Welcher ist der beste Film von Quentin Tarantino?

Reservoir Dogs
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (15%)
Pulp Fiction
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (24%)
Jackie Brown
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Kill Bill: Volume 1
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Kill Bill: Volume 2
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Death Proof: Todsicher
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Inglourious Basterds
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (21%)
Django Unchained
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
The Hateful Eight
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Once Upon a Time... in Hollywood
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (9%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 34

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

797
vodkamartini hat geschrieben: 15. August 2019 22:30Einer handelsüblichen Dramaturgie entzieht er sich hier.
Was ist denn "handelsüblich"?

Ich finde, dass der Film ab dem Moment, wo Rick Dalton Roman Polanski im Auto nebenan erkennt, jeder Zuschauer schnallt, dass der Film irgendwann am Abend des 8. August enden wird.
Und dass das Hippie-Mädchen, welches Cliff Booth nach mehreren Blicken, aufgabelt, zur Manson-Bande gehört, das ist den Zuschauern auch klar, bevor er sie mitnimmt.

Das Einzige, was die "handelsübliche" Dramaturgie durchbricht, sind die immer wieder eingeschobenen Dreharbeiten und Szenen mit Rick Dalton am Set.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

798
Samedi hat geschrieben: 15. August 2019 16:26 Tarantino selbst hat übrigens gesagt, dass es im Film nicht um Manson geht, sondern um das Jahr 1969.
Exakt. Und trotzdem braucht der Film Charles Manson und er braucht Sharon Tate. Ihr Tod ist das Ende der Märchenwelt Hollywood, die QT für das Jahr 1969 imaginiert. Der Einwurf, Hollywood sei nie unschuldig gewesen, geht völlig am Film vorbei, denn QT erzählt nicht von einer vermeintlichen Realität, er erzählt ein Märchen über ein besseres Hollywood, über ein echtes Ideal, es ist eine Fantasiewelt und in dieser ist Sharon Tate essentiell und ihr Tod das Damoklesschwert, weshalb der Film auch endet wie er es tut. Dass Hollywood je wirklich unschuldig war, habe ich ausdrücklich nicht geschrieben, das wurde in meinen Post hinein interpretiert.
Invincible1958 hat geschrieben: 15. August 2019 20:38 Sharon Tate kann in Tarantinos Film auch gar nicht für das "alte" Hollywood stehen.
Wenn, dann für das "New Hollywood". Sie gehört zu den aufstrebenen Stars wie Polanski, Dennis Hopper etc. - später Scorsese, Lucas, Spielberg ...
Nein, das ist die Realität, aber das ist nicht Tarantinos Märchenwelt. Doch steht Sharon Tate für die kindliche (deshalb unschuldige) Freude und Reinheit des Kinos, für den unbedingten Unterhaltungswillen und die echte Begeisterungsfähigkeit für Filme. Genau deshalb zeigt er sie wie eine Heilige den Film über, genau deshalb wirkt sie wie ein glückliches Kind am Geburtstag als sie sich selbst im Kino betrachtet... Wenn man den Film als halbwegs um die Realität bemüht betrachtet, passt vieles nur oberflächlich, aber so sollte man einen Film, der "Once Upon A Time" heißt nicht betrachten.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

799
vodkamartini hat geschrieben: 15. August 2019 22:30 Für Review hab ich momentan keine Zeit. Kurz: Film hat mir gut gefallen. Ein typischer Tarantino, was hier positiv gemeint ist. Wieder zeichnet er sein ganz persönliches Bild einer seiner Leidenschaften. Es gibt Ahnlichkeiten zu einigen seiner früheren Filme. Einer handelsüblichen Dramaturgie entzieht er sich hier.
Ähnlich. Inglourious Basterds wird nicht erreicht, erwarte ich aber auch nie (bei den meisten dürfte auch ähnliches mit Pulp Fiction zutreffen). Besser als Django, möglicherweise auch besser als die Eight. Kurz: Meine neunköpfige Rasselbande und ich hatten Spass an den derben Spässen, an der böse-befriedigenden Umkehr historischer Gräueltaten (so was ähnliches war bei Tarantino zu erwarten, siehe IB und DU), an den Meta-Scherzen mit der Popkultur der 1960er (die Auftritte von Lee, McQueen, Polanski und co), an der Musik, am Zusammenspiel von Pitt und DiCaprio und der locker-losen Dramaturgie, die bis kurz vor dem Ende eher aus dem Nähkästchen plaudert als eine gezielte Handlung zu erzählen. Viel Spass, aber auch nicht viel mehr als das.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

800
Invincible1958 hat geschrieben: 15. August 2019 20:38 Sharon Tate kann in Tarantinos Film auch gar nicht für das "alte" Hollywood stehen.
Wenn, dann für das "New Hollywood". Sie gehört zu den aufstrebenen Stars wie Polanski, Dennis Hopper etc. - später Scorsese, Lucas, Spielberg ...
Nein, das ist die Realität, aber das ist nicht Tarantinos Märchenwelt. Doch steht Sharon Tate für die kindliche (deshalb unschuldige) Freude und Reinheit des Kinos, für den unbedingten Unterhaltungswillen und die echte Begeisterungsfähigkeit für Filme. Genau deshalb zeigt er sie wie eine Heilige den Film über, genau deshalb wirkt sie wie ein glückliches Kind am Geburtstag als sie sich selbst im Kino betrachtet... Wenn man den Film als halbwegs um die Realität bemüht betrachtet, passt vieles nur oberflächlich, aber so sollte man einen Film, der "Once Upon A Time" heißt nicht betrachten.
[/quote]

Klar. In Tarantinos Welt steht sie dafür.
Die Frage wäre, warum er sie für sein Märchen ausgewählt hat? Nur weil der Peak ihres Fames 1969 war?

Er hätte ja auch jemanden wie Marylin Monroe nehmen können, und den Film 1962 spielen lassen - ähnlich zu George Lucas' American Graffiti. Der ist ja auch eine verklärte Kindheits-/Jugend-Fantasie des Regisseurs - auch ein Märchen, welches das Kaliforien 1962 feiert.

Ich muss gestehen, dass ich das Ende genauso erwartet habe, mir insgeheim aber erhofft hatte, dass Tarantino einen anderen Pfeil im Köcher hat. Hatter er aber nicht. Auch ein Märchen ist unterhaltsamer, wenn es nicht alte Ideen aufwärmt.

Dennoch ist es als Cineast natürlich schön, wenn man so optimistisch aus dem Kinosaal entlassen wird, und man einen echten "Traum" aus der Traumfabrik genießen kann.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

801
Casino Hille hat geschrieben: 16. August 2019 00:21 trotzdem braucht der Film Charles Manson und er braucht Sharon Tate. Ihr Tod ist das Ende der Märchenwelt Hollywood, die QT für das Jahr 1969 imaginiert.
Ich sehe da auch in OuatiH keine "Märchenwelt" mehr. Zumindest nicht für Rick Dalton, der seine "Märchenwelt", die er mit "Bounty Law" vielleicht mal hatte, längst hinter sich gelassen hat. Jetzt ist er auf dem absteigenden Ast und hat Angst davor, irgendwo in Italien zu versauern.
Invincible1958 hat geschrieben: 15. August 2019 23:04
Ich finde, dass der Film ab dem Moment, wo Rick Dalton Roman Polanski im Auto nebenan erkennt, jeder Zuschauer schnallt, dass der Film irgendwann am Abend des 8. August enden wird.
Wenn man es nicht schon vorher wusste.
Spoiler
Und das mit dem Flammenwerfer war auch irgendwie vorhersehbar.
Invincible1958 hat geschrieben: 16. August 2019 02:22
Ich muss gestehen, dass ich das Ende genauso erwartet habe, mir insgeheim aber erhofft hatte, dass Tarantino einen anderen Pfeil im Köcher hat. Hatter er aber nicht.
Ging mir genauso. Auch im Vergleich zu seinen anderen Filmen ist das hier vermutlich das schwächste Ende. Das beste ist meiner Meinung nach das von IB. Vor allem auch wegen der Musik dazu.
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"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

802
Invincible1958 hat geschrieben: 16. August 2019 02:22 Klar. In Tarantinos Welt steht sie dafür.
Die Frage wäre, warum er sie für sein Märchen ausgewählt hat? Nur weil der Peak ihres Fames 1969 war?
Das musst du ihn fragen. Ich zweifel keine Sekunde daran, dass OUATIH ein sehr persönlicher Film ist, wie auch alle anderen seiner Werke. Vielleicht hat er auch eine besondere Faszination für The Wrecking Crew oder Sharon Tate. Vielleicht liegt es an seiner Begeisterung für Burt Reynolds, der eindeutig das historische Vorbild für Rick Dalton ist - und der ursprünglich die Rolle von Bruce Dern spielen sollte, wäre er nicht kurz vor Beginn der Dreharbeiten verstorben.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

803
Casino Hille hat geschrieben: 17. August 2019 13:33
Invincible1958 hat geschrieben: 16. August 2019 02:22 Klar. In Tarantinos Welt steht sie dafür.
Die Frage wäre, warum er sie für sein Märchen ausgewählt hat? Nur weil der Peak ihres Fames 1969 war?
Das musst du ihn fragen. Ich zweifel keine Sekunde daran, dass OUATIH ein sehr persönlicher Film ist, wie auch alle anderen seiner Werke. Vielleicht hat er auch eine besondere Faszination für The Wrecking Crew oder Sharon Tate. Vielleicht liegt es an seiner Begeisterung für Burt Reynolds, der eindeutig das historische Vorbild für Rick Dalton ist - und der ursprünglich die Rolle von Bruce Dern spielen sollte, wäre er nicht kurz vor Beginn der Dreharbeiten verstorben.
Im Gegensatz zu Rick Dalton hat Burt Reynolds es aber geschafft nach der TV-Karriere ein erfolgreicher Kino-Star zu werden.
Ich meine mich zu erinnern, dass Rick Dalton die Mischung aus drei 50er-TV-Schauspielern sein soll, dessen Namen Tarantino aber nicht genannt hat.

Bis auf die Erfolglosigkeit als Filmstar gibt es bei Rick Dalton aber natürlich auch eine große Parallele zu Clint Eastwood, der in den 50ern der Star von "Rawhide" (Tausend Meilen Staub) im TV war, bevor er Mitte der 60er nach Italien ging.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

804
Mal unabhängig von dem was QT sagt: Burt Reynolds und sein Stuntdouble Hal Needham sind überdeutlich eine wichtige Inspiration/Vorlage für Rick Dalton und Cliff Booth. Und auch Dalton schafft am Ende eindeutig den Sprung zum Kinohelden 1969 - eine andere Inspiration lässt die Schlussszene des Films kaum zu, wenn sich für Rick nicht nur sprichwörtlich eine neue Tür öffnet und er den Sprung hinter den Zaun geschafft hat, von dem er träumt.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

805
Casino Hille hat geschrieben: 17. August 2019 15:12 Mal unabhängig von dem was QT sagt: Burt Reynolds und sein Stuntdouble Hal Needham sind überdeutlich eine wichtige Inspiration/Vorlage für Rick Dalton und Cliff Booth. Und auch Dalton schafft am Ende eindeutig den Sprung zum Kinohelden 1969 - eine andere Inspiration lässt die Schlussszene des Films kaum zu, wenn sich für Rick nicht nur sprichwörtlich eine neue Tur öffnet und er den Sprung hinter den Zaun geschafft hat, von dem er träumt.
Ja, da hast du Recht.
Das Ende ist schon so zu deuten, dass sich das Blatt für Dalton zum Positiven wendet.

Übrigens finde ich zimlich lustig wie im Film Sergio Corbucci immer als der zweitbeste Italo-Western Regisseur bezeichnet wird, und jeder im Kinosaal weiß, dass Tarantino damit natürlich Sergio Leone huldigt, ohne seinen Namen fallen zu lassen.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

806
Casino Hille hat geschrieben: 17. August 2019 15:12 Mal unabhängig von dem was QT sagt: Burt Reynolds und sein Stuntdouble Hal Needham sind überdeutlich eine wichtige Inspiration/Vorlage für Rick Dalton und Cliff Booth. Und auch Dalton schafft am Ende eindeutig den Sprung zum Kinohelden 1969 - eine andere Inspiration lässt die Schlussszene des Films kaum zu, wenn sich für Rick nicht nur sprichwörtlich eine neue Tur öffnet und er den Sprung hinter den Zaun geschafft hat, von dem er träumt.
Ex-Akt. Daltons Traum, bei Polanski mitzuspielen erfüllt sich am Ende, auch wenn der Schluss bewusst offen bleibt, aber es winkt deutlich in die Richtung.

Vielleicht spielt Dalton in Tarantinos Welt ja den Mr. Gitteeesssss in Chinatown.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

807
Das eigentliche Ende (Dalton am Tor) fand ich QT typisch sehr stark, während ansonsten der Schlussakt eine totale Enttäuschung gewesen ist, und auch schwach inszeniert wurde. Überhaupt ist es ein großes Problem des Films, dass er sein Pacing überhaupt nicht in den Griff kriegt und die Dialoge bestenfalls gut, aber auf gar keinen Fall hervorragend sind. Da war der alternative Tarantino-Film Bad Times at the El Royale letztes Jahr sehr viel besser und ausgereifter als OUATIH, in dem mir neben der oberaffenstarken DiCaprio Performance eigentlich nur das reflexive Spiel mit der 69er Film- und Fernsehgeschichte (Highlights: die lange Westerndreh-Passage mit dem vortrefflichen Timothy Olyphant, und "The Great Escape") richtig Spaß gemacht hat. Die sau blöde Bruce Lee Szene hätte genau wie das ewig lange Farmkapitel ersatzlos gestrichen werden können, in dieser Zeit ist der Film stilistisch zwar schick anzusehen, aber auch viel zu lang und teilweise sogar (als erster QT Film für mich) auch langweilig.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

808
Ach ne, das war alles sehr starkes Material, wenn ich dem Film einen Vorwurf machen wollte dann dass er sein fast ausschliesslich gelungenes Material dramaturgisch nicht unter einen Hut bekommt, aber auch da bin ich mir noch gar nicht so sicher, wie ich das sehe, im Nachhinein hat der Film zumindest einen sehr stabilen Eindruck hinterlassen.

Und man kann durchaus sagen dass das Ende der Manson-Geschichte ein primitiver Spass ist der auf die niederen Triebe abzielt und weniger elegant funktioniert als zum Beispiel in IB, wo die Nazi-Metzelei für mich immer eher nebensächlich oder zumindest sehr organisch integriert war. Aber gleichzeitig würde ich lügen wenn ich sagen würde dass ich beim Ende nicht eine Mordsgaudi hatte.
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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

809
Ne, das ganze Manson Kapitel (Farm, 8. August) war mir viel zu flach geschrieben und vor allem inszeniert und gerade die sonst virtuose Verknüpfung von Musik und Bild bei QT war hier nahezu nonexistent. Der Film fühlt sich besonders in diesen Passagen wie von einem Tarantino Wannabe inszeniert und nicht vom selben Genie, dass Pulp Fiction und Inglourious Basterds zu verantworten hat. In den vielen Fake Szenen aus Film und Serie funktioniert der Film als Metaspiel mit 69er Popkultur wunderbar, aber auch hier ist nur die halbe Stunde beim Westerndreh für mich auf gewohntem Tarantino-Niveau (dafür dann aber auch echt Spitzenklasse), der Rest gut, aber nichts außergewöhnliches. Und die Lee Szene ist wirklich doof, und ich verstehe auch die Kontroverse drum herum.

Daher:

Reservoir Dogs - 10
Pulp Fiction - 12
Jackie Brown - 8,5
Kill Bill 1 - 9
Kill Bill 2 - 9
Death Proof - 9,5
Inglourious Basterds - 9,5
Django Unchained - 8,5
Hateful Eight - 9,5
Once Upon a Time in Hollywood - 6

Letzterer könnten aber auch nur 5 sein.
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