Es ist soweit, Nummer zwanzig in der Chronologie liegt hinter mir:
Stirb an einem anderen Tag
Im Kino habe ich DAD damals nicht gesehen. Die Gründe warum, weshalb, wieso weiss ich heute leider nicht mehr.
Ich gebe es zu, in die jetzige Sichtung bin ich mit sehr 'gemischten' Gefühlen gegangen; ähnlich war es bei YOLT und TMWTGG. Diese beiden gehören für mich zu den Tiefpunkten der Reihe und DAD macht dieses Trio komplett. Zwei Jubiläen - 40 Jahre Bondfilme, 20. Film der Reihe - und man hat sehr vieles in den Sand gesetzt. Ich versuche mal, hier aus meiner Sicht, das etwas aufzuarbeiten.
Eigentlich startet der Film solide. Die PTS fügt sich bei mir ein ins Mittelfeld, wenn ich ein Ranking machen müsste. Die Action ist nicht übertrieben und mit der Verfolgung auf Luftkissenfahrzeugen in dieser Art doch neu. Die Gefangennahme Bonds und die Folter werden gekonnt umgeleitet in die TS, welche ebenfalls Folterszenen zeigt - und auch einen Titelsong beherbergt, dem ich nix abgewinnen kann.
Nach der TS geht es sehr unterhaltsam weiter, der erste Dialog mit dem erfrischend anders aussehenden, unrasiertem Bond/M auf dem Schiff gefällt und die Flucht sowie Bonds Auftauchen im nassen Pyjama im Hongkong Jacht Club sowieso. In dieser Szene zeigt Brosnan verdammt viel Coolness und mir gefällt sie sehr! Wie er kurz darauf Chang als chinesischen Agenten entlarvt und der 'Masseuse' die Waffe abnimmt - das ist Bond, so wie ich ihn so gerne sehe.
Weiter gehts stimmungsvoll auf Kuba (das spanische Cadiz doubelt) und mir gefällt, dass Bond mal wieder längere Zeit auf sich allein gestellt ist und wirklich ermitteln muss. Eine Hommage an eine DER Szenen der Reihe schlechthin - Jinx entsteigt dem Meer und flirtet mit Bond. Auf die beinahe schon obligate Bettszene folgt noch mal ein nettes Ablenkungsmanöver mit dem Rollstuhl von Bond, um dann elegant zum Fenster einsteigt. Praktisch in dem Moment, in dem Bond den Knopf für die Geheimtür findet - fast genau nach 41 Minuten, ich hab auf die Uhr gesehen - nimmt der Film eine eine andere Richtung. Angefangen mit der komischen Gen-Maske (?) unter der Zao liegt und dem ersten CGI- Einsatz beim Klippensprung von Jinx. Hier wird schon angedeutet, was in der zweiten Hälfte alles noch auf uns zukommt....
Vorerst gehts aber noch angenehm unterhaltsam weiter; Bond und Raoul finden raus, dass die Steine aus Graves' Mine stammen. Dass im Anflug nach London 'London calling' von the Clash eingespielt wird, gefällt mir sehr. Die Landung von Graves mit dem Fallschirm vorm Buckingham Palast kann man so zeigen und erst Recht den zweiten Dialog von Bond und M in der U-Bahnststation. Für mich ein grossartiger Moment von DAD ist die Q/Bondszene, obwohl: Desmond Lewellyn fehlt mir da schon. Dass man viele Gadgets aus früheren Filmen zu sehen bekommt gefällt und ist eine gelungene Ehrerbietung.
Den Kampf Graves/Bond im Fechtclub Blade's (man hat da eine hervorragende Idee Flemings aus den Romanen aufgegriffen) würde ich nach dieser Sichtung als die für mich beste Szene in DAD nennen. Den Cameo von Madonna ignoriere ich jetzt mal grosszügig....der Schluss ist amüsant; mit dem Boten, der Bond sein Päckchen übergibt 'hier musste sowieso mal renoviert werden.'
Leider gehts mit DAD ab dann - nach 1h 5min - komplett den Bach runter. Was den Machern da eingefallen ist, werde ich nie begreifen. Der Eispalast, der massive und deutlich sichtbare CGI-Einsatz, zwei völlig unnötige Verfolgungsjagden - einmal Bond im Eisschlitten, dann Zao und Bond....Wahnsinn.
Bond flieht vor Graves und Miranda Frost, die sich als Verräterin geoutet hat in Graves Eisrenner, nur um kurz danach sofort wieder zum Eispalast zurückzukehren, um wieder von dort zu flüchten - Zao und Bond dürfen/müssen zeigen, was ihre Autos alles können - ein weiteres Mal zurückzukehren, um Jinx zu retten....was läuft denn da?? Der 'unsichtbare' Aston ist da nur die Spitze des Eispalastes, ähh Eisbergs....
Das Finale im Flugzeug ist dann mehr oder weniger eine andere Version des TWINE-Showdowns, der mir im Vergleich dazu aber um Welten besser gefällt.
Zum Cast: Toby Stephens muss einen furchtbaren Gegenspieler abgeben. Will Yun Lee als Colonel Moon hätte ich wesentlich mehr abgewinnen können. Halle Berry gefällt optisch, aber ihre Rolle gibt einfach nix her. Rosamund Pike als Miranda hätte Potenzial gehabt, allerdings darf nach auch sie nicht viel zeigen. Gabs bei TWINE noch wenigstens etwas Charakterentwicklung, so hat man bei DAD darauf komplett vergessen. Zao finde ich einen soliden Henchman, also ist da doch erwas Licht im Dunkel. Raoul als Bonds Helfer auf Kuba besitzt ebenfalls Charme! Moneypenny, M und Robinson fallen auch in Brosnans viertem Film nicht ab. Madsen als Jinx Vorgesetzter ist ein richtiger Unsympathler, aber diese Rolle steht ihm gut!
Bei der Locationwahl gefallen Cadiz als Kuba und London sehr, auch Nordkorea in der PTS 'wirkt'. Alles andere ist nicht wirklich innovativ und für den Jubiläumsfilm etwas zu wenig mMn.
Fazit: Brosnan hätte sich einen besseren Abschied verdient als dieses CGI-Fest ohne Tiefgang. Vergleiche ziehe ich sonst nicht, aber Connery wäre in DAD vermutlich untergegangen. Leider birgt DAD nur sehr wenig positives. Die zweite Hälfte ist mit die verhauteste in der Reihe. Der Neustart nach DAD war absolut nötig und die einzig richtige Entscheidung. Leider haut dieser Film Pierce's sehr guten Schnitt zusammen. Auf 9 für GE und 9 für TND sowie 8 für TWINE folgen für DAD tatsächlich nur jämmerliche
4 / 10 Punkte.
Und diese 4 fast ausschliesslich für die erste Stunde.
