Re: Die Brutalsten Szenen

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An deinem Video sieht man schön daß sich die brutalsten Szenen im brutalsten Film mit dem brutalsten Gegenspieler befinden.
Ich habe mir in den letzten Tagen alle Filme auf der UE angesehen und würde bei deinen Szenen die Szenen von OHMSS und TND rausnehmen
und noch den Mann der vom Gabelstapler durchbohrt wird aus LTK dazutuhen

Aber trotzdem ich sehe es fast genauso allerdings würde ich es so machen wie ich es beschrieben habe

TOLLES VIDEO! :D
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Brutalsten Szenen

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Jo THX. MAn bemerke auch dass diese Szenen uncut sind, daherSieht man bei AVTAK wo der Mann durch die Turbine fällt das Blut, Die Szene is auch um Sek. länger.
Bei Krest Sieht man ebenfalls das Blut nach pletzen des Kopfes an der Scheibe. PS.: Schöner Luftballon. xD
Bei Dario sieht man noch Fleischbrocken durch die Machiene rattern.
Die Szene von Felix und den Haien fehlt mir pers. noch und des Platzen von DR. Kananga. Obwohl das eher lustig ist und billig aussieht.
Und bei Sanchezs Tod läuft er noch ein bisschen länger und man sieht wie er schon schwarz wird .
Der Spruch "Heutzutage drucken sie wirklich alles ist auch in manchen Versionen rausgeschnitten.

Re: Die Brutalsten Szenen

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Auch wenn dieser von mir vor fast drei Jahre in einem anderen Forum verfasste Beitrag off-topic ist, hoffe ich, doch dass er einigen Lesern noch ein paar interessante Aspekte in Sachen "Brutalität bei Bond" vermitteln kann. Daher viel Spass beim Lesen




«Das etwas andere „Casino Royale“-Gespräch»

Eine Interview-Charade

Willkommen bei einem virtuell geführten Schachspiel.
Zwei Personen sitzen sich gegenüber, die sich neben diesem Schachspiel über ein anderes ausgiebig Thema unterhalten
.
:D


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Beginn der Partie

S:
Sie eröffnen, mein Guter.


W:
Bitte nicht gleich zu Beginn irgendwelche Bond’schen Insider-Anspielungen aus “From Russia with love“. Es sollte hier um die Devise eines „Leben und leben lassen“ gehen ohne das man sich am Ende nur gegenseitig verbal zerfetzt hat. Schließlich habe ich gerade nicht mein 'Steakmesser' im Agentenkoffer plaziert.


S:
Machen Sie nun bitte ihren ersten Zug.

W:
Der neu angelaufene Bondfilm «Casino Royale» kann sicherlich nicht so ohne weiteres mit den anderen Bondfilmen in einen Topf geworfen werden. Inhaltlich und stilistisch weicht er von zahlreichen bisher bekannten stereotypen Mustern ab. Womit ist dies zu begründen?


S:
Ein spezifischer Grund für diese besondere Situation liegt wohl darin, dass die Erbengemeinschaft des Ursprungsproduzenten Albert Romolo Broccoli, dem Mitbegründer der Firma EON Limited und Lieferant von 17 Bond-Filmen, rund 44 Jahren nach Serienstart primär in der Lage waren, den ersten 007-Roman des britischen Autoren Ian Flemings verfilmen zu können. Die Rechte bezüglich einer filmischen Adaption zu dem Agenten-Thriller, welcher 1953 veröffentlicht wurde, befanden sich jahrelang nicht in ihrem Gewahrsam. Aus diesem Grund existieren zwei Altverfilmungen zu «Casino Royale», wobei die erste eine weitgehend unbekannt gebliebene TV-Produktion für das amerikanische Broadcastfernsehen von ‘54 war, während 13 Jahre später eine wildabgedrehte völlig skurril überzogene Agentenparodie im Stil von «What’s up new, Pussycat?» die Leinwände unsicher machte.
Da das Erstlingswerk den Anfang der berühmten fiktiven Agentenfigur darstellt, haben Broccolis Kinder Barbara (46) und sein adoptierter Stiefsohn Michael G. Wilson (63) diese Ausgangssituation genutzt um im Zuge der zur Zeit angesagten Prequelmania-Welle in Hollywood das Franchise etwas zu entstauben und in eine neue Richtung zu bringen.


W:
Im Vorfeld der Bond-Produktion war doch häufig die Rede von einer Art „Bond begins“-Verfilmung. Nachdem Regisseur Christopher Nolan im letzten Jahr in seiner Batman-Verfilmung mit einem sensationellen Christopher Bale es geschafft hat, die Chronologie der vorangegangenen vier Batman-Verfilmungen auf den Kopf zu stellen und die Serie wieder bei Null zu starten, erfuhr der Film trotz dieses scheinbar unlogischen Gedankenganges einen gewaltigen Zulauf, der das Interesse an der Figur wieder neu belebt hat. Erstmalig konnte man behaupten, daß hier Bruce Wayne der interessante(re) (Film-)Charakter ist und nicht der austauschbare Typ im Fledermauskostüm. In der Comic-Welt der Superhelden-Universen ist der Gedanke eines Helden-Reboots schon länger Gang und Gebe.
Finden sich in dieser Hinsicht Ihrer Meinung nach eigentlich Parallelen in der Bondverfilmung wieder?


S:
In meinen Augen begibt sich der Zuschauer in der neuen Verfilmung von «Casino Royale« auf eine Reise zu den Ursprüngen des 00-Agenten – quasi in eine Art „berufliches Lehrjahr 1“ der Filmfigur. Der hier gezeigte James Bond lebt noch nicht in der Phantasiewelt chronologisch später datierter Film-Missionen, sondern entwickelt sich über die Dauer des gesamten Films erst zu jener überhöht stylisierten Kunstfigur, die von Millionen von Kinobesuchern in aller Welt so gerne gesehen wird.

– Eine längere Pause folgt –


S:
Es dürfte von Seiten des Drehbuchs sicherlich kein Zufall sein, daß besonders die beiden Hauptcharaktere Vesper Lynd und James Bond eine ausführliche Ausarbeitung in dieser Verfilmung erfahren haben, während die meisten Neben- und Randfiguren bewußt anonym gehalten worden sind.
Verschiedene Fans haben beispielsweise bemängelt, daß der von Mads Mikkelsen gespielte Charakter des Le Chiffres austauschbar sei. Das bezieht sich im Endeffekt nicht nur allein auf den Darsteller. Bezüglich zahlreicher Charaktere bekommt der Zuschauer in «Casino Royale» sehr wenig Hintergrundwissen vermittelt. Für viele gecastete Nebendarsteller und -darstellerinen war dies sicherlich eine eher frustrierende Angelegenheit, da sie in ihren Rollen zu Statisten degradiert wurden. Die meisten konnten sich förmlich schon glücklich schätzen, wenn ihr Dialogpensum eine Anzahl von zwanzig Sätzen überstieg.
Für den Normalverbraucher bleiben damit zwar die meisten Personen erinnerungstechnisch auf der Strecke, wodurch aber für den Zuschauer bezogen auf die unterschiedlichen Figuren auch nicht das Problem aufkommen kann, einem komplexen Film in dieser Hinsicht nicht mehr folgen zu können.
Diese Reduktion von Charakteren ist ein Phänomen, dass in der Serie verstärkt auszumachen ist, seit dem das Autorenteam Neal Purvis & Robert Wade die Drehbücher für die Bondfilme verfasst.
Dabei erhält man langsam den Eindruck, dass es von Film zu Film immer eine Person weniger wird, die noch ausgearbeitet wird. So konnte man bei dem 1999 abgedrehten dritten Pierce Brosnan-Bondfilm „The world is not enough“ noch annehmen, dass die Rolle der Christmas Jones (Denise Richards) bewußt in den Hintergrund gedrängt worden war, damit der Fokus der Zuschauer sich auf Elektra King (Sophie Marceau) konzentriert, während Valentin Zukowsky (Robbie Coltraine) und Renard (Robert Carlyle) auf unterschiedlichen Handlungsebenen den Hauptfiguren die Bälle zuwerfen können. Im nachfolgenden vorerst letztem Bondfilm des Iren Pierce Brosnan entstand 2002 eine ausgearbeitete Dreierkonstellation aus Bond und Jinx (Halle Berry) und Gustav Graves (Toby Stephens).
Beim aktuellen Film „Casino Royale“ ist man nun bei der Ein-Paar-Konstellation angekommen. Im Film namenlose Charaktere wie Kratt (Clemens Schick) und Valenka (Ivana Milicevic) oder der Auftritt von Bondgirl No. 2, Solange (Caterina Murino), welcher in Umfang und Effizienz fast in Konkurrenz zu Lana Woods Rolle der Plenty O’Toole in «Diamonds are forever» (1971) treten kann, fristen hier von Seiten des Drehbuchs gewollt das Schicksal bewußt wenig erinnerungswürdiger Gestalten.
War bis dato James Bond eine mystisch geheimnisvoll gehaltene Figur in dem für sie speziell geschaffenen Film-Kosmos und der Bösewicht, derjenige, der sein Tun und Handeln vor aller Welt jedes Mal ausführlich erläutern durfte, findet im EON-Bond No. 21 eine Upside-down Verkehrung dieser Umstände statt. Hier erfährt der Zuschauer mehr über Bond und seine Intentionen und Einstellungen, während die Gegner als anonyme Masse im Hintergrund agieren. Selten hat man in Bond-Foren so viele Beiträge in der Art von„... wer gehört zu wem?“ gesehen, wie beim aktuellen Bondfilm.
- Übrigens, ich nehme ihnen jetzt einen Läufer weg.

W:
Der neue Bondfilm fängt ja nun – statt wie üblich mit dem Gun-Logo-Symbol – auf einmal in schwarz/weiß an.
- Sehr passend hinsichtlich der Situation hier beim Schachspiel.
Für einige unbedarfte Zuschauer, die sich nicht mit dem ganzen Prozedere der Serie auskennen, war das wohl erst mal äußerst ungewohnt und mag auch ein bißchen an den Beginn von Quentin Tarantinos «Kill Bill Volume 2» erinnern.
In diesem Zuammenhang hat eine zurückliegende Aussage Pierce Brosnans schon fast prophetischen Charakter, der nach seinem vierten Bondfilm «Die another day» in den Medien verstärkt den Vorschlag unterbreitet hat, dass man endlich «Casino Royale» angehen solle, nach dem die Rechte frei geworden seien und „Pulp fiction“-Regisseur Tarantino sich des Themas annehmen solle.
Interessanter Weise hat der nun abgedrehte Film von „GoldenEye“-Regisseur Martin Campbell eine für Bondfilme doch etwas andere Art von Brutalität, die eher an den Stil aus «Licence to kill» erinnert.


S:
Zu der schwarz-weißen Anfangsszene in «Casino Royale» läßt sich sicherlich sagen, dass dies keine klassische Pre-Titel-Sequenz ist, wie sie ansonsten symptomatisch für die Serie ist. Man kann hier eher von einer Art Klammer sprechen, die der ganzen Serie vorangestellt ist, wobei es eigentlich im Endeffekt egal wäre, welchem Einstandsfilm eines neuen Darsteller für diese Serie man die Klammer vorangestellt hätte.
Wirft man die schwarz-weiß-Szene einfach gedanklich aus dem Film raus und fügt das Titelstück „You know my name“ vor den Beginn in London und der Dialogszene in Ms Privathaus, entspricht die Parcour-Verfolgungsjagd vom Aufwand her den klassischen Stuntspektakeln aus einer typischen Bond-Pre-Title-Sequenz, wie man sie seit 1977 mit „The spy who loved“ kennt.


W:
Zum Faktor „Doppel-Null-Status“, der Bond als Actionheld von Millionen anderer unterscheidet:
Im ersten 1962 abgedrehten Kinofilm der Serie, «James Bond 007 jagt Dr. No», gibt es eine signifikante Sequenz, die dem Publikum plakativ vor Augen führt, was der Doppel-Null-Status des Geheimagenten darstellt und in welcher Art und Weise dies gehandhabt wird. Es handelt dabei um den Moment in Miss Taros Zimmer in den Blue Mountains, in der Professor Dent (Anthony Dawson) meint, einen im Bett schlafenden Bond erschossen zu haben, während dieser in seinem Rücken unentdeckt in einem Stuhl mit seiner Dienstwaffe im Anschlag sitzt. Nach dem Professor Dent über seinen „Irrtum“ aufgeklärt wird, kommt es zwischen den beiden Protagonisten zu einem kurzen verbalen Faktenaustausch. Geologe Dent glaubt dabei noch eine Chance zu haben, den Geheimagenten aus dem Weg zu räumen. Bond weiß aber, daß Dents Waffe leergeschossen ist und läßt den Professor auflaufen. Als dieser mit seinen leeren Waffe auf 007 zu schießen versucht, exekutiert Bond ihn kaltblütig.
Der (Film-)Gegner hat seine Schuldigkeit getan und im Gegensatz zu Miss Taro (Zena Marshall), die Bond vorher noch von der Polizei hat abführen lassen, wird der Spezialagent hier endgültig gezeigt in seiner eigentlichen Funktion: Eine tödliche Executive in Personalunion von Richter und Henker. Im Gegensatz zum klassischen ausführenden Organ eines Polizeibeamten muß sich dieser fiktive Special Forces-Beamte nicht mehr vor einem Inlands-Gericht wegen Mordes oder Totschlags verantworten und steht somit über dem Gesetz.
Die Roman- und Filmfigur Bond erhält somit eine Art Marshall-Status aus alten Wildwest-Tagen, der eine von seinem Staat autorisierten law-and-order Berufung nachkommen soll und muss. Wer dabei die Bösen sind, bestimmen Dienststelle und Agent in großen Teilen selber. Die Lizenz zum Töten erweist sich somit als eine „Leben und sterben lassen“-Order, bei der der Agent zu großen Teilen selbst entscheidet, wer lebt und wer stirbt.


S:
Daher stellt auch die erste Filmszene aus «Casino Royale» in Drydens (Malcolm Sinclair) Prager Büro eine unübersehbare Parallele zu Ihrer eben angeführten Szene aus «James Bond 007 jagt Dr. No» dar und kann als Zitat gesehen und als Homage interpretiert werden.
Zusätzlich stellt die parallel in bruchstückhaften und Erinnerungsfragmenten eingefügte Montage des Kampfes mit dem Agenten Fisher (Daud Shah) während des Gespräches mit Dryden einen gelungenen Kunstgriffs innerhalb der Schnitt-Technik von Editor Stuart Baird dar.
Anstatt den Zweikampf geschlossen am Stück zu zeigen, ergibt sich – scheinbar – dieser extrem brutale Effekt, da der Zuschauer in dieser Einbindung der Flashbacks genau jene Anmutung bekommt, die bei einem Schock entsteht. Nicht der ganze Film des „furchtbar Erlebten“ läuft vor dem geistigen inneren Auge des Betrachters in der Regel noch einmal ab, sondern bruchstückhafte Fragmente schießen durch den Kopf, die zeigen, dass der Verstand die vollständigen Zusammenhänge des scheinbar Unfaßbaren noch gar nicht verarbeitet hat. So wird der Zuschauer in diesem Moment auf eine andere transzendente Ebene gelockt ohne sich dessen wirklich bewußt geworden zu sein. Entsprechend eingefügte Geräusche verstärken den Eindruck in der Szene noch geschickt.


W:
Geschickt ist in dieser Hinsicht auch der unterschwellige Augeneffekt, den man später beim neuen Bondmimen Daniel Craig immer wieder ausmachen kann. Wie weiland Graf Dracula in den legendären Hammer-Verfilmungen, in denen der alte Blutsauger vor der nächsten Biss-Attacke immer blutunterlaufene Augen bekam
In Filmszenen von «Casino Royale», in denen immer der nächste zu begehende Mord durch Bond „ansteht“, wird die Augenfarbe von Daniel Craig schlagartig viel heller. Besonders schön ist dies in der Casino-Szene zu sehen, wenn der Darsteller sich das Messer greift und Le Chiffre wutentbrannt folgen will, bevor ihn Felix Leiter aufhält. Schlagartig werden Craigs Pupillen wieder dunkler. Man kann sich nun fragen in welchen Szenen Kontaktlinsen zum Einsatz kommen.
Die Szene mit dem Messer im Casino kann man sicherlich als weiteren Insidergag auf «James Bond 007 jagt Dr. No» interpretieren, wenn Sean Connery beim Tisch-Gespräch mit Dr. No versucht ein Tafelmesser zu entwenden, was der Gegenspieler aber gleich bemerkt und die sofortige Wiederrausgabe der Waffe fordert.


B:
Was das Stichwort Quentin Tarantino anbetrifft, kann man natürlich lamentieren, dass der Dialog zwischen Dryden und Bond wahrscheinlich in seiner Filmversion auf ein anhaltendes in die Länge gezogenes Sergio Leone-Format gekommen wäre. Beim Kampf im Waschraum hätte man bei gleicher Drehbuchvorlage wahrscheinlich bei Tarantino mit ekelhaft versüfften WCs im Rodriguez-technischen „Desperado“-Stil zu rechnen gehabt. Der entsprechende Anblick hätte bei vielen Zuschauer einen vom Regisseur bewußt gewünschten Würgereflex hervorgerufen, bevor in der anschließenden Filmszene der Gegner von Bond (s)ein friseurmässiges „Haarwasch-Bad“ in der Toilettenschüssel entgegen sehen durfte. „Big Lebowky“ läßt grüßen.Die Krönung des Ganzen bestände am Ende vermutlich darin, dass Bond dem halbersoffenen Fisher (= welch passender Name in so einem Gedankenspiel) noch eine Klobürste in den Hals rammen würde, um diesen endgültig zu ersticken. So könnte man sich jedenfalls einen „echten“ Tarantino vorstellen, der es dann wieder mal geschafft hätte, die Gemüter zu provozieren. Aber Bond gehört ihm nun mal nicht – und somit wird es so etwas nicht geben, selbst wenn er als Regisseur absolut freie Hand hätte.


W:
Zum Stichwort Brutalität in „Casino Royale“ – einige Anmerkungen allgemeiner Art.
Die von Ihnen definierte Eingangsklammer – also der schwarz-weiße Eingangs-Clip, macht dem Zuschauer sofort klar, daß die gezeigte Schlägerei hier nicht mehr in einer surreal nett anmutend stilisierten Kunstwelt stattfindet, die ein im jahrelang behafteten Aktionismus präsenter (Super-)Saubermann namens James Bond 007 mit unverrückbarer Dreier-Wetter-Taft-Frisur vorspielt, der sich noch nicht einen Fingernagel dabei einreist.
Die Interpretation zu Beginn von «Casino Royale» präsentiert einen Bond, der im brutalen Agenten-Alltag, den „Dreck“ abarbeitet, welcher der realen Welt verhaftet ist. Innerhalb dieses Film wird die Filmfigur nicht in die bis dato bekannte Kino-Utopie gelangen, sondern erfährt erst eine Katharsis, die ihr zu den Zugang erst im nächsten Film ermöglichen kann.
MeinTurm schlägt Ihr Pferd.


S:
Sehe ich auch so. Später werden meines Erachtens eigentlich zwei weitere Kampf-Gewalt-Szenen in «Casino Royale» besonders von sich Reden machen.
Die eine findet während der Körper-Welten-Ausstellung im Film statt.
Zwei Gladiatoren gleich bekämpfen sich hier Bond und Dimitrios (Simon Abkarian) unbemerkt in einem Pulk von Menschenmassen. Die wirklichen Zeugen dieses surrealen Geschehens innerhalb der „Circus“-Arena sind ausgerechnet die ausgestellten Körper, so daß hier in inkongruenter Weise nicht die Lebenden, sondern die Toten spiegelbildlich betrachtet die einzigen Augenzeugen dieses Schaukampfes werden. Der abgelegte Dimitrius findet im Tode dann (s)einen angestammten Platz im Reich der Spieler, den später sein Bruder im Geiste, Le Chiffre,als real existenten Schaukampfplatz mit Bond als Gegner erleben wird.

Die andere weitaus signifikantere Szene ist für mich dann noch der Kampf mit dem macheteschwingenden Obanno (Isaach de Bankole) im Treppenhaus des Hotels. Der anschließende Todesk(r)ampf zwischen den ineinanderverkeilten Körpern wird mit der Kamera konsequent bis zum Ende festgehalten. Dieser Moment, so ekelhaft er von manchem Zuschauer empfunden worden sein mag, ist im Endeffekt der Autorenherrschaft Ian Flemings zu zu schreiben. Das Ende von Goldfinger im gleichnamigen Roman weist zwar einen anderen Schausplatz auf, aber ansonsten findet sich der mörderische Zweikampf im Buch so wider.
Manchen Bond-Filmpuristen stößt gerade diese Szene besonders auf, da hier unvermittelt der ungeschminkte Realismus weiterhin die Oberhand behält. Die in früheren Folgen der Filmserie lakonisch gehaltene Bemerkung des Filmhelden, der nach siegreich vollzogenem Kampf neben der Leiche mit einem sarkastischen „One-Liner“ die Situation entkrampfte und dadurch das Publikum zum Lachen brachte, zeigte damit auch, daß die Welt des Film-Bonds keine reale war.
Dieses entscheidende für die Bond-Filmserie so typische Markenzeichen entfällt in dieser Szene bei «Casino Royale» und macht einen gravierenden Unterschied zwischen dem Buchhelden Bond und der Filmfigur Bond aus.
Zusätzlich empfinde ich, daß mit dieser Szene ein Effekt hinzukommt, wie er einem aus Hitchcocks Meisterwerk «Psycho» ähnlich vertraut erscheinen mag. Nach dem Schock-Moment erfolgt nach der kurzen verbalen Aufforderung die Leichen zu entsorgen eine ausführliche „Reinigungsszene“ im Badezimmer, die das Geschehen nachhaltig begleitet und vertieft. Sorgte in «Psycho» die tödliche Attacke hinter dem Duschvorhang im Unterbewußtsein der Zuschauer weiter für eine latente Bedrohung durch eine(n) mordlüsterne(n) Norma(n) Bates, hatte der Zuschauer nach Verlassen des Lichtspielhauses unreflektiert das Gefühl weitaus mehr Morde miterlebt zu haben, als auf der Leinwand stattgefunden hatten. Im Endeffekt kommt in «Psycho« aber nur noch der beauftragte Dektetiv Arbogast im wahrsten Sinne des Wortes zu Fall.
Ähnlich verhält es sich mit dieser Todeskampf-Szene aus «Casino Royale», die weiter latent im Unterbewußtsein der Zuschauer mitläuft. Dem neuen Bond-Interpreten Daniel Craig unterstellt man somit unterschwellig während des gesamten weiteren Films eine immer ähnlich auftretende wiederkehrende Situation und hält Daniel Craig somit als „gefährlich“ und besonders glaubwürdig agierenden und überzeugenden Bond-Darsteller. Ob sich dieser Art Effekt, ähnlich wie für Anthony Perkins in weiteren «Psycho-Folgen», im nächsten Bondfilm für Daniel Craig mit hinüber retten läßt, bleibt abzuwarten.
Aufschlußreich ist jedenfalls, dass ähnlich wie in «Psycho» beim Zuschauer dieser besprochene Schockmoment bis zum Ende des Films nachwirkt und viele daher das brutale Agieren Bonds im Ganzen - obwohl es gar nicht so mal auftritt – als solches weiter empfinden.
Über die Todesszene Gettlers (Richard Sammel) zu Ende des Films in Venedig kann man sich streiten, jedoch hat sie im Gesamtkontext wenig Bedeutung, da eine solche schon in der 18er Fassung von «Lethal weapon 2» zu sehen war und Fachleute immer wieder darauf hinweisen, das dies nicht geht, weil ein Sicherheitsverschluß dies unmöglich macht.

W:
Damit dürfte sich die gezeigte Brutalität aus «Licence to kill» doch in einiger Hinsicht zu der aus «Casino Royale» unterscheiden.
«Licence to kill» weist im Endeffekt eine – nennen wir es mal – „Opfer auf die Schlachtbank“-Mentalität auf. Die Protagonisten von Gut und Böse bekämpfen sich hier nicht immer gegenseitig via mörderischem Zweikampf, sondern einer ist in den jeweiligen Momenten des Films oft wehrlos und kann sich nicht rühren. In diesen Situationen des zwar nicht gerade zur Salzsäule erstarrtem verkommen diejenigen in der anschließend unausweichlich anstehenden Vernichtung zu einem weiteren Bauernopfer innerhalb der Filmhandlung.
Übrigens – ein Bauer weniger für Sie.


B:
Dem (Gedanken-)Zug kann ich folgen.
Dieses für einen Bondfilm wenig typische Element dürfte sich wirklich wie ein roter Faden durch den gesamten Film ziehen.
Im Detail betrachtet wären diese Opferlämmer sicherlich unter anderem dann:

• Ein Nebenbuhler von Franz Sanchez (Robert Davi), der zu Anfang beim trauten Tete à Tete mit Lupe Lamora (Taliso Soto) von der Gang des Drogenbarons aus seinem Haus herausgeführt wird, nachdem diese (s)einen Wachmann erdrosselt haben. Im anschließenden Schmerzensschrei aus dem OFF weiß der Zuschauer unbewußt aufgrund der vorher angedrohten brutalen Tötungsart, daß dem Nebenbuhler bei lebendigen Leibe das Herz herausgeschnitten wurde. Wäre diese Szene in einer indizierten Fassung eines provisorischen B-Movies voll in Szene gesetzt gezeigt worden, hätte sich kaum ein massenhaftes Bond-Stammpublikum für den Film eingefunden.

• Felix Leiter wird nach seiner Hochzeit gefangengenommen. In Milton Krests (Anthony Zerbe) Marine-Laboratorium hängt Leiter später wehrlos als (menschlicher) Köder für die Bestie (Hai) am Haken. Der Angriff des Raubfisches sorgt dafür, daß Leiter seelisch und körperlich zum Krüppel wird.

• Della Churchill (Priscella Barnes), die Braut Felix Leiters wird am Tage nach der Hochzeit von Bond in ihrem Brautkleid tot aufgefunden, wobei sie wie eine abgebrochene Blume darniederliegt. Auch sie endet(e) als ein wehrloses Opfer von Dario (Benicio del Toro) und dessen Spießgesellen.

• Der abtrünnige Verräter Ed Killifer (Everett McGill) wird nach unbeabsichtigtem Rollentausch bei einem nicht wirklichen Zweikampf mit Bond auf einmal wehrlos an der Fangleine zum unterirdisch sich öffnenden Haifischbecken hängen. Auf sein unmoralisches Angebot hin, wirft Bond Killifer letztgültig dem Hai zum Fraß vor.

• Sharkey (Frank McRae), Felix’ Freund und Bonds Verbündeter auf Zeit wird von Krests Männer in einem unbeachtetem Augenblick mit einem Pfeil harpuniert und wie eine Fischtrophäe am Boot aufgehangen. Seinem Mörder wird durch Bond Gleiches mit Gleichem vergolten.

• Das kubanische Drogenflugzeug, welches Bond im Taucheranzug entert, wird zwei Gegnern zum Verhängnis. Der erste fällt überraschend aus der Maschine, nachdem Bond seine Seitentür entriegelt hat. Den zweiten tritt Bond nach einem gefährlichen Zweikampf bewußtlos und wirft diesem beim Überflug über die Wavekrest aus dem Sportflugzeug. Da dieser beim späteren Eintreffen Krests in Isthmus City nicht als Zeuge bei der Befragung durch Sanchez auftritt, darf vermutet werden, daß er vorher an inneren Verletzungen oder einer Haiattacke gestorben ist.

• Durch Bonds abtrünniges Verhalten innerhalb des britischen Geheimdienstes verschuldet er indirekt den Tod einiger Agenten des Hongkonger Narcotic Büros und seines britischen Geheimdienstkollegen Fallons (Christopher Neame). Kwangs (Cary-Hiroyuki Tagawa) einzige Alternative sich der Festnahme durch Heller (Don Stroud) und Sanchez zu entziehen, besteht im Schlucken von Zyankali.

• Durch intrigantes Verhalten und Mobbing Bonds wird Milton Krest (nicht nur) der Kopf in einer Druckluftausgleichkammer platzen. Er wird in seinem eigenem Schiff ein wehrloses Opfer Sanchez und kann der tödlichen Falle nicht entgehen. (Kein schöner Charakterzug, dem die Drehbuchautoren Bond hier vergaben, obwohl die Szene eine Anleihe eines Kurosawa-Filmklassikers ist und dann erstmalig in Sergio Leone Westernepos «Für eine Handvoll Dollar» zitiert wird.)

• Henchman Dario versucht Bonds Ende auf dem Kokainförderband im brennenden Werkshallenversteck zu beschleunigen, in dem er Bonds Fessel durchschneidet. Durch einen kurzen durch CIA-Agentin Pam Bouvier (Carey Lowell) verursachten unachtsamen Moment, gelingt es Bond Dario auf das laufende Transportband herunter zu ziehen, so daß dieser statt Bond als erstes zerheckselt wird. Bond hatte größte Mühe nicht mit ihm in den Abgrund gezogen zu werden.

• Der Verrat von Sicherheitschef Colonel Heller bezüglich eines Deals mit Pam Bouvier wegen illegal erstandener Stinger-Raketen durch Dario sorgt dafür, daß dieser im Auftrag Sanchez’ durch seinen Handlanger Braun (Guy de Saint Cyr) von hinten von einem Gabelstapler aufgespießt wird.

• Marketingberater Truman-Lodge (Anthony Starke) wird nach einer unangebrachten Bemerkung von seinem Arbeitgeber auf offener Straße wehrlos erschossen, nach dem mehrere Tanklastzüge durch Bond in Brand gesetzt worden sind.

• Selbst Sanchez Tod erfolgt durch eine Unterbrechung innerhalb der Kampfhandlung. Bond zündet Sanchez’ öldurchtränkten Anzug an, nachdem er sein „Geheimnis“ preisgegeben hat.

Im Gegensatz zu den sonstigen 007-Filmen bringt Bond in diesem Film die meisten Bösewichte nicht in einem finalen Manno ‘a Manno-Zweikampf zu Strecke und das gilt auch für den Hauptbösewicht selber. Die im Film ausgesprochene Devise „auf Sanchez Art“ wird den ganzen Film hindurch durchgehalten.
Übrigens, wie ich sehe, haben Sie jetzt gerade ein Pattsituation geschaffen.


W:
Dann sollten wir für heute auch mal zum Schluß kommen. Das war jedenfalls ein interessantes (Gedanken-)Spiel. Vielleicht sieht man sich in nächster Zeit mal zu einer Revanche wieder. Bis denn.



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