Interessante Kritik. Welche Punktzahl (von 10) würdest du dem Film geben?
Wie seinerzeit in DN wird auch in den ersten Szenen der Protagonist erst in einem bedeutungsvollen Moment gezeigt. Eine weitere Parallele zu den besseren Bondfilmen ist, dass Spielberg es versteht, eine Situation erst spannend und ernst zu gestalten, um sie dann humorvoll aufzulösen. So bleibt die Spannung den ganzen Film über erhalten, was in Anbetracht der Absurditäten, die uns da gezeigt werden, gar nicht selbstverständlich ist. Schon in der PTS geht sämtliche Logik spätestens dann Flöten, wenn tödliche Pfeile automatisch schießen oder eine riesige Steinkugel plötzlich den Helden verfolgt. Ist das logisch oder glaubwürdig? Nein aber es macht Spaß und wir hinterfragen es daher nicht.
Also Fallen sind meines Wissens durch verschiedene Platten am Boden ausgelöst worden oder? So wäre der Grund für das Auslösen der Fallen geklärt.
Der Humor der Indy-Filme finde ich dem von Bond nicht unähnlich. Vor allem haben viele Witze einen besonders augenzwinkernden Aspekt, der zeigt, dass sich die Filme auch selber nicht zu ernst nehmen. Beispiele dafür sind das Auftauchen von R2-D2 und C-3PO (aus Star Wars) als Hyroglyphen im ersten Teil. Oder ein besonderer selbst referenzierender Gag in Teil 3.
Dort deutet Indys Begleiterin in den venezianischen Katakomben auf ein Relief in der Wand:
Frau: "Was ist das?!"
Indy: "Die Bundeslade"
Frau: "Sicher?"
Indy: "Gaaaaanz sicher."
Wobei bei
Indiana Jones wohl einer der besten Gags der Filmgeschichte bietet. Gemeint ist die Szene zwischen Indy und dem Schwertkämpfer in Teil 1. Davon abgesehen, dass der Gag an sich zum Brüllen komisch ist, ist er auch eine Verballhornung typischer Hollywood-Klischees. In anderen Filmen hätte der Held - trotz Revolver - sich mit dem Schwertkämpfer noch einen spektakulären Kampf geleistet.
Dabei war der geniale Gag eigentlich aus der Not heraus entstanden. Ursprünglich war tatsächlich ein spektakulärer Fight geplant, doch in der Filmcrew ging ein Virus um, von dem Harrison Ford auch gezeichnet war. So schrieb man die Szene um...
Gleichwohl stellen die Nazis, als Verkörperung des Bösen schlechthin, einen guten Gegenpart dar und in der Figur Major Toht bekommt das Böse ein Gesicht.
Man kann argumentieren wie man will: Die Nazis sind nun mal halt die perfekten Filmbösewichter
ach dem eigentlichen Actionshowdown auf den LKW, folgt ein Stilbruch durch die Schiffs- und U-Bootszenen. Auch der erst zu diesem Moment eingeführte Charakter des Kapitäns kommt zu spät und will nicht so recht passen.
WIe meinst du das mit Stilbruch?
Ich fand den umstieg aufs Schiff eigentlich sehr logisch. Immerhin ist es der beste Weg um aus Ägypten rauszukommen
Beim Kapitän empfand ich es auch anders. Es wirkt so als ob er und Indy sich schon länger kennen würden bzw. als ob er schon vor seinem Auftreten ein Teil des Indy-Universums war. Dadurch wirkt es nicht wie "extra dafür erfunden".
Die finalen Szenen auf der Insel wirken natürlich heute tricktechnisch schwach.
Was die schmelzenden Puppen angeht sicherlich richtig. Die getricksten Geister finde ich allerdings auch für heutige Verhältnisse noch ganz gut. Aber irgendwie machen auch die altmodischen (offensichtlichen) Tricks einiges vom Charme der Szenen aus. Gehrt halt zum Indy-Ambiente
Was ich allerdings seltsam finde: Wieso führt Belloq das jüdische Ritual durch? Müsste er selber nicht schlau genug sein um zu sehen, dass es in die Hose geht?
Ich bezweifle mal, dass er vorher schon solche Zermonien durchgeführt hat geschweige denn, dass er für sowas "geweiht" ist.
Ist für mich wohl der heftigste Logikfehler der Films...
Entgegen dem allgemeinen Glauben, denke ich aber nicht, dass man hier absichtlich schlechte Effekte gemacht hat.
Naja Spielberg hat es selber gesagt, dass man bewusst altmodische Effekte einsetzte. Einmal wegen der Tradition mit den historischen Vorbildern der Serials ("So wollen wir es auch machen!") und einmal um auch dem Charme der alten Filme zur erreichen. Man hört des Stevie auf dem langen Indy-Making-Of der ersten DVD-Edition (Teil 1 bis 3 + Bonus DVD mit langer Doku) sagen.
Das wahre Problem des Endes besteht aber darin, dass der MacGuffin aufgelöst wird. Dies muss zwangsläufig enttäuschend sein. So wirkt das Ende aufgesetzt, als sei einem nichts Besseres eingefallen. Hätte man es doch zumindest metaphorisch genutzt, mit einer gewissen Aussage verknüpft…
Auch das sehe ich wieder anders
Dass man daraus keine Aussage trifft finde ich gerade an Teil 1 gut. Gerade bei eigentlich religiös angehauchten Themen/MacGuffins besteht die Gefahr schlechte oder sehr zwielichtige Aussagen/Suggestionen vorkommen zu lassen. Das Mysterium der Lade wird auch nicht wirklich aufgeklärt. Es scheinen Geister aus ihr heraus zu kommen, aber "die Macht Gottes" oder ähnliches stellen sich die meisten doch etwas anders vor, auch von Steintafeln mit den 10 Geboten keine Spur. So bleibt die Lade und "ihre Reaktion" ein Mysterium. Im Grunde bleibt sie dadurch auch ein MacGuffin, sie wird nicht erklärt und kommt am Ende in ein Lagerhaus wo sie zumindest die nächsten 20 Jahre bleibt...
So finde ich das Ende von Teil 3 mit seiner über den heiligen Gral daherkommenden Aussage um einiges Schwacher. Aber das liegt wiederum auch immer am persönlichen Geschmack. Ich finde nicht jeder Film muss auf Teufel komm raus eine Message haben.
Besonders tragisch übrigens, dass das Ende zeigt, dass Indiana Jones’ Eingreifen den ganzen Film über umsonst war. Er hat nichts bewegt, hat keinen Einfluss auf den Ausgang. Übrigens gilt dies auch für Teil 3 und 4, was noch mal verdeutlicht, dass bei Indiana Jones der Weg das Ziel ist.
Und genau das empfinde ich als eine der zentralen Stärken des Franchises
