Re: Zuletzt gesehener Film

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Untouchables steht auch auf meiner Liste. Bei dem Cast muss ich das einfach sehen. Liest sich sehr ordentlich Eric. Ich bin sehr gespannt drauf. Die Erwartungen sind sogar gestiegen, weil ich vorher nicht wusste das Morricone den Soundtrack gemacht hat.

Speed sehe ich ähnlich stark. Damals war er glaube ich ne 8 oder 9 für mich. Die Sichtung ist aber schon viele, viele Jahre her. Reeves ist großartig. Ich mag ihn als Schauspieler unglaublich gerne. (Matrix rockt, 47 Ronin ist großartig und Constantine ebenfalls)

Re: Zuletzt gesehener Film

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Agent 009 hat geschrieben:Reeves ist großartig. Ich mag ihn als Schauspieler unglaublich gerne.
Ich sehe ihn auch gerne, aber wie ich glaube ich im Review schrieb, Reeves ist für mich als Actionheld aufgrund seines Charismas wesentlich besser besetzt, als in anderen Rollen, weil er dann eben doch nicht der Typ Schauspieler ist, der die schwierigen Rollen stemmen könnte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Hab die Reviews erst jetzt gesehen, schön geschrieben wie immer GP! Stimme dir bei Untouchables und Speed (den Indiactioner kenne ich nicht) auch weitgehend zu. Speed mochte ich noch nie soooo wahnsinnig, gute Unterhaltung ist er aber schon. Stimme dir bei Hopper vorbehaltlos zu, sein Schurkenchargieren in den 90ern ging mir damals schon ziemlich auf den Keks (same procedure zB in Waterworld). Das ist anfangs ganz amüsant, nutzt sich aber sehr schnell ab (sorry Hille, aber diese Over-the-top-Lunatic-Gehabe ist nicht meins). Dafür stimmt die Chemie zwischen Bullock und Reeves, letzterer spielt seine Rolle solide, wird aber meines Erachtens vom formidablen Jeff Daniels etwas an die Wand gespielt – schade, dass dieser sich schon so früh verabschieden muss. Sehe den Film in Summe irgendwo zwischen 6,5 und 7 Punkten. Aber bei aller handwerklicher Solidität merkt man bei De Bonts Erstling auch schon ganz klar seine Limitationen als Regisseur, die sich in späteren Arbeiten noch viel deutlicher zeigen sollten. Das ist einfach sehr gewöhnlich und uninspiriert und nicht umsonst ist Speed einer der Filme, an die ich sofort denke wenn ich diesen „08/15-90er Jahre Actionerlook“ im Sinn habe: Glatt und ziemlich steril. DeBont war ein deutlich besserer Kameramann und hätte vielleicht lieber bei diesem ehrehaften Betätigungsfeld bleiben sollen.

Untouchables ist schon ein toller Thriller mit diversen von DePalma sehr schön und kunstvoll in Szene gesetzten Passagen. Die Eisenstein-Hommage (DePalma und Treppen, scheint irgendwie ne Obsession zu sein, so oft wie er in seinen Filmen Treppenszenen zentral intergriert hat) ragt heraus, aber auch diverse andere Szenen stehen dem nur wenig nach (wie meine Lieblingsszene, als De Niro über Teamarbeit sinniert oder die Anfangsszene beim Barbier oder Connerys finale Szene oder die Szene mit Costner und Drago auf dem Dach…ihr merkt schon, ich komme vom Hölzchen aufs Stöckchen…). Der größte Aktivposten des Films sind aber seine Darsteller: De Niro hat einige sehr schöne Szenen, der Film und die Capone-Figur profitieren maßlos von ihrem prominenten Darsteller. Connery ist schlicht und einfach grandios, der altersweise Cop ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Hat er den Oscar verdient? Connery hätte für viele seiner Rollen einen Oscar verdient gehabt, für diese ganz sicher. Garcia, Smith, Clarkson, Drago: eine ganze Reihe von tollen Darstellern machen auch die Nebenrollen zu einem Fest. @GP: das klang fast etwas überrascht, was du über Costner schreibst von wegen, dass er mit Connery und De Niro mithalten kann? Costner ist für mich ein sehr feiner Schauspieler, ein Darsteller vom „alten Schlag“ wenn man so will wie es früher zB ein Gary Cooper war, sowas findet man heute eigentlich sonst gar nicht mehr. Das war auch schon in jungen Jahren so, als Ness finde ich ihn daher perfekt besetzt und er macht seine Sache zwischen Rechtschaffenheit, Pflichtbewusstsein und wütender Rache hervorragend. Costner gehört ohne Frage zu meinen zehn Lieblingsdarstellern.

Übrigens: schön zu lesen, dass Keanu Reeves hier anscheinend recht gut gelitten ist. Das ist in Filmforen ja nicht unbedingt Normalität. Ich mag ihn auch sehr gern, Kunststück: der Mann war Johnny Utah und Ted Logan, sowas prägt den eigenen Geschmack :D !
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben:Meinst du damit die Bus Passagiere? Wenn ich ehrlich bin, gefiel mir das irgendwie sogar. Wir haben kurz eine Vorstellung einer Palette unterschiedlicher Leute, die natürlich Stereotype sein müssen, damit es keiner langen Einführung bedarf, und damit immerhin eine Vorstellung davon, mit welchen Personen wir so ins Abenteuer einsteigen.
Ich habe das vor allem auf die erste Hälfte bzw. das erste Drittel des Films bezogen, also die Fahrstuhlszenen. Die Buspassagiere fand ich ok, die bekamen durch ihre Situation und die Dialoge an Bord des Busses gerade ausreichend Konturen, um zu funktionieren. Ich meinte vielmehr Figuren wie die von Reeves, sein Partner, Hopper, der (natürlich) afroamerikanische Gruppenchef, der unbeteiligte Fahrer, dem Reeves das Auto klaut und so weiter. Bis Reeves an Bord des Busses war fiel das bei mir alles stark unter die Kategorie "schön gefilmte Klischees".
Casino Hille hat geschrieben: Majestätsbeleidigung! Natürlich muss es eigentlich heißen: Hoppers grandiose Darstellung als Personifikation eines fiesen Filmanatognisten ist nämlich eine der größten Stärken des Filmes. :wink:
Die Geschichte macht aus der Figur mehr und mehr ein hassenswertes Arschloch, zumindest diese Rechnung ging ganz gut auf. Aber Hoppers Darstellung und seine Monologe für sich gesehen war mir doch ein bisschen zu platt. Die Figur hätte auch ruhig mehr Tiefe und Hintergrundinformationen vertragen können. Und ja, ich finde dass Hopper (der übrigens der verschollene Zwillingsbruder von Anthony Hopkins sein könnte) hier chargiert. Aber das tat er ja schon in Apo Now. :wink:
AnatolGogol hat geschrieben:Untouchables ist schon ein toller Thriller mit diversen von DePalma sehr schön und kunstvoll in Szene gesetzten Passagen. Die Eisenstein-Hommage (DePalma und Treppen, scheint irgendwie ne Obsession zu sein, so oft wie er in seinen Filmen Treppenszenen zentral intergriert hat) ragt heraus, aber auch diverse andere Szenen stehen dem nur wenig nach.
Die Treppenszene war für mich das Highlight des Films. Wie De Palma hier mehrere Minuten lang mit dem Kinderwagen an den Nerven zehrende Atmosphäre und Spannung aufbaut, um dann alles in einer ultra-ästhetischen, überragenden Actionszene explodieren zu lassen ist der helle Wahnsinn. Die Westernszene an der Brücke war auch sehr gut, und die Dachszene, De Niros Baseballszene und natürlich Connerys "Knife to a gunfight" Szene... Ach was, eigentlich ist jede Szene absolut gelungen. :D
AnatolGogol hat geschrieben:@GP: das klang fast etwas überrascht, was du über Costner schreibst von wegen, dass er mit Connery und De Niro mithalten kann? Costner ist für mich ein sehr feiner Schauspieler, ein Darsteller vom „alten Schlag“ wenn man so will wie es früher zB ein Gary Cooper war, sowas findet man heute eigentlich sonst gar nicht mehr. Das war auch schon in jungen Jahren so, als Ness finde ich ihn daher perfekt besetzt und er macht seine Sache zwischen Rechtschaffenheit, Pflichtbewusstsein und wütender Rache hervorragend. Costner gehört ohne Frage zu meinen zehn Lieblingsdarstellern.
Ich kannte Costner halt vorher kaum, und habe mich vor allem auf Connery und De Niro gefreut, die beide ohne Frage zu meinen zehn Lieblingsdarstellern gehören. Costner spielt seine Rolle aber wirklich sehr gut.
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Re: Zuletzt gesehener Film

4117
Kap der Angst - Ein Köder für die Bestie

Manchmal sieht man es gar nicht kommen und glaubt nicht daran, dass es irgendwann einmal passieren könnte, doch letzten Endes wird jeder Mensch an einem bestimmten Zeitpunkt in seinem Leben von der Vergangenheit eingeholt. Meistens immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Und oft verspricht es dann, richtig unschön zu werden. In J. Lee Thompsons Romanverfilmung "Kap der Angst - Ein Köder für die Bestie" von 1962 passiert dem Protagonisten Sam Bowden genau das. Weil er vor acht Jahren als Zeuge vor Gericht gegen den Vergewaltiger Max Cady aussagte, will dieser sich nun an ihm rächen und psychisch an den Rand des Wahnsinns treiben und geht dabei sogar soweit, dass er die Familie seiner vermeintlichen Nemesis bedroht. Bowden trifft also auf einen Feind, den er sich selbst geschaffen hat, unter Bedingungen, die er nicht frei wählen konnte. Der Reiz an solchen Geschichten fürs Publikum ist offenkundig. Doch selten wurde dieses Handlungsgerüst so stimmig und effektiv umgesetzt, wie in diesem Fall.

Und schaut man sich "Kap der Angst" genauer an, dann kommt man kaum drum herum, sich die Besetzungsliste vorzunehmen, die nicht nur mehrere Hochkaräter offenbart, sondern diese auch alle gekonnt einzusetzen weiß. An aller vorderster Front stehen dabei natürlich die beiden zentralen Kontrahenten, die sich im Laufe der Handlung in ein Duell auf Leben und Tod einlassen. Gregory Peck ist die Rolle des aufrichtigen und immer korrekt handelnden Anwaltes, dessen Sinn von Moral langsam aus den Fugen gerät sowieso auf den Leib geschneidert. Genauso agieren auch Telly Savalas als Privatdetektiv Sievers und Martin Balsam als Polizeichef Dutton auf dem gewohnt hohen Niveau, dass man von ihnen erwarten kann. Etwas störend ist der kurze Auftritt von Barrie Chase, deren Spiel wenig authentisch wirkt und eher an eine Laiendarstellung aus einem Theaterstück erinnert. Ansonsten werden aber alle Darsteller ohnehin noch von Robert Mitchum übertroffen, dessen Besetzung für den kompletten Film einen Glückstreffer darstellt. Die im deutschen Titel versprochene "Bestie" Max Cady spielt Mitchum nämlich von der ersten Minute an mit einer solchen Hingabe und dieser enormen Freude an der Boshaftigkeit, dass es teilweise schwer fällt, nicht selbst ein wenig das Schaudern vor ihm zu bekommen. Das ist natürlich auch der toll geschriebenen Rolle zu verdanken.

Denn was an Cady so angsteinflößend und in jeder Hinsicht beängstigend ist, ist nicht nur der psychopathische Auftritt Mitchums, sondern auch die Tatsache, dass Cady keinesfalls einfach nur ein weiterer Filmbösewicht ist. Er ist eine realistische Person in einem Szenario, dass so undenkbar nicht ist. Das wirklich grandiose an "Kap der Angst" ist sein Spiel mit den moralischen Werten und Regeln innerhalb einer Gesellschaft, aber auch mit der Hinterfragung nach deren "Gültigkeit" in Extremsituationen. Thompsons Film zeigt nicht nur, dass auch Gesetzesbücher bei den (in diesem Falle auf Stalking bezogenen) geforderten Gefahrenpräventionen und Schutzmaßnahmen an ihre Grenzen stoßen, sondern eben auch das perfide Vermeiden von offensichtlichen Straftaten beim Gegenüber durch geschicktes Auftreten und der Verwendung von "Lücken" im Strafgesetzbuch. Dieser Konflikt regt allein durch seinen durchweg realistischen und nachvollziehbaren Aufbau zum Nachdenken an, macht aber auch insofern Angst, als das man sich so umso mehr in Pecks Charakter hineinversetzen kann und man dessen Hilflosigkeit beinahe ebenso erfährt wie er selbst.

Durch drei zusätzliche filmische Mittel weiß Thompson diesen Nervenkitzel auch noch ins unermessliche zu steigern. Als erstes steht da sein Spiel mit dem Tempo. Am Anfang arbeitet er mit vielen kurzen Szenen und hält die Exposition so knapp wie möglich, um relativ früh bereits eine gewisse Tiefe innerhalb der Geschichte zu erlangen und so gar nicht erst unnötig Zeit vergeuden zu müssen. Dann wäre da als zweites natürlich der grandiose Soundtrack von Bernard Herrmann, dessen Arbeit hier wohl zu den gelungensten seines Schaffens gehört und perfekt das Geschehen untermalt und unterstützt. Und der krönende Abschluss ist dann der Abschluss selbst. Nach dem die ersten 70 Minuten bereits ein spannender Krimi waren, verlagert das beeindruckende Finale am Cape Fear in North Carolina den Zuschauer in eine Ekstase, aus der man sich nur schwer wieder rausreißen kann. In diesen Szenen stimmt praktisch alles. Peck und Mitchum treffen ungeschminkt aufeinander, Herrmann steigert seine bizarren Streicherklänge auf ein abscheulich treffsicheres Niveau und auch wenn das Ende vielleicht nicht mehr so hundertprozentig glaubwürdig in einigen Details ist, sitzt man gepackt von dem Gebotenen vorm Bildschirm und wagt bis zum Einsetzen des Abspannes kaum aufzuatmen. Mission accomplished, sagt der Fachmann übrigens dazu.

Fazit: "Kap der Angst - Ein Köder für die Bestie" versteht sich als filmischer Exkurs über Moral und die Frage nach dem Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit und gleichzeitig die meiste Zeit über zudem ein spannendes Verwirrspiel rund um einen plötzlich wieder aufgetauchten Vergewaltiger, der sich für seine verlorene Lebenszeit im Gefängnis an dem Mann rächen will, den er statt sich selbst dafür verantwortlich macht. Wirklich beeindruckend ist er aber vor allem deshalb, weil er zum einen eine Geschichte erzählt, wie sie jedem von uns passieren könnte und wie sie langezeit erschreckend authentischer nicht sein könnte. Und außerdem begeistert Thompsons Film natürlich hauptsächlich auch durch den legendären Showdown am Kap der Angst selbst, in dem die Luft so dicht wird und die Hände so zu schwitzen beginnen, dass man ein wahres Gefühl dafür bekommt, wie Sam Bowden selbst sich in dem Moment fühlen muss, wenn er dem personifizierten "Abschaum der Menschheit" höchstpersönlich ins Antlitz sieht. "Ein Köder für die Bestie" war zu seiner Zeit mutig und gewagt und ist auch heute noch packend und aufregend, ohne jemals angestaubt zu wirken und damit zu Recht ein Klassiker der Filmgeschichte.

9/10
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Kurze Anmerkung zu Hilles ausführlicher Cape Fear-Einschätzung: der 1962 von J. Lee Thompson auf Basis des gleichnamigen Romans von John D. MacDonald gedrehte "Cape Fear" trug in Deutschland nie den Titel "Kap der Angst" wie auch der Roman meines Wissens erstmalig unter dem deutschen Kinoverleihtitel "Ein Köder für die Bestie" erschien. Der Titel "Kap der Angst" wurde in Deutschland eigentlich erst mit der Veröffentlichung von Martin Scorseses Quasi-Remake im Jahr 1991 gebräuchlich. Die Titelkombination "Kap der Angst - Ein Köder für die Bestie" gibt es erst seitdem Universal beide Filme zusammengepackt als Doppel-DVD (bzw. mittlerweile auch als Doppel-BD) anbietet. Dabei handelt es sich um eine reine Marketingmaßnahme des Labels, mit der man die Gemeinsamkeiten bzw. die gleiche zugrunde liegende literarische Quelle beider Filme betonen wollte. Die Verwendung der im Gegensatz zum zweideutigen originalen Titel doch recht holprig klingenden direkten Übersetzung ist mMn auch ein deutlicher Beleg dafür, wie sich im Laufe der Jahrzehnte die Bemühungen um aussagekräftige und gut klingende deutsche Titel gewandelt haben. Schon allein daher (und nicht zuletzt auch um Erstverfilmung und Remake klar voneinander unterscheiden zu können) ist die Verwendung des deutschen Originaltitels "Ein Köder für die Bestie" meiner Meinung nach eigentlich zu bevorzugen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben:Kap der Angst - Ein Köder für die Bestie

Dann wäre da als zweites natürlich der grandiose Soundtrack von Bernard Herrmann, dessen Arbeit hier wohl zu den gelungensten seines Schaffens gehört und perfekt das Geschehen untermalt und unterstützt. Und der krönende Abschluss ist dann der Abschluss selbst. Nach dem die ersten 70 Minuten bereits ein spannender Krimi waren, verlagert das beeindruckende Finale am Cape Fear in North Carolina den Zuschauer in eine Ekstase, aus der man sich nur schwer wieder rausreißen kann. In diesen Szenen stimmt praktisch alles. Peck und Mitchum treffen ungeschminkt aufeinander, Herrmann steigert seine bizarren Streicherklänge auf ein abscheulich treffsicheres Niveau und auch wenn das Ende vielleicht nicht mehr so hundertprozentig glaubwürdig in einigen Details ist, sitzt man gepackt von dem Gebotenen vorm Bildschirm und wagt bis zum Einsetzen des Abspannes kaum aufzuatmen. Mission accomplished, sagt der Fachmann übrigens dazu.
Schöne Kritik, vor allem im von mir zitierten Teil beschreibst du den Film fast haargenau so, wie ich damals. Cape Fear ist auch für mich ein Thriller der Extraklasse und deutlich besser als Scorseses Version aus den 90ern. Und das trotz eines De Niros, der seinen perfiden Killer Max Cady überzeichnet aber spassig anlegt. Mitchums Darstellung war mit dem etwas subtileren Ansatz aber einfach noch überzeugender. Generell ist die Schlussszene am Fluss bei Thompson atemberaubend. Die Musik (Herrmann! *), die Inszenierung, die sich steigernde Brutalität und Intensität des Geschehens heben den Film noch einmal eine ganze Stufe höher. Um einiges eleganter und spannender als bei Scorsese, der die Schlussszene unnötig mit plakativen Schockeffekten vollzustopfen versuchte. Und deshalb gibt es für Thompson 9, für Scorsese aber nur 7 Punkte.

* @Anatol: klugscheissern hilft manchmal! :wink:
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Re: Zuletzt gesehener Film

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3 Days To Kill (2014) – McG

Bei dem Film war ich im Vorhinein doch schon sehr skeptisch nach dem in seiner Mixtur aus Over-the-Top-Action und Papa-Tochter-Komödie stark abschreckenden Trailer, den verherenden Kritiken sowie der Tatsache, dass nach 25 Jahren getreuer Costner-Anhängerschaft die Filme des Texaners in jüngster Zeit doch ungewohnterweise zu schwächeln begannen. Jedenfalls konnte mich weder der mediokre Man of Steel noch der unsägliche Jack Ryan-Reboot Shadow Recruit begeistern (glücklicherweise kam dazwischen aber noch der grossartige Edelwestern Hatfields & McCoys), weswegen ich auch bei 3 Days To Kill das Schlimmste befürchtete. Aber letztlich war der Film echt ok und viel besser, als erwartet. Das hat mehrere Gründe: zum einen entpuppt sich die Vater-Tochter-Beziehung als weit weniger nervig und platt als der Zusammenschnitt im Trailer vermuten liess. Zwar sind einige der Szenen nach wie vor ganz auf den Kontrast Killer – Daddy angelegt, wenn beispielsweise Costner einen Handlanger des Bösen foltert und just in dem Moment Töchterchen mit dem nervigen (aber irgendwie dann doch auch lustigen) Handyklingelton durchbimmelt, um nach einem Rezept für ne Spaghettisosse zu fragen. Aber dieser Haudrauf-Humor Marke Teeniegeneration hält sich dann doch glücklicherweise noch im erduldbaren Rahmen wie auch die Vater-Tochter-Beziehung erstaunlicherweise mehr leise Töne als erwartet aufweist.

Ein weiterer Grund warum der Film letztlich doch ganz gut funktioniert ist, dass die „Thriller“-Handlung – so dünn und klischeehaft sie auch sein mag – dann doch immerhin noch effektiv genug ist, um die diversen Actionszenen auf den Weg zu bringen. Der wirr-fantastische CIA-Atomschieberplot ist unverkennbar ein typisches Werk aus den Gehirnwindungen von Herrn Besson, der seit Mitte der 90er offenbar auf jeglichen Bezug zur Realität pfeift und sich seine eigene (Action-) Welt macht, wie sie ihm gefällt. Da dürfen die Bösen dann ruhig auch Namen wie „Der Wolf“, „Der Albino“ oder „Der Buchhalter“ tragen und Costners CIA-Vorgesetzte ein grellgeschminkter und in Lack&Leder umherstolzierender Vamp mit lebensverlängerndem Elexir sein. Vieles davon ist platt (die finale Zusammenführung der beiden Handlungsstränge!!!), noch mehr davon im Hinblick auf Glaubwürdigkeit im besten Falle abstrus, aber: hey, es funktioniert halbwegs und legitimiert die Action. Und letztere kann sich durchaus sehen lassen in ihrer typischen Franco-Actioner-Optik mit schnellen Schnitten, grellen Farben und jeder Menge Rumms und Wumms. Erstaunlich war für mich auch der hohe Gewaltfaktor des Films, jedenfalls wird Costners berufliche Tätigkeit als Auftragskiller auch als solche ungeschönt dargestellt, da werden dann eben schon mal auf einen Schlag eine handvoll „Baddies“ niedergemetzelt ehe man bis drei zählen kann. Costner entpuppt sich mit fast 60 eh als erstaunlich fitter Actionheld, der draufhaut und durch die Gegend jagd wie ein Jungspund und zudem durch sein mittlerweile verwitteretes und dadurch noch markanteres Äusseres auf der Charismaskala mühelos höchste Werte erreicht. Entsprechend dominiert er auch jede Szene und ist der Fixpunkt, der den zuweilen dahinbummelnden Film jederzeit auf Kurs und das Interesse des Zuschauers bei der Stange hält.

Sicher hätte man sich bei dem Film gewünscht, dass er nicht permanent zwischen den Stühlen „dunkel-harte Killerballade“ und „fluffig-lustige Daddy-über-Nacht-Comedy“ hin-und-her schwanken würde wie man auch bei McGs gewohnt oberflächlicher und inspirationsloser Regie gerne mehr Zug und Ideen gesehen hätte. Auch zeigt der Film meiner Meinung nach sehr deutlich, welches Potenzial ein „echter“, harter Spionagethriller mit Costner in der Hauptrolle gehabt hätte, qasi eine Verknüpfung der besseren Punkte aus Shadow Recruit (so wenige es auch waren) und 3 Days To Kill. Vielleicht darf man auf sowas in Zukunft ja noch hoffen, denn Costner stellt zumindest eindrucksvoll unter Beweis, wie „rüstig“ er für sein Alter noch ist. So ist 3 Days halt dann letztlich doch nur ein netter Zeitvertreib, der oft Spass macht, aber nie so hundertprozentig zu überzeugen weiss – trotz seines großartigen Hauptdarstellers.
Wertung: 6,5 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Agent 009 hat geschrieben:Klingt nach dem was ich erwartet hatte. Schade das der härtere Extended Cut in Deutschland gecancelt wurde. :(
noch härter? Ich bin ja wahrlich nicht zimperlich, aber ein Film wie 3 Days To Kill braucht eigentlich wirklich nicht (noch) mehr Härte und Gewalt. Das würde das Gesamtkonzept ja noch mehr konterkarieren. Wobei ich die Härte des Filmes durchaus zu schätzen wusste.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Agent 009 hat geschrieben:Müsste man mal bei schnittberichte.de gucken. ;-)
hab ich gerade mal gemacht:
http://www.schnittberichte.com/schnittb ... ?ID=689035
Es gibt eigentlich nur ein paar Szenenverlängerungen mehr mit zusätzlichem blabla aber nicht wirklich härtere oder mehr Action. Kann ich verschmerzen, das einzige was mich davon wirklich interessiert hätte wären die erweiterte Szene im Striplokal (sieht irgendwie verdächtig nach Showgirls aus) und der Blick unter Amber Heards Rock. :lol:
vodkamartini hat geschrieben:Hab ich heute ausgeliehen und freu mich schon drauf. :wink:
Viel Spass! Bin mal gespannt, wie er dir gefällt.
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