Du schreibst, dass Hitchcock bekanntermaßen großer Fan der Bondfilme war, ist das belegbar? Ich meine mich zu erinnern mal eine Aussage von ihm gelesen zu haben, in dem er sich nicht wirklich positiv über die Bond-Filme geäussert hat. Auch äusserte sich Hitch gegenüber Truffaut ja so, dass Connery aufgrund seines Arbeiter-Hintergrundes alles andere als seine Wunschbesetzung für die Rolle war.MX87 hat geschrieben:Connery verdankt Bond quasi seine ganze Karriere nach 1962. Es ist fraglich ob er 1964 für Hitchcocks "Marnie" gecastet worden wäre ohne Bond. Hitch war bekanntermaßen ein großer Fan der Bondfilme (eine der Regisseure unter anderen Terence Young waren Dutzfreunde Hitchs).
Schade dass der gute Sean ein so zwiespältiges Verhältnis zu seiner Paraderolle hat. Mal äußert er sich selbst Jahrzehnte eher negativ über seine Bondjahre, mal ist er bei dem Thema gut gelaunt. Bleibt die Frage ob die Produzenten es wirklich schaffen Connery für das diesjährige Jubiläum zu mobilisieren... wenn nicht wäre es unendlich Schade. Connery sollte meiner Meinung nach Frieden mit seiner Rolle machen...
Zitat aus Truffauts "Mr Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?":
Hitchcock: "Sean Connery ist nicht unbedingt ein Patrizier aus Philadelphia. Im Grunde, wenn man die Geschichte von Marnie auf ihre einfachste Quelle zurückführen wollte, kämen wir auf Aschenbrödel und der Prinz. In einer Geschichte dieser Art braucht man einen sehr eleganten Mann"
Truffaut: "Jemanden wie Laurence Olivier in Rebecca?"
Hitchcock: "Genau. So käme die Idee von einer fetischistischen Liebe klarer heraus. Mit The Paradine Case hatte ich schon dasselbe Problem."
Hitch bezieht sich auf seine Aussage, dass Gergory Pecks Darstellung eines englischen Anwalts für ihn nicht glaubwürdig war. Für mich klang das ganze daher immer eher so, als ob ihm Connery ähnlich wie später Newman von Studioseite aufgedrückt wurde.
Die Aussage, dass Connery Bond seine Karriere verdankt ist nicht von der Hand zu weisen, aber man darf nicht übersehen dass die Rolle ihn auch über 20 Jahre an ein Rollenklischee gekettet hat. Bis weit in die 80er Jahre wollte das Publikum ihn nicht wirklich in anderen Rollen sehen, viele sehenswerte Filme in denen er in von der Bondrolle sehr unterschiedlichen Charakteren glänzte gingen in der Publikumsgunst gnadenlos unter. Connery schob dies auf das ihm aufgezwungene Rollenklischee James Bond - und auch dies ist nicht von der Hand zu weisen. So bleibt eine sehr merkwürdige Symbiose - Connery hätte ohne die Bondfilme wohl nie die Möglichkeit bekommen in Topproduktionen zu spielen - gleichzeitig machte ihm die Rolle aber auch viel seiner Nach-Bondkarriere kaputt und ruinierte diese fast. Bedenkt man dann noch wie er von Presse und Öffentlichkeit vor allem in den Jahren 1964-67 förmlich in Besitz genommen wurde und jede Kleinigkeit seines Privatlebens öffentlich gemacht wurde, so ist seine Abneigung gegen Rolle und Filme durchaus nachvollziehbar.