Wie findet ihr YOLT?

1/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
2/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
3/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (6%)
4/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
5/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (6%)
6/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10 (19%)
7/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 14 (27%)
8/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (10%)
9/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (12%)
10/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (15%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 52

Re: Filmbesprechung: You only live twice

77
Maibaum hat geschrieben:Goldfinger, obwohl Schurke, und Kerim Bey hatten diesen Spielraum aber.
Die Schurken bekamen als Antagonisten von Bond aber gerade in den 60ern auch deutlich größere Aufmerksamkeit als seine Verbündeten (nach dem Motto: je größer der Schurke desto besser ist auch 007). Und selbst hier war Goldfinger die mit Abstand präsenteste Rolle.

Was Kerim anbelangt so finde ich seine Darstellung auch gelungener als die von Tanaka (wobei ich diese auch nicht schlecht finde), aber ich glaube nicht dass er wirklich mehr Screentime hat als Tiger. Der Tiger ist ja auch recht präsent: in seinem Büro, zwischen Bonds Einsätzen in Japan, im Badhaus, im Trainingscamp, bei der Hochzeit, im Vulkan. Auch was die Dialoge angeht wird da Tanakas Figur nicht wirklich weniger Spielraum gegeben als der von Kerim. Durch die diversen persönlichen Dialoge mit Bond (mehrere Anspielungen auf Bonds Privatleben sowie die Plaudereien über die unterschiedlichen Kulturen) bekommt er wie ich finde mehr Kontur als zB Draco in OHMSS und Colombo in FYEO, was diese jedoch durch ein Mehr an Charisma wieder egalisieren.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: You only live twice

79
Dass die Wirkung der Figur Kerim Bey größer ist und sie auch wesentlich wichtiger für die Handlung und den Film allgemein ist als die vom Tiger in YOLT sehe ich ja auch genauso. Ich habe ja nur darauf hingewiesen, dass die reine Screentime von Armandariz nicht wesentlich höher ist als die von Tamba – gefühlt, nachgemessen hab ich es nicht. Aber man muss sich ja nur mal vor Augen halten in vielen Szenen Tiger mitmischt, um festzustellen wie häufig er in YOLT vor der Kamera ist.

Nun ist Quantität ja nicht gleich Qualität und ich gebe dir völlig recht, dass keine andere ähnlich angelegte Figur die Wirkung und Bedeutung von Kerim erreicht hat. Dennoch haben gerade die Herren Tamba, Ferzetti und Topol nicht unbedeutende Spuren mit ihren Rollen in ihren jeweiligen Filmen hinterlassen – ganz im Gegensatz zu den meisten Leiter-Darstellern. Gerade bei Topol und Ferzetti ist auffällig, dass sie gemessen an Armandariz und Tamba nur in verhältnismäßig wenigen Szenen auftreten, aber dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vor allem Topol punktet durch sein enormes Charisma und schafft es seine Figur auf fast die gleiche Ebene zu hieven wie die von Armandariz. Aber nur fast, da seine Figur nicht so zentral im Plot verankert ist wie die von Kerim. Hinzu kommt, dass FRWL einem etwas anderen Schema folgt wie viele spätere Bondfilme. Oft findet man die Konstellation Bond – verbündeter Agent – 2 gute Bondgirls. YOLT ist hier ein Paradebeispiel mit Tanaka, Aki und Kissy. Bei FRWL gibt es aber nur Kerim und Tanya. Und letztere spielt in der ersten Filmhälfte trotz ihrer elementaren Bedeutung für die Handlung nur eine Nebenrolle während hingegen Kerim neben Bond die wichtigste Figur ist – er hat auch niemanden der ihm dies streitig machen könnte. Bei YOLT teilen sich Tanaka und Aki bzw in der zweiten Filmhälfte Tanaka und Kissy die handlungstechnische Kerim-Aufgabe – entsprechend bekommen beide auch nicht die Bedeutung die Kerim im Alleingang erzielen konnte. Nicht unter den Tisch fallen lassen will ich natürlich auch die enorm charismatische und schauspielerisch vorzügliche Leistung von Armandariz, welche besonders bemerkenswert angesichts seines damaligen Gesundheitszustandes ist. Es ist das Gesamtpaket, das Armandariz/Kerim zum bedeutendsten und besten Bondverbündeten macht.

Hätte man also Tanaka einen ähnlichen Stellenwert in YOLT einräumen wollen, so wäre dies zwangsläufig auf Kosten der Bondgirls und der von 007 selbst gegangen. Denn während 007 in FRWL noch fast gleichberechtigt mit Kerim die Ermittlungen durchführt so ist ab GF Bond die zentrale Figur und die Funktion seiner Alliierten auf die reiner Stichwortgeber reduziert. Ein Stärkung des Tanaka-Charakters wäre also wenn man so will ein „Rückschritt“ gewesen, den man auf dem Höhepunkt der Bonditis sicherlich nie wirklich in Erwägung gezogen hat.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: You only live twice

81
ich wollte mir heute auf ATV (einem österr. Privatsender) YOLT ansehen. Ich hielt es bis zu den Ninjas aus, danach warf ich das Handtuch.
Wäre da nicht Bond, dann wäre das einfach eine billige Japanwerbung, voller Klischees und damaliger Überlegenheitsgefühle (jap. Autos und Wirtschaftsmacht), das sich heute relativiert hat.
Dass der Film ziemlich misogyn war, wurde mir klar, als ich den Drehbuchschreiber als Roald Dahl identifizierte. Er ist aber auch bekannt dafür, dass er wegen seiner Jugendjahre in einem brit. Nobelinternat, wo ihn sein Senior so zusammenprügelte und sadistisch quälte, dass er bis zu seinem Lebensende Schmerzen hatte, ein ziemlicher Hasser der brit. High Society war. Mag sein seine Bewunderung für Japan.
Die meisten logischen Fehler voller unfreiwilliger Komik (da wie die verruchte DAme in den Säurepfuhl oder was plumpste und das Hubschrauberzusammengeballere etc.) wurden hier schon zerpflückt. Aber am meisten ärgerte mich diese hölzerne Szenenfolge, kein fliessender Übergang.
Da sagt der Tiger oder wer "Ninjas!" und wie auf Kommando hüpfen die Klischee-Ninjas daher und ziehen ihr Affentheater so als Antwort der Japsis auf Tirolerabende ab, etc..
Ich erinnere mich noch an die Anfangsjahre von RTL in den 80igern. Da sendeten sie wegen dem erloschenen Copyright billige Agenten-Schmonzetten auf dem laufenden Band. Aber ich muss sagen, Bond hebt sich nur durch die paar Posierereien von denen ab. Sonst in gar nichts!
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Filmbesprechung: You only live twice

89
Mein momentanes (überarbeitetes) Fazit von einem der schwächeren Bonds:

Man lebt nur Zweimal war der erste Bond Film der von dem Roman nur noch wenig mehr als Schauplatz und ein paar Namen übernahm. Es ist allerdings auch gleich nach TSWLM der Roman der sich am wenigsten für eine Verfilmung innerhalb der JB Reihe eignete. (Warum eigentlich hatte man damals nicht nach TB mit OHMSS den logischen Nachfolger genommen? Zumal der auch noch eine spektakuläre bondtaugliche Handlung hatte)

Stattdessen wurde eine Handlung erfunden die, stärker noch als die beiden Vorgänger, dem entsprach was in den meisten der weiteren Bondfilme als typisch Bond empfunden wird. Es gibt hier also jede Menge Gadgets die im richtigen Leben ziemlich sinnlos wären. Wir haben Brücken und Gänge die sich in Falltüren verwandeln, Vulkankrater die zu Raketenabschußbasen umgebaut wurden, schwerbewaffnete Miniflugzeuge uvm. Und zum ersten Mal darf JB auch gleich die Welt retten indem er den 3. Weltkrieg verhindert. Warum der ausgelöst will wird nicht wirklich erklärt, ist aber auch nicht weiter wichtig.

Und das Ganze soll sich tatsächlich Roald Dahl ausgedacht haben? Für all diese konventionellen Dialoge, die so sehr viel banaler und langweiliger sind als die der Vorgänger, hat man einen mit schwarzen Humor gesegneten Schriftsteller engagiert? Das ist schon bemerkenswert.

Tatsächlich ist YOLT ein Film der zwar ein direktes Muster für viele späteren Bonds abgibt, und doch so wirkt als würde er eine längst abgenutzte Formel in gelangweilter Routine noch einmal wiederholen.
Nicht einmal viele die meisten der Actionszenen wollen zünden. Die Little Nelly Hubschrauber Action wird zwar originell eingeleitet über die Schatten der auftauchenden Hubschrauber, dann aber seltsam undramatisch zu Ende gebracht in der Leichtigkeit mit der Bond seine Gegner abschießt. Dafür ist das Vulkanfinale zumindest noch ganz ansehnlich geworden. Wie überhaupt das spektakuläre Design des von Blofelds Hauptquartier den interessantesten Aspekt von YOLT darstellt.
YOLt ist immerhin recht flüssig und kompetent inszeniert, aber trotzdem gelingt es Gilbert nicht dem Film Leben einzuhauchen, der trotz spektakulärer Effekte eher so dahinplätschert.

Und das wäre dann auch der Bond wo die Logikfehler und Unwahrscheinlichkeiten nicht mehr in einer gut gebauten Handlung aufgehen, sondern einfach zu oft nur noch auf eine gepflegte Art einfallslos wirken.

Tiger Tanaka, der die interesanteste Figur des Films hätte sein müssen, schenkt der Film zu wenig Raum, und der erste Komplettauftritt Blofelds ist auch etwas enttäuschend. Dabei war Pleasance ein idealer Schauspieler für die Rolle, aber das Drehbuch gibt ihm nur wenig Möglichkeit etwas daraus zu machen, und verunstaltet ihn auch noch mit einer albernen Narbe. Dabei wäre Pleasance doch ohne Narbe viel bedrohlicher und wirkungsvoller. Aber so ist Blofeld plötzlich nur noch ein Blofeldchen. Pleasence falsche Narbe weist YOLT den Weg.

Sean Connery ist Sean Connery der James Bond spielen muß. So habe ich es einmal irgendwo in Abwandlung des Slogans der ersten Filme gelesen, der schlicht besagte: Sean Connery ist James Bond. Tatsächlich ist YOLT eigentlich der erste Roger Moore Bond, zumindest von der Handlung her. Oder zumindest der Typ Bond Film für den Roger Moore geeigneter war.

5/10

Re: Filmbesprechung: You only live twice

90
So eine ausführliche Kritik von dir ist ja ganz was neues, ich bin begeistert! :D

OHMSS wurde in den 60ern mehrfach verschoben, u.a. wegen der McClory-Problematik und wegen erfolgloser Locationsuche. Es darf aber auch angenommen werden, dass die Heirat und der Tod von Tracy von den Produzenten als etwas problematisch angesehen wurde im Zuge der sich mehr und mehr hin zu Over-the-Top-Eskapismusabenteuer entwickleten Serie. Der Tod von Aki sowie die vorgespielte Hochzeit mit Kissy in YOLT kann man daher auch als eine Art „Testballon“ für die anstehende OHMSS-Verfilmung ansehen.

Ich sehe zwar vieles was du ansprichst etwas weniger kritisch, kann aber eigentlich all deine Punkte nachvollziehen. Und da 5 Punkte bei dir wohl ziemlich genau 7 Punkten bei mir entsprechen sind wir hier gar nicht weit auseinander. :)

Bei Pleasence finde ich allerdings, dass er schon mit seinem schwachen Spiel auch dazu beiträgt, dass die zuvor (unsichtbar) aufgebaute Wirkung der Figur regelrecht verpufft. Für mich unvertändlich, da Pleasence in vielen ähnlich gelagerten Rollen brilliert hat.

Dass YOLT eigentlich ein für Roger Moore prädestinierter Film war ist ein interessanter Punkt. Ich weiss aber nicht, ob ich ihn teile – trotz der unübersehbaren YOLT-DNA, die die beiden klassischen Mooreabenteuer TSWLM und MR in sich tragen. YOLT ist in meinen Augen letztlich die konsequente Weiterentwicklung der in GF begonnenen Linie, die mit TB fortgesetzt wurde. Hätte Moore besser in YOLT funktioniert? Das denke ich eigentlich nicht, da YOLT immer noch zu sehr auf den rüden Machocharme von Connery setzt (man denke an seine „Ermordung“ oder die Szene mit Karin Dor auf dem Schiff). Gerade deswegen macht YOLT mir auch sehr viel Spass, mit dem „Moore, wie wir ihn kennen“ wäre mir das ganze zu sehr ins Alberne abgedriftet bzw. hätte eben diese Machonkomponente komplett verloren. Dann hätte man den Film schon in Punkto Humor komplett auf Moore zuschneidern müssen – wie man es dann eben in TSWLM und MR gemacht hat.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"