Re: Zuletzt gesehener Film

4456
vodkamartini hat geschrieben:Auf BluRay: The Purge: Anarchy

Gesellschafts-Dystopie die Zweite. Mehr Action, mehr Thriller, aber auch mehr Anspruch und Auseinandersetzung mit dem spannenden Grundthema als der enttäuschende Vorgänger:

http://www.ofdb.de/review/263170,632438 ... ge-Anarchy
Auf den freue ich mich schon sehr. Bin echt gespannt. Der 1. war nicht grottig, hat aber viel Potenzial verschenkt. Mal schauen was der kann.

Danke für die Bewertung :)

Re: Zuletzt gesehener Film

4457
Ich stimme da vodka in allen Punkten zu. Der Tatort ist mir eigentlich immer zu zäh, grenzt beinahe schon an hausmütterliches Fernsehen. Besonders inhaltlich sieht es da oft ganz armselig aus, die wenigen besseren Versuche greifen dann auch noch immer auf diese erbärmliche Küchenpsychologie zu und inszenatorisch habe ich seit Jahren keinen Tatort mehr gesehen, der nicht irgendwo seine fetten Schönheitsfehler hatte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

4458
Battle of the Bulge (USA 1965) * 5 von 10 *

Verfilmung der Ardennenoffensive, in der die Westmächte von den deutschen Panzern quasi überrollt werden. Wie beinahe alle der US-2WK-Filme der 60er und 70er ist es mehr ein Abenteuerfilm, d.h. historisch und militärtaktisch gesehen sehr ungenau (viele Fehler und Beschönigungen!). Leider wird neben der zahlreichen Fehler und der etwas zu langen Laufzeit auch noch das Ende total verhunzt:
Spoiler
15 schwere deutsche Panzer werden von fünf oder sechs leicht bewaffneten GIs mittels ein paar brennender Fässer zerstört

Robert Shaw als Panzerkommandant sticht total heraus und spielt den restlichen Cast komplett an die Wand. Toller Schauspieler! Die Effekte sind auch ok soweit. Reicht jedoch nicht für mehr als eine durchschnittliche Bewertung....

Re: Zuletzt gesehener Film

4459
Misery

Gibt es einen größeren Gegensatz als zwischen Literatur und Film? Allzu gerne wird angenommen, zwischen diesen beiden Meiden gäbe es nur wenig Unterschiede. Und so kommt es auch regelmäßig dazu, dass bei Verfilmungen von Bestsellern die Fans direkt laut aufschreien und sich über Änderungen, Kürzungen oder Abweichungen aufregen, ohne zu berücksichtigen, dass ein Buch ganz anderen Regeln folgt als die filmische Umsetzung. Ein guter Dialog in einem Roman kann eben in einem Film ganz furchtbar langweilig wirken und umgekehrt. Worauf es wirklich ankommt, ist doch, den Geist der Vorlage so getreu wie möglich zu übermitteln und im neuen eigenen Werk zu verpacken. Regisseur Rob Reiner stand 1990 bei seiner Verfilmung eines Stephen King Romanes vor genau dieser Aufgabe und bewies, dass eben genau das, also die originalgetreue Umsetzung ohne exakte 1:1 Umsetzung hervorragend funktionieren kann, wenn man weiß, was man übernehmen kann und was einer Anpassung bedarf.

"Misery" stellt drei Charaktere wesentlich in den Vordergrund. Genauer gesagt, könnte drei Charaktere in den Vordergrund stellen. Die Geschichte handelt schließlich vom Schriftsteller Paul Sheldon, welcher der psychopathischen Krankenschwester Annie Wilkes ausgeliefert ist und zusätzlich von der Suche nach Paul durch den Sheriff McCain. Reiner macht jedoch bei seiner Adaption recht schnell klar, dass ihn vor allem die ersten beiden Lager interessieren und so legt er das Hauptaugenmerk auch ganz allein auf Paul und Annie. Das ist gleich zu Beginn etwas schade, denn grade die Geschichte des Sheriffs, welcher hier sehr eindimensional gezeichnet wird, hätte Potenzial gehabt, Annie etwas mehr Hintergründe zu verleihen, doch im Verlauf merkt man, dass es auch ohne diese funktioniert. Genauso, wenn nicht noch bedauerlicher erscheint auch, dass mit Marc Shaiman eindeutig der falsche Komponist gewählt wurde. Sein Soundtrack weiß langezeit gar nicht, was er eigentlich mit den Bildern anfangen soll, mal wird der Horror geschickt verstärkt, mal wirkt es gar so, als wolle er ihn sogar ein wenig abschwächen, seine Grausamkeit zumindest abmindern. Hinzu kommt, dass die Regie häufig auf extreme Weitwinkel setzt, um die Klaustrophobie des Protagonisten zu betonen und damit auf das konventionellste Mittel zurückgreift, dass nur denkbar wäre. Hier fehlt "Misery" häufig der Mut und das Können zum Wagnis. Mehr noch könnte man beinahe sagen, fehlt es der Regie in diesen Punkten an Kraft und Raffinesse.

Viel besser gelingt es Rob Reiner hingegen, dass zu erzählen, was für ihn Priorität hat: den Zweikampf seiner Hauptfiguren. Ob es nun ganz allein an der Romanvorlage liegt oder das Drehbuch von William Goldman das besondere Etwas hinzufügte, es erscheint als eigentlich unerheblich, wenn man sieht, wie wunderbar dieser Teil der Handlung erzählt wird. Sehr treffend verpackt gelingt es in "Misery", Horror im alltäglichen Leben zu zeigen, in dem am Anfang eine ausweglose, aber angenehme Situation geschaffen wird, die dann immer mehr einzubrechen scheint. Noch besser ist nur, wie dann auch noch im späteren Verlauf ein Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers getrieben wird. Immer wieder wird bewusst Intensität aus dem Grauen genommen, nur um in der nächsten Szene umso heftiger erneut aufzukommen. Auch wenn am Ende der Bogen damit etwas überspannt ist, funktioniert dies erstaunlich zielgerichtet und verfehlt seine Wirkung beinahe nie. Dazu trägt auch bei, dass die beiden Charaktere Annie Wilkes und Paul Sheldon toll geschrieben sind und ein paar schöne Dialoge mit einander teilen. Dass der Schriftsteller erst durch seine charakterliche Entwicklung vom selbstverliebten Autor zum findigen Überlebenskämpfer zum Sympathieträger führt, ist dabei genauso erfrischend, wie das Mysterium um seine verrückte Kidnapperin.

Folgerichtig also, dass Reiner alles daran setzt, seine beiden Hauptdarsteller passend in Szene zu setzen. James Caan gibt in der relativ bewegungslosen Rolle sein bestes und hat durchaus ein paar große Momente, verblasst aber nahezu neben dem, was Kathy Bates präsentiert. Gerade in der Annie-Figur liegt schließlich ein schmaler Grad zwischen einer zu zurückhaltenden Performance und völlig überzogenem Overacting, doch Bates findet den perfekten Mittelweg, diese recht komplexe Frau so diabolisch und doch menschlich wie möglich, denn nur dann wirkt der Horror schließlich, darzustellen. Ihr ist es dann auch zu verdanken, dass eindrucksvolle Szenen wie die Zertrümmerung von Pauls Fußgelenken, dass abendliche Dinner und der heftige Schlusskampf ihre Wirkung erhalten, wenn sie unkontrolliert zu schreien beginnt oder ihren beängstigenden Blick aufsetzt - die etwas einfallslose Regie allein wäre da wohl nicht unbedingt ausreichend gewesen.

Fazit: Filmisch gesehen ist "Misery" bestenfalls passabel inszeniertes Drama. Souverän erzählt, inhaltlich interessant, aber zu konventionell und zu brav an den Richtlinien des Spannungskinos entlang dargestellt. Witzigerweise schien sich Rob Reiner dieses Umstandes aber wohl selbst bewusst gewesen zu sein, setzt er doch vollständig auf das Spiel seiner beiden Stars, die ihn dafür mit vorzüglichen Leistungen belohnen und beide um ihr Leben zu agieren scheinen. Kathy Bates sticht dabei derartig heraus, dass man allein ihretwegen jeder Zeit bereit wäre, ein zweites Mal mit Paul in die düstere Hütte im Schnee zu gehen. Schauspieler und ihre Zusammenarbeit sind eben eines der großen und wichtigen Elemente, auf dass kein Autor zurückgreifen kann. Während die Charaktere dort für sich allein stehen müssen, reicht dies in einem Film nicht, wenn niemand da ist, der dem ganzen Leben verleiht. Und - so ironisch es auch ist - stellen sich gerade in "Misery" die Darsteller als das Herzstück der Inszenierung heraus.

7,5/10
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Re: Zuletzt gesehener Film

4460
Interstellar (2014) – Christopher Nolan

Eigentlich wollte ich ihn ja gar nicht im Kino anschauen, da mir Nolans Regiestil und seine Filme wenig liegen und die dauernden Vergleiche mit dem von mir ungeliebten 2001 auch das Schlimmste befürchten liessen, aber die Chance ihn als 70mm-Projektion auf der ganz großen Leinwand sehen zu können wollte ich dann doch nicht verstreichen lassen. Tja, was soll man sagen: Interstellar ist ein typischer Nolan und je länger er läuft (und er läuft ja sehr lange, gefühlt sogar noch viel viel länger) desto deutlicher wird dies.

Die Grundidee ist interessant, die aufziehende Endzeitstimmung auf der Erde gut eingefangen. Besonders gefiel mir die Idee, den Film quasi im Hier und Jetzt spielen zu lassen, aber eben mit der veränderten Prämisse, dass der Erde die Ressourcen und dadurch die Zeit ausgeht. Die Einführung der Figuren und des Hauptstoryline um die Rettungsmission ist ebenfalls gekonnt und einfallsreich in Szene gesetzt, schön auch der finale Schnitt hin zum Start des Raumschiffes. Leider lässt sich das von den restlichen knapp zwei Stunden nicht mehr so behaupten, da der Film erstaunlich wenig an Handlung zu bieten hat angesichts der epischen Laufzeit von fast drei Stunden. Nolans bekanntes Faible Szenen endlos auszubreiten macht das Ganze nur noch zäher. Hinzu kommt der ungeheuer hohe Dialoganteil. Diesbezüglich kam mir Eli Wallachs legendärer Satz in den Sinn „Wer schiessen will soll schiessen und nicht quatschen“ – den Kerngedanken dieses Satzes hätten sich die Interstellar-Macher mal auch besser zu Herzen nehmen sollen angesichts der unglaublichen Menge an Gequassel, von dem leider ein Großteil redundantes Technoblabla ist, das den Film keinen Zentimeter weiter voran bringt.

Darstellerisch ragt McConnaughey über alles und jeden hinaus, er spielt wirklich wieder mal richtig gut und ist der Hauptgrund, warum die sich zunehmend ziehende Space Odyssey mich dann doch noch halbwegs bei der Stange hielt. Leider hat er keine adäquaten Partner, da die Darstellungen seiner Kollegen eigentlich durch die Bank belanglos oder schwach sind. Die hinreissend fehlbesetzte Anne Hathaway darf ermüdend häufig mit ihren Rehaugen kullern, der blass und biedere Matt Damon darf mal einen „Bösewicht“ spielen – leider aber eben blass und bieder. Und Nolan-Faktotum Michael Caine macht das, was er in den gefühlt letzten 10 Nolanfilmen auch schon gemacht hat: er spielt sich selber, allerdings leider weitgehend im Automodus. Renommiertes Darstellerpersonal wie die Chastain und der kleine Affleck werden in Kleinrollen verheizt (die Darstellung der Chastain beschränkt sich weitestgehend auf endloses Starren auf ein Bücherregal).

Am Ende darf man dann noch ein zuckersüsses Happy End erleben, von Nolan in seinem typischen Stil dargereicht als quasi-Openending-Bildcollage mit minutenlang daueranschwellender Zimmermusik und der großartigen Erkenntnis, dass Liebe alles kann, zur Not dann halt auch Raum und Zeit krümmen. Interstellar ist ein bleiernes Ungetüm von Film, das gerne Fliegen möchte stattdessen aber leider hoffnungslos überfrachtet den Kopf kaum über Wasser halten kann, da hilft dann am Ende auch die zunehmend ermüdende Bildgewalt nix mehr.
Wertung: 4,5 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

4464
Wo gabs die Diskussion dazu? Kubrik oder Nolan-Thread?

Zudem finde ich das echt hart, Anatol. Aber gut, ich nehme das so hin. ;) Meine Meinung ist im Nolan Thread zu finden. Ich bin schon sehr auf Hille's Meinung gespannt, die man hoffentlich dort lesen wird, wenn es soweit ist. :)

Wann kommt der Film ins Heimkino?

Re: Zuletzt gesehener Film

4466
Auf BluRay: The Captive

Der kanadische Kritikerliebling Atom Egoyan widemt sich binnen eines Jahres zum zweiten Mal dem Thema Kindesentführung. Trotz einer erneut recht unterkühlt und artifiziellen Herangehensweise gelingt es ihm diesmal deutlich besser als im total missglückten "Devil´s Knot", den Zuschauer in den Bann zu ziehen.

http://www.ofdb.de/review/251672,632767,The-Captive
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

4467
Agent 009 hat geschrieben:Zudem finde ich das echt hart, Anatol. Aber gut, ich nehme das so hin. ;) Meine Meinung ist im Nolan Thread zu finden.
Ich fand den Film halt halb so gut wie du. :lol: Ne, im Ernst: der Film beging den absoluten Kardinalfehler für mich, indem er mich mehr und mehr langweilte, das ist das absolute Nogo bei mir. Bis zur Hälfte hätte ich den Film noch überdurchschnittlich eingestuft aufgrund des guten Anfangs, aber die anhaltende Langeweile, die schwache und dünne Handlung und das furchtbare Hollywood-Blockbusterende rissen ihn dann halt auf die 4,5 Punkte runter. Ich war richtig sauer, sauer auf den Film, weil er mir keinen Spass gemacht hat und sauer auf mich, weil ich es eigentlich besser hätte wissen müssen. Kurioserweise sass ich die erste dreiviertel Stunde noch sehr vergnügt im Kino und war froh, dass ich reingegangen bin.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Agent 009 hat geschrieben:Zudem finde ich das echt hart, Anatol. Aber gut, ich nehme das so hin. ;) Meine Meinung ist im Nolan Thread zu finden.
Aber, wie ich finde, absolut nachvollziehbar. In Inception bspw. gibt's auch nicht so viel Platz für schauspielerische Höchstleistungen, ähnlich wie in Interstellar. Damon fand ich trotzdem gut. Wieder einmal die Ratte gespielt, und auch der einzige Moment, in dem das fürchterlich auf Deutsch übersetzte Gedicht Sinn gemacht hat.
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

AND BEYOND