SMERSH hat geschrieben: 29. Juli 2019 21:51
Das Problem beim Grading und schnellem Schnitt ist, daß sich Auge bzw. Gehirn daran gewöhnen. Die Augen machen einen eigenen Weissabgleich, das Gehirn kennt die schnelle Bildabfolge bereits und verarbeitet die Bilder schneller.
Das SP Grading kommt mir auch zu extrem rüber. Bei QOS denk ich immer warum nicht einen Hauch längere Schnitte.
Im Schneideraum hat man nach tagelanger Arbeit und häufiger Sichtung eine ganz andere Auffassung.
Kurzer Exkurs, danach gehe ich wieder back to topic:
Bei QoS haben ganze Takes gefehlt, die aufgrund des sehr hohen Zeitdrucks nicht gemacht werden konnten oder suboptimal waren. Es gibt ein schönes Interview mit Forster, in dem er rückblickend über die Entstehung des Filmes spricht.Die Dreharbeiten scheinen ein einziges Chaos gewesen zu sein, nur damals hat der (sozial-)mediale Apparat noch anders funktioniert als heute. Für mich persönlich ein glücklicher Unfall, ich mag den Film nämlich genau so wie er ist. Aber mir ist natürlich bewusst, dass sich ein Großteil des Publikums an dem rasanten Schnitt stört, angenehm anzuschauen ist der Film nicht - das gebe ich zu. Aber genau deshalb fesselt er mich jedes Mal so, da ich mich nicht so einfach berieseln lassen kann. Und wer sich auf die Machart einlässt, wird mit grandios choreografierten Actionsequenzen, einem phänomenalen Soundtrack, tollen Locations, einer untypischen Story und einem absolut entfesselten Daniel Craig als Bond belohnt.
Bei SP handelt es sich um eine künstlerische Entscheidung, die ganz bewusst getroffen wurde, um den retro-Charme alter Filmkopien zu emulieren. Gerade bei SP, der neben seinem Anspruch ein moderner Thriller zu sein, ja ohnehin storytechnisch und stilistisch an die Connery/Moore-Tage erinnern soll, wäre das nicht nötig gewesen. Im Gegenteil, ich hätte den Bildern ihr Naturell gelassen, um die Leichtigkeit der Action (die der Film an vielen Stellen hat, bereits in der PTS Craig hält sich an der Lampe fest, Roger Moore-artige Gags etc.) oder die Überzeichnungen mit einem gewissen Grad an "dokumentarischem Realismus" zu konterkarieren. Oder ich hätte eher versucht den Technicolor-Look mit seinen wunderbaren Pastellfarben wieder raufzubeschwören.
Zu B25:
Ich würde mich sehr freuen, wenn B25 diese aus meiner Sicht ziemlich aufgesetzte Nostalgie der Medes-Bonds nicht nötig hat. Ich brauche keine Regie, die mir jederzeit aufdrückt, was ich denken oder fühlen soll - das ist im Blockbuster-Kino mit seinen manipulatorischen Werkzeugen zugegebenermaßen fast unmöglich. Ich beziehe mich daher explizit auf die Tonalität des Filmes. In dieser Beziehung finde ich CR nachwievor exemplarisch. Campbell hat es meines Erachtens geschafft einen Film zu machen, der durch und durch Bond ist, ohne das Publikum alle fünf Minuten daran zu erinnern zu müssen. Natürlich gibt es in CR stellenweise auch nostalgischen "Fan-Service" (z.B. Bond kommt an den DB5, Bond im Smoking vor dem Spiegel mit Bond-Thema etc.), allerdings sind all diese Elemente so geschickt in die Handlung eingeflochten, dass sie mich zumindest - aber das muss jeder selbst entscheiden - kaum aus dem Filmgeschehen rausziehen. Hinzu kommen die für damalige Bond-Verhältnisse recht frischen Action-Szenen, eine ungewohnte Brutalität und Radikalität, die mit dem Glamour dieser fiktivien Welt brechen. Meiner Ansicht nach fühlt sich CR gerade deshalb nachwievor sehr "modern" an.
DOP Phil Meheux sprach in einem Interview davon, wie er stets darum bemüht ist, bei Bond die Realität durch Lichtsetzung und den Einsatz knalliger Farben zu "enhancen", glamouröser zu gestalten, als sie ist. Das funktioniert meiner Ansicht nach aber nur, wenn das Handlungskonstrukt und die Charaktere innerhalb der ohnehin total überspitzten und realitätsfernen Filmwelt Bonds glaubwürdig genug sind.
Ich hoffe sehr, dass Fukunaga genau diesen Spagat meistert, ohne zu sehr in die (manchmal leider) obligatorische Nostalgiefalle zu dappen. B25 sollte als Film tonal/stilistisch einfach für sich stehen können, ich für meinen Teil brauche keine Anreihung von Referenzen an vergangene Tage um zu spüren, dass ich mir gerade einen James Bond-Film ansehe. Damit meine ich wohlgemerkt die Tonalität/Machart des Filmes und nicht etwa die Handlung, die in diesem Falle an die Vorgänger anschließen soll.