Re: The One and Only - Mel Gibson

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Die Tatsache, dass man meint auch Wild Bunch durch den Remake-Wolf drehen zu müssen stört mich bedeutend weniger, als dass Mel sich für so was hergibt. Und wie gesagt ist die Wahrscheinlichkeit bei ihm ja gar nicht mal so gering, dass da richtig was Gutes bei rauskommt. Aber ich hab sowas von Null Bock da drauf...und das bei einem meiner Leib- und Magenregisseure. :(
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Re: The One and Only - Mel Gibson

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AnatolGogol hat geschrieben: 25. September 2018 17:24 Die Tatsache, dass man meint auch Wild Bunch durch den Remake-Wolf drehen zu müssen stört mich bedeutend weniger, als dass Mel sich für so was hergibt. Und wie gesagt ist die Wahrscheinlichkeit bei ihm ja gar nicht mal so gering, dass da richtig was Gutes bei rauskommt. Aber ich hab sowas von Null Bock da drauf...und das bei einem meiner Leib- und Magenregisseure. :(
Eigentlich ist ein Wild Bunch Remake von einem starken Regisseur wie Gibson (ich habe zwar bisher nur Hacksaw Ridge gesehen, der mir aber sehr gut gefallen hat) noch viel schlimmer als irgendein blödes Filmchen von Videoclipmensch 0815, da man das Remake so weitaus weniger gut ignorieren und als gescheiterte filmgeschichtliche Randnotiz abtun kann. Die einzige kleine Hoffnung sehe ich darin, dass Gibson den Stoff womöglich verändern und seinen ganz eigenen, neuen Film daraus machen könnte. Aber das wäre wirklich eine Gratwanderung und macht auch nicht wirklich Lust auf mehr.

Ähnlich verhält es sich mit dem Suspiria Remake von Guadagnino, wobei das für mich noch eine deutlich schmerzfreiere Vorstellung ist als ein Neuaufguss von Sams wilder Bande.
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Re: The One and Only - Mel Gibson

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vodkamartini hat geschrieben: 25. September 2018 20:06
Casino Hille hat geschrieben: 25. September 2018 16:27 Da könnte man auch Point Break oder Red Dawn neu verfilmen...
Waren ähnlich blöde Ideen mit erwartbarem Ausgang.
Wobei in beiden Fällen auch das jeweilige Original bereits schlecht war und sich ein Vergleich mit "The Wild Bunch" eigentlich verbietet.
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Re: The One and Only - Mel Gibson

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Hacksaw Ridge

Nach dem gelungenen Apocalypto war Hacksaw Ridge dann mal wieder eine bemerkenswert negative Überraschung. Ein ziemlich mieser Film, der auch noch auf eine platte christliche Missionierungstendenz hinausläuft. Viel kunterbunter Kitsch in der ersten Hälfte, und wenn nicht gerade wüst, aber dafür sinnfrei, gemetzelt wird, bleibt es auch in der 2. Hälfte eher albern. Daß die total mißlungenen Metzelszenen langweiliger sind als der kunterbunte Kitsch lässt tief blicken.

Nebenbei erwähnt, und zu allem Überfluß, kommt die Schlachtplatte auch noch relativ rassistisch daher. Oh je ...

Re: The One and Only - Mel Gibson

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Da steckt viel wahres drin. An Rassismus kann ich mich jetzt nicht direkt erinnern, der Film ist eher aus dem vereinnahmenden Blick des Protagonisten erzählt (daraus ergibt sich dann einiges), aber bei der vollen Kitschladung inklusive mega penetranter Missionierungsbotschaft, da bin ich dann ganz bei dir.
https://filmduelle.de/

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Re: The One and Only - Mel Gibson

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Na, die Zeichnung der Japaner ist schon sehr extrem.
Die töten die Verwundeten, hausen unter der Erde, sind permanent hinterhältig, während unser Held auch noch einen der Feinde verbindet. Da fehlte jetzt nur noch, daß auch der noch versucht ihn zu töten, ansonsten war dies glaube ich der einzige Moment in der ein Japaner auch mal menschlich wirkte.
Das mag teils historisch belegbar sein, aber in der Masse fällt es mir hier stärker auf, als in vielen anderen Filmen mit ähnlicher Thematik. Erst Recht im Kontrast mit unserem aufrechten Protagonist.

Jetzt sehe ich für ein Wild Bunch Remake wieder tiefschwarz. Mit den modernen Actionszenen bin ich ja meist sehr zufrieden, aber das hier war recht öde, sehr mittelmäßig.

Re: The One and Only - Mel Gibson

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Die geschwungene Rassissmus-Keule kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin eigentlich über jeden Film froh, der sich nicht dem PC-Diktat unterwirft und sich auch traut bewusst einen Film aus einer Perspektive zu drehen und ohne Relativierung, damit sich ja niemand auf die Füße getreten fühlt. Viel übler finde ich gezielte Bösartigkeiten, die in Kriegsfilmen gerne angewendet werden, um die gegenerische Seite zu dämonisieren. Als Beispiele fallen mir da Warschau 44, Stalingrad (das Bondarchuk-Filmchen) oder - natürlich - Onkel Stevens Gimmick-Märchenstunde vom tapferen vierten Bruder ein. Sowas leistet sich Gibson aber nicht und ich finde eh, dass es eine seiner Stärken als Filmemacher ist, dass man zwar seine eigene Überzeugungen in seinen Filmen erkennen kann, dass dies aber nie soweit geht, dass es dem Zuschauer gänzlich abnimmt eine eigene Meinung vom gezeigten zu bilden und die Moral bereits vorgekaut vorgibt. Diesbezüglich finde ich seine Filme (vor allem Passion of the Christ und Hacksaw Ridge) sehr offen gehalten und kann daher den hier vorgebrachten Missionierungsvorwurf ebenfalls nicht nachvollziehen. Handwerklich halte ich ihn eh für einen makellosen Regisseur, von daher komme ich da logischerweise zu einem etwas anderen Urteil als Maibaum (und Hille). :)
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Re: The One and Only - Mel Gibson

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Ja, an Spielbergs Saving Private Ryan habe ich da auch gedacht, weil in HR ja all das, was du oder Vodka dem Spielberg vorwerft, noch viel massiver vorkommt. Mal abgesehen von der Schlachtplatte ist das ja der absolute sentimentale Hollywood Mainstreamfilm.
Auch deswegen war ich so verwundert über HR.

Das mit dem PC Diktat (ich magden Begriff ohnehin nicht) sehe ich ganz anders, das wäre das Letzte wofür ich HR loben würde, und die einseitige Zeichnung des Feindes finde ich hier eher übler (bzw dämonisierender) als in Warschau 44 oder Private Ryan. Jedenfalls aus der Erinnerung heraus.

Re: The One and Only - Mel Gibson

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Maibaum hat geschrieben: 9. August 2019 18:41 Ja, an Spielbergs Saving Private Ryan habe ich da auch gedacht, weil in HR ja all das, was du oder Vodka dem Spielberg vorwerft, noch viel massiver vorkommt.
Das ist aber nur deshalb so, weil du unter unseren (ich spreche jetzt einfach mal für vodka mit) Kritikpunkten offenbar etwas anderes verstehst als wir. Solche "Bösartigkeiten", also gezielte Manipulation von Seiten der Regie, wie z.B. die Szene mit dem deutschen Sniper und dem heldenhaften Ami-Soldaten, der bei der Rettung eines Kindes erschossen wird oder die mit dem Deutschen, der laufengelassen wird und sich später "bedankt", indem er einen der Protagonisten meuchelt, findet man bei Gibson nicht. Mein Kritikpunkt an Ryan (oder auch an Warschau 44, über den wir ja in der Vergangenheit keine Einigkeit erzielen konnten, da dir keine deutsche Dämonisierung aufgefallen ist) ist nicht, dass die deutsche Seite bei Greueltaten/Gemeinheiten gezeigt wird oder dass sie nur über solche Szenen charakterisiert wird, sondern die Art und Weise wie dies von Seiten der Regie bewusst gemacht wird. Und wie gesagt, sowas kann ich bei Gibson nicht erkennen und für mich reicht allein die Tatsache, dass die japanische Seite aus Gründen des Ausgleichs nicht auch ein paar "gute" Szenen zugestanden bekommt (ist das überhaupt so? müsste den Film um das abschliessend beurteilen zu können erst nochmal sehen) bei weitem nicht, um dem Film rassistische Tendenzen zu unterstellen.
Maibaum hat geschrieben: 9. August 2019 15:36 Dann wäre ohnehin noch die Frage warum der Film nicht ganz drauf verzichtet hat, sie passen nicht zum Rest des Films.
Na aber das sollte doch wohl klar sein. Die inhaltliche und stilistische Zweiteilung des Films ist doch ein bewusstes Stilmittel ähnlich wie zB bei The Deer Hunter (da ist es eher eine Dreiteilung), um den Unterschied zwischen Frieden (bzw. Quasi-Frieden während der Grundausbildung) und Krieg zu verstärken.
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Re: The One and Only - Mel Gibson

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AnatolGogol hat geschrieben: 10. August 2019 08:57
Maibaum hat geschrieben: 9. August 2019 15:36 Dann wäre ohnehin noch die Frage warum der Film nicht ganz drauf verzichtet hat, sie passen nicht zum Rest des Films.
Na aber das sollte doch wohl klar sein. Die inhaltliche und stilistische Zweiteilung des Films ist doch ein bewusstes Stilmittel ähnlich wie zB bei The Deer Hunter (da ist es eher eine Dreiteilung), um den Unterschied zwischen Frieden (bzw. Quasi-Frieden während der Grundausbildung) und Krieg zu verstärken.
Der Punkt ist, daß die Art wie Gibson den Krieg inszeniert, für mich zu keiner Sekunde zu dem Rest passt. Das hätte er ganz anders machen müssen, oder besser gar nicht bzw indirekter, aber das hätte den Rest des Films auch nicht aufgewertet.
Jedenfalls habe ich nach HR keine Idee mehr was euch an Saving Private Ryan stört. Das ist trotz einiger Schwächen, der in jeder Hinsicht weit überlegene Film. Auch visuell, und und erst recht inszenatorisch.

Bei The Deer Hunter macht das auch nicht immer Sinn. Warum Cimino da nicht direkt von der Jagd in das POW Camp schneidet werde ich nie verstehen. Die eine Kriegsszene die davor noch gezeigt wird ist vollkommen überflüssig.
Auch TDH hat damals für Empörung gesorgt, und auch da ist der Rassismus Vorwurf zumindest begründbar, aber in HR fand ich das auf eine sehr unangenehme Art sehr aufdringlich. Die Szenen in denen die Japaner jeden Verwundeten den sie finden töten, das passt sicherlich noch zum Inhalt, aber was soll die Szene mit den Japanern die sich scheinbar ergeben, nur um dann plötzlich zu versuchen mit Handgranaten in Selbstmord-Attentäter Manier noch ein paar Amerikaner mit in den Tod zu reißen? Wer sowas inszeniert sollte sich tatsächlich Gedanken machen wie das alles rüber kommt, wenn die Japaner ohnehin nur auf eine sehr problematische Art dargestellt werden.
Da gibt es genügend Möglichkeiten das zu machen, auch ohne den Krieg, oder die Art der Japaner wie sie ihn geführt haben, zu verharmlosen.
Zumal Gibson laut Wiki ohnehin hier und da Inhalte verändert hat, um seine "wahre Geschichte" filmtauglicher zu machen. Die auf Wiki zitierte Kritikermeinung kann ich unterschreiben: "‚Hacksaw Ridge‘ mag wahr sein, wirkt als Kino aber unanständig und pathetisch-verlogen."

Auch kam mir noch ein anderer aufdringlicher Propagandafilm in den Sinn, den ich kürzlich noch mal geschaut habe. John Waynes leicht durchschaubarer The Green Berets (1968) ist durchaus etwas besser als sein Ruf, jedoch zumindest nicht rassistisch, da er die verbündeten Südvietnamesen fast durchweg positiv zeichnet, aber dafür natürlich extrem anti-kommunistisch in der Zeichnung der Vietkong. Und in der Hinsicht HR sehr, sehr ähnlich.

Ich finde wenn du HR als Nicht-PC lobst, dann kannst du jeden Film loben der Dinge auf eine ziemlich einseitige Weise Dinge porträtiert.

Re: The One and Only - Mel Gibson

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Maibaum hat geschrieben: 10. August 2019 13:59 Ich finde wenn du HR als Nicht-PC lobst, dann kannst du jeden Film loben der Dinge auf eine ziemlich einseitige Weise Dinge porträtiert.
Ich würde ihn nicht per se dafür loben, aber es ist mir allemal lieber als der typische zeitgenössische Film, der zwanghaft um Ausgleich bemüht ist, um ja niemanden auf die Füße zu treten. Ich brauche bei einem Film, der streng aus einer Sicht erzählt nicht ein filmisches Ausrufezeichen das sagt: "sie waren böse, aber nicht alle und es gab auch gutes". Das ist heutzutage so eine Tendenz, dass immer alles relativiert werden muss, damit sich ja niemand angegriffen fühlen kann. Und das finde ich ganz ehrlich zum Kotzen. Wir sollten alle intelligent genug sein, um das was wir aufnehmen selber bewerten und für sich einordnen zu können. Ich brauche keine Szenen in HR, die mir zeigen, dass auch die Japaner durchaus ehrenvoll waren und nicht alle verblendete Überzeugungskrieger. Das sagt mir mein gesunder Menschenverstand, deshalb vermisse ich das nicht und eine entsprechende Szene würde den Film in keiner weise aufwerten.

Maibaum hat geschrieben: 9. August 2019 15:36 Auch TDH hat damals für Empörung gesorgt, und auch da ist der Rassismus Vorwurf zumindest begründbar,
Ja, das ist die Jane Fonda-Sichtweise, die in keinster weise teile. Das ist in meinen Augen einfach nur simplifizierendes Denken wenn man einem Film wie TDH vorwirft er sei rassistisch, nur weil die Vietnamesen durchweg in einem schlechten Licht gezeigt werden. Die Szenen, in denen Vietnamesen mitspielen sind alles Extremszenen, in welchem Menschen extrem (nagativ) handeln. Der Inhalt des Films bedarf aber eben keiner zusätzlichen Szene, in denen man auch ein paar Vietnamesen zu sehen bekommt, die feine Leute sind. Das wäre einfach nur redundant, überflüssig. TDH erzählt aus der Sicht des amerikanischen Mittelstandes, alles was gezeigt wird ist in sich stimmig und ergibt handlungs- und figurentechnisch absolut Sinn. Nur weil etwas in einem Film nicht gezeigt wird bedeutet ja nicht automatisch im Umkehrschluß, dass es dies nicht gibt oder dass ein Film/Filmemacher damit indirekt behauptet, es gäbe dies nicht.
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