@danielcc:
Was Johnson fundamental anders macht, ist die Montagearbeit. So setzt er häufig auf Effekte der Parallelmontage. Auf diese Weise entfalten sich im Subtext des Filmes weitere Metaebenen, die über den ursprünglichen Sinn der Szenen für sich genommen, hinaus gehen. Zudem hat Johnson eine deutlich politischere Haltung zu Themen wie Krieg und Religion. Natürlich kann dies in SW nur metaphorisch eingebettet sein, aber gerade diese Idee der Kriegsprofiteure, die sowohl mit der Ersten Ordnung, als auch dem Widerstand Geschäfte machen, stellt ein Novum in der Saga dar. Überhaupt sorgt Johnson bei den meisten Protagonisten für Grauzonen, und entlarvt somit mehr oder weniger die recht seichte Charakterzeichnung der Vorgänger. Rey befindet sich in der Schwebe zwischen der hellen und dunklen Seite der Macht, Luke hat zunächst seinen "Glauben" verloren, Finn gerät wieder in die Versuchung zu fliehen, Poe ruft zur Meuterei auf... Dann wirft Johnsons Film noch mehr Fragen auf, als er welche beantwortet. Naja, eigentlich beantwortet der Film alle Fragen, nur nicht so dumm dreißt offensichtlich neun mal klug, dass auch jeder Depp alles direkt versteht. Die Antworten sind vielleicht nicht das, was sich die meisten von einem Star Wars-Film nach alter Manier erhoffen. Und da finde ich ihn sehr wohl mutig. Es gehört schon einiges dazu den ominösen Snoke, zu dem es ja unzählige Theorien gab und gibt, binnen weniger Minuten aus dem Kanon zu streichen. Natürlich wäre es vergnüglich gewesen, wenn dieser Charakter irgend etwas mit der alten Republik, der Allianz oder dem Imperium zu tun gehabt hätte, aber ist es für das Verständnis der unmittelbaren Handlung so relevant zu wissen, wer er ist (außerdem wird er vllt. in IX wieder thematisiert)? Wie damals der Imperator selbsterklärend Anführer war, ist es Snoke als "Supreme Leader" eben auch.
Eine weitere Eigenschaft Johnsons ist sein hervorragender Sinn für Humor uns Selbstironie. Nie war Star Wars sich selbst gegenüber respektloser, aber im positiven Sinne. Es ist doch schon sehr albern, wenn man sich vorstellt, dass es in der Realität tatsächlich Fans gibt, die sich einem Jedi-Orden anschließen.
Johnson sagt mit seinem Film: "Leute habt Spaß, nehmts nicht so ernst und bitte auch nicht so akribisch genau mit dem Scheiß." (was keineswegs heißt Johnson sei in seiner Art Regie zu führen unpräzise). Das ist aus meiner Sicht die im Jahre 2017 einzig richtige Einstellung zu einer Saga, die schon immer einen Hang zum trashigen hatte, irgendwie zusammengewürfelt ist, ein bunter Karnevall eben. Aber eben auch ein schlüssiger Mikrokosmos, ein wunderbares Paralleluniversum, in dem alles möglich ist und zum Träumen einlädt. Ein Glück kommt Johnsons Film nicht so unangenehm prätentiös daher, sondern räumt den einzelnen Zutaten, die SW schmackhaft machen, den richtigen Raum ein.
Re: Star Wars
4711"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."
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