farbgebung ist sagenhaft) und viel Schwung und Abwechslung bin ich aber trotz Verständigungsschwierigkeiten gut bei Laune gehalten worden. Wahrscheinlich müsste ich den Comic aber später noch einmal lesen, um ihn wirklich einschätzen zu können.
Wertung: vorläufige 7 / 10

Arkham Asylum: A Serious House on Serious Earth (Grant Morrison / Dave McKean)
Und ein weiteres Buch von Grant Morrison, nur dass mich dieses hier um Einiges mehr gefesselt hat. Arkham Asylum erzählt von dem gleichnamigen Irrenhaus in Gotham, seinem unheimlichen Gründer, seiner Geschichte und von seinen wahnsinnigen Insassen, die ihren gemeinsamen Erzfeind Batman zu einem morbiden und lebensgefährlichen Versteckspiel in den Tiefen der Anstalt zwingen. Der Comic ist mit anderen Batman-Werken kaum zu vergleichen, das hier ist eine pure psychologische Horrorstory die einem mehr als einmal die Kinnlade runterklappt und einen am Ende gleichzeitig verstört und fasziniert zurücklässt. Ihre Wirkung bekommt die grausame Schauermär in den Abgründen menschlicher Psyche durch die über alle Massen surreale und abstrakte visuelle Gestaltung, ich habe sowas in meinem Leben noch nicht gesehen, wahrlich bemerkenswert.
Wertung: 9 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: DC Comics

30
The Killing Joke: Fand ich jetzt nicht ganz so faszinierend wie andere Werke von Moore, das lag auch an den Zeichnungen. Trotzdem 8/10

Arkham Asylum: Das ist mir zu kalt, wie fast alles was McKean gezeichnet hat, und auch zu leblos, wie bei fast allen Zeichnern deren Stil ins fotorealistische hineingeht. Auch die Geschichte fand ich nicht sonderlich packend, wenn auch klar erkennbar war daß es etwas Besonderes sein soll. 6,5/10