Welcher Film ist euer Favorit?

1996: Bound – Gefesselt (Drehbuch & Regie)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (13%)
1999: Matrix (Drehbuch & Regie)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 12 (75%)
2003: Matrix Reloaded (Drehbuch & Regie)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (6%)
2003: Matrix Revolutions (Drehbuch & Regie) (Keine Stimmen)
2008: Speed Racer (Drehbuch & Regie) (Keine Stimmen)
2012: Cloud Atlas (Drehbuch zusammen mit Tom Tykwer), Co-Regie & Produktion
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (6%)
2015: Jupiter Ascending (Drehbuch, Produktion & Regie) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 16

Re: Der Wachowski Thread

106
Agent 009 hat geschrieben:Habe kürzlich die ersten beiden Filme gesehen.
Sprich: du hast rechtzeitig aufgehört. :wink: Ich mag den zweiten sehr, ist einfach ein stilistisches Feuerwerk, auch wenn das Anfangsdrittel etwas platt gerät (aber das ist streng genommen eben auch beim Erstling der Fall). Der Gothic-Look ist heute noch cool und stylisch, die Philosophie erfreulich ambivalent, die Action selbstbewusst und andersartig. Erst der dritte Teil überreizt die Formel und verliert sich in esorterischem Geseiere. Auf einen weiteren Film kann ich dankend verzichten.
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Re: Der Wachowski Thread

108
The Matrix

Die Bedeutung von „The Matrix“ lässt sich gut an den zahlreichen Artikeln erkennen, die aktuell zum zwanzigjährigen Jubiläum geschrieben werden. Es handelt sich zweifellos um einen der einflussreichsten und wichtigsten Streifen der jüngeren Filmgeschichte. Meiner Meinung nach allerdings nicht um einen der allerbesten.
Obwohl schon mehrfach gesehen, beeindruckt die Anfangssequenz mit der in der Luft stehenden Trinity noch heute und bietet einen wunderbaren Einstieg in den Film. Erzählerisch ist das lange Zeit sehr clever gemacht, es wird dem Zuschauer das gleiche Gefühl wie Neo vermittelt. Man bekommt Interesse an der Matrix, man bekommt Interesse an Morpheus, gleichzeitig wirken manche Situationen aber auch sektenartig und abschreckend und lassen sowohl Neo als auch den Zuschauer skeptisch werden. Die Action ist einzigartig inszeniert und war prägend für viele nachfolgenden Filme, auch die dabei verwendeten Effekte sind großenteils recht gut gealtert. Doch erstmals bei der Befreiung von Morpheus, bei der mit einer Minigun (oder was auch immer das für eine Waffe ist) in der Verhörraum geballert wird, aber selbstverständlich keine einzige Kugel den gefesselten Morpheus trifft, bekommt das ganze Konstrukt logische Brüche, die im Finale mit dem zudem recht unpassenden Liebeskitsch und Neos Wiederauferstehung aus den Toten eklatant werden. Auch geht mir die Wandlung von Neo gegen Ende zu schnell. Von halsbrecherischer Flucht zu „Ich stoppe alle Kugeln in der Luft“ hätte einfach noch mehr Zeit vergehen müssen. Generell hätten „The Matrix“ ein paar Minuten mehr sehr gut getan.
All diese Kritik soll natürlich nicht bedeuten, dass „The Matrix“ schlecht sei, sie betrifft zum großteil ja nur die letzte Viertelstunde des Films. Als Gesamtprodukt bleibt ein Film, der jedes Mal aufs neue zu begeistern weiß, dessen Bilder sich ins Gedächtnis brennen, der neben der Action, und dem Sience Fiction-Setting noch philosophische Fragen stellt und der sich, speziell für den westlichen Filmmarkt, neue Dinge traut.

9/10


Matrix Reloaded

Zwar hat mir Matrix Reloaded schon immer weniger gefallen als sein Vorgänger, für eine Katastrophe hielt ich ihn, im Gegensatz zu manch anderem Zeitgenossen, aber noch nie. Daran hat sich durch die erneute Sichtung nichts geändert. Allerdings liegen die gelungenen und weniger gelungenen Elemente für mich jetzt klarer vor. So sollte man die Geschichte lieber komplett ignorieren, denn neben dem grundlegenden Interesse, das sie zwar wecken kann, offenbart sie zahlreiche Schwächen, Logiklücken und vieles mehr. Zwar hatte auch der Vorgänger damit gegen Ende seine Probleme, konnte sich dabei aber eben auf das Schlussviertel beschränken, während er zuvor sehr clever geschrieben und inszeniert war. Inszenatorisch merkt man auch in „Matrix Reloaded“ die Handschrift der Wachowski-Brüder, leider gelingt ihnen nicht immer der Drahtseilakt zwischen Coolness und Langeweile. Auch in „The Matrix“ waren manche Zeitlupeneinsätze schon grenzwertig und nahmen immer wieder Schwung aus der furiosen Action heraus (beispielsweise bei der Befreiung von Morpheus, als mehrfach die herabfallenden Patronenhülsen in Zeitlupe gefilmt werden), doch kreierten sie dabei immer noch gut aussehende Bilder, die ihre Wirkung entfalten konnten. Im zweiten Teil kanibalisiert sich dieser Effekt allerdings schon in der allerersten Szene, in der man Trinity gefühlt eine Minute lang zusieht, wie sie aus einem Hochhaus nach unten stürzt und mit digitalen Kugeln auf einen Agenten feuert. Hier wurde das richtige Maß schlichtweg verfehlt. Auch im späteren Verlauf wird der Film vor allem dann schwach, wenn er sich auf seine Effekte verlässt. So ist der Kampf gegen die vielen Smith´s bis zu dem Zeitpunkt hervorragend, an dem der Kampf nicht mehr von den Schauspielern ausgeführt wird, sondern Computermodelle ihn sichtbar übernehmen. Das scheint, den Machern auch durchaus bewusst gewesen zu sein, schließlich verändert sich auch der Sound zu diesem Zeitpunkt und wird künstlicher, besser macht es die Szene aber nicht. Man kann natürlich erwidern, dass die Matrix ja nur eine Simualtion sei, weswegen eine künstliche Szene durchaus in Ordnung wäre. Dann müsste der Film sie aber wenigstens die komplette Szene konsequent durchziehen, was jedoch nicht geschieht.
Allerdings hat „Matrix Reloaded“ auch viele gelungene Seiten. Schaut man die Szenen einzeln und ignoriert die sie verbindende Geschichte, dann kann der Großteil absolut überzeugen. Die Action ist hervorragend choreographiert und kompetent in Szene gesetzt, sie schlägt den Vorgänger dabei sogar in vielen Punkten. Die Dichte an philosophisch interessanten Gesprächen dürfte sich ebenfalls stark erhöht haben. Egal der Senator, das Orakel, Smith und allen voran der herausagende Merowinger, sie alle bekommen wahnsinnig gut geschriebene Szenen und Dialoge mit Neo.
Letzten Endes ereilt „Matrix Reloaded“ dann das gleiche Problem wie den Vorgänger: Ein schwaches Ende. Der Liebeskitsch mit einer sterbenden Person wird kurzerhand umgedreht und Neo darf dieses Mal Trinity aus dem Reich der Toten zurückholen. Ich hätte ja kein Problem damit, wenn Neo als „The One“ ihre Wunde, bevor sie stirbt, einfach hätte heilen können, schließlich kann er die Matrix verändern, aber einen in der realen Welt gestorbenen wieder zurückzuholen, war schon im Vorgänger dämlich und billigster, undurchdachter Hollywoodkitsch und ist hier eben genau dasselbe. Das Neo seine besonderen Kräfte am Ende auch noch außerhalb der Matrix hat lässt das ganze dann leider komplett Richtung Fantasy rutschen, ergibt null Sinn und hinterlässt einen unschönen Eindruck.
Dennoch hat mir sehr vieles an „Matrix Reloaded“ Spass gemacht und auch wenn er schwächer bleibt als der Vorgänger ist er in meinen Augen weit von einer Katastrophe entfernt.

7/10


Matrix Revolutions

Früher, als ich von Filmen beim wiederholten sehen oft nur einzelne Szenen angeschaut habe, landete der dritte Teil der Matrix Trillogie relativ oft in meinem Player. Nach meiner gestrigen Sichtung verstehe ich wieder wieso. Matrix Revolutions hat einige tolle Szenen, die für sich genommen hervoragend inszeniert sind und super funktionieren. Doch sie stecken leider nicht in dem Film, den sie verdienen würden.
Der Auftakt ist durchaus ansehnlich. Zwar ist dieser ganze Quatsch mit der „Train-Station“, einer zwischenwelt zwischen Realität und Matrix absoluter Blödsinn und noch dazu unnötig, doch im Zuge der Befreiung von Neo gibt es immerhin noch gute Szenen rund um die Party des Merowingers. Die Schießerei im Vorfeld zitiert zwar nur Elemente aus seinen Vorgängern, sieht aber immerhin cool aus und geht dadurch in Ordnung. Und den Merowinger mag ich halt einfach. Wie schon in „Matrix Reloaded“ bleibt er ein hervorragend geschriebener und gespielter Charakter.
Kurz darauf spaltet sich die Geschichte in zwei Handlungsstränge, von denen einer richtig gut, der andere dagegen richtig schlecht ist. Der Kampf um Zion ist großartig inszeniert, der packt mich auch bei wiederholter Sichtung nach wie vor. Die Effekte sind gut gealtert und wirken auch 16 Jahre nach Release zeitgemäß. Rund um diese Szenen hätt man sicher einen hervorragenden Film machen können, leider wurden sie in einen Matrix Film gesteckt, der mit der Matrix selbst kaum noch etwas zu tun hat. 80% des Films dürften in der Wirklichkeit spielen und bewegen sich mit dem Handlungsstrang rund um Neo und Trinity in eine absurd lächerliche Richtung. Die Erklärung des Orakels, warum Neo auch in der realen Welt seine Kräfte besitzt ist hanebüchen hoch drei, Trinitys Tod zieht sich wie Kaugummi, sodass ich den Berichten, dass damals im Kino Leute laut „stirb endlich“ gerufen haben sollen durchaus Glauben schenke und alles gipfelt in den komplett bescheuerten Szenen in der Maschinenstadt. Es wird auch nicht dadurch besser, dass man Neo am Ende symbolisch den Kreuzestod sterben lässt, es setzt den in diesem Film leider sehr holzhammerartig kommenden philosophisch-religiösen Elementen lediglich die unschöne Krone auf. Blieb man in den beiden Vorgängern zwar nicht immer subtil, aber doch wenigstens interessant, so verkommen diese Elemente hier eher zum belanglosen Selbstzweck.
Das Effektüberladene, pseudoepische, vor innerer Unlogik strotzende Finale lässt am Ende dann alles vermissen, was man an der Action in der Matrix zu lieben gelernt hat und schickt stattdessen zwei fliegende Supermänner ins rennen. Gähn...
Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, diesem Film eine Wertung zu verpassen, weil ich irgendwie Spass mit ihm hatte, er tolle Sequenzen hat, aber als ganzes dennoch unterirdisch ist.

4/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Der Wachowski Thread

109
dernamenlose hat geschrieben: 1. Mai 2019 12:29Die Action ist einzigartig inszeniert
Da die Wachowskis sich eigentlich den gesamten inszenatorischen Stil des Films aus dem asiatischen Kino (teilweise ganz direkt aus Animes wie "Ghost in the Shell" oder "Neon Genesis Evangelion") abgeschaut haben, bezweifel ich das einfach mal. :wink: Was den Wachowskis im Erstling damals grandios gelungen ist, ist einen Film, der vordergründig auf coole, brachiale Action abzielt, ganz nebenbei viele kluge Sci-Fi-Ideen mitzugeben, die so aufbereitet aber auch ein Massenpublikum erreichen können, ohne verwässert zu sein. Matrix geht mit seinen philosophischen Betrachtungen weit über den Horizont üblicher Actionfilme hinaus (Platons Höhlengleichnis, Zen-Budhismus, Gnostizismus etc., zudem ein schönes Metaspiel mit dem Begriff Fiktion bezogen auf Filme allgemein), kann aber genauso als rasanter und top umgesetzter Action-Reißer konsumiert werden. Bei den Sequels geht das weniger flüssig, da Teil 2 über 60 Minuten komplett totgelabert wird, ehe dann bis zum Ende von Teil 3 fast nur noch Krawall folgt.
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Re: Der Wachowski Thread

110
Du hast natürlich recht, die Formulierung war falsch. Lass es mich so ausdrücken: Inszenierung und Choreographie der Actionszenen in Kombination waren zu ihrem Erscheinen (zumindest im Hollywoodkino) einzigartig.

Deal?
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Der Wachowski Thread

111
Deal. Wollte auch nicht zu sehr den Klugscheißer heraushängen lassen, denn auch wenn ich die Filme teils verblüffend anders sehe (und sie alle drei viel zu lange nicht mehr gesehen habe), finde ich deine Betrachtungen hübsch geschrieben. Persönlich sehe ich von dem erwähnten Hollywoodkitsch im Original nichts, was ich im üblichen Maß als negativ empfinden würde (und der lebensrettende Kuss ist weder undurchdacht noch billig, dafür ist Matrix von der ersten Minute an zu sehr Hollywood, als das ich ihm jetzt das plötzlich für diese eine Szene vorwerfen würde). Und ja, man hat in Teil 2 und 3 die visuellen Gimmicks des Originals ausgereizt und gesteigert, das übliche Sequel-Phänomen, aber da auch der erste Film imo hauptsächlich seinen Reiz aus der visuellen Aufmachung bezieht, habe ich damit wenig Probleme. Matrix war sicherlich für einen großen Action-Blockbuster inhaltlich ungewöhnlich ambitioniert und intelligent, zumindest thematisch, aber in erster Linie habe ich den stets als stilbetonten Coolness-Kracher bewundert (auch wenn der Look heute schon wieder trashig wirkt) - und ziemlich sicher war er vor allem deshalb so erfolgreich. Die Sonnenbrillen, die vielen Zeitlupen-Effekte, die riesigen Waffen, das ganze Leder, die einprägsamen Oneliner etc. Und das der Film dazu nicht doof war, hat natürlich geholfen. Matrix 2 und 3 waren dann leider in der Tat doof und doofer, schlimmer war aber, dass sie auch uncool und teilweise peinlich waren, da lies sich der schicke Stil schon vier Jahre später nicht mehr so gut anschauen.
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Re: Der Wachowski Thread

112
Da ich gestern den ganzen Thread nochmal durchgestöbert habe wundern mich deine kritischen Töne zu "Matrix Reloaded" jetzt etwas. Ich dachte, den siehst du fast auf Augenhöhe mit dem Erstling?! Das passt für mich nicht so ganz zu "doof und doofer", da sich das was du am zweiten Teil schätzt doch auch sehr auf den Inhalt bezog. Und da sehe ich den zweiten Teil ja ebenfalls sehr stark. Das Aufeinandertreffen mit dem Merowinger beispielsweise zählt für mich zu den stärksten Momenten aller drei Filme.
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Re: Der Wachowski Thread

113
Echt? Find ich den gut? Naja selbst wenn, was schert mich mein Geschwätz von gestern? :D So aus der jetztigen Erinnerung heraus ist der in der ersten Stunde eher ziemlich hohl und geht erst am Ende wieder ganz gut ab, hat u.a. die schicke (aber zu lange) Highwayverfolgungsjagd zu bieten und macht ordentlich Krawall. Lambert Wilson ist tatsächlich hübsch, seine Trulla Lucia Sciarra nervt dann aber eher, obwohl das im dritten Film eine Spur schlimmer ist.
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Re: Der Wachowski Thread

114
Kannst dir ja deine Review von vor drei, vier Jahren nochmal durchlesen ;) Du hast dem die volle Punktzahl gegeben und ihn als nur minimal schwächer als den Erstling bezeichnet...

Im dritten Teil sagt Sciarra doch nur drei Sätze oder so. Das ist viel zu wenig um für mich negativ ins Gewicht zu fallen. Da stört sie in Teil 2 schon eher. Bin auch kein Fan von ihr.
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Re: Der Wachowski Thread

115
Da war ich vielleicht betrunken.

Nein, im Ernst, kann sein, dass mir der bei der Zweitsichtung vor ein paar Jahren mehr Spaß gemacht hat, aber dann ist davon nichts hängengeblieben und mir auch nicht mehr vor Augen. Punktemäßig hätte ich jetzt grob dir zugestimmt, so aus dem Bauch heraus. Matrix 2 profitiert als erster Teil eines Zweiteilers natürlich auch davon, dass er nach hinten heraus die deutlich interessantere Ausgangsposition bietet. Es ist immer leichter, einen guten Cliffhanger zu schreiben, als den dann auch vernünftig aufzulösen (J.J. Abrams kann ein Lied davon singen). Reloaded ist da in einer ähnlichen Position wie Avengers: Infinity War oder Pirates of the Caribbean 2, die als halber Part einer Geschichte trotz ihrer Schwächen äußerst vielversprechend loslegen (bzw. enden) - was aber auch alle drei Filme gemein haben ist, dass ihre jeweiligen Nachfolger dafür teilweise desaströs lächerlich sind gemessen an den aufgebauten Erwartungen, und das ist, aufgrund der gemeinsamen Konzeptionierung, in allen drei Fällen unendschuldbar.
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