1133
von photographer
Agent
.
Einige Anmerkungen meinerseits zu Anatols umfangreichem Review
Als Sean Connery bei der Premiere von YOU ONLY LIVE TWICE in Anwesenheit von Queen Elizabeth II unwiderruflich der Welt zu Protokoll gab, dass er für den nächsten von EON Productions Limited zu produzierenden Bond-Film für die Hauptrolle nicht mehr zu Verfügung stände, geriet das Franchise erst einmal in ein Vakuum, da die Produzenten Saltzman und Broccoli sich nicht ernsthaft Gedanken bezüglich einer Neubesetzung im Vorfeld gemacht hatten, und das Verhältnis zwischen den beiden sich aufgrund der weltweiten Erfolgsgeschichte nicht nur zum Guten entwickelt hatte. Statt zweier Team-Player, welche zusammen agieren, gingen beide auch anderen Projekten immer mehr nach.
Harry Saltzman erwies sich dabei als der Vielseitigere, da er neben Filmproduktionen auch seine Fühler in andere Bereiche ausstreckte, bevor er sich mit der Übernahme der Technicolor Motion Picture Company übernehmen sollte und am Ende sein Vermögensanteile an Danjaq veräußern musste. Mit seiner Firma Lowndes Productions hatte Saltzman ab 1965 durch mehrere nachfolgende Harry Palmer-Verfilmungen bewiesen, dass er mehrgleisig fahren konnte und die Bond-Filme nicht alles waren, was er auf die Beine stehen wollte. So sollte Saltzman in der rund zweieinhalbjährigen Wartezeit zwischen YOU ONLY LIVE TWICE (1967) und ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE (1969) seinen neuen Star Michael Caine (gebürtig: Maurice Joseph Micklewhite Jr) verstärkt protegieren, da er diesen neben den Agentenverfilmungen von Len Deightons Romanen, ihn noch in PLAY DIRTY (1969) und BATTLE OF BRITAIN (1969) als Hauptdarsteller einsetzte. Albert R. Brocolli brachte dagegen das Kinder-Musical CHITTY CHITTY BANG BANG auf die Leinwand welches zu Weihnachten 1968 in die angloamerikanischen Kinos kam.
Was nun die Vakanzzeit in Sachen Bond in jenen Tagen anbetrifft, so verweisen unterschiedliche Quellen auf verschiedene Parallelstränge hin. So berichtet Roger Moore etwa, dass nach YOU ONLY LIVE TWICE Recherchen zu THE MAN WITH THE GOLDEN GUN aufgenommen worden sind und Teile des Filmteams sich nach Kambodscha begeben hat um vor Ort nach passenden Schauplätzen Ausschau zu halten. Mit dem immer stärker werdenden Kriegskonflikt durch die Roten Khmer im Januar 1968 wurde der Plan auf Eis gelegt, wodurch Roger Moore dann ihn in Sachen Bond betreffend nichts weiter mehr gehört hat, wobei er im Gegenzug für seine Weiterverpflichtung in seiner Rolle als Simon Templar den Bond-Produenten auch irgendwann nicht mehr zur Verfügung hat stehen können.
In dieser Phase dürften sich die Produzenten auch an viele etablierte Filmstars gewandt haben, wobei es nachweislich Aussagen von Clint Eastwood und Adam West gibt, die abgesagt haben, da sie sich des undankbaren Erbes durch den etablierte Performance von Sean Connery mehr als bewusst waren, dass sie hier gegenüber dem Vorgänger beim Massenpublikum nur verlieren konnten.
Was Oliver Reed anbetrifft, ist er als Aspirant für die Neubesetzung auch erfasst gewesen, jedoch ging es bei der Neubesetzung nicht um schauspielerische Qualitäten allein, sondern auch um das Bild des entsprechenden Darstellers in der Öffentlichkeit. Hier war Oliver Reed nicht nur durch seinen Hang zum Alkoholismus mehr als auffällig geworden, sondern auch durch zahlreiche Schlägereien in der Öffentlichkeit zu trauriger Berühmtheit gelangt.
Eine Notiz von Seiten Albert R. Broccolis verweist auf seinen Stellenwert in der Analogie des Franchises und sein bedingtes Scheitern hin:
Oliver Reed – Narrowly missed out on playing superspy James Bond because of his love of alcohol and fighting. A new biography of the star uncovered a letter from Bond mastermind Albert R. Broccoli outlining how close he came to replacing Sean Connery in the role. Broccoli wrote, "With Reed we would have had a far greater problem to destroy his image and re-mold him as James Bond. We just didn't have the time or money to do that." According to Cliff Goodwin, author of the book "Evil Spirits", "Oliver was probably within a sliver of being cast as Bond." He adds, "But by 1968 his affairs were public and he was already drinking and fighting - as far away from the refined Bond image as you could get."
Es entbehrt natürlich einer gewissen Ironie, dass der später für die Rolle genommene George Lazenby am Ende auch beweisen sollte, dass er einen eigenen Kopf haben sollte und sich nicht jeglichen Diktat der Produzenten beugen würde. So ist es George Lazenby zu "verdanken", dass der Bond-Film mit dem Tod Tracys endet, nach mit Ende der Dreharbeiten unumstößlich klar wurde, dass der Australier nicht weiter machen würde. Ursprünglich war vorgesehen, dass Peter Hunt den Film mit der Hochzeit enden lassen wollte.
Nachtrag:
Übrigens glaube ich, dass wenn Roger Moore, diesen Film im "gleichen Korsett" hätte spielen müssen, meines Erachtens weitaus schlimmer gescheitert wäre. Was den Film im Einsteig meiner Meinung nach weitaus schwieriger und komplexer macht, ist der Tatbestand, dass Tracy im Film selbstmordgefährdet ist und dies eine Bank darstellt, die für meisten Interpreten in dieser Rolle eine Belastung dargestellt hätte, die mit ihrem Rollen Alter-Ego sich nicht verträgt - gerade in Hinblick der späteren Ehelichung.
.
Zuletzt geändert von
photographer am 7. Februar 2018 13:49, insgesamt 1-mal geändert.