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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Tolle Review, Anatol, die ich in manchen Punkten nicht teile, da ich den Film und auch Lazenby positiver als Du sehe. OHMSS ist durch seine Ausnahmestellung ein klare 10 für mich und in einer Liga mit TSWLM und QOS, mit Abstrichen auch mit LALD und CR. Gerade die zurückhaltende, ja vielleicht etwas schüchterne Art von Lazenby passt perfekt in diesen Film. Connery hätte in OHMSS überhaupt nicht gepasst, bzw. es wäre vermutlich ein ganz anderer Film geworden. Das Gesamtpacket Lazenby stimmt für mich, ich kann da keine schauspielerischen Schwächen oder eine mangelnde Chemie zwischen ihm und Diana Rigg - wie ja auch gerne kolportiert wird - erkennen.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1127
DonRedhorse hat geschrieben:Gerade die zurückhaltende, ja vielleicht etwas schüchterne Art von Lazenby passt perfekt in diesen Film. Connery hätte in OHMSS überhaupt nicht gepasst, bzw. es wäre vermutlich ein ganz anderer Film geworden. Das Gesamtpacket Lazenby stimmt für mich, ich kann da keine schauspielerischen Schwächen oder eine mangelnde Chemie zwischen ihm und Diana Rigg - wie ja auch gerne kolportiert wird - erkennen.
Das finde ich sehr interessant, wie Lazenby auf dich wirkt, Don. Als schüchtern oder zurückhaltend empfinde ich sein Spiel eigentlich gar nicht, sondern eher wie geschrieben öfter mal etwas unbeholfen. Mit Ausnahme seiner Tarnidentität als Sir Hillary (die übrigens kaum weniger fantastisch anmutet als der japanische Bond im Vorgänger: ein muskelbepackter 1,90-Hüne ist als unsportlicher Bücherwurm in Punkto Glaubwürdigkeit doch ein sehr schwer zu lutschender Drops) verlangt die Bond-Rolle in OHMSS doch nach einem selbstischeren Kerl, gerade im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. So muss er Tracy im Anfangsdrittel ja nicht nur retten, sondern dann ja auch „im Sturm nehmen“ und auf dem Piz lässt er dann den „alten“ Bond hemmungslos von der Leine. Ich bin aber insofern bei dir, dass der zweifellos beabsichtigte Effekt Bond in vereinzelten Szenen mit Tracy ungewöhnlich einfühlsam darzustellen gut gelungen ist (insbesondere in der Szene direkt vor der Liebes-Collage und bei der Übernachtung im Heustall).

Ich teile übrigens deine Meinung, dass Connery in OHMSS (so wie wir den Film Kennen) unpassend gewesen bzw. es mit ihm ein ganz anderer Film geworden wäre. Echte emotionale Bindung und Ergriffenheit sehe ich allerhöchstens ansatzweise im Conneryschen Bond (z.B. bei Akis Tod). Die in OHMSS erforderliche volle emotionale Bandbreite hätte einen weitgehenden Bruch mit dem etablierten Connery-Bond erfordert und das hätte ich gar nicht sehen wollen. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass für mich das machohafte Auftreten des Connery-Bonds (und auch des Moore-Bonds) keine Fassade oder einen Schutzpanzer, sondern eben die Essenz des Charakters darstellt. Bond sehe ich als Genussmenschen, der das was er macht gern und bewusst macht und nicht als aus einem Trauma geborene Überschuss- oder Ersatzhandlung. Dieser Punkt stellt für mich dann auch einen essentiellen Unterschied zwischen der Bond-Darstellung der Connery- und Moore-Ära und dem der Craig-Ära dar – und in Teilen auch zu dem aus OHMSS.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Schüchtern ist vielleicht zu viel, einfühlsam trifft es besser. Unbeholfen oder hölzern finde ich ihn nicht, kannst Du da mal eine beispielhafte Szene nennen? Vielleicht stört mich so etwas auch nicht, weil ich mich durch das Gesamtergebnis blenden lasse. OHMSS ist auf jeden Fall ein Film, der mich auch noch nach der zwanzigsten Sichtung begeistert und emotional berühren kann.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1129
DonRedhorse hat geschrieben:Unbeholfen oder hölzern finde ich ihn nicht, kannst Du da mal eine beispielhafte Szene nennen?
z.B. als er das ersten Mal die berühmte Rollenvorstellung „my Name is Bond, James Bond“ bringt. Da fehlt mir die überwältigende Selbstsicherheit eines Connery, seine Mimik wirkt hier recht unschlüssig. Eine weitere Szene, die mir auch diesbezüglich negativ auffällt ist, wenn er über das Wesen seines Jobs philosophiert (kurz bevor er Tracy mitteilt, dass er den Geheimdienst verlassen will). Der Monolog ist für sich genommen schon recht „schwafelig“, durch Lazenbys etwas „vergeistigte“ Mimik wird diese Wirkung aber noch weiter potenziert. Das „Hözerne“ sehe ich u.a. auch in der Szene mit M nach der Lawine, als er Tracys Einsatz und die Tatsache, dass der Geheimdienst ihr etwas (also die Rettung) schuldet anführt. Gerade verglichen mit der brodelnden Unzufriedenheit, die Connery in der sehr ähnlichen M-Szene in GF nach Jills Tod zeigt wirkt Lazenby darstellerisch hier wiederum sehr unschlüssig und steif.
DonRedhorse hat geschrieben:Vielleicht stört mich so etwas auch nicht, weil ich mich durch das Gesamtergebnis blenden lasse. OHMSS ist auf jeden Fall ein Film, der mich auch noch nach der zwanzigsten Sichtung begeistert und emotional berühren kann.
Das kann ich gut nachvollziehen, auch wenn mir einige handwerkliche Dinge die mir nicht so taugen den ganz großen Genuss etwas verhageln. Emotional werde ich persönlich übrigens immer kurz vorm Ende, wenn Bond Moneypenny den Hut zuwirft. Diese kleine Szene finde ich sehr ergreifend (wie ich generell finde, dass Penny in OHMSS ihre wohl besten Szenen überhaupt hat) und auch richtig toll gespielt, sowohl von Maxwell als auch von Lazenby.
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Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Einige Anmerkungen meinerseits zu Anatols umfangreichem Review

Als Sean Connery bei der Premiere von YOU ONLY LIVE TWICE in Anwesenheit von Queen Elizabeth II unwiderruflich der Welt zu Protokoll gab, dass er für den nächsten von EON Productions Limited zu produzierenden Bond-Film für die Hauptrolle nicht mehr zu Verfügung stände, geriet das Franchise erst einmal in ein Vakuum, da die Produzenten Saltzman und Broccoli sich nicht ernsthaft Gedanken bezüglich einer Neubesetzung im Vorfeld gemacht hatten, und das Verhältnis zwischen den beiden sich aufgrund der weltweiten Erfolgsgeschichte nicht nur zum Guten entwickelt hatte. Statt zweier Team-Player, welche zusammen agieren, gingen beide auch anderen Projekten immer mehr nach.
Harry Saltzman erwies sich dabei als der Vielseitigere, da er neben Filmproduktionen auch seine Fühler in andere Bereiche ausstreckte, bevor er sich mit der Übernahme der Technicolor Motion Picture Company übernehmen sollte und am Ende sein Vermögensanteile an Danjaq veräußern musste. Mit seiner Firma Lowndes Productions hatte Saltzman ab 1965 durch mehrere nachfolgende Harry Palmer-Verfilmungen bewiesen, dass er mehrgleisig fahren konnte und die Bond-Filme nicht alles waren, was er auf die Beine stehen wollte. So sollte Saltzman in der rund zweieinhalbjährigen Wartezeit zwischen YOU ONLY LIVE TWICE (1967) und ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE (1969) seinen neuen Star Michael Caine (gebürtig: Maurice Joseph Micklewhite Jr) verstärkt protegieren, da er diesen neben den Agentenverfilmungen von Len Deightons Romanen, ihn noch in PLAY DIRTY (1969) und BATTLE OF BRITAIN (1969) als Hauptdarsteller einsetzte. Albert R. Brocolli brachte dagegen das Kinder-Musical CHITTY CHITTY BANG BANG auf die Leinwand welches zu Weihnachten 1968 in die angloamerikanischen Kinos kam.


Was nun die Vakanzzeit in Sachen Bond in jenen Tagen anbetrifft, so verweisen unterschiedliche Quellen auf verschiedene Parallelstränge hin. So berichtet Roger Moore etwa, dass nach YOU ONLY LIVE TWICE Recherchen zu THE MAN WITH THE GOLDEN GUN aufgenommen worden sind und Teile des Filmteams sich nach Kambodscha begeben hat um vor Ort nach passenden Schauplätzen Ausschau zu halten. Mit dem immer stärker werdenden Kriegskonflikt durch die Roten Khmer im Januar 1968 wurde der Plan auf Eis gelegt, wodurch Roger Moore dann ihn in Sachen Bond betreffend nichts weiter mehr gehört hat, wobei er im Gegenzug für seine Weiterverpflichtung in seiner Rolle als Simon Templar den Bond-Produenten auch irgendwann nicht mehr zur Verfügung hat stehen können.
In dieser Phase dürften sich die Produzenten auch an viele etablierte Filmstars gewandt haben, wobei es nachweislich Aussagen von Clint Eastwood und Adam West gibt, die abgesagt haben, da sie sich des undankbaren Erbes durch den etablierte Performance von Sean Connery mehr als bewusst waren, dass sie hier gegenüber dem Vorgänger beim Massenpublikum nur verlieren konnten.
Was Oliver Reed anbetrifft, ist er als Aspirant für die Neubesetzung auch erfasst gewesen, jedoch ging es bei der Neubesetzung nicht um schauspielerische Qualitäten allein, sondern auch um das Bild des entsprechenden Darstellers in der Öffentlichkeit. Hier war Oliver Reed nicht nur durch seinen Hang zum Alkoholismus mehr als auffällig geworden, sondern auch durch zahlreiche Schlägereien in der Öffentlichkeit zu trauriger Berühmtheit gelangt.
Eine Notiz von Seiten Albert R. Broccolis verweist auf seinen Stellenwert in der Analogie des Franchises und sein bedingtes Scheitern hin:
Oliver Reed – Narrowly missed out on playing superspy James Bond because of his love of alcohol and fighting. A new biography of the star uncovered a letter from Bond mastermind Albert R. Broccoli outlining how close he came to replacing Sean Connery in the role. Broccoli wrote, "With Reed we would have had a far greater problem to destroy his image and re-mold him as James Bond. We just didn't have the time or money to do that." According to Cliff Goodwin, author of the book "Evil Spirits", "Oliver was probably within a sliver of being cast as Bond." He adds, "But by 1968 his affairs were public and he was already drinking and fighting - as far away from the refined Bond image as you could get."


Es entbehrt natürlich einer gewissen Ironie, dass der später für die Rolle genommene George Lazenby am Ende auch beweisen sollte, dass er einen eigenen Kopf haben sollte und sich nicht jeglichen Diktat der Produzenten beugen würde. So ist es George Lazenby zu "verdanken", dass der Bond-Film mit dem Tod Tracys endet, nach mit Ende der Dreharbeiten unumstößlich klar wurde, dass der Australier nicht weiter machen würde. Ursprünglich war vorgesehen, dass Peter Hunt den Film mit der Hochzeit enden lassen wollte.

Nachtrag:
Übrigens glaube ich, dass wenn Roger Moore, diesen Film im "gleichen Korsett" hätte spielen müssen, meines Erachtens weitaus schlimmer gescheitert wäre. Was den Film im Einsteig meiner Meinung nach weitaus schwieriger und komplexer macht, ist der Tatbestand, dass Tracy im Film selbstmordgefährdet ist und dies eine Bank darstellt, die für meisten Interpreten in dieser Rolle eine Belastung dargestellt hätte, die mit ihrem Rollen Alter-Ego sich nicht verträgt - gerade in Hinblick der späteren Ehelichung.


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Zuletzt geändert von photographer am 7. Februar 2018 13:49, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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photographer hat geschrieben:Es entbehrt natürlich einer gewissen Ironie, dass der später für die Rolle genommene George Lazenby am Ende auch beweisen sollte, dass er einen eigenen Kopf haben sollte und sich nicht jeglichen Diktat der Produzenten beugen würde. So ist es George Lazenby zu "verdanken", dass der Bond-Film mit dem Tod Tracys endet, nach mit Ende der Dreharbeiten unumstößlich klar wurde, dass der Australier nicht weiter machen würde. Ursprünglich war vorgesehen, dass Peter Hunt den Film mit der Hochzeit enden lassen wollte.
Korrekt. Im Making Of schwärmt Hunt davon, die Szene so gestaltet zu haben, dass sie zwei Schlusspunkte zuließ. In seiner Vorstellung hätte der Film mit dem Shot enden können, als Bond und Tracy mit dem Aston Martin davon fahren und mit Blumen beschmissen werden. Hier hätte der Abspann eingesetzt und der Armstrong Song uns aus dem Kino begleitet. Die PTS des nächsten Bondfilms hätte dann die Szene sein können, die in Hunts Film im Anschluss folgt. Bond und Tracy beim Fahren und der Diskussion ums Kinderkriegen, inklusive der anschließenden Ermordung der holden Maid. Nicht unwahrscheinlich, dass mit einem solchen Beginn ein weiterer Bondfilm mit Lazenby die Rache-Komponente ausgespielt und damit unter Umständen sogar LTK und QOS vorweg genommen hätte, während Hamilton sich bekanntermaßen in DAF dazu entschloss, OHMSS komplett zu ignorieren und an das Ende von YOLT anzuschließen.
https://filmduelle.de/

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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Nicht dass ich euch nicht glaube (würde mir gerade bei photographer, dem in Sachen Bond zweifelsfrei kompetentesten User hier im Forum, im Traum nicht einfallen), aber in welchen Quellen wird das mit dem glücklichen OHMSS-Ende genannt? Wird das bei Helfenstein erwähnt? Ich kann mich da gar nicht dran erinnern. Es scheint mir auch insofern etwas widersprüchlich, da Lazenby die Rolle doch erst kurz vor der Premiere hinschmiss, als der Schnitt des Films schon weitgehend durch gewesen sein müsste. Ich frage mich auch – wie bereits im Review angedeutet – auf was man dann mit der „we have all the time in the world“-Komponente hinaus hätte wollen, wenn man den Film ohne den Tod Tracys hätte enden lassen, da dieser Kerngedanke dann ja seiner Vollendung entbehrt hätte. Es scheint auch etwas ungewöhnlich für die damalige Zeit, dass man bereits eine für den Folgefilm vorgesehene Szene drehte (auch wenn es da fraglos Präzedenzfälle gab, aber die Bondfilme waren diesbezüglich ja doch immer klar abgeschlossen). Also bitte entschuldigt meine Rolle als „ungläubiger Thomas“, aber ich höre das tatsächlich zum ersten Mal.

photographer hat geschrieben: Übrigens glaube ich, dass wenn Roger Moore, diesen Film im "gleichen Korsett" hätte spielen müssen, meines Erachtens weitaus schlimmer gescheitert wäre. Was den Film im Einsteig meiner Meinung nach weitaus schwieriger und komplexer macht, ist der Tatbestand, dass Tracy im Film selbstmordgefährdet ist und dies eine Bank darstellt, die für meisten Interpreten in dieser Rolle eine Belastung dargestellt hätte, die mit ihrem Rollen Alter-Ego sich nicht verträgt - gerade in Hinblick der späteren Ehelichung.
Es fällt schwer sich bei der Einschätzung, ob Moore glaubwürdig in OHMSS gewesen wäre, von seiner späteren Rollenauslegung zu lösen. Im Gegensatz zu Connery hätte er in einem potenziellen 1969er OHMSS zumindest nicht den rollentechnischen Ballast der Vorgängerfilme gehabt. Ebenfalls hätte es Moore sicherlich in die Karten gespielt, dass auch der OHMSS-Bond ja nur zu einem kleineren Teil der empfindsame, verliebte „Mensch“ ist und zum größeren Teil der selbstbewusste, keine Kost verachtende Lebemann. Gerade auch die „Charade“ als Sir Hillary hätte Moore denke ich allerlei Möglichkeiten geboten seinen Charme und sein komödiantisches Talent auszuspielen. Auch hätte er vermutlich aufgrund seiner hier bereits beträchtlichen schauspielerischen Erfahrung wesentlich selbstsicherer und hinsichtlich seiner Darstellung kontrollierter agiert als es Lazenby aufgrund seiner fehlenden Vorkenntnisse im Stande war. Von daher hätte das durchaus funktionieren können, wobei Moores OHMSS-Rollenvariation wohl mehr mit seiner späteren Auslegung in LALD als dem dann ab TSWLM perfektionierten "Moore-Bond wie wir ihn kennen und lieben“ gemein gehabt hätte.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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AnatolGogol hat geschrieben:... aber in welchen Quellen wird das mit dem glücklichen OHMSS-Ende genannt?
Einige Beispiele für Dich zur Einsicht, Anatol:

https://en.wikipedia.org/wiki/Tracy_Bond
Originally, it had been planned that On Her Majesty's Secret Service would end with Bond and Tracy driving away from their wedding. The scenes where she was shot were filmed at the same time with the intention that they would form the pre-title sequence of Diamonds Are Forever. This was rendered inviable when George Lazenby left the role.


http://whatculture.com/film/james-bond- ... rvice-1969
When Bond returns to the car interior it is revealed that Tracy has been killed. The power of this scene is down to a combination of Hunt's directorial style and Lazenby's handling of the role. Hunt made Lazenby repeatedly rehearse the scene from 8 clock in the morning to 5 o' clock in the afternoon when the scene was eventually shot with Lazenby drained and exhausted. It is a rare thing to see Bond broken but Lazenby makes the scene all the more convincing in probably his strongest scene of the whole movie. The veneer of cool is stripped away and we see Bond as a mortal man with an ordinary heart and soul. Originally the scene was supposed to be split into two with the film ending at the close of the wedding as Bond and Tracy drive away then the next film would begin withTracy's death as the opening pre-credit scene. It is an extremely brave ending to the film and I imagine closing the film on such a downer must have left audiences speechless at the time of release.


http://www.imdb.com/title/tt0064757/tri ... tt_trv_trv
Peter R. Hunt wanted to direct James Bond 007 - DIAMONDS AR FOREVER (1971), and would have, if George Lazenby had remained with the franchise. His original plan for the ending was to show Bond and Tracy driving away from their wedding, then have Diamonds Are Forever open with the shooting. When Lazenby declined to appear again, the idea was scrapped.

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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1137
photographer hat geschrieben: Einige Beispiele für Dich zur Einsicht, Anatol:
Vielen Dank für die aufschlussreichen Quellen, photographer! Aber – ganz der ungläubige Thomas, der ich nun mal bin :D – so ganz überzeugt bin ich nicht, da die Formulierung „originally“ doch einigen Spielraum offen lässt, wann konkret mit einem alternativen Ende geliebäugelt wurde. Und um noch weiter zu unken bin ich bei wiki und imdb auch immer durchaus skeptisch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Angaben. Ich bezweifle nicht, dass man zu welchem Zeitpunkt auch immer mit der Möglichkeit gespielt hat Tracys Tod in den Nachfolger zu verlagern. Die Tatsache, dass Charles Helfenstein in seinem quintessentiellen Buch das nicht im Zusammenhang mit dem Dreh (und wenn ich mich recht erinnere auch nicht innerhalb der Drehbuchentwürfe) erwähnt macht mich aber schon sehr skeptisch, da er es eigentlich wissen sollte als langjähriger Freund von Peter Hunt (dem er sein Buch ja gewidmet hat). Er erwähnt ja auch, dass Richard Maibaum bereits im Herbst 1969 - also deutlich vor der Premiere von OHMSS im Dezember und Lazenbys öffentlichem Rollenrücktritt im November - mit den Arbeiten am ersten Drehbuchentwurf zu DAF begann, in welchen die Handlung mit einem trauernden Bond einsetzt und eben nicht mit der bereits gedrehten Todesszene von Tracy.

Mal Butter bei die Fische: hälst du die Quellen für glaubwürdig bzw. denkst du, dass man tatsächlich bis weit in die Postproduction hinein ein potenzielles Ende ohne Tracys Tod in Erwägung zog? Ich persönlich denke, dass zum Zeitpunkt des Drehs die Entscheidung Tracy am Ende sterben zu lassen bereits feststand und nicht mehr von Lazenbys Entschluss die Serie zu verlassen beeinflusst wurde. Diese Einschätzung stütze ich vor allem auf die bereits angeführte Nichterwähnung in Helfensteins Buch (wie es auch in keiner anderen mir bekannten Hintergrundliteratur erwähnt wird).
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Anatol, im Making Of auf der Bluray von OHMSS (bzw auf DVD 2 der Ultimate Edition) sagt Hunt selbst etwas in die Richtung. Vielleicht magst du da mal rein gucken, wie konkret er da genau wird, erinnere ich nicht. Wohl aber, dass er von der Möglichkeit spricht, den Film bei der Hochzeit zu enden, was dann auch dementsprechend visualisiert wird.
https://filmduelle.de/

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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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AnatolGogol hat geschrieben:Die PTS von OHMSS stellt für mich – neben der Ski-Verfolgung – den eigentlichen Höhepunkt des Films dar. Die komplette Sequenz ist prächtig gefilmt, auch da sich die Entscheidung, im Zwielicht der Dämmerung zu drehen, als goldrichtig erwies.
Der Großteil dieser Anfangssequenz ist durch entsprechend an die Situation angepasste Filmfilter am Strand durch den Kameramann tagsüber vollzogen worden, da der zeitliche Ablauf des Moments innerhalb des Morgens oder Abends für diese Form des Drehs temporär einfach zu kurz ist.
Der einzig bekannte Film, der solche Momente zu dieser "Magischen Stunde" durchgehend huldigt, ist Terence Malicks Drama DAYS OF HEAVEN (1978). Malick drehte die Außenaufnahmen hauptsächlich zur Morgen- oder Abenddämmerung (der sogenannten Magic Hour) oder nachts. Ein zeitaufwendiges Verfahren, da sich die tatsächliche Drehzeit dadurch auf maximal eine Stunde täglich beschränkte.

Da die Autoverfolgungsjagd zwischen dem Held und zukünftiger Gespielin zu Beginn des Films im Dunkeln startet und mit einer Schlägerei in die Morgendämmerung übergeht, überspielt diese den Tatbestand, dass das natürliche Terrain den realen Gegebenheiten einen Strich durch die Rechnung macht.

Bild



Die am Guincho-Strand in Portugal gedrehte Szene befindet sich geographisch an der fast westlichsten Stelle Europas. Die Sonne kann nur von der entgegengesetzten Seite (Osten) aufgehen. Die Filmszene gehört somit zu den klassischen Widrigkeiten mit der die Filmkunst eigene Akzente setzt.
Für mich war es im Sommer 2015 daher ein persönliches Anliegen bei einer Portugalreise an diesem Strand jene Momente lichttechnisch so abzubilden, wie sie der Magic Hour entsprechen, wodurch ich in gewisser Hinsicht diese auch als sehr spirituelle Augenblicke erlebt habe, da der Strand zu der Zeit menschenleer war und Wind und Wetter das Geschehen definierten.
Dementsprechend fanden diese Aufnahmen - entsprechend der verkehrt laufenden Zeit in der gestalteten Titelsequenz von Maurice Binder - statt, sprich vom Sonnenuntergang übergehend in die Abenddämmerung bis hin zur blauen Stunde.

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Zuletzt geändert von photographer am 7. Februar 2018 18:09, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Casino Hille hat geschrieben:Anatol, im Making Of auf der Bluray von OHMSS (bzw auf DVD 2 der Ultimate Edition) sagt Hunt selbst etwas in die Richtung. Vielleicht magst du da mal rein gucken, wie konkret er da genau wird, erinnere ich nicht. Wohl aber, dass er von der Möglichkeit spricht, den Film bei der Hochzeit zu enden, was dann auch dementsprechend visualisiert wird.
Danke für den Hinweis, Hille. Ich hab gerade mal in "Inside OHMSS" reingeschaut und es ist so, wie du es geschrieben hast. Allerdings klingt das ("that was, dramatically, how it should have been.) doch verdächtig nach "im nachhinein ist man schlauer" und als ob er das fertige Ende jetzt bereue (vielleicht wegen des verhaltenen Erfolgs und der Tatsache, dass seine Regie-Karriere im Anschluss nicht ganz so lief, wie er sich dies vielleicht gewünscht hätte). Ich finde nach wie vor, dass zuvieles dafür spricht, dass während des Drehs die Sterbeszene ganz klar als finaler Moment vorgesehen war als dass ich wirklich an ein ernsthaft in Erwägung gezogenes alternatives, fröhlichers Ende glauben kann. :)
photographer hat geschrieben:Der Großteil dieser Anfangssequenz ist durch entsprechend an die Situation angepasste Filmfilter am Strand durch den Kameramann tagsüber vollzogen worden, da der zeitliche Ablauf des Moments innerhalb des Morgens oder Abends für diese Form des Drehs temporär einfach zu kurz ist.
Ja, das war unglücklich von mir formuliert. Was ich eigentlich meinte ist: "es erwies sich als goldrichtig diese Szene dramaturgisch in der Dämmerung anzulegen". :)

photographer hat geschrieben: Da die Autoverfolgungsjagd zwischen dem Held und zukünftiger Gespielin zu Beginn des Films im Dunkeln startet und mit einer Schlägerei in die Morgendämmerung übergeht, überspielt diese den Tatbestand, dass das natürliche Terrain den realen Gegebenheiten einen Strich durch die Rechnung macht.
Diesbezüglich muss ich in OHMSS auch immer schmunzeln, weil uns der Film verkaufen will, dass eine (schier endlose) Bobbahn direkt unterhalb des Schilthorn-Gipfels in fast 3000 Metern Höhe startet. :D
photographer hat geschrieben:
Bild
wow, da hast du die Stimmung des Originals aber sehr gut getroffen (und sogar noch im gleichen Format). Sieht klasse aus!
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