DC Comics

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Vielleicht hat ja der eine oder andere Lust, ein bisschen über das Superhelden-Comic-Universum von DC zu plaudern. Mit Freund Hille und dem geschätzten Gelegenheitsforisten KaiTheSpy sind ja bereits zwei ausgewiesene Fachleute an Bord.

Ich war schon seit längerem neugierig und interessiert an dem DC-Universum (während ich beim Konkurrent Marvel trotz der vielen sehr schönen Verfilmungen nie das Bedürfnis hatte, mich mit deren Comics zu befassen), habe aber nie angefangen. Die Liste an Lesetipps, die Hille hier anderswo gepostet hat, hat mich aber ausreichend motiviert. Hier ist sie noch einmal:
Casino Hille hat geschrieben: Batman: Year One
Batman: The Long Halloween
Batman: Dark Victory
Superman - For All Seasons
Batman: The Killing Joke
Batman: A Death In The Family
Batman: Arkham Asylum
All-Star Superman
Batman: Knightfall
The Death and Return of Superman
Batman: No Man's Land
Batman: Hush
Batman: Under The Red Hood
Batman: The Dark Knight Returns
Also habe ich mir den Comic Batman: Year One auf englisch gekauft und gelesen, was nicht allzu lange gedauert hat, denn das Buch ist zum einen sehr kurz und zum anderen sehr kurzweilig. Y1 entstammt der Feder von Comic-Ikone Frank Miller und schildert, wie der Titel bereits erahnen lässt, das erste Jahr in Bruce Waynes Feldzug der Selbstjustiz. Parallel dazu wird die essentielle Figur des mit Batman verbündeten Polizisten Jim Gordon eingeführt, der seinen Dienst in Gotham etwa zeitgleich mit dem Anfang von Waynes nächtlicher Verbrecherjagd beginnt. Wie bereits gesagt ist der Comic sehr kurz für die Handlungszeit von einem Jahr, was dazu führt dass die Geschichte mitunter in einer sehr sprunghaften Abfolge kurzer Episoden erzählt wird. Interessant ist auf jeden Fall aber, dass Miller weniger an einer ausgefeilten Handlung oder einer gefährlichen Bedrohung interessiert ist, sondern ihm vielmehr daran liegt, die Charaktere Batman und James Gordon sowie deren Beziehung zueinander zu etablieren. Das ist ihm auf jeden Fall gelungen, ähnlich wie im Nolan-Film Batman Begins, der in Teilen unverkennbar von Y1 inspiriert ist, zeigt Millers Comic die Stadt Gotham als korrupte, widerwärtige Gosse, in der sich sowohl der idealistische Polizist Gordon als auch der verbitterte Racheengel Wayne ihren Platz erkämpfen und gegen alle gesellschaftlichen Widerstände verteidigen müssen.

Y1 ist auch mein erster Kontakt mit Autor Frank Miller, dem berühmten Schöpfer von Sin City, und es wird sicher nicht der letzte sein. Miller zeigt sich in Y1 immer wieder als wahrer Sprachkünstler, gerade wenn man die comicbedingt limitierten Möglichkeiten für die Verwendung der Sprache berücksichtigt, ist seine fesselnde Off-Stimme, die zwischen den Perspektiven von Gordon und Wayne wechselt und dabei elegant mit den Bildern und Szenerien harmoniert, enorm beeindruckend. Den Zeichenstift hat Miller hier an David Mazzucchelli überlassen, der die einzelnen Szenen in stimmungsvollen, düsteren und präzisen Zeichnungen zum Leben erweckt. Mazzucchellis visuelle und Millers sprachliche Narration gehen oft Hand in Hand, dass es wirklich aufregend zu lesen, bzw. anzuschauen ist.

Insgesamt ist Y1 eher ein längerer Prolog, welcher der szenischen Etablierung zweier Protagonisten dient, als eine eigene, in sich geschlossene Geschichte zu erzählen. Das ist aber keinesfalls negativ gemeint, da das visuelle und das sprachliche Storytelling sehr gelungen sind und der Comic eben gerade als szenische Charakterzeichnung funktioniert, auch wenn sich die erwähnte Sprunghaftigkeit mitunter doch etwas bemerkbar macht.
Comic-Wertung: 8 / 10

Also. Sämtliche Empfehlungen, Lesetipps, Diskussionen und Plaudereien zu den DC Comics hier rein, bitteschön! Ich werde mich zum Beispiel demnächst mit der obigen Liste von Hilles Must-Read-Comics beschäftigen, derzeit lese ich etwa gerade The Long Halloween. Und ich glaube, ich habe meine Freude an den Comics entdeckt.
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Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:Interessant ist auf jeden Fall aber, dass Miller weniger an einer ausgefeilten Handlung oder einer gefährlichen Bedrohung interessiert ist
- Eine Qualität, die sich durch Millers gesamtes Werk zieht. Nur sehr selten erzeugt er tatsächlich so etwas wie eine allumfassende "Aufgabe"/"Mission", die aus einer omnipräsenten Bedrohung resultiert. Miller interessiert sich weitaus mehr für Charaktere, Beziehungen und Gesellschaftseinflüsse. Die werden von ihm dann auch konsequent über klassische dramaturgische Elemente gestellt, soll heißen, dass der Kampf der Helden/Nicht-Helden bei Miller immer ein innerer Kampf ist und nur sehr selten ein äußerer, auch wenn dieser den inneren Konflikt manchmal eventuell widerspiegelt.
GoldenProjectile hat geschrieben:ähnlich wie im Nolan-Film Batman Begins, der in Teilen unverkennbar von Y1 inspiriert ist
- So ist es. Batman Begins ist wohl von allen Batman-Filmen der, der am allermeisten direkt von einer bestimmten Comicvorlage inspiriert ist - was dann wohl auch offensichtlich daran liegt, dass hier David S. Goyer hauptsächlich für das Script verantwortlich war, welcher sich gerne bei Vorlagen ausgiebig bedient. Allerdings finde ich, Nolan hat durchaus sehr stark die Atmosphäre der Graphic Novel filmisch übertragen und da rundum gelungen und schlüssig ein eigenes Ambiente geschaffen. Dennoch ist Millers kreativer Einfluss auf Batman allgemein (unabhängig vom Medium) unglaublich groß gewesen - und Year One für jeden heutigen Autoren wegweisender denn je. Das gelang ihm deshalb, weil unter seiner Feder Batman und Co. wirklich authentische Gestalten in einer authentischen Umgebung sind. Deshalb wird Batman schließlich so geschätzt: Er ist kein Superman, er hat keinen Laserblick, unmenschliche Geschwindigkeit oder übermenschliche Fähigkeiten. Er ist ein Mann wie jeder andere, und das ist er ganz besonders unter Frank Miller.
GoldenProjectile hat geschrieben:Miller zeigt sich in Y1 immer wieder als wahrer Sprachkünstler
- Da Miller als Zeichner tatsächlich limitiert aufgestellt ist, liegen seine Stärken ganz besonders in der sprachlichen Gestaltung und in der Analyse unterschiedlicher Einzelfiguren. Year One ist da exemplarisch, wenn nicht sogar mustergültig für seine Brillanz, wenngleich ich dir zustimmen würde, dass die Erzählung hin und wieder etwas sprunghaft verläuft.
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Re: DC Comics

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Ha! Ich hatte tatsächlich selbst in letzter Zeit mit dem Gedanken gespielt, hier mal einen solchen Thread zu starten. Für andere Foren habe ich bereits einiges an Comic-Rezensionen geschrieben, und das seit gut über fünf Jahren. Da kann ich ja mal was importieren, aber lieber nicht alles auf einmal, will euch ja auch nicht erschlagen.

Da Lesetipps gefragt sind, fange ich mal am besten mit solchen, einsteigerfreundlichen, Comics an.

Lex Luthor: Man of Steel
Autor: Brian Azzarello
Zeichnungen: Lee Bermejo
Kolorist: Dave Stewart

Lex Luthor ist der einzige Mensch der klar sieht: Superman ist ein Alien, eine Bedrohung, die sich herausnimmt, über den Menschen zu urteilen. Und Lex Luthor ist der einzige Mensch der sich geschworen hat, Superman mit allen Mitteln aufzuhalten.

Für seinen neuesten Plan braucht er Forschungsergebnisse von Wayne Enterprises. Bei einem gemeinsamen Essen macht Lex Bruce Wayne klar, wie gefährlich Superman werden könnte, wenn er es wollte. Anfangs ist Bruce nicht sonderlich angetan von der Idee, doch nach einer Konfrontation zwischen Batman und Superman sagt Wayne schließlich doch zu.

Nun kann Lex sein Werk beginnen: Die Erschaffung seiner eigenen Superheldin. Hope. Lex lernt gar, die künstliche Frau zu lieben, doch weiß er auch, dass er sie opfern muss, um seinen Plan zu verwirklichen.

****

Etwa zeitgleich mit Brian Azzarellos Run bei "Superman" mit Jim Lee wurde diese fünf-teilige Miniserie veröffentlicht. Hierin erzählt der Autor, der ansonsten für düstere Noir-Comics bekannt ist, weniger eine Geschichte als eine Charakterstudie. Die Biografie von Lex Luthor interessiert ihn dabei weniger, sondern lediglich, wie er die Welt sieht, wie er sich selbst sieht und wie er Superman sieht.

In dieser Hinsicht ist der Comic ein echtes Meisterwerk. Azzarellos Luthor ist vielschichtig, widersprüchlich und aus der eigenen Sicht ein realistischer Heroe, ein Idealist mit Opferbereitschaft. Ein Extremist, der die Welt von seiner Sichtweise überzeugen will, und sei es mit trügerischen Mitteln.

Diese Darstellung wird durch Lee Bermejos großartige Bilder unterstützt. Die realistisch/düsteren Zeichnungen zeigen einen bedrohlichen Superman, der seinen Hitzeblick häufig einsetzt und auch ansonsten rot leuchtende Augen hat. Dabei kommt auch die in sehr dunklen Farben gehaltene Farbgebung von Dave Stewart der Atmosphäre zu Gute.

Die Bedrohung durch Superman wird dabei auch vor allem durch eine bestimmte Szene unterstützt: Der Kampf mit Batman. Der Leser erfährt nicht, warum Superman Batman angreift (nur das Kryptonit, das Batman bei sich hat gibt einen gewissen Aufschluss), und der Angriff ist an sich bereits völlig unbarmherzig. Batman hat gegen den übermächtigen Superman keine Chance, selbst das Kryptonit hilft ihm nicht großartig.
Der erfahrene Fan weiß natürlich, dass es in der Vergangenheit schon zu ein paar Kämpfen zwischen Superman und Batman gekommen ist, meist, wenn Superman von irgendeiner fremden Macht kontrolliert wurde. Doch da Superman und Batman in diesem Comic nur Nebenrollen spielen wird der Leser über die Hintergründe des Kampfes im Unklaren gelassen und so ergibt sich für den Leser eine gute Ahnung dessen, was Superman auch gegen die Menschen tun könnte.

Ein sehr guter Comic für erwachsene Leser, die gerne neue Sichtweisen auf altbekannte Charaktere sehen. Wer aber mehr wert auf Geschichte als auf Charakterzeichnung hat, dürfte von diesem Comic enttäuscht werden.

Wertung: 8/10

(Rezension vom 9. September 2010)


World's Finest
Autor: Dave Gibbons
Zeichner: Steve Rude
Tusche: Karl Kesel
Kolorist: Steve Oliff

Auf halber Bahnstrecke zwischen Gotham City und Metropolis wird das neue Midway-Waisenhaus eingeweiht. Unter den Gästen der Einweihungsfeier sind sowohl bekannte Gesichter des Daily Planets, wie auch Bruce Wayne mit Anhang Alfred Pennyworth (und keiner weiblichen Verabredung?) und James & Barbara Gordon.
Bei dem neuen Waisenhaus handelt es sich um eine Fusion zweier Waisenhäuser, welche zuvor in Gotham und Metropolis beheimatet waren. Die nun verlassenen Grundstücke in Gotham wollte sich eigentlich der heimliche Herrscher von Metropolis, Lex Luthor, unter den Nagel reißen, doch hat ein anderer Käufer den Zuschlag bekommen: Der Joker! Mit Luthor vereinbart er einen Verkauf der Grundstücke, wenn der Joker mit seinen beiden Gehilfen Tweedle-Dee & Tweedle-Dum "Urlaub" in Metropolis unter Luthors Schutz machen darf.

Während Luthor weiter Jagd auf Grundstücke in Gotham macht und dabei (wie gewohnt) auch vor einschüchternden und gewalttätigen Methoden nicht zurückschreckt, lässt der Joker Dee und Dum Verbrechen begehen, während er selbst vordergründig den Touristen gibt.
Natürlich kommen beide mit den Superhelden der jeweiligen Städte in Konflikt, doch Batman und Superman sehen sich der ungewohnten Methoden der ihnen fremden Gegner nicht so recht gewachsen. Und so entscheiden die beiden, ihre Städte kurzerhand zu tauschen. Bruce Wayne und Clark Kent reisen unter Vorwänden nach Metropolis, bzw. Gotham, um als Batman und Superman eingreifen zu können.

Doch als sie entdecken, dass Reverend Monks, Leiter des Midway-Waisenhauses, Geschäfte mit Luthor macht, gerät auch das Waisenhaus in den Fokus der beiden Helden. Denn hinter dem Gebäude, Monks und dem vorigen Leiter des Waisenhauses Byron Wilie steckt mehr, als es den Anschein hat. Und auch der Joker und Lex Luthor haben großes Interesse an dem Waisenhaus.

****

Gleich vorweg: Wer einen hyperdynamischen, explosiven Comic-Stil á la Marvels Ultimate Comics erwartet, der sei gewarnt. Sowohl Dave Gibbons als auch Steve Rude sind offensichtlich Nostalgiker.

Für Gibbons, bekannt als Zeichner des legendären "Watchmen" und allerlei Beiträgen für das DC-Universum, stellt "World's Finest" eine seiner allerersten Werke als Autor dar, und so merkt man ihm seine Unerfahrenheit manches Mal noch an. Inhaltlich große Klasse, aber es stellt sich nicht wirklich eine durchgängige Spannungskurve ein. Von daher ist er davon abzuraten, den Band in einem Rutsch zu lesen. In Maßen gelesen macht der Comic aber erheblichen Spaß.

Zeichnerisch ist der Comic durchweg wunderbar gelungen. Steve Rude orientiert sich stark an den frühen Darstellungen der Hauptcharaktere, sein Superman ist sowohl Joe Shuster und den Fleischer-Cartoons nachempfunden, sein Batman erinnert sehr an Bob Kanes frühe Comics. Rude besinnt sich dabei eines sehr ruhigen Stils, der sich mit der eher langsamen Erzählstruktur gut verträgt, zeigt aber ein besonderes Auge für Details. Seine Totalen sind sehr beeindruckend geraten, und auch wird ein schöner visueller Kontrast zwischen der düsteren Welt Batmans und dem klaren, schönen Weltbild Supermans und Metropolis' präsentiert.

Wer mit klassischen Comics nichts anfangen kann, dem sei von diesem Band eher abgeraten. Wer sich aber an nostalgischen Darstellungen der beiden Superhelden und langsam aber durchdacht erzählten Geschichten erfreuen kann, dem sei "World's Finest" wärmstens ans Herz gelegt.

Wertung: 8/10

(Rezension vom 28. September 2010)


Identity Crisis
Autor: Brad Meltzer
Zeichner: Rags Morales
Tusche: Mike Bair
Farben: Alex Sinclair
Covers von Michael Turner

Der Albtraum aller Superhelden ist geschehen: Die Ehefrau eines Superhelden ist ermordet worden. In einer eigentlich durch kryptonische, marsianische und thannagarianische Technologie einbruchsicheren Wohnung.

Die Trauer ist groß. Ebenso die Wut, der Wunsch nach Vergeltung. Erste Verdächtige sind schnell gefunden, doch eine kleine Gruppe von Helden um Green Arrow und Hawkman glaubt zu wissen, wer der Mörder ist. Denn mit diesem Schurken verbinden sie das wohl dunkelste Geheimnis der Justice League.

****

Unter all den Universen bedrohenden Krisen und Crossovers erfrischte diese Miniserie von 2004 mit einer bodenständigen Krimi-Handlung.

Brad Meltzer, der bereits erfolgreich als Krimi-Autor arbeitete, bevor er zu DC Comics kam konnte sein Talent er in dieser Geschichte völlig entfalten. Mit jedem neuen Kapitel kommen neue Hinweise ans Licht, die Spannung baut sich Seite um Seite immer mehr auf, und die schließliche Auflösung in der letzten Ausgabe ist eine echte Überraschung.
Nebenbei brachte Meltzer ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheiten der Justice League ans Licht, das die Gemeinschaft der Superhelden in ihren Grundfesten erschüttern würde.

Erzählt wird die Geschichte aus den Blickwinkeln vieler verschiedener Charaktere mit massivem Einsatz von inneren Monologen. Am ehesten wäre Green Arrow als Hauptcharakter zu nennen, aber damit wird man dieser Geschichte auch nicht wirklich gerecht.

Es hilft freilich sehr, wenn man die Charaktere bereits kennt, doch auch Neulinge im DC-Universum dürften der Geschichte folgen können, allerdings büßen sie einen Teil der Spannung und Schockmomente ein.

Zeichnerisch tut sich Rags Morales dadurch hervor, dass er Bildabfolge und Emotionen beachtet und sich nie reißerisch gibt. Hierfür verzichtet er auch fast vollständig auf die sonst in Superhelden-Comics üblichen pupillenlosen Augen, diese sind hier nur Batman vergönnt.

Auch sehr gelungen sind die Covers des inzwischen leider verstorbenen Star-Zeichners Michael Turner. welche die Trauer, Verzweiflung, Scham und Wut der Charaktere sehr schön zum Ausdruck bringen.

Einer der besten Comics überhaupt, und eines der ungewöhnlichsten Crossover.

Wertung: 10/10

(Rezension vom 9. Mai 2011)

Ich denke, das reicht erstmal. Ich hoffe, dass du mit diesen Tipps etwas anfangen kannst, GoldenProjectile (und wer hier evtl. sonst noch aus Neugier mitliest), und ich freue mich schon auf Diskussionen mit dir und Casino Hille.
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Re: DC Comics

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Kai, bevor ich mich dazu äußere:

In meiner inhaltlichen Chronologie: Wo würdest du die drei von dir genannten Bände da einordnen? Und braucht man dazu etwaiges Vorwissen aus anderen DC Comics oder sind diese alle 3 eigenständig und ohne Vormaterial?
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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:Kai, bevor ich mich dazu äußere:

In meiner inhaltlichen Chronologie: Wo würdest du die drei von dir genannten Bände da einordnen? Und braucht man dazu etwaiges Vorwissen aus anderen DC Comics oder sind diese alle 3 eigenständig und ohne Vormaterial?
"World's Finest" stammt von 1990 und war damals Kanon, entsprechend gibt es ein paar Details aus den damals aktuellen Comics. Dies beschränkt sich allerdings auf Lex Luthors Hand, welche damals wegen Strahlenvergiftung durch einen Kryptonitring, den er sich in den frühen Post-Crisis-Jahren angelegt hatte, amputiert und durch eine mechanische Prothese ersetzt wurde. Das bemerkt man aber auch nur, wenn man's bereits weiß. Ansonsten ist der Comic sehr zeitlos.

"Lex Luthor: Man of Steel" ist ebenfalls relativ frei von inhaltlichen Verbindungen zu den laufenden Serien. Es gab eine Nebenfigur, einen Söldner, den Azzarello auch während seinem damals aktuellen Run in der Hauptserie verwendete, aber das war's.

Für diese beiden Comics gilt: Kein Vorwissen (außer den Basics, die aber dank der Popkultur natürlich eh jedem bekannt sind) von Nöten, keine direkten Prequels oder Fortsetzungen.

Bei "Identity Crisis" hilft es sicherlich, wenn man schon etwas Erfahrung mit dem DC-Universum hat, wie ich schon in meiner Rezi geschrieben habe. Allerdings schafft es der Comic sehr gut, weniger bekannte DC-Charaktere so darzustellen, dass man alles weiß, was für die Geschichte wichtig ist.
Manche Handlungsstränge wurden in den folgenden Jahren im gesamten DC-Universum aufgegriffen, und es gab bleibende Änderungen am Status quo. Dennoch finde ich, dass sich der Comic sehr gut für sich allein lesen lässt.
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Re: DC Comics

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Danke für die Rezensionen, Kai, ich werde gerne später auf die drei Comics zurückkommen, wenn ich mit den "Grundlagen" etwas vertrauter bin.

Kann mich einer von euch aufklären, was es mit den Begriffen "Earth One" und "New 52" auf sich hat, auf die ich bei Recherchen über potentiell geeignete Comics immer wieder stosse?
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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben: - Da Miller als Zeichner tatsächlich limitiert aufgestellt ist,
Wie kommst du denn da drauf? Miller ist doch auch ein sehr starker Zeichner, wenn auch ein noch größerer Erzähler. Zumindest war er das einmal. Denn in den letzten Jahren hat er anscheinend nur noch öden Mist produziert.

GP, wenn dich Miller interessiert, dann solltest du vor allem zuerst Ronin lesen. Das ist ein aufregendes erzähltechnisches Meisterwerk das auch gerne Mal in Passagen an 2001 oder Fight Club erinnert. Laß dich auch nicht von der Inhaltsangabe irritieren, denn die muß notgedrungen "lügen". Am Besten kaufen und lesen ohne irgendwas vorher drüber zu wissen.

Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:Kann mich einer von euch aufklären, was es mit den Begriffen "Earth One" und "New 52" auf sich hat, auf die ich bei Recherchen über potentiell geeignete Comics immer wieder stosse?
"Earth One" ist ursprünglich als Begriff eingeführt worden, als in den 1960ern das Multiversum in den DC Comics eingeführt wurde. Erde-1 war die Heimat der damals aktuellen Version der Superhelden, Erde-2 war die Heimat der Versionen aus den 1940ern, Erde-3 war die Heimat der bösen Versionen der Helden, etc..
In deinen Recherchen bist du aber wahrscheinlich eher auf die "Earth One"-Graphic Novels gestoßen. Dabei handelt es sich um GN-Reihen, die in ihrem eigenen Universum spielen und keinerlei Vorwissen bedürfen. Bislang sind drei "Superman: Earth One"-Bände, zwei "Batman: Earth One"-Bände und ein "Teen Titans: Earth One"-Band erschienen, demnächst erscheint ein erster Band für "Wonder Woman: Earth One". Die Reihen haben auch (bislang) keinerlei Verbindung untereinander, von daher äußerst einsteigerfreundlich.

"New 52" war der Titel des semi-kompletten Reboots des DC-Universums 2011. Dabei starteten alle Heftserien mit einer neuen #1 (selbst die Traditionsserien "Action Comics" (ursprüngliche Heimat von Superman) und "Detective Comics" (ursprüngliche Heimat von Batman). Ich spreche von semi-komplettem Reboot, da Batman, Green Lantern und die Legion der Superhelden ihre jeweiligen Vorgeschichten aus dem alten Kanon im Großen und Ganzen unverändert behielten.
Die "New 52"-Comics gerieten deutlich düsterer als die bisherigen Inkarnationen, und bei manchen Helden wie Wonder Woman oder dem Martian Manhunter wurden die Ursprungsgeschichten selbst geändert. Ich persönlich konnte mit diesem neuen DC-Universum nichts anfangen.
Das hat aber auch demnächst mehr oder weniger ein Ende, da DC das "Rebirth"-Programm angekündigt hat. Das soll zwar kein richtiger Reboot mehr werden, aber "die Hoffnung" und der Optimismus der vorigen DC-Universen soll wieder eingeführt werden. "Action Comics" und "Detective Comics" kehren auch zu ihrer alten Nummerierung zurück.
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Re: DC Comics

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Maibaum hat geschrieben:Wie kommst du denn da drauf? Miller ist doch auch ein sehr starker Zeichner
Das war keine Aussage über die Qualität seiner Zeichnungen. Aber er zeichnet sehr verknappt, sehr reduziert. Das wäre bei Year One nicht immer optimal gewesen.
KaiTheSpy hat geschrieben:Das hat aber auch demnächst mehr oder weniger ein Ende, da DC das "Rebirth"-Programm angekündigt hat.
ENDLICH! Ich habe New 52 nicht aushalten können, muss ich ehrlich zugeben.

Kai, ich würde meine obrige Chronologie gerne um ein paar DC Highlights erweitern. Würdest du mir dabei helfen wollen?

Momentan sähe das so aus:

Batman: Year One
Batman: The Long Halloween
Batman: Dark Victory
Superman - For All Seasons
World's Finest (?)
Batman: The Killing Joke
Batman: A Death In The Family
Batman: Arkham Asylum
Lex Luthor: Man of Steel
All-Star Superman
Batman: Knightfall
The Death and Return of Superman
Batman: No Man's Land
Batman: Hush
Batman: Under The Red Hood
Batman: The Dark Knight Returns

Wo könnte man Identity Crisis gut einordnen? Und (besonders wichtige Frage!) gibt es empfehlenswerte direkte Folgewerke auf Identity Crisis, die in diese Liste gehören?
https://filmduelle.de/

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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Wie kommst du denn da drauf? Miller ist doch auch ein sehr starker Zeichner
Das war keine Aussage über die Qualität seiner Zeichnungen. Aber er zeichnet sehr verknappt, sehr reduziert. Das wäre bei Year One nicht immer optimal gewesen.
KaiTheSpy hat geschrieben:Das hat aber auch demnächst mehr oder weniger ein Ende, da DC das "Rebirth"-Programm angekündigt hat.
ENDLICH! Ich habe New 52 nicht aushalten können, muss ich ehrlich zugeben.
Hier mal ein paar Links die ausführliche Infos bieten:

ComicBookResources| WONDERCON: DC Comics Reveals "Rebirth" Creative Teams, More New Details

CBR| WonderCon: DC Unveils its "Rebirth" Creative Teams

CBR| DC Comics' Rebirth Arrives in June 2016 Solicitations

Da viele die neuen Heftserien dann zweiwöchentlich statt monatlich erscheinen werden, werde ich mich da selbst begrenzen müssen. Von den Juni-Starts werde ich bei den beiden Superman-Titeln, Green Arrow und Wonder Woman begrenzen, auch wenn mich auch Aquaman und The Flash reizen würden.
Im Juli nehme ich dann noch die "Justice League"-Titel dazu, ansonsten werde ich noch in ein paar der monatlichen Superman-Spinoffs reinschnuppern.
Die beiden Batman-Titel klingen zwar auch interessant, aber da werde ich wahrscheinlich eher irgendwann bei Sammelbänden zugreifen. "All-Star Batman" würde mich höchstens wegen John Romita, jr. interessieren, da ich die starke Vermutung habe, dass ihm Batman deutlich mehr liegen wird als aktuell noch Superman (wo er leider jede Vorschusslorbeere verbrauchte).
Kai, ich würde meine obrige Chronologie gerne um ein paar DC Highlights erweitern. Würdest du mir dabei helfen wollen?

Momentan sähe das so aus:

Batman: Year One
Batman: The Long Halloween
Batman: Dark Victory
Superman - For All Seasons
World's Finest (?)
Batman: The Killing Joke
Batman: A Death In The Family
Batman: Arkham Asylum
Lex Luthor: Man of Steel
All-Star Superman
Batman: Knightfall
The Death and Return of Superman
Batman: No Man's Land
Batman: Hush
Batman: Under The Red Hood
Batman: The Dark Knight Returns

Wo könnte man Identity Crisis gut einordnen? Und (besonders wichtige Frage!) gibt es empfehlenswerte direkte Folgewerke auf Identity Crisis, die in diese Liste gehören?
Knightfall ist nach Death and Return anzusiedeln, ebenso LL: Man of Steel. All-Star Superman und TDKR sind außerhalb jeder Chronologie, da sie sich auch inhaltlich mit vielen der anderen Comics nicht vertragen. Beide sind im Prinzip "Elseworlds", auch wenn sie offiziell nicht so genannt werden.

So würde ich deine Liste modifizieren (mit hinzufügen einiger Titel):

Superman: The Man of Steel, Vol.1
Batman: Year One
Batman: The Long Halloween
Batman: Dark Victory
Superman - For All Seasons
Batman: The Killing Joke
Batman: A Death in the Family
Batman: Arkham Asylum
World's Finest*
The Death and Return of Superman
Batman: Knightfall
Batman: No Man's Land
Batman: Hush
Lex Luthor: Man of Steel
Identity Crisis
Batman: Under the Red Hood

*Hatte bei meinem vorigen Post ein Detail vergessen:
Spoiler
Barbara Gordon tritt in einigen Szenen auf, und sie sitzt im Rollstuhl, "World's Finest" ist also definitv nach "Killing Joke" anzusiedeln.
Superman: The Man of Steel, Vol.1 ist die Post-Crisis-Herkunftsgeschichte von Superman (sowie seine erste Begegnung mit Batman und Lex Luthor) und als solche essenziell. Alternativ empfehle ich "Superman: Birthright", mMn der bessere Comic, aber für eine solche Chronologie weniger geeignet.

Ich könnte noch weitere Titel außerhalb des Batman-Spektrums hinzufügen, wenn Interesse besteht.

An Batman-Comics würde ich auch den Run von Doug Moench und Kelley Jones empfehlen. Keine wirklich wichtigen Ereignisse, aber sehr gute Stories. Kelley Jones ist allerdings absolute Geschmacksache, entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Es gibt einen sehr schönen Hardcover mit vielen ihrer Comics, ansonsten sind sie (fast) alle auch damals beim Dino Verlag auf deutsch als Hefte erschienen und im Comic-Antiquariat sicher relativ relativ günstig zu finden. Anzusiedeln sind sie zwischen Knightfall und No Man's Land.

Das Batman-Crossover War Games kann ich auch wärmstens empfehlen, eines der besten, und angesiedelt zwischen Hush und Under the Red Hood.
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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Wie kommst du denn da drauf? Miller ist doch auch ein sehr starker Zeichner
Das war keine Aussage über die Qualität seiner Zeichnungen. Aber er zeichnet sehr verknappt, sehr reduziert.
Auch nicht.
Miller zeichnete zum Teil auch unterschiedlich, und je nach Art der Colorierung wirken seine Comics auch sehr unterschiedlich. Ronin sieht anders aus The Dark Knight Returns, der anders aussieht als Elektra Lives Again, der anders aussieht als Sin City. Elektra Lives Again oder 300 sind viel aufwändiger gemacht als Batman: Year One. Miller hätte den problemlos selber zeichnen können. Aber er hat ja auch sonst noch Großes mit anderen Zeichnern erschaffen. Vor allem der hochkomplexe Elektra Assassin mit Bill Sienkiewicz.

Ich finde übrigens daß man an Year One auch sehr gut sehen kann wie konventionell Batman Begins ist. Gegenüber den frühen Miller Comics sind Nolans Batman Filme fast schon Kinderkram. Inhaltlich und erzähltechnisch.

Re: DC Comics

12
Kauft ihr euch die Comics alle, oder lest ihr sie übers Internet?
Ich überlege mir schon länger mal ein paar Batman-Storys zu lesen, aber es bisher noch nicht getan, weil ich einfach nicht wusste wo ich anfangen soll.
Außerdem möchte ich auch ungern Geld dafür ausgeben, weswegen ichs lieber übers Internet lesen würde. Habt ihr da Vorschläge für mich?
The name's Bond, James Bond.

Re: DC Comics

13
Ich kaufe so ziemlich alle meine Comics.

Allerdings hatte ich vor etwa zwei Jahren einen heftigen Wasserschaden, bei dem ein Großteil meiner Comicsammlung draufging, neben meinen Ausgaben von freilich essenziellen Werken wie "Watchmen" oder "Kingdom Come", auch persönliche Schätze wie das erste Comic-Heft, das ich als Kind von meinem eigenen Taschengeld gekauft hatte (Dino's "Batman" #4 von Chuck Dixon & Graham Nolan).
Zwar habe ich bei einigen der essenziellen Werken neue Ausgaben, aber z.B. "Kingdom Come" fehlt mir immer noch, da ja auch laufend neue Comics kommen, die bezahlt werden wollen.

Tatsächlich online lesen tue ich nicht, aber seit kurzem habe ich auch eine App für Digital-Comics auf meinem Tablet. Digital-Comics muss man allerdings auch bezahlen (häufig allerdings weniger als für Printausgaben, gerade bei älteren Comics, für die ich die App hauptsächlich verwende, ich nutze dabei hauptsächlich den Anbieter Comixology), es würde mich allerdings nicht überraschen, wenn es da inzwischen ähnliche illegale Verbreitung über Torrent & Co. wie bei Filmen und Musik gäbe.
Alternativ kannst du auch mal bei deiner örtlichen Bibliothek nachfragen. Zumindest dt. Ausgaben gibt es da ein paar Sachen.
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Re: DC Comics

14
Kaufen! Die Dinger müssen nach der Lektüre schön gepflegt und sortiert im Regal stehen. A propos Regal, ich kriege dort allmählich ein Platzproblem...

Die Sache mit dem Wasserschaden hört sich schlimm an. Ich hoffe meine Ausgabe von Watchmen geht nie baden.
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Re: DC Comics

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KaiTheSpy hat geschrieben:Knightfall ist nach Death and Return anzusiedeln, ebenso LL: Man of Steel.
Warum denn das?
KaiTheSpy hat geschrieben:All-Star Superman und TDKR sind außerhalb jeder Chronologie, da sie sich auch inhaltlich mit vielen der anderen Comics nicht vertragen.
Bei TDKR leuchtet das ein (obwohl man den problemlos ans Ende jeder Chronologie stellen kann), aber All-Star? Den fand ich problemlos lesbar.
KaiTheSpy hat geschrieben:Superman: The Man of Steel, Vol.1 ist die Post-Crisis-Herkunftsgeschichte von Superman (sowie seine erste Begegnung mit Batman und Lex Luthor) und als solche essenziell. Alternativ empfehle ich "Superman: Birthright", mMn der bessere Comic, aber für eine solche Chronologie weniger geeignet.
Das leuchtet nicht unbedingt ein. Zumal deiner Logik nach Superman Vol. 1 nach Year One von Miller spielen müsste. Und warum ist Birthright ungeeignet für so eine Chronologie?
https://filmduelle.de/

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