AnatolGogol hat geschrieben: 14. Februar 2019 13:22
Konnte mit Reeds Wien-Tour nie was anfangen, wenn ich das mal so frevlerisch sagen darf war er ziemlich langweilig.
Du armer, armer Tor.
Späßle, mal im Ernst: Als Fan von alten Detektivstreifen ist "Der dritte Mann" schon ein mehr als formidables Meisterwerk, und insbesondere formal ein wunderschöner Film, auch als Zeitdokument. Das zerbombte, in vier Sektoren eingeteilte Wien, wird ganz herrlich eingefangen und spielt neben der Zither-Musik die zweite Hauptrolle. Danach erst kommt dann ein fabelhaft aufgelegter Joseph Cotten in einer typisch für das Genre gar nicht so heroischen Hauptrolle, der etwas zu viel trinkt und vermutlich etwas zu naiv dem Fall nachgeht und sich dann als hoffnungsloser Romantiker auch noch verknallt, natürlich. Aber der wahre Star ist wie gesagt in personeller Hinsicht Orson Welles, der selten so gut war wie hier und bei dem die Leinwand definitiv in Flammen steht. Angeblich soll er ja nur zum Mitwirken durch das Versprechen überzeugt worden sein, er würde allen anderen die Show stehlen. Nun, ob das stimmt, weiß ich nicht, aber dies umgesetzt hat er auf alle Fälle. Jede Szene mit ihm ist ein Genuss und das der Film im extrem mitreißenden Showdown unter Wien plötzlich ganz bei ihm bleibt, anstatt sich auf den Helden zu konzentrieren ist da ein fast schon nachvollziehbarer Kunstgriff. Von Langeweile keine Spur.
Weißt du noch, warum genau er dich nicht erreichen konnte? Gingen dir die Figuren nicht nahe, war dir das Tempo vielleicht zu behäbig und langsam oder gab es einen ganz anderen Faktor, der dir bewusst den Zugang zum Film verweigerte? Ein Freund von mir etwa empfindet allein einen Ton von einer Zither gespielt als ebenso große Qual wie kratze Fingernägel auf einer Tafel... kein Wunder, dass ich ihn eher nicht dazu überreden konnte, dem dritten Mann eine Chance zu geben.
In einem sind wir uns aber einig: Der vierte Mann, bzw der dazu fliegende Holländer, ist natürlich ebenfalls jede Sichtung wert.