Stichwort "Bondfilm-Plakate - eine Kurzanalyse"
Als Werbemittelträger hat ein Filmplakat eine Botschaft zu vermitteln und hinsichtlich der Bond-Historie gab es bis zum 25-jährigen Jubiläum von "The living daylights" (1987) einschließlich zahlreiche Beispiele, die einzigartiges innerhalb des Bond-Franchises als auch im Gesamtzusammenhang innerhalb der Film-Plakatkunst betrachtet gesehen darstellten.
"Analoge grafische Umsetzung in Tempera" versus "digitaler fototechnische Montagen in Adobe Photoshop"
Alleine die grafische Motiv-Serie für "You only live twice" (1967), die von Frank McCarthy und Robert McGinnis kreiert wurde, transportierte das visuelle Erscheinungsbild der Filmserie beim Endverbraucher in einer Art und Weise, die zu dem damaligen Zeitpunkt als einzigartig angesehen werden darf. Die optische Umsetzung des Filmtitels, welche das Wort "twice" doppelt darstellte mit der integrierten Figur des Bonddarstellers in abgewinkelter Beinpose und in der Hand haltenden Astronautenhelm verwies schon auf den Kernpunkt der Verfilmung hin. (siehe dt. Fassung http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... ne5.html&9)
Obwohl die Bond-Pose in phototechnischer Umsetzung schon bei "Thunderball" mit Taucherflossen und Harpunenhaltung inklusive Getränkeglas in der anderen Hand eingesetzt wurde wirkte die bildliche Grafik des Nachfolgefilms zur phototechnischen Präsentation auf US-Doorpannelplakaten bzw. französichen oder dänischen "Thunderball"-Plakaten weniger dominant.
Auch wenn Robert McGinnis Arrangements der asiatischen Gespielinnen im japanischen Bad zum C-Motiv von "You only live twice" eine Fortführung eines seiner Arbeiten zu "Thunderball" darstellte, wurde das Image von "Mister KissKissBangBang" dermassen grafisch perfekt stilisiert umgesetzt wie es in den gesamten Realaufnahmen des Films nicht im Ansatz vermittelt worden ist. Anhand dieses Motivs stellten sich viele männlichen Zuschauer in ihrer Phantasie sonst ehestens die orgiastischen Feiern eines Hugh Hefners in seiner Playboy-Mansion vor, die ihnen damals vielleicht vom Hören-Sagen ein Begriff waren. (siehe dt. Fassung http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... e17.html&9)
Die definitiven filmischen Highlights aus dem fünften offiziellen Bondfilm waren das von Ken Adam geschaffene Vulkan-Set sowie die legendäre Hubschrauberjagd mit "Little Nellie" (siehe http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... e16.html&9). Beide von Frank McCarthy erstellten Illustrationen lassen sich hinsichtlich perspektivischer Umsetzung und gewissen Belangen zur Schwerkraft als fototechnische Collage mittels Photoshop in heutiger Zeit so nicht übertragen. Gerade die detaillreiche grafische Umsetzung vieler kleiner liebevoll gestalteter Bildelemente sorgt dafür, dass der Betrachter sich intensiver und länger mit der Plakat-Serie auseinandersetzen möchte. (siehe dt. Fassung http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... e21.html&9)
Hier liegt nun ein einschneidender Unterschied zur photographischen Umsetzung für das Thema Plakatkunst vor. Die Kunst eines guten Photo-Aufnahme besteht zwar auch darin eine Geschichte zu erzählen, jedoch verlangt die Bildlinienführung eine völlig andere Konzeption. Hier geht es darum innerhalb einer Aufnahme sowohl mit Schärfen als auch Unschärfen zu arbeiten, so dass nicht visueller Detailreichtum im Vordergrund steht, sondern nur eine signifikante Hervorhebung eines oder mehrere Einzelmotive innerhalb eines gesamten.
Auch hierfür gibt es ein grandioses Arbeitsbeispiel aus alten Bondtagen. Robert Browjohns Bildmontage zu "Goldfinger" (1964) als britisches A-Style-Motiv (siehe http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... d27.html&9) schlug jedes andere im Ausland grafisch gezeichnete Plakat, wie beispielsweise das von Jean Masci erstellte französische Plakat (siehe http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... d14.html&9).
Der Held, der schützend seine Gespielin im Arm hält, während im Hintergrund - einer übergroßen Göttin gleich - statuenhaft eine Frau in Gold dass Motiv dominiert, vor dem die beiden Protagonisten der Filmhandlung transparent auf den Körper des Golden Girl durchscheinen. Sicherlich kein Motiv welches auf Grund großer Details die Aufmerksamkeit des Betrachters erringt, sondern ausschliesslich durch seine Widersprüchlickeit, da hier etwas zu sehen ist, was den gewöhnlichen Alltag so nicht widerspiegelt. Obwohl die Frau in Gold sich innerhalb des 007-Films irgendwann "zeigte", erwies sich die Szene durch ihre geschickte Umsetzung bei vielen unbedarften Zuschauern damals im Kino als Schockeffekt, obwohl das Plakat durch das Motiv eigentlich deutlich darauf hinverwies.
Diesbezüglich finden sich in der Filmplakat-Kunst Arbeiten wieder, die bekanntlich von sensationellen Vorgänger-Arbeiten profitieren. Dawn Teitelbaums Umsetzung des legendären Hannibal-Plakates zu "The silence of the lambs" (1991), in der ein bestimmter Totenkopf-Schmetterling als Mundersatz diente, weist einige parallelförmige Anmutungen zum legendären "Goldfinger"-Plakat Brownjohns auf.
Eine im Schatten stehende Dreiergruppe - bestehend aus Ray Liotto, Robert de Niro und Joe Pesci - auf Martin Scorseses "GoodFellas"-Filmplakat (1990) erweist sich dagegen als Original, an welchen sich anscheinend Art-Director Randy Brown orientiert zu haben scheint für sein Motiventwurf zum Hauptplakat von Pierce Brosnans Einstands-Bondfilm "GoldenEye" (1995). Interessanter Weise wirken die meisten "reinen" Photomontagen innerhalb des Bondfranchises seit Beginn der Brosnan-Ära oft nur überladen und dadurch nicht wirklich ansprechend. Das kreative typografische Design innerhalb des zu erstellenden Schrifttitels für die neuen Bond-Filme erwies sich dagegen oftmals als innovativ und richtungsweisend, während die Bildcollage als gesamtes häufig nicht wirklich überzeugen konnte.
So erwies sich die Kombination aus grafischen und phototechnischen Elementen beim britischen Hauptplakat zu "The world is not enough" (1999) noch als gelungenste Arbeit für das Franchise innerhalb der letzten zehn Jahre (siehe http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... ne7.html&9). Verantwortlich als Art Director zeichnete sich hier übrigens Brian Bysouth, der in der Bond'schen Vergangenheit beim britischen Hauptplakat "B" zu "The living daylights" (1987) noch als hauptverantwortlicher Illustrator zu überzeugen wußte (siehe http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... r10.html&9).
So ist der seit "Casino Royale" (2006) eingeschlagene Weg innerhalb der phototechnischen Umsetzung bei den Hauptplakaten für die Filmreihe sicherlich der richtige Weg, was die Reduzierung der Bildelemente angeht, jedoch fehlt hier die wirklich Raffinesse einer genialen Idee, wie sie bei zahlreichen grafischen Vorgängeprlakaten innerhalb der Serie beispielsweise halt die Spielkarten beim "Live and let die"-Plakat (1973) von Robert MCGinnis (siehe http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... e13.html&9) waren oder die andersartig artifizielle Umsetzung des legendären "The spy who loved me"-Plakates (1977) von Robert Peaks (siehe http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... on1.html&9).
Gegenbeispiele - auf andere Filmproduktionen bezogen - die in phototechnischer Umsetzung zu überzeugen wussten gibt es derer viele. Man erinnere sich beispielsweise nur an die reichende helfende Hand aus "Schindlers Liste" (1993), den auf einer einsamen Parkbahn sitzenden Forrest Gump im gleichnamigen Film (1994), die in Streifen ausgerissene Flagge von Oliver Stones "JFK" (1991) oder den sterbenden Sergeant Elias aus dem ersten oscarnomminierten Oliver Stone-Werk "Platoon"(1986), die alle ikonografischen Charakter haben und dem eigentlichen Film mit einem gelungen Plakatmotiv zu einem gesteigerten Aufmerksamkeitswert verholfen haben.
Dies kann ich nun weder den Hauptplakaten des offiziellen EON-Bondfilmes "Casino Royale" nachsagen noch dem bisher bekannten Motiv zu "Quantum of solace". Das endzeitapokalyptische Motiv zweier sich vom Tatort entfernender "Rache"-Engel wäre als Einzeltätermotiv vor rund dreißig Jahren für die "Mad Max"-Filme massgeschneidert gewesen und der Tatbestand, dass Daniel Craig im Film selbst ein völlig anderes Gesamt-Outfit in der Wüste und bei bei der späteren Erstürmung des ESO-Observatoriums trägt, als das Plakat dem Betrachter weismachen möchte, passt im akuellen 007-Film eher zum zweiten Teil der Vollstrecker-Saga um den von Mel Gibson gespielten Max Rockatansky.
Manch einer fragt sich aus diesem Grund was eigentlich typische Elemente sind, die ein originelles Bondplakat ausmachen sollten, ohne dass ein integrierter Aston Martin, die Gun-Logo-Barrel oder das 007-Signum krmapfhaft darauf hinweisen. Das "Quantum of solace"-Motiv wirkt leider sehr austauschbar mit manch' anderem Filmwerk, vor allen mit vielen alten anonymen Django-B-Movie-Motiven; Nimmt man die Frau weg, fehlt halt nur der Sarg noch.
Eine unterschwellige Botschaft, die dieses Motiv vor Start des Films für mich leider ausstrahlt, macht ungefähr als Einladung für einen Kinobesuch ungefähr so viel her, wie, als wenn frustierte Ehepartner bei der entsprechenden Konfliktberatung beim richtigen Hinweisschild-Plakat an der entsprechenden Tür die Möglichkeit bekommen gleich das Weite zu suchen. Bei aller gekonnten Stilisierung vermitteln die beiden Protagonisten auf dem Bild eher zwei Beziehungskrüppel die nach vollzogenem Rachefeldzug unbefriegend von dannen ziehen - etwas das ich als Altfan der Serie ansonsten gar nicht mit dem Helden einer gelungenen Kindheitserinnerung gerne verbinde. Was den optischen Stil anbetrifft, gibt es für mich an dem Plakat wenig zu bemängeln so dass es als Zimmerdekoration für den echten Fan alle Mal noch gut als Aufmacher wirkt. Es ist halt nur nicht wirklich originell und auch wennn viele es nicht gerne hören mögen - bei einem Austausch der Hauptdarsteller könnte man genauso gut bemüßigt sein Werbung für einen neuen Bourne-Film vor sich zu haben.
Somit opisch nett - aber für mich halt mit einer weniger gewünschten formalen synkryptischen Botschaft.
Im Vergleich mit anderen grossen Hollywoodproduktionen wirkt für mich die Umsetzung des neuen Bond-Hauptplaktes daher eher mau und sollte das Bond-Franchise irgendwann je wieder den Mut haben in den grossen Wettwerb des "Kinosommers" sich einzufinden, muss im Vergleich zu den Mitbewerber werbetechnisch schon mehr aufgebracht werden als diese Art von Dutzendware. Da nützt auch kaum die Aussage, dass die Kreativabteilung sich zu den Vorankündigungsplakaten gesteigert hat.
Qualität hat spezifische Kennzeichen und zu denen sollte man als Fan auch stehen und diese einfordern statt sich mit prinzipiellen zufrieden zu geben.
In diesem Punkt wird es beispielsweise sehr interessant werden, wie sich das Set-Design in "Quantum of solace" bemerkbar machen wird, nachdem eine Großteil von Hardcore-Bondfans die alten Meisterwerke der Ken Adam-Ära nie auf der grossen Leinwand gesehen hat. Dies ist einer der Aspekte, auf die Regisseur Marc Foster in Interviews immer wieder besonders hinweist. Wer weiß, ob manch einem danach aufgeht, wie belanglos und nichtssagend die Arbeiten eines Hauptverantwortlichren Peter Lamonts für über 25 Jahre waren - ausgenommen "Tomorrow never dies" (1997), für den sich Allan Cameron verantwortlich zeigte. Mal sehen, ob der Begriff "Set-Design" nach "Quantum of solace für einen verantwortlichen Art-Dircetor bei einer 007-Produktion auch wieder zu einer kunstfertigenden Visitenkarte wird, die auch zukünftige Bondfilme wieder auszeichnet.
Was das Thema Bond-Filmplakate anbetrifft wäre es sicherlich einfacher effektives Werbematerial für die Bondfilme in grafisch gezeichneter Form zu bringen. Die Aussage zu hoher Kosten erweist sich angesichts des Gesamtbudgets für einen Bondfilm nur als unglaubwürdige Lachnummer. Was die Arbeiten als solche anbetrifft, schafft es George Lucas erstaunlicherweise seit Jahren schon seinen Stamm-Illustratoren Drew Struzan mit Daueraufträgen zu "Star Wars " und "Indiana Jones" am Leben zu erhalten. Innerhalb dieses speziellen Lucas'schen Fan-Cosmoses erweisen sich sogar die Arbeiten des Japaners Tsuneo Sanda oder von Jerry vander Stelt hinsichtlich einer Umsetzung für Bond als noch effiktiver.
Nachfolgend einige Arbeiten beider Künstler:
Tsuneo Sanda


Jerry vander Stelt


Quellen:
- http://starwars.wikia.com/wiki/Tsuneo_Sanda
- http://www.vandersteltstudio.com/
Was übrigens den Erfolg gut gezeichneter Film-Plakate anbetrifft, erwies sich übrigens Robert McGinnis Illustration der tätowierten Frau zur Bond-Persiflage "Casino Royale" (1967) von Charles K. Feldmann als nachgewiesener Verkaufsschlager, der zahlreiche Besucher aufgrund des Plakates (siehe http://www.clubjamesbondfrance.com/php/ ... no6.html&9) dazu motiviert hat in den Film zu gehen. Dass es sich hierbei gar nicht um einen typischen Bondfilm handelte, erkannten damals viele erst, als sie sich den Film auf der Leinwand zu sehen bekamen.
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