Maibaum hat geschrieben:
Hier hast du ausnahmsweise mal Recht. Das ist das was ich mit fantasielos meine. In den ersten 4 Bonds war der Effekt einer Szene manchmal wichtiger als die Logik, und nur wenn man sich die Mühe macht genau über alles nachzudenken stellt man fest das manches ganz schön hirnrissig ist, oder auch handlungstechnisch widersinnig ist. Das störte aber eigentlich kaum, und tatsächlich hat sich über diese Dinge auch noch kaum einer wirklich beschwert.
Aber wenn hier Dor Bond freilässt nur um ihn dann gleich darauf mit einem abstürzenden Flugzeug versucht zu töten, dann kann man kaum umhin die Stirn zu runzeln.
Desgleichen das Täuschungsmanöver zu Beginn das auch keinen Zweck erfüllt. Außer dem vorsichtig philosophischen Titel des Romans auf die platteste aller Arten einen Sinn zu geben. Sonst gehen die Leute aus dem Kino und fragen sich zurecht warum das Ding nicht You Only Live Once heißt.
Egal, Bond wird trotzdem gleich erkannt und was sein falscher Tod für Vorteil bringen soll wird nie klar. Gleiches gilt für seine Maskerade und seine überflüssige Scheinhochzeit.
Macht keinen Spaß anzuschauen, bringt weder Film noch Handlung was. Die Handlung ist leider pure Routine, und in den obigen Punkten wirkt der Storyaufbau schon etwas hilflos.
Und die Szenen zwischen Blofeld und Bond setzten da eher weitere Tief- als Höhepunkte.
Und auch die Dialoge haben wenig bis nichts zu bieten.
Stattdessen hätte man lieber die Tiger Tanaka Rolle ausbauen sollen.
Natürlich sind (auch) in YOLT diverse Handlungselemente ziemlich an den Haaren herbeigezogen, aber ich sehe viele Dinge weit weniger dramatisch wie du. Die Szene mit Helga und Bond an Bord der Ning Po und der anschliessende Mordversuch im Flzugzeug habe ich ja im vorigen Post schon versucht zu erklären – im Prinzip kopiert Dahl hier die Story aus TB mit Fiona und Bond, nur mit dem Unterschied, dass Fiona Bond in eine Falle lockt (in dem er zu ihr ins Badezimmer kommt und sie ihn so in die Kiste bekommt) und Helga sich ihn bzw Fisher bringen lässt, weil sie ja offensichtlich schon in Osatos Büro ein Auge auf ihn geworfen hat. Vermutlich bedauert sie es nicht ihn liquidieren zu müssen, will dies aber nicht ohne zuvor auf ihre Kosten gekommen zu sein. Die Szenen scheinen auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig – sind aber eigentlich unter den genannten Aspekten durchaus schlüssig, zumal man bedenken muss, dass Helga ja nicht weiss dass sie es mit 007 zu tun hat (wobei ich mir vorstellen könnte, dass ihr Handeln sich dann vermutlich auch nicht geändert hätte).
Das Täuschungsmanöver mit Bonds vorgetäuschtem Tod finde ich jetzt auch nicht so unschlüssig – M erklärt Bond bzw dem Zuschauer ja die Beweggründe im Briefing auf dem U-Boot. Dass er gleich erkannt wird ist ja so nicht richtig, die Maskerade wird ja aufrecht erhalten bis zu Helgas Bad im Piranhabecken, nachdem Blofeld ihn über seine Dienstwaffe identifiziert hat. Diese Identifizierung wäre zB etwas was man bemängeln könnte – eine weitverbreitete Standardwaffe wie die PPK kann also nur von einem Mann benutzt werden – das klingt natürlich logisch

(GE bietet dann ja den gleichen Klops). Die OP – eigentlich ist es ja wohl eher eine temporäre kosmetische Maskerade – ist natürlich ziemlich absurd, ist aber wenigstens lustig und sorgt so für gewollte und durch die nicht erfolgte Verwandlung für ungewollte Heiterkeit. Sie macht aber wie ich schon geschrieben habe vom Zeitpunkt in dem sie in der Handlung auftritt nicht wirklich einen Sinn, da nachdem SPECTRE die Maskerade durchschaut hat (die Mordanschläge auf den „Japaner“ Bond belegen dies ja) diese kaum noch von Nutzen sein kann. Das man die Maskerade nur ins Drehbuch geschrieben hat, um eine folkloristische japanische Hochzeit in den Film zu bekommen liegt auf der Hand – das ist schon ein recht plumper und künstlicher Drehbuchkniff.
Bemängeln würde ich vor allem noch das Anfangsviertel nach der PTS, warum schickt M Bond nicht gleich zu Henderson? Auch hier wieder ein typisch effekthascherischer Drehbuchkniff – Dahl musste unbedingt die Sumoszene reinbekommen und die (durchaus gelungene) „Ich liebe dich“-Kontaktaufnahme. Aber das ist alles zu lang und zu sperrig geraten. In Summe finde ich die diversen Drehbuchschwächen und Logiklücken aber ehrlich gesagt auch nicht schlimmer als in den meisten anderen Bondfilmen, vor allem da man als Zuschauer über viele Dinge nicht wirklich nachdenkt. Hier helfen die flüssige, unterhaltsame Inszenierung und vor allem die tollen Schauwerte über viele Story-Schwächen hinweg.
In Bezug auf die Dialoge möchte ich dir widersprechen, da gerade in YOLT viele echte Schmankerln enthalten sind. Vor allem die Dialoge zwischen Bond und Tanaka („aber Sie steigen wohl in jedes Auto ein – mit jedem Mädchen!“) sowie Helga, Osato und Bond („Spüren Sie nicht schon einen leichten Druck auf der Brust?“) sind wie ich finde absolute Dialogperlen. Auch Bonds Annäherungsversuche an Kissy („Dienst ist schwer“ – „Flitterwochen auch!“) sind charmant und witzig geschrieben. Die Dialoge haben vielleicht nicht ganz das Toplevel wie in GF, aber ich würde sie definitiv im oberen Drittel der Filme einordnen.
Die Tanaka-Rolle mag ich sehr und schätze auch Tambas Darstellung – allerdings finde ich hat sie genau die richtige Größe und das richtige Gewicht. Vergleicht man die Rolle mal mit ähnlich angelegten wie der von Kerim Bey in FRWL, Draco in OHMSS oder Colombo in FYEO so stellt man fest, dass diese auch nicht wirklich mehr Screentime zugestanden bekamen. Auch wüsste ich nicht, wie man seine Rolle sinnvoll vergrößern sollte um die Story voranzubringen. Er erfüllt halt die klassische Helfersrolle a la Felix Leiter ohne wirkliche eigene Initiative im Hinblick auf die Handlung. Allerdings finde ich entwickelt seine Figur deutlich mehr Eigenleben und ist nicht so austauschbar wie die Leiterrolle. Deswegen passt sie auch gut in die Reihe Kerim Bey, Draco und Colombo.