Einige erläuternde Informationen zu McClorys WARHEAD

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Das legendäre nicht verfilmte "Warhead"-Drehbuch, welches in Hollywood Ende der Siebziger auch als "Star Wars Unterwasser"-Bondfilm bekannt wurde


"Warhead" war der Name eines eigenständigen Bond-Drehbuch-Entwurfes vom irischen Produzenten Kevin McClory welcher 1976 unter der Mitarbeit Sean Connerys und Len Deighton entstanden war.

Der ursprüngliche Titel des Skriptes "James Bond of the Secret Service" musste verworfen werden, da er Ian Flemings 10. Romantitel zu sehr ähnelte. Der Kostenvoranschlag an einer damalig angedachten Verfilmung belief sich 1978 schätzungsweise auf rund $ 22 Millionen, für die als Verleihfirma Paramont aufkommen wollte, wobei ausgemacht war, dass Sean Connery auch die Hauptrolle übernehmen sollte. Da sich dieses Drehbuch jedoch nicht ausschließlich an den Ursprungsentwürfen der "Thunderball"-Drehbuchvorlage von Jack Whittingham, Kevin McClory und Ian Fleming aus dem Jahre 1958 gehalten hatte, stand die Rechtsgrundlage einer möglichen Verfilmung vom juristischen Standpunkt auf mehr als wackeligen Beinen gegen die sowohl United Artists, Eon Ltd. als auch die Fleming-Erbengemeinschaft sofort vor Gericht angingen.
Obwohl Kevin McClory 1965 mit den Eon-Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli einen Passus in den Vertragsabschluss zu einer Kooperationsarbeit hinsichtlich gemeinsamer Dreharbeiten zu "Thunderball" hatte einfügen lassen, der dem Iren zehn Jahre danach erlauben würde weitere Filme auf Basis des "Thunderball"-Skriptes zu fertigen, beinhaltete dieses fertige Drehbuchtraktat zu wenige wirkliche Parallelen zu den Ursprungsskripten von 1958. Bis auf einige wenige Handlungsaspekte und einen Teil der Rollen-Namen hatte sich die "Warhead"-Geschichte zu einer neuen eigenständigen Geschichte entwickelt, die zusätzlich in verschiedenen Bereichen abstruser Weise einigen Entwürfen Christopher Woods sehr ähnelte, die dieser gerade für Albert R. Broccolis späteren 10. angehenden Bondfilm "The spy who loved me" (1977) fertigte. Ähnliche Paralellen wie das Verschwinden von Kriegsschiffen, den Raub von Nuklearraketen aus selbigen oder Blofeld als agierenden Mastermind von S.P.E.C.T.R.E. führten schliesslich dazu , dass Christopher Wood den Hauptbösewicht in Broccoli Verfilmung in Sigmund Stromberg mit entsprechender Privatarmee abändern musste und EON gerichtlich untersagt war, alles was mit S.P.E.C.T.R.E zu tun hatte, in weiterer Zukunft in ihren Filmen in irgendeiner Form zu verwerten. Christopher Wood beschreibt in seiner 2006 erschienenen Biographie "The Spy I loved" sehr schön wie Produzent Albert R. Broccoli und Regisseur Lewis Gilbert ihren ahnungslosen Autoren zu Gericht gehen liesen, der sich gar keine Schuld bewußt war, da er die auszuarbeitenden Grundideen unter anderem diesen beiden und Stiefsohn Michael G. Wilson zu verdanken hatte.
In dem anschliessenden juristischen Schlagabtausch erzielte Kevin McClory ironischer Weise somit einen Teilerfolg hinsichtlich der Handlung seines Drehbuchs. Dies erwies sich aber im nachhinein als ad absurdum, als klar wurde, dass das "Warhead"-Skript nicht mehr auf dem ausgehandelten Ursprungsvertrag der jetzigen Streitparteien basierte. Sowohl Paramount als auch Sean Connery machten dann erst einmal einen Rückzieher solange die Rechtsgrundlage im angelsäsischen Verständnis nicht bona fides war.


Mit dem Auftauchen des ehemaligen Juristen Jack Schwartzman Anfang der Achtziger kam dann wieder Bewegung ins Spiel, wobei dieser schnell erkannte welche Schwachpunkte ausgemerzt werden mussten, damit eine Verfilmung überhaupt rechtlich freigegeben werden konnte. In dem Jack Schwartman sich ausschließlich auf ein Remake von "Thunderball" beschränkte, welches nur in upgedateter Form entstehen würde, waren der Gegenseite im Endeffekt die Hände gebunden. Aus diesem Grunde kaufte Jack Schwartzman diese "speziellen Rechte" als einmaligen Nutzungsvorgang dem Iren Kevin McClory ab und stieg damit in den Range des verantwortlichen Hauptproduzenten auf. Obwohl Jack Schwarztzman bei Albert R. Broccoli anfragte eine gemeinsame Produktion zu machen lehnte dieser ab - sicherlich nicht völlig unverständlich. So entstand im Endeffekt "Never say never again" (1983) bei dem übrigens MGM/UA zusammen mit Albert R. Broccoli am Ende 20 Prozent von den Einnahmen bekamen, die der Film weltweit einspielte, da dies in dem 1965er Ursprungsvertag mitfestgelegt worden war. Nach einem recht respekttablen Boxoffice-Erfolg von "Never say never again", der sich auf rund $ 160 Millionen weltweit belief, liebäugelte Kevin McClory damit weitere Verfilmungen zu "Thunderball" in die Kinos zu bringen. Im Februar '84 verkündete er, dass sein nächstes 007-Projekt den Titel "S.P.E.C.T.R.E." tragen solle.

Danach wurde es jedoch jahrelang sehr still um den Iren, so dass erst Ende der Achtziger Kevin McClory wieder versuchte auf sich aufmerksam zu machen.
Diesmal stellte er sein Projekt als upgedateten "Warhead 8" -Titel vor wobei er Pierce Brosnan als seinen Wunschkandidaten für die zu vergebende Hauptrolle bezeichnete. Auch diesen Worten folgten bekanntlich keine wirklichen Taten und das Gespinnst tauchte schließlich nach der Revitalisierung der offiziellen 007-Serie mit "GoldenEye" noch mal unter dem klangvollen Titel "Warhead 2000" wieder auf. Nun brachte Kevin McClory den geschassten Timothy Dalton als seinen neuen Wunschkandidaten im "Gegen"-Bond ins Spiel, wobei davon auszugehen ist, dass an all' seinen verbreiteten Gerüchten wenig dran war und beide heute ehemaligen Bond-Darsteller kaum ernsthafte Gespräche hinsichtlich einer inoffiziellen Bondfilm-Produktion mit ihm geführt haben dürften.

Trotz zahlreicher abstruser Verlautbarungen hatte Kevin McClory es am Ende seines Lebens sogar geschafft einen Multimillionendollarprozess mit Hilfe eines Konkurrenzstudios in die Wege zu leiten, der sich über mehrere Jahre zog, bevor ein endgültiges Urteil verkündet worden ist.
Was dabei eine Verfilmung des "Warhead"-Skriptes anbetrifft, darf dieses Drehbuch zwar filmisch umgesetzt werden, jedoch darf der Film nicht in den USA und Kanada starten, bzw, in sonstiger Form von dort finanziell finanziert und ausgewertet werden, so dass höchstens eine nationale Produktion in Europa oder Asien dieses Projekt finanzieren könnte, da die Hollywoodstudios damit aussen vor sind.



Ob man nach dem Tode Kevin McClorys (20. November 2006) je etwas von "Warhead" wieder hören wird, bleibt abzuwarten. Ausgeschlossen ist nichts, so dass der Slogan "Never say never again" auch hier unter künftigen Umständen seine ganz besondere Gültigkeit behalten kann.


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Hauptquelle ist in diesem Fall die Erstauflage von Robert Sellers englischsprachigem Buch "The Battle for Bond" aus dem Jahre 2007
http://www.amazon.de/Battle-Bond-Genesi ... ndforum-21

Bildmaterial aus diesem Drehbuch von der Versteigerung bei Christies. Diese Motive und viel andere befinden sich auch in Sellers Buch : http://www.007magazine.co.uk/news_christies.htm


Für Interessierte an der komplexen "Battle for Bond"-Thematik gibt es im nachfolgenden englischsprachigen Link eine Kurzzusammenfassung, die sehr vereinfacht widergibt, womit sich Autor Robert Sellers Buch äußerst detailliert in seinem Werk auseinandergesetzt hat.
http://www.totalfilm.com/features/the-lost-bond


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Das erste McGlory Projekt wo noch Ian Fleming beteiligt war wird auch auf der neuen CR DVD behandelt.
Leider wurde die Erstauflage von ‘Battle for Bond’ aus rechtlichen Gründen aus dem Verkehr gezogen und ich konnte nur die stark gekürzte erwerben, in der ich noch keinen Blick hineinwerfen konnte, aber ich habe einen Artikel dazu gelesen, min dem der Autor selbst sein Buch vorstellt.
Ich muss sagen ich stehe Robert Seller skeptisch gegenüber. Vor allem in Hinsicht auf den Rechtstreit zwischen Ian Fleming und Ivar Bryce auf der einen und Kevin McGlory und Jack Whittingham auf der anderen Seite. Seller bezieht sich immer wieder auf eine ominöse Truhe von McGlory in der alle Materialien zu ‘James Bond of the Secret Service’ und dem Rechtsstreit aufbewahrt wurden und welche er angeblich als Erster nach dem Prozess öffnete. Merkwürdig genug das niemand über Jahrzehnte diese Truhe öffnete bevor Sellers kam, aber noch merkwürdiger finde ich den Inhalt. Laut Sellers hat er dort Schriftverkehr zwischen den Parteien und unter den Parteien gefunden. Nur was hat Schriftverkehr zwischen Ian Fleming und Ivar Bryce bei McGlory zu suchen? Zumal darunter angeblich Liebesbriefe sein sollen.
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In dieser "Truhe" befanden sich die Aktenvermerke und abgehefteten Unterlagen, die seinerzeit beim Copyright-Prozess Fleming/Bryce vs. McClory/Whittingham in den Jahren '63 und '64 zugelassen und Bestand vor Gericht hatten. Autor Robert Sellers weist in seinem Buch unter anderem überaus detalliert anhand dieser Unterlagen in Form eines strukturierten Indizienprozess genau nach zu welchen Verfehlungen es damals gekommen ist.
Da Bond-Autor Ian Fleming bekanntlich damals rechtskräftig verurteilt worden ist und seine Nachkommen dieses Kapitel verständlicher Weise weniger breitgetreten in der heutigen Öffentlichkeit sehen möchten, konnten diese bezüglich der Zweitauflage von "The battle of Bond" zwar den Abdruck zahlreiche Belege in Form von Briefkopien verbieten lassen, die im Endeffekt für den Leser aber nur den Nachweis der rechtskräftigen Aussagen Sellers dokumentierten. Der textliche Inhalt hat ansonsten weiterhin Bestand und die Erbengemeinschaft hat diesen auch nicht widerlegen, bzw. aus dem "Drucker"-Verkehr ziehen können.


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@photographer:
Das ließt sich jetzt so, als ob in Christopher Woods Ursprungsfassung von "TSWLM" Blofeld und Spectre statt Stromberg auftauchen sollte?
Und eine Privatarmee hatte Blofeld doch auch immer (fast immer).

Es könnte also sein, dass theoretisch die/eine Ursprungsversion von McClory verfilmt werden dürfte, wer auch imer dessen Rechte ahben mag, aber nicht legal in denUSA und Kanada vertrieben werden dürfte?