Casino Hille hat geschrieben:Tanner ist bislang auch eine derartig interessante Figur gewesen, dass ich unbedingt mehr über seinen Background wissen möchte.

Mit Figurenhintergrund meinte ich ja nicht, dass ich hier eine komplette Vita erwarte.

Aber gerade bei wiederkehrenden Figuren finde ich es schon wichtig, dass man ihnen auch eine gewisse Eigenständigkeit verleiht, da Figuren eigentlich erst durch diese interessant werden. Und diesbezüglich hat sich bislang eigentlich nur das GE-Drehbuch wirklich bemüht, bei allen anderen Filmen war der „Tanner-Typus“ lediglich ein Mittel zum Zweck, welcher dazu diente dem Zuschauer für den Ablauf des Filmes relevante Informationen an die Hand zu geben (FYEO ist durch die Vorgesetztenfunktion von Tanner eine Art Ausnahme, aber auch nur deshalb, da Tanner defakto hier ja niemand anderes als M ist). Wenn man solche Figuren also immer nur als Drehbuchwerkzeug benutzt, dann bleiben sie eben auch blass und wenn dies der Fall ist, dann muss man sich schon die Frage stellen, warum man sie dann überhaupt benötigt. Die Textpassagen hätten jedenfalls genauso auch von M übernommen werden können.
Durch die Besetzung der Rolle mit dem vergleichsweise bekannten Kitchen in GE und der sehr eigenständigen Figureneinführung drängt sich der Eindruck auf, dass man die Tanner-Figur damals bewusst als dauerhaftes Gegengewicht zu den seinerzeit ja ebenfalls neu positionierten M und Moneypenny einführen wollte. Das macht noch mehr Sinn vor dem Hintergrund, dass Bond ja von den beiden neuen Damen soviel emanzipierten Gegenwind bekommt wie nie zuvor und man ihm nicht zuletzt deshalb vermutlich auch eine Art „Verbündeten“ im Team des britischen Geheimdienstes geben wollte. Und in GE funktioniert genau das auch wirklich gut, hier wäre in den Folgefilmen sicher noch einiges an Potenzial gewesen. Durch die Verhinderung von Kitchen und die Beteiligung anderer Drehbuchautoren wurde dies dann leider nie wieder aufgegriffen und stattdessen M als Mutterfigur ausgebaut. Deshalb wirken Robinson und auch Tanner (in TWINE) dann auch wieder sehr austauschbar und blass, einzig Kitchens Charisma mildert das wie ich finde etwas ab, aber seine Rolle in TWINE ist letztlich dann eben auch nur die des von mir eingangs kritisierten Stichwortgebers. Und das müsste eben nicht sein, denn die Bondgeschichte zeigt recht eindeutig, dass wiederkehrende Figuren immer dann am besten zur Geltung kamen, wenn man ihnen etwas Eigenständigkeit zugestanden hat, man vergleiche beispielsweise die Art der Darstellung des Felix Leiter in LALD und TLD.