Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

Dieses Forum ist für die detailierte Diskussion und Userkritiken/Reviews über/zu den einzelnen Bondfilmen aller 007-Darsteller gedacht.

Wie findet ihr TMWTGG?

1/10
0
Keine Stimmen
2/10
3
5%
3/10
1
2%
4/10
2
4%
5/10
5
9%
6/10
21
38%
7/10
8
15%
8/10
7
13%
9/10
6
11%
10/10
2
4%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 55
Benutzeravatar
danielcc
00-Agent
Beiträge: 21433
Registriert: 21. September 2007 10:15
Lieblings-Bondfilm?: DN, CR, GF, GE, TSWLM, LALD, SF
Lieblings-Bond-Darsteller?: Sean Connery

Gut finde ich die Szene, wenn Bond diesen Waffentüftler aufsucht, der die goldenen Kugel gefertigt hat.

Ansonsten: Ich finde den ganzen Hai Fat Part unnötig! Es ist auch total blödsinnig, dass der Auftragskiller Scaramanga auf ein mal ein Großindustrieller werden will, ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass niemand stuzig wird über Hai Fats Tod. Nach dem Motto: Der König ist tot, es lebe der (neue) König (auch wenn der den alten König grad erschossen hat). Da ist es auch eigentlich unnötig, dass Scarmanga seinen goldenen Colt zerlegen kann.
"It's been a long time - and finally, here we are"
Benutzeravatar
AnatolGogol
Agent
Beiträge: 7671
Registriert: 10. Dezember 2010 16:22
Lieblings-Bond-Darsteller?: Roger Moore

danielcc hat geschrieben:Gut finde ich die Szene, wenn Bond diesen Waffentüftler aufsucht, der die goldenen Kugel gefertigt hat.
Richtig, schöner Dialog und auch gut gemacht wie Bond die Situation an sich reisst und die Informationen aus Lazar rausholt.
danielcc hat geschrieben:Ansonsten: Ich finde den ganzen Hai Fat Part unnötig! Es ist auch total blödsinnig, dass der Auftragskiller Scaramanga auf ein mal ein Großindustrieller werden will, ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass niemand stuzig wird über Hai Fats Tod. Nach dem Motto: Der König ist tot, es lebe der (neue) König (auch wenn der den alten König grad erschossen hat). Da ist es auch eigentlich unnötig, dass Scarmanga seinen goldenen Colt zerlegen kann.
Das ist halt ein Abfallprodukt der ganzen unnötigen Solex-Geschichte. Irgendwie musste man den Killer Scaramanga da ja in die Solex-Sosse reinkriegen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wenn sie wie ursprünglich geplant die beiden Zwillinge Hai Fat und Lo Fat (genau so eine schwachsinnige Idee wie Colonel Moon und Colonel Sun) ins Buch reingeschrieben hätten! Was Scaramanga letztlich mit Fats Imperium anfängt bleibt ja im Unklaren. Das Drehbuch erklärt die Ermordung von Fat ja nur damit, dass Scaramanga den Solex Deal mit den Arabern bzw den Meistbietenden alleine machen will und dadurch die Kohle abgreifen kann. Dass der Verkauf eines Firmenimperiums wie das von Hai Fat vermutlich auch nicht gerade wenig Zaster bringen würde scheint Maibaum und Mankiewicz vor lauter Solex-Wahn wohl entgangen zu sein.

Die Idee, dass man Scaramaga wegen Hai Fats Ermordung nicht belangen kann, weil er ja keine Waffe bei sich trägt ist vom Script wirklich absurd konstruiert. Ich bin mir auch sicher, dass war auch so vom Drehbuch beabsichtigt (nicht umsonst schraubt Scaramanga den Colt ja danach so schnell auseinander). Aber das ganze wird dann schon wieder dadurch ad absurdum geführt, dass ihn die Bediensteten ja ohnehin einfach rausspazieren lassen. Er hätte selbst ne Kalaschnikoff unter seinem weißen Leinenanzug versteckt haben können und es hätte die Lakaien nicht interessiert. Mal ganz von den humorigen Sprüchen am Schluß der Szene abgesehen, die eh jede auch nur im Ansatz erkennbare Gefahr einer Verhaftung wegblasen. Oh Mann, was für ein schlechtes Script!

Oder stell dir vor, die hätten in den Film tatsächlich noch die Elefantenparade reingequetscht (die Schuhe für die Dickhäuter hatte Harry ja schon mal vorsorglich geordert...). Würde nur noch der Baby Elephant Walk aus Hatari fehlen!
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Benutzeravatar
danielcc
00-Agent
Beiträge: 21433
Registriert: 21. September 2007 10:15
Lieblings-Bondfilm?: DN, CR, GF, GE, TSWLM, LALD, SF
Lieblings-Bond-Darsteller?: Sean Connery

Das Schlimmste ist aber die Tatsache, dass Bond in der Karateschule von Lt. Hip und dessen Nichten abgeholt wird, nur damit die ihn dann als es wirklich brenzlig wird wieder alleine zurücklassen. Aaaaaah!!! :roll:
"It's been a long time - and finally, here we are"
Benutzeravatar
AnatolGogol
Agent
Beiträge: 7671
Registriert: 10. Dezember 2010 16:22
Lieblings-Bond-Darsteller?: Roger Moore

danielcc hat geschrieben:Das Schlimmste ist aber die Tatsache, dass Bond in der Karateschule von Lt. Hip und dessen Nichten abgeholt wird, nur damit die ihn dann als es wirklich brenzlig wird wieder alleine zurücklassen. Aaaaaah!!! :roll:
Stimmt! Da denk ich jedesmal wieder: was für ein Schwachsinn!! Na wenigstens bekommen wir dadurch den geilen Kastrations-Spruch von Moore zu hören. Aber mal ehrlich: für wie blöd halten die Drehbuchschreiberlinge ihr Publikum eigentlich? Noch konstruierter geht’s ja wohl wirklich nicht. „Wir brauchen ein paar Eastern-Fights? Dann schreib ich Bond einfach in eine Kampfsportschule rein. Wie kommt er da jetzt wieder raus? Ich lass ihn einfach von ein paar halbwüchsigen Mädels freikloppen! Wie kommt Bond jetzt in die vorgesehene Bootsverfolgung? Ach, ich lass die Mädels einfach wieder wegfahren.“ Arrrgggghhhhhh

Empfindest du die Darstellung des Bondcharakters durch Moore in LALD und TMWTGG eigentlich auch ziemlich abweichend von seiner Darstellung ab TSWLM?
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Benutzeravatar
danielcc
00-Agent
Beiträge: 21433
Registriert: 21. September 2007 10:15
Lieblings-Bondfilm?: DN, CR, GF, GE, TSWLM, LALD, SF
Lieblings-Bond-Darsteller?: Sean Connery

Zur Darstellung von Moore kann ich jetzt nicht so viel sagen, dafür müsste ich mal direkt vergleichen.

Ich habe nur so in Erinnerung, dass Moore in LALD sehr steif wirkt, und oft nur aus der Hüfte heraus operiert und ansonstne sich auf seine Augenbrauen verlässt :-)

In TMWTGG ist er sehr agil und viel in Action. Zudem sind die von dir genanntne Szenen mit Ms. Anders recht brutal und kaltblätig.
In TSWLM wirkt er sehr souverän und seine Witze kommen noch ironisch, subtiler rüber als in TMWTGG. Gibt es eigentlich in TMWTGG schon diese typischen ironischen Bonmots von Moore? Ich meine, dort sind die Witze noch etwas platter, wie im Umgang mit Pepper...
"It's been a long time - and finally, here we are"
Benutzeravatar
AnatolGogol
Agent
Beiträge: 7671
Registriert: 10. Dezember 2010 16:22
Lieblings-Bond-Darsteller?: Roger Moore

danielcc hat geschrieben:Zur Darstellung von Moore kann ich jetzt nicht so viel sagen, dafür müsste ich mal direkt vergleichen.

Ich habe nur so in Erinnerung, dass Moore in LALD sehr steif wirkt, und oft nur aus der Hüfte heraus operiert und ansonstne sich auf seine Augenbrauen verlässt :-)

In TMWTGG ist er sehr agil und viel in Action. Zudem sind die von dir genanntne Szenen mit Ms. Anders recht brutal und kaltblätig.
In TSWLM wirkt er sehr souverän und seine Witze kommen noch ironisch, subtiler rüber als in TMWTGG. Gibt es eigentlich in TMWTGG schon diese typischen ironischen Bonmots von Moore? Ich meine, dort sind die Witze noch etwas platter, wie im Umgang mit Pepper...
Ja, dass kann man so sagen. Er hat, wie auch in LALD, ein paar gute Sprüche, aber diese typsichen ironischen Roger-Sprüche kommen dann erst ab TSWLM so richtig.

Das mit der Agilität und der Action in TMWTGG sehe ich genauso. Allerdings wirkt er auch in LALD schon recht fit (durch das von Broccoli verordnete Fitness-Programm und die Diät), aber es stimmt dass er in seinem Erstling eher weniger physisch gefordert wird.

Ich finde Moores Verhalten in LALD gegenüber Rosie und genaugenommen auch gegenüber Solitaire sehr ähnlich zu dem gegenüber Andrea in TMWTGG. Solch abgebrühtes und egoistisches Verhalten gegenüber Frauen findet sich beginnend mit TSWLM in seinen Filmen eigentlich nicht mehr. Auch seine Beziehung zu Goodnight ist jetzt nicht gerade vorbildlich, da interessiert ihn ja wirklich nur das eine. Ich finde gerade in seinem Verhalten gegenüber den Bondgirls orientiert sich Moore bei seiner Darstellung in den ersten beiden Filmen recht deutlich an Connerys Bond. Das passt zwar gut zur Figur Bond, aber eigentlich nicht wirklich zum Darsteller Moore. Daher fand ich es dann auch deutlich passender, als man seinem Bondcharakter mit Szenen wie der mit Sandor in TSWLM oder mit Loque in FYEO etwas mehr Konturen verlieh. Allerdings ging dieser etwas grobe Umgang Bonds mit dem weiblichen Geschlecht nach TMWTGG dadurch verloren und kam auch nie wieder. Das mag politisch korrekt sein, aber nimmt dem Charakter natürlich auch etwas von seiner Originalität (wie auch die verschwundenen Kippen und vor allem natürlich der abgeschaffte Hut :mrgreen: ).

Darüberhinaus empfand ich die Betonung des Snobistischen in Moores beiden Erstlingen deutlich stärker als in den späteren Filmen, in denen er eher den Gentleman als den Snob verkörperte. Sein Spiel nimmt schon etwas das vorweg, was Brosnan dann in den 90ern perfektionieren sollte (ich denke hier zB an die Szene in MR Bigs Harlemer Büro, als er die verbogene Pistole "entsorgt" oder auch an seinen ganzen Auftritt im Nachtclub in Beirut).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Benutzeravatar
danielcc
00-Agent
Beiträge: 21433
Registriert: 21. September 2007 10:15
Lieblings-Bondfilm?: DN, CR, GF, GE, TSWLM, LALD, SF
Lieblings-Bond-Darsteller?: Sean Connery

... oder die kleine lustige Szene mit der Krawattenauswahl in LALD (oder TMWTGG???)
"It's been a long time - and finally, here we are"
Benutzeravatar
AnatolGogol
Agent
Beiträge: 7671
Registriert: 10. Dezember 2010 16:22
Lieblings-Bond-Darsteller?: Roger Moore

danielcc hat geschrieben:... oder die kleine lustige Szene mit der Krawattenauswahl in LALD (oder TMWTGG???)
Jetzt hab ich auch grad nachdenken müssen, welche Szene du meinst! Wenn wir das gleiche meinen, ist es die Szene direkt nach der "Flugstunde" mit Mrs. Bell in LALD. Aber genau das meinte ich mit verstärkt snobistischem Verhalten: Der halbe Flugplatz liegt in Schutt und Asche, Mrs Bell hat nen Nervenzusammenbruch erlitten, aber Old Rog kümmert sich erst mal um die Auswahl seiner Krawatten. :D
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Benutzeravatar
M
Agent
Beiträge: 167
Registriert: 18. April 2008 18:34
Wohnort: Dortmund

Warum auch nicht? Ein englischer Gentleman ist immer korrekt gekleidet und Bond kann weder den Flughafen reparieren, noch Mrs. Bell behandeln.
Man muß eben Prioritäten haben.
Benutzeravatar
Cinefreak
Agent
Beiträge: 569
Registriert: 31. August 2010 00:34
Lieblings-Bondfilm?: zu viele ;)
Lieblings-Bond-Darsteller?: Pierce Brosnan

Hab den gestern in der Ultimate Edit. gesehen.

Zum Film selbst


The man with the golden Gun hat mit stolzen acht Minuten vermutlich eine der längsten Pre-Sequenzen der Reihe. Das "Gruselkabinett" zeugt von Aufwand und ist recht eindrucksvoll, aber aus heutiger Sicht fehlt noch das gewisse Etwas.

Der Titelsong ist nicht schlecht, nicht ganz so schnulzig wie "Goldfinger" :mrgreen:

Bond ist hier - wusste ich gar nicht mehr - ungewöhnlich hart. Wie er mit Andrea umspringt, nur um etwas zu erfahren, dürfte damals zumindest für gewisses Entsetzen gesorgt haben. Zudem ist aus der leichten Ironie des Vorgängers blanker Sarkasmus geworden. Er schlägt Andrea nicht nur, er setzt auch einige Psychotricks richtung Bedrohung aus den eigenen Reihen ein, um an sein Ziel zu kommen.

Gelungen sind die zwei bis drei Plotwendungen, an die ich gar nicht mehr gedacht hatte...

Und cool, dass Sgt. Pepper wieder mit dabei ist: "Sie sind doch der englische Geheimagent aus England"...gröhl

Zur Action:
Diese setzt - abgesehen von einigen Prügeleien - leider erst sehr spät ein. Zudem ist insbesondere die Verfolgungsjagd auf dem Fluß relativ unspektakulär, sprich zu schnell vorbei und auch nicht ganz so atemberaubend wie im Vorgänger. Gelungener ist die Autojagd, incl. einiger harter Crashs, die in ihrem Verlaufe immer schneller und spektakulärer wird. Und der Stunt am Schluss ist ein gelungener Abschluss des Ganzen.
Der eigentliche Shootout bzw. die Konfrontation zwischen Bond und Scaramanga hätte spektakulärer sein können aus heutiger Sicht. Irgendwie wirkt das als zu schnell abgehakt.
Positiv fand ich dagegen, dass das Finale ein wenig spektakulärer wirkt als im Vorgänger, die finale - etwas absurd herbeigeführte Explosion - ist wieder etwas mehr Bond-like.
Allerdings wirkt der Schlusskampf mit dem "Zwerg" eher lustig als spektakulär.

Fazit: Ein Bond mit schönen Girls, exotischen Drehorten bzw. Kulissen, schrägen Einfällen (Auto mit Flügeln, Eivel-Kneivel-Stunt, Laserwaffe), nicht ganz makellos und streckenweise etwas langatmig (insbesondere die Fake-Geschichte um Hai-Fat, die Enttarnung Bonds und all das zieht sich irgendwie ewig. Das ist aber insbesondere bei den älteren Bonds fast immer so gewesen, weil ja jede noch so poplige Szene oft zu sehr zelebriert wurde. Kann man auf der anderen Seite auch verstehen, denn damals war das ja wirklich alles noch was Besonderes, aus heutiger Sicht schreits dann eher innerlich "macht voran!" :roll: :wink:

7,5 bis 8 von 10 sinds dann aber doch gut


Info:

-Letzter gemeinsamer Bond-Film von Harry Saltzman & Albert R. Broccoli

-Maud Adams tritt als einziges Bond-Girl ein weiteres Mal auf, und zwar in "Octopussy", zudem ein ungenannter Gastauftritt in "A view to a kill"
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/
Benutzeravatar
AnatolGogol
Agent
Beiträge: 7671
Registriert: 10. Dezember 2010 16:22
Lieblings-Bond-Darsteller?: Roger Moore

Cinefreak hat geschrieben:Bond ist hier - wusste ich gar nicht mehr - ungewöhnlich hart. Wie er mit Andrea umspringt, nur um etwas zu erfahren, dürfte damals zumindest für gewisses Entsetzen gesorgt haben.
Das hat seinerzeit sicherlich weniger Leute gekratzt als heutzutage in unserer politisch korrekten Welt.
Cinefreak hat geschrieben: Zudem ist aus der leichten Ironie des Vorgängers blanker Sarkasmus geworden. Er schlägt Andrea nicht nur, er setzt auch einige Psychotricks richtung Bedrohung aus den eigenen Reihen ein, um an sein Ziel zu kommen.
Ich kann keinen Unterschied zu Bonds Verhalten gegenüber Rosie in LALD erkennen (und wenn man so will auch gegenüber Marie in DAF). Der einziger Unterschied ist, dass er Andrea eine scheuert, Rosie aber "nur" androht sie zu erschiessen :wink:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Benutzeravatar
GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Beiträge: 9900
Registriert: 22. August 2010 17:56
Lieblings-Bondfilm?: OHMSS, TSWLM, LTK
Lieblings-Bond-Darsteller?: George Lazenby
Wohnort: Bern

JAMES BOND #9 /// FILMKRITIK

Zunächst einmal sei gesagt, dass TMWTGG mein erster Bondfilm war. Mit diesem Film fing die Mania an. Und vielleicht stehe ich ihm deshalb gerade eindeutig positiver gegenüber, als die Mehrheit.

Ich sehe in GG nicht nur komische Momente, Gags und Humor sehe, sondern auch - haltet euch fest - eine eher düstere, geheimnisvolle, fast unheimliche Stimmung. Definiert wird diese vor allem zu Beginn und in der Mitte des Films durch den Score (das GG-Theme) und die Locations. Die fernöstliche Exotik verleiht einigen Szenen zusammen mit der entsprechenden Musik etwas mystisches, besonderes. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass diese Szenen so gewirkt haben als ich den Film mit etwa 9 das erste Mal sah. Die Szenerie, als die Statuen im Garten nachts plötzlich lebendig werden hat mir jedenfalls grossen Eindruck gemacht. Und tut es irgendwie auch heute noch.

So sieht es also aus: wenn ich mir TMWTGG anschaue, dann erwarte ich eine Mischung aus Humor und Witz sowie dieser ganz besonderen magisch-mystischen Golden-Gun-Stimmung, die ich so liebe. Von daher stört es mich wenig, dass die Story manchmal konstruiert und als solche eher schwach wirkt. Trotzdem bleiben einige Kritikpunkte haften: das ganze Energie-Zeugs passt mir auch nicht wirklich, auch wenn mir die daraus resultierenden Szenen teilweise gut gefallen. Das Storyelement der Beziehung Bond-Scaramanga ist da schon weitaus interessanter und passt auch weitaus besser in den Film. Im Grunde geht es mir in TMWTGG jedoch weniger um den Hintergrund, als um den - zugegeben teilweise recht im Leerlauf stehenden - Hauptteil des Films, also vor dem Finale. Der ist einfach glänzendes Unterhaltungskino! Wenn ich zusätzlich zu Action, Atmosphäre und Bondfeeling noch grossartige Spannung und Krimi-Aspekte will sehe ich mir die ersten Connery-, die Dalton-Filme oder CR an.

Ich gehe noch weiter und behaupte, Roger Moore ist in diesem Film recht nahe am Roman-Bond. Jedenfalls unterscheidet er sich ziemlich von der Figur ab TSWLM. 007 ist hier noch ein recht brutaler Agent, der den libanesischen Gangstern auch mal ordentlich in die Fresse haut und auf der gleichen Ebene selber kassiert. Ein Chauvinist, evetuell mit einer gewissen Selbstüberschatzung bezüglich seiner Wirkung auf Frauen. Er ist schonungslos und gewalttätig gegen Andrea Anders, um dann im nächsten Moment wieder die charmante Gentlemen-Fassade aufzusetzen und den Champagner zu reichen. Ein Draufgänger in jeder Hinsicht, der ohne Rücksicht auf Befehle oder Tipps in Hai Fats Garten marschiert. Er schläft mit Andrea um an Informationen zu kommen, mit Goodnight um des Vergnügens Willen. Bond packt in diesem Film Frauen in Kleiderschränke um sie später - nach dem Sex mit einer anderen und dem Genuss einer Zigarre - nach Lust und Laune wieder hervorholen zu können (das glaubt er zumindest). Manchmal ist Moore als Bond schon fast ein Kotzbrocken, trotzdem erschleicht er sich irgendwie Sympathien. In Action- und Gefahrenszenen überspielt er noch nicht alles mit seinen Sprüchen sonder agiert dann skrupellos und professionell, kassiert zwischendurch, und packt den britischen Gentlemen und Frauengauner dann beim Abendessen wieder aus

...kurz gesagt: So gefällt mir Bond, und Moore ist toll in der Rolle!

Mit Christopher Lee als Mann mit dem Goldenen Colt hat Bond einen starken Gegenspieler. Lee spielt einen brillanten, gefährlichen Charakter, der im Bett mit der Pistole hantiert, um seine Gelüste zu befriedigen. Er bewundert den Agenten ihrer Majestät, hält sich selber jedoch immer noch für den besseren. Seine Dialoge und Szenen mit Roger Moore sind immer wieder schön anzuschauen und häufig so stark wie das Spiel Connery-Fröbe.

Mary Goodnight ist total dämlich, und wird auch so dargestellt. Wenn ich mir Britt Ekland in Bond-Interviews ansehe glaube ich oft, dass sie sich gewissermassen selbst gespielt hat. :wink: Fragwürdig, wie so eine Agentin werden konnte... Sie sorgt zwar für einige lustige Szenen, nervt jedoch häufig auch nur. Hervé Villechaize macht einen tollen, gewiss auch ungewöhnlichen Gehilfen her. Der giftig lachende Zwerg mit fragwürdiger Treue zu Scaramange ist ein plus im Film.

Ja, ja, der gute Clifton James. Was wohl alle gegen den haben? Die Verfolgungsjagd ist einerseits spannende, gute Action - nicht zu übertrieben, keine Gadgets - andererseits durch Sheriff Pepper aufgeheitert und mit sehr amüsanten Momenten. Ich finde es oft etwas schade, dass viele Fans den Humor bei Bond auf ein paar zynische Sprüche reduzieren wollen. Diese voll blöden Nebencharaktere (Mrs Bell, der Sheriff, doofe Touristen an allen möglichen und unmöglichen Orten...) machen mir Spass, genau so wie die mit humorvollen Szenen aufgeheiterten Actionszenen, die trotzdem spannend und ernst zu nehmend bleiben ohne zur Parodie zu verkommen. Hier im Forum wird das alles immer schnell mit den Worten Klamauk, albern und Slapstick abgetan. Ich behaupte dass diese Gags keineswegs ein Relikt der Moore-Zeit sein müssen! Gerade in QOS hat es doch wieder solche Ansätze gegeben (alte Frau mit Einkäufen in Siena, quasselnder Taxifahrer in Bolivien...) die leider in der Hektik des Films nicht wirklich gezündet haben.

Die Actionszenen finde ich gut, lustig, und dennoch keine blöden Parodien. Bei der Szene in und um die Karateschule fühle ich mich bestens unterhalten, es macht einfach Spass und dass Bond von Hips Nichten "gerettet" wird um dann gleich wieder allein dazustehen ist mir eigentlich egal. Ich sehe mir TMWTGG ja vor allem wegen dem Feeling, den Bildern, der Sprüche und der Action an. Nicht wegen der Story oder dem Sinn. Von daher betrachte ich Karate, Boot und Auto als gelungen. Sie sind spritzig und witzig, fetzig und ohne grossen Anspruch mitreissend. Die Gründe, weshalb mir TMWTGG (oder besser gesagt die ersten 80%) nie langweilig werden.

Der Score ist Klasse, imo. Ich liebe das Golden-Gun-Theme, das teils mysteriös-unheimlich und dann wieder rasant und packend auftaucht und jedenfalls immer zur Situation passt. Es gehört für mich zu diesem GG-Feeling, das mir so gefällt, dazu wie sonst kaum etwas.

Der Minuspunkt: das Finale. Die PTS ist ja noch ganz gutund führt auf jeden Fall den Charakter Scaramangas mit einer gewissen Spannung und hohem Unterhaltungswert ein. Das Duell und die Schlussszenen langweilen mich hingegen oft nur. Die Fun-House-Sache ist nicht wirklich solide gemacht, zu oft schiessen Rodney oder Bond auf die blödesten Atrappen (und das dann oft auch zweimal...). Besser gewesen wäre ein Duell zwischen Bond und Scaramanga (oder einer ähnlichen Figur) in einem ernsteren Bondfilm. Das hätte Potential! Die Explosionen auf Phuket und die Flucht sind mir auch zu schleppend, zu uninteressant. Lediglich die letzte Szene Bond vs. Schnickschnack bietet danach noch ein paar Lacher und tolle Momente.

FAZIT ein lockerer, teils spassiger, teils spannender Film mit für mich extrem hohem Unterhaltungswert und wenig Anspruch in Bezug auf Story und deren Logik. Gute Darsteller spielen gute Figuren (Ausnahme Goodnight), exzellenter Score, wunderschöne Locations, das fernöstliche Flair mystisch und geheimnisvoll angehaucht. Wie DAD und OP eher einer dieser comichaften Bonds zum Abschalten des Hirns und dem vollkommenen Genuss als einziger Zweck. (Komplett missraten in dieser Kategorie ist DAF, der für mich sehr wenig Unterhaltungswert hat)

9 von 10 Punkten
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.
Benutzeravatar
AnatolGogol
Agent
Beiträge: 7671
Registriert: 10. Dezember 2010 16:22
Lieblings-Bond-Darsteller?: Roger Moore

Schön geschriebene Kritik, vor allem auch weil man deinen Standpunkt dadurch sehr gut nachvollziehen kann. Die von dir angeführte Abweichung des Moorebonds in TMWTGG von Rogers nachfolgenden Darstellungen empfinde ich genauso. Ob er bzw die Macher da wirklich den Romanbond im Hinterkopf hatten weiss ich nicht, in jedem Fall ist es auffällig wie sehr sich Moores Darstellungen in seinen ersten beiden Filmen in Bezug auf Härte und Machogehabe mit der von Connery deckt. Sicherlich verkörpern die Filme und auch Moores Darstellung nicht diesen laxen, zügellosen Sexismus der ersten Conneryfilme, aber gerade wenn es um sein Verhalten gegenüber seinen Gegnern oder dem schwachen Geschlecht geht sind da schon erstaunliche Parallelen zu dem in dieser Hinsicht ja auch alles andere als zimperlichen Connery-Bond zu erkennen. So richtig „sein Ding“ hat Moore dann eigentlich erst in TSWLM abgezogen, ab hier hat er dann wirklich seine absolut eigene Note in der Darstellung von Bond gefunden gehabt. Das macht aber seine Darstellung in den ersten beiden Filmen eigentlich sogar noch interessanter weil sie uns zeigt, dass abseits des Edel-Gentlemans mit Moore auch noch ganz andere Varianten möglich gewesen wären.

Die Szenen mit Moore und Lee halte ich auch für die stärksten im ganzen Film, hier war es sicherlich auch eine gute Entscheidung Lee verhältnismäßig viel Screentime zuzugestehen. Leider gelingt es mir nicht so gut wie dir über die zahlreichen Schwächen des Films hinwegzusehen, gerade das oft schleppende Tempo und die episodenhaft wirkende Geschichte machen TMWTGG mittlerweile für mich zu einem zwiespältigen Genuss.

Das von dir kritisierte finale Duell im Funhouse krankt natürlich schon ein bisschen daran, dass man eigentlich genau das gleiche schon in der PTS zu sehen bekam, aber dennoch fällt mir hier keine wirklich bessere Lösung für eine 1:1.Konfrontation zwischen Bond und Scaramanga ein. Ein klassisches Duell hätte wohl unter filmischen Gesichtspunkten (vor allem wenn man bedenkt dass es sich um einen Bondfilm handelt) nicht funktioniert, da es einerseits einen viel zu kurzen Höhepunkt dargestellt hätte und nach Bondmaßstäben auch nicht wirklich spektakulär genug gewirkt hätte (als abschreckendes Beispiel fällt mir da vor allem Hitchcocks gedrehtes, aber letztlich verworfenes Topas-Finale ein). Die Idee mit dem Funhouse behob beide Probleme, zum einen konnte der finale Climax so deutlich länger inszeniert werden und zum anderen hatte man so auch die Möglichkeit dem Ganzen die bondtypische Extravaganz zu verpassen. Meiner Meinung nach hätte man die Wirkung dieser Szene deutlich verbessern können, in dem man nicht quasi 1:1 die PTS noch einmal abgefilmt hätte sondern stattdessen nur ein oder zwei der „Attraktionen“ noch einmal eingebaut hätte, dann aber aus einem anderen Winkel betrachtet (zB in dem uns die Kamera gezeigt hätte wie Scaramanga den orientierungslosen Bond im Funhouse beobachtet und sich in Stellung für den finalen Schuß bringt).

Um ehrlich zu sein beneide ich dich fast ein bisschen, dass du dir deine kindliche (und das meine ich absolut positiv) Begeisterung für den Film bewahren konntest. Ich habe TMWTGG auch zum ersten mal mit 8,9 Jahren gesehen und viel meiner damaligen Faszination und Begeisterung ist mittlerweile leider etwas der Ernüchterung ob der diversen Schwächen des Films gewichen.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Benutzeravatar
danielcc
00-Agent
Beiträge: 21433
Registriert: 21. September 2007 10:15
Lieblings-Bondfilm?: DN, CR, GF, GE, TSWLM, LALD, SF
Lieblings-Bond-Darsteller?: Sean Connery

Mit etwas Rafinesse hätte man aus dem Funhouse Ding auch sehr viel Spannung kitzeln können, in dem man es praktisch vorher (in der PTS) nie gezeigt hätte, sondern eine Art Mythos im Film kreiert, nach dem Motto, jeder der reingeht, kommt darin um aber keiner weiß genau was es damit auf sich hat.
Dann wäre Bonds finale "Entdeckungstour" des Funhouses eine ebensolche fürs Publikum gewesen.
Aber mit solcher Art von "Spannung durch Auslassen" hatten es die Bondmacher noch nie. So wäre TB meiner Meinung ja auch ein viel spannenderer Film, wenn man die gesamte Unterwasser-Tarnaktion des Jets sowie die Demontage der Raketen Unterwasser gar nicht gezeigt hätte.
"It's been a long time - and finally, here we are"
Benutzeravatar
Maibaum
Agent
Beiträge: 11775
Registriert: 21. Dezember 2008 10:58

Die Funhouse Szene, bzw die finale Konfrontation Moore/Lee, hätte man, auf welche Art auch immer, in den Höhepunkt des Filmes verwandeln müssen. Schon weil der ganze Film auf dieses Duell hinsteuert.
Da hätte man sich was einfallen lassen müssen, aber so wie es ist, ist es enttäuschend.

Und gerade TMWTGG hätte einen wirklichen Höhepunkt gebraucht um den vorherigen Mangel an aufregenden Höhepunkten im Verlauf der Handlung auszugleichen.

Bei TB sehe ich es natürlich anders als Daniell.
Das ist sehr gut so. Gerade in der Langsamkeit, und in der Ausführlichkeit. Auch in Bezug auf den erzählerischen Fluss des Filmes.
Antworten