Re: Regie & Stil

166
Die völlig übertriebenen Lobeshymnen zu SF haben ihn höchstwahrscheinlich geblendet und ein Stück weit unkritisch gemacht. Ich denke der Gute hat unterschätzt, wie undankbar das eigene Publikum teilweise sein kann. SF war einfach ein Glückstreffer. SP hat natürlich in gewisser Weise vom Fahrtwasser seines Vorgängers profitiert, und hat trotz negativer Presse einen verhältnismäßig großen Erfolg gefeiert. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass sich bei SP eine Art Süffisanz in den Inszenierungsstil geschlichen hat. Neben ein paar wirklich bemerkenswerten Highlights, konnte vor allen Dingen das letzte Drittel des Filmes das hohe Niveau des Anfangs nicht mehr halten. Da helfen auch keine Kilometer hohen Explosionen, wenn sich der Gesamtkontext irgendwie deplatziert anfühlt. Der verschenkte Score macht das Ganze leider nicht wirklich besser. Zum Glück überwiegen aber dennoch eher die positiven Eindrücke aus der ersten Hälfte (bei mir zumindest).
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Regie & Stil

167
craigistheman hat geschrieben:Allerdings hatte ich das Gefühl, dass sich bei SP eine Art Süffisanz in den Inszenierungsstil geschlichen hat.
Hast du da konkrete Beispiele?
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Regie & Stil

168
Ich bin auch für einen neuen Regisseur, nach 2 Filmen von Mendes wäre mal wieder frischer Wind nötig.
Dieses "Spectre MUSS Skyfall in allen Punkten übertreffen!" hat mich im Vorfeld sowieso wahnsinnig genervt. Das lag meiner Meinung nach nur daran, dass wieder Mendes Regie geführt hat.
Und deswegen hab ich etwas Angst, dass dann auch an Bond25 wieder viel zu hohe Erwartungen gestellt werden.

EDIT: Was nicht heißen soll, dass ich den Film nicht überragend fand. Mendes hat super Arbeit geleistet. Das ganze Gerede im Vornherein war halt einfach blöd.
Zuletzt geändert von BlofeldsKatze am 29. Februar 2016 16:50, insgesamt 1-mal geändert.
The name's Bond, James Bond.

Re: Regie & Stil

169
Wer um die Entstehungsgeschichte des Films weiß, weiß warum die letzten 20min sind wie sie sind... Natürlich kann man das Mendes anlasten, dass er als schon in der PRe-Production Verantwortlicher so lange beim Drehbuch nicht die Kurve bekommen hat - mit dem Film selbst und seiner Regie hat es aber weniger zu tun.

Aber ich kann immer wieder nur den Kopf schütteln angesichts so viel Kritik und Undankbarkeit. Ich finde nach wie vor - und nach 7 Kinobesuchen kann ich mir das Urteil erlauben - dass SP der über gut 120min am besten inszenierte Film der Reihe ist.
QOS ist sicherlich stilistisch noch auffälliger aber meinen persönlichen Geschmack hat Mendes mit SP noch mehr getroffen als mit SF. Ich kann mir den Erfolg von SF zwar erklären, aber ich finde SP eigentlich noch viel flüssiger und stimmiger.
Wie da von einer Szene zur nächsten übergeleitet wird, wie fast jede Szene in den ersten 100 bis 120 min raffiniert inszeniert ist, wie unzähliche Serien Highlights kreiert werden - das ist absolut meisterhaft.
Nur um mal einige zu nennen (die sicherlich mehr User zu würdigen wissen wenn sie den Film noch mal sehen werden):
- Die gesamte PTS (das ist für mich immer wieder ein Fan Orgasmus wenn Craig aus dem Fenster steigt, über die Häuserdächer hüpft und dann das Bond Thema richtig fett bläst)
- Bonds Weg zu M und zurück aus der Vogelperspektive gefilmt
- Moneypenny bei Bond - diese Stille und Intimität...
- Die Episode mit Q, die Geschenke, Qs Schritte die man von der Seite sieht und die Überleitung vom verschwundenen Aston hin nach Rom
- Die ganze Bestattungsszene (wieder so ein visueller Orgasmus); und der überstilisierte Bond ganz in schwarz
- Die Szene in Lucias Villa - von vorne bis hinten brillant und atemberaubend gefilmt und gespielt
- Das Spectre Meeting - ohne Worte (was auch aufs Publikum zutrifft, das jedes Mal bei der Szene 5min die Luft angehalten hat)
- die Verfolgung durch Rom: Ungewöhnlich aber doch "erhaben"
- Bonds Bootfahrt und die stark gespielte Szene mit White
- Das Design der Hoffler Klinik und die Einleitung der Actionszene
- Die Schnee Action - wunderbar wie hier Bilder, Schnitt und Musik auf einen Höhepunkt zusteuern
- Der angeschwippste Flirt und die Nacht mit der Maus
- Der Kampf im Zug; excellente choreographiert, top Einsatz von Musik
- Das Warten in der Wüste und die Fahrt mit dem Rolls
- Die Meteoritenszene; HIGHLIGHT für mich!
- Mit Oberhauser im Überwachungsraum; ganz ganz stark wie hier eine Spannung über der Szene liegt
- Bond und Oberhauser hinter Panzerglas

Ich kenne eigentlich keinen Film bei dem ich so spontan so viele Szenen aufzählen könnte, die ich immer wieder sehen will
-
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Regie & Stil

171
Stimme ich dir absolut zu, Daniel, auch wenn noch der Moment fehlt, als C M gegenüber diesen schönen Monolog darüber hält, wie absurd deren Vorhaben ihn zu hindern eigentlich ist. Sowas kann Scott und es war toll zu sehen, dass er subtiler als den Mega-Psycho Moriarty kann.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Regie & Stil

172
Es gibt genug Bondfilme, die mindestens genauso viel bemerkenswerte Szenen haben.
Bei SP hinterlässt vor allem die PTS und das Spectre Meeting Eindruck. Ansonsten gibt es gerade hinsichtlich der Action einige bessere Bondfilme. Mendes inszeniert schön übersichtlich, aber beeindruckend finde ich nur die PTS. Die Actionszenen im HQ sind sehr enttäuschend, da nützt auch ein Weltrekord nicht.

Und TB, TSWLM, GE und CR finde ich beispielsweise hinsichtlich der Inszenierung auch besser.

Re: Regie & Stil

176
Hehe, schön gesagt. Aber bei SP war das CGI doch sehr subtil und gelungen. Habe es tatsächlich nur einmal erkannt/bemerkt, da war in SF noch deutlich mehr drin.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Regie & Stil

177
danielcc hat geschrieben:- Die Szene in Lucias Villa - von vorne bis hinten brillant und atemberaubend gefilmt und gespielt
Das ist für mich eigentlich die grandioseste Szene des Films, eben weil sie genial inszeniert ist, die Musik passt einfach und Craig zeigt einen Bond, der "purer" gar nicht mehr sein kann.
danielcc hat geschrieben:- Das Spectre Meeting - ohne Worte (was auch aufs Publikum zutrifft, das jedes Mal bei der Szene 5min die Luft angehalten hat)
Die fand ich in QoS sogar noch besser inszeniert und hat mir da auch besser gefallen, weil sie moderner ist und besser in die Realität passt. Aber man muss fairerweise sagen, jede Szene passt zum jeweiligen Film.

Re: Regie & Stil

178
Die Szene in Lucias Villa ... meint das alles in Lucias Villa? Weil ich schon finde, dass da vor allem ihr Todesgang hervorsticht und auch hervorstechend erwähnt werden sollte.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.