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von dernamenlose
Agent
The Matrix
Die Bedeutung von „The Matrix“ lässt sich gut an den zahlreichen Artikeln erkennen, die aktuell zum zwanzigjährigen Jubiläum geschrieben werden. Es handelt sich zweifellos um einen der einflussreichsten und wichtigsten Streifen der jüngeren Filmgeschichte. Meiner Meinung nach allerdings nicht um einen der allerbesten.
Obwohl schon mehrfach gesehen, beeindruckt die Anfangssequenz mit der in der Luft stehenden Trinity noch heute und bietet einen wunderbaren Einstieg in den Film. Erzählerisch ist das lange Zeit sehr clever gemacht, es wird dem Zuschauer das gleiche Gefühl wie Neo vermittelt. Man bekommt Interesse an der Matrix, man bekommt Interesse an Morpheus, gleichzeitig wirken manche Situationen aber auch sektenartig und abschreckend und lassen sowohl Neo als auch den Zuschauer skeptisch werden. Die Action ist einzigartig inszeniert und war prägend für viele nachfolgenden Filme, auch die dabei verwendeten Effekte sind großenteils recht gut gealtert. Doch erstmals bei der Befreiung von Morpheus, bei der mit einer Minigun (oder was auch immer das für eine Waffe ist) in der Verhörraum geballert wird, aber selbstverständlich keine einzige Kugel den gefesselten Morpheus trifft, bekommt das ganze Konstrukt logische Brüche, die im Finale mit dem zudem recht unpassenden Liebeskitsch und Neos Wiederauferstehung aus den Toten eklatant werden. Auch geht mir die Wandlung von Neo gegen Ende zu schnell. Von halsbrecherischer Flucht zu „Ich stoppe alle Kugeln in der Luft“ hätte einfach noch mehr Zeit vergehen müssen. Generell hätten „The Matrix“ ein paar Minuten mehr sehr gut getan.
All diese Kritik soll natürlich nicht bedeuten, dass „The Matrix“ schlecht sei, sie betrifft zum großteil ja nur die letzte Viertelstunde des Films. Als Gesamtprodukt bleibt ein Film, der jedes Mal aufs neue zu begeistern weiß, dessen Bilder sich ins Gedächtnis brennen, der neben der Action, und dem Sience Fiction-Setting noch philosophische Fragen stellt und der sich, speziell für den westlichen Filmmarkt, neue Dinge traut.
9/10
Matrix Reloaded
Zwar hat mir Matrix Reloaded schon immer weniger gefallen als sein Vorgänger, für eine Katastrophe hielt ich ihn, im Gegensatz zu manch anderem Zeitgenossen, aber noch nie. Daran hat sich durch die erneute Sichtung nichts geändert. Allerdings liegen die gelungenen und weniger gelungenen Elemente für mich jetzt klarer vor. So sollte man die Geschichte lieber komplett ignorieren, denn neben dem grundlegenden Interesse, das sie zwar wecken kann, offenbart sie zahlreiche Schwächen, Logiklücken und vieles mehr. Zwar hatte auch der Vorgänger damit gegen Ende seine Probleme, konnte sich dabei aber eben auf das Schlussviertel beschränken, während er zuvor sehr clever geschrieben und inszeniert war. Inszenatorisch merkt man auch in „Matrix Reloaded“ die Handschrift der Wachowski-Brüder, leider gelingt ihnen nicht immer der Drahtseilakt zwischen Coolness und Langeweile. Auch in „The Matrix“ waren manche Zeitlupeneinsätze schon grenzwertig und nahmen immer wieder Schwung aus der furiosen Action heraus (beispielsweise bei der Befreiung von Morpheus, als mehrfach die herabfallenden Patronenhülsen in Zeitlupe gefilmt werden), doch kreierten sie dabei immer noch gut aussehende Bilder, die ihre Wirkung entfalten konnten. Im zweiten Teil kanibalisiert sich dieser Effekt allerdings schon in der allerersten Szene, in der man Trinity gefühlt eine Minute lang zusieht, wie sie aus einem Hochhaus nach unten stürzt und mit digitalen Kugeln auf einen Agenten feuert. Hier wurde das richtige Maß schlichtweg verfehlt. Auch im späteren Verlauf wird der Film vor allem dann schwach, wenn er sich auf seine Effekte verlässt. So ist der Kampf gegen die vielen Smith´s bis zu dem Zeitpunkt hervorragend, an dem der Kampf nicht mehr von den Schauspielern ausgeführt wird, sondern Computermodelle ihn sichtbar übernehmen. Das scheint, den Machern auch durchaus bewusst gewesen zu sein, schließlich verändert sich auch der Sound zu diesem Zeitpunkt und wird künstlicher, besser macht es die Szene aber nicht. Man kann natürlich erwidern, dass die Matrix ja nur eine Simualtion sei, weswegen eine künstliche Szene durchaus in Ordnung wäre. Dann müsste der Film sie aber wenigstens die komplette Szene konsequent durchziehen, was jedoch nicht geschieht.
Allerdings hat „Matrix Reloaded“ auch viele gelungene Seiten. Schaut man die Szenen einzeln und ignoriert die sie verbindende Geschichte, dann kann der Großteil absolut überzeugen. Die Action ist hervorragend choreographiert und kompetent in Szene gesetzt, sie schlägt den Vorgänger dabei sogar in vielen Punkten. Die Dichte an philosophisch interessanten Gesprächen dürfte sich ebenfalls stark erhöht haben. Egal der Senator, das Orakel, Smith und allen voran der herausagende Merowinger, sie alle bekommen wahnsinnig gut geschriebene Szenen und Dialoge mit Neo.
Letzten Endes ereilt „Matrix Reloaded“ dann das gleiche Problem wie den Vorgänger: Ein schwaches Ende. Der Liebeskitsch mit einer sterbenden Person wird kurzerhand umgedreht und Neo darf dieses Mal Trinity aus dem Reich der Toten zurückholen. Ich hätte ja kein Problem damit, wenn Neo als „The One“ ihre Wunde, bevor sie stirbt, einfach hätte heilen können, schließlich kann er die Matrix verändern, aber einen in der realen Welt gestorbenen wieder zurückzuholen, war schon im Vorgänger dämlich und billigster, undurchdachter Hollywoodkitsch und ist hier eben genau dasselbe. Das Neo seine besonderen Kräfte am Ende auch noch außerhalb der Matrix hat lässt das ganze dann leider komplett Richtung Fantasy rutschen, ergibt null Sinn und hinterlässt einen unschönen Eindruck.
Dennoch hat mir sehr vieles an „Matrix Reloaded“ Spass gemacht und auch wenn er schwächer bleibt als der Vorgänger ist er in meinen Augen weit von einer Katastrophe entfernt.
7/10
Matrix Revolutions
Früher, als ich von Filmen beim wiederholten sehen oft nur einzelne Szenen angeschaut habe, landete der dritte Teil der Matrix Trillogie relativ oft in meinem Player. Nach meiner gestrigen Sichtung verstehe ich wieder wieso. Matrix Revolutions hat einige tolle Szenen, die für sich genommen hervoragend inszeniert sind und super funktionieren. Doch sie stecken leider nicht in dem Film, den sie verdienen würden.
Der Auftakt ist durchaus ansehnlich. Zwar ist dieser ganze Quatsch mit der „Train-Station“, einer zwischenwelt zwischen Realität und Matrix absoluter Blödsinn und noch dazu unnötig, doch im Zuge der Befreiung von Neo gibt es immerhin noch gute Szenen rund um die Party des Merowingers. Die Schießerei im Vorfeld zitiert zwar nur Elemente aus seinen Vorgängern, sieht aber immerhin cool aus und geht dadurch in Ordnung. Und den Merowinger mag ich halt einfach. Wie schon in „Matrix Reloaded“ bleibt er ein hervorragend geschriebener und gespielter Charakter.
Kurz darauf spaltet sich die Geschichte in zwei Handlungsstränge, von denen einer richtig gut, der andere dagegen richtig schlecht ist. Der Kampf um Zion ist großartig inszeniert, der packt mich auch bei wiederholter Sichtung nach wie vor. Die Effekte sind gut gealtert und wirken auch 16 Jahre nach Release zeitgemäß. Rund um diese Szenen hätt man sicher einen hervorragenden Film machen können, leider wurden sie in einen Matrix Film gesteckt, der mit der Matrix selbst kaum noch etwas zu tun hat. 80% des Films dürften in der Wirklichkeit spielen und bewegen sich mit dem Handlungsstrang rund um Neo und Trinity in eine absurd lächerliche Richtung. Die Erklärung des Orakels, warum Neo auch in der realen Welt seine Kräfte besitzt ist hanebüchen hoch drei, Trinitys Tod zieht sich wie Kaugummi, sodass ich den Berichten, dass damals im Kino Leute laut „stirb endlich“ gerufen haben sollen durchaus Glauben schenke und alles gipfelt in den komplett bescheuerten Szenen in der Maschinenstadt. Es wird auch nicht dadurch besser, dass man Neo am Ende symbolisch den Kreuzestod sterben lässt, es setzt den in diesem Film leider sehr holzhammerartig kommenden philosophisch-religiösen Elementen lediglich die unschöne Krone auf. Blieb man in den beiden Vorgängern zwar nicht immer subtil, aber doch wenigstens interessant, so verkommen diese Elemente hier eher zum belanglosen Selbstzweck.
Das Effektüberladene, pseudoepische, vor innerer Unlogik strotzende Finale lässt am Ende dann alles vermissen, was man an der Action in der Matrix zu lieben gelernt hat und schickt stattdessen zwei fliegende Supermänner ins rennen. Gähn...
Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, diesem Film eine Wertung zu verpassen, weil ich irgendwie Spass mit ihm hatte, er tolle Sequenzen hat, aber als ganzes dennoch unterirdisch ist.
4/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."