Re: Zuletzt gesehener Film

9391
iHaveCNit: Burning (2019)
nachgeholt im Heimkino 25.12.2019


Leider konnte ich aufgrund der geringen Anzahl an für mich verfügbaren Kinovorstellungen im Juni „Burning“ nicht im Kino sehen, so dass ich ihn mir für das Heimkino aufgehoben habe. Der südkoreanische Film von Lee Chang-Dong hat es jedoch nicht ganz geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen, wie es „Parasite“ von Bong Joon-Oh geschafft hat.

Der junge Jongsu trifft zufällig auf seine alte Schulkameradin Haemi. Nach einem gemeinsamen Treffen der beiden verliebt er sich in sie, doch kurz darauf ist Haemi auf einem Afrikatrip unterwegs. Als sie zurückkehrt, ist der wohlhabende Ben an ihrer Seite. Nach ein paar gemeinsamen Aktivitäten scheint Haemi auf einmal spurlos verschwunden zu sein. Während Ben damit scheinbar kein großes Problem zu haben scheint, gerät der gute Jongsu immer tiefer in ein Netz aus Paranoia und Misstrauen.

Woran liegt es denn, dass der Film mich hier nicht ganz in seinen Bann ziehen konnte ? Es ist vermutlich ein ähnliches Problem wie zum Beispiel bei „Prisoners“ von Denis Villeneuve. Egal wie gut die Schauspieler hier agieren – Steven Yeun, Yoo Ah-In und Jeon Jong-Seo machen einen richtig tollen Job – und auch die dem Film zugrunde liegende Symbolik sehr interessant und spannend ist, so ist der Film mit seiner Laufzeit von knapp 2,5 Stunden einfach zu lang und ist in manchen Abschnitten einfach zu ruhig und ereignislos. So hat es mir leid getan, dass ich mich hier auch durchaus mal gelangweilt habe.

„Burning“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9392
iHaveCNit: 7500 (2019)
26.12.2019


Für den Abschluss meines Filmjahres 2019 heißt es nun T-3. Nur noch 3 Filme bis zum Abschluss des Filmjahres. Nummer 1 dieser 3 Filme ist die deutsch-österreichische Produktion „7500“. In diesem Flugzeugentführungsthriller des Regisseurs Patrick Vollrath spielt Joseph Gordon-Levitt die Hauptrolle und man hat sich für den Thriller ein sehr interessantes Konzept überlegt.

Tobias Ellis ist amerikanischer Pilot und lebt zusammen mit seiner Freundin und Flugbegleiterin Gökce und dem gemeinsamen Sohn in Berlin. Eigentlich sollte es für beide ein normaler Arbeitstag werden, als der Airbus A319 seinen Linienflug von Berlin nach Paris antreten soll, doch nach dem Start haben Terroristen das Flugzeug gekapert. Nur noch der Zugang zum Cockpit bleibt den Terroristen verwehrt. Während einer der Terroristen bewusstlos im Cockpit liegt und der Pilot getötet wurde, bleibt dem verletzten Tobias nicht mehr viel Zeit die Situation unter Kontrolle zu halten, denn die Terroristen sind zu allem bereit.

Patrick Vollrath macht aus dem klassischen Flugzeugentführungsthriller, der für sich genommen schon eine Art Kammerspiel darstellt eine Reduzierung auf den wohl wichtigsten Raum eines Flugzeugs – Das Cockpit und den Piloten. So werden wir als Zuschauer in gewisser Art und Weise zum dritten Piloten im Cockpit und beobachten alles hautnah und nahezu in Echtzeit. Ich kann mir vorstellen, dass auch die Darstellung von einzelnen technischen Gegebenheiten während Flug, Start und Landung sogar mit einem hohen Grad an Realismus dargestellt werden und wir hier fast schon dokumentarische Qualität geliefert bekommen. Doch abseits des ganzen technischen Krams ist der Film unglaublich spannend geworden und das man dies fast komplett auf den Schultern von Joseph Gordon-Levitt lasten lässt, ist richtig stark. Schade jedoch, dass der Film sich nicht ganz von den bereits ausgetretenen Pfaden von klassischen Flugzeugentführungsthrillern befreien kann und auch die Zeichnung der Entführer dann doch etwas platt und klischeebehaftet geworden ist.

„7500“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9393
iHaveCNit: Spione Undercover (2019)
29.12.2019

So, als Abschluss für das Filmjahr 2019 ging es nun noch einmal ins Kino um mir einen Vertreter der in diesem Jahr toll vertretenen Kategorie des Animationsfilms anzusehen. Ich bin gerade am Überlegen, wie ich somit einen Bogen zu meinem ersten Film des Jahres 2019 „Colette“ schlagen kann. In „Colette“ ist es eigentlich eine Autorin, die für ihren Mann die Geschichten für Bücher schreibt, die er unter seinem Namen rausbringt. In „Spione Undercover“ ist es ähnlich, denn hier ist ein eigenwilliger Wissenschaftler mit seinen eigenwilligen Erfindungen für den Erfolg eines Top-Agenten zuständig. Und beide Filme gehen für mich in diesem Jahr mit der gleichen Wertung heraus. So kann ich den Bogen entsprechend schlagen. Mit beiden Filmen hatte ich auch ähnlich viel Spaß.

Lance Sterling ist ein absoluter Top-Agent, der sich auch dafür und für seine Methoden feiern lässt. Als er jedoch nach einem fehlgeschlagenen Einsatz in den Fokus seiner Geheimorganisation gerät, muss er versuchen seinen Namen reinzuwaschen und den Top-Bösewicht Robohand an dessen Plan hindern. Dafür muss er mit dem eigenwilligen Wissenschaftler Walter Beckett zusammenarbeiten und sich auch mit dem Umstand auseinandersetzen, dass er sich zur Tarnung in eine Taube verwandelt hat.

„Spione Undercover“ bzw. „Spies in Disguise“ ist ein Animationsfilm in bester James-Bond-Manie und ein großartig buntes Abenteuer geworden. Neben dem sehr bunten und relativ vorhersehbaren Abenteuer jedoch ist der Film sehr gut auf einer anderen Ebene. Wir haben es hier mit 2 sehr unterschiedlichen Charakteren zu tun. Zum einen sehen wir hier den extrem arroganten und selbstsüchtigen Top-Agenten Lance Sterling, der optisch Will Smith empfunden ist und natürlich auch im Original von Will Smith die Stimme bekommen hat. Und zum anderen den von Tom Holland gesprochenen eigenwilligen und intelligenten Wissenschaftler Walter Beckett, dessen Erfindungen und Gadgets nicht die gewünschte Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen. Beide ungleiche Charaktere treffen in diesem Abenteuer aufeinander und lernen miteinander auszukommen – so dass Lance Sterling erkennt, dass auch er mal Hilfe braucht und annehmen kann und auch Walter Beckett mit dem Erfolg seiner Erfindungen auch die Anerkennung erhält, die er verdient hat. Bei Lance Sterling kommt auch noch dazu, dass er sich in eine Taube verwandelt, was für seine Entwicklung auch nicht unbedingt unwichtig sein wird und für viele Lacher in der Menge gesorgt hat. Allgemein macht es mir auch mal Spaß, solche Filme in einem Kinosaal zu sehen, in dem auch einige Kinder vertreten sind und natürlich auch mit ihrem Spaß an dem Film noch die Atmosphäre des Kinobesuchs verstärken. Im Deutschen wurde Lance Sterling von Steven Gätjen gesprochen, der die Sache auch sehr gut macht, es für mich aber nicht ganz auszublenden war, weil mir seine Stimme etwas zu bekannt war.

„Spione Undercover“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9394
iHaveCNit: Knives Out – Mord ist Familiensache (2020)
31.12.2019


2019 ist vorbei. Zeit für das Filmjahr 2020. Zeit, die Messer aus dem Schrank zu holen und für das neue Jahr zu wetzen. Der Beginn eines Filmjahres ist immer sehr wichtig. In den letzten Jahren waren das für mich Filme wie „The Revenant“ ; „Passengers“ ; „The Greatest Showman“ und „Colette“. Dieses Filmjahr wird von „Knives Out“ eröffnet, den ich bereits in einer Silvesterpreview in einem ausverkauften Saal im Frankfurter Cinestar Metropolis gesehen habe. Und eine Murder-Mystery-Party dieser Art im Kino ist wohl die beste und kurzweiligste Abendunterhaltung, die man sich an Silvester gönnen kann, denn 2020 beginnt für mich wieder mit einem richtigen Knall und einem frühen Anwärter auf eine Platzierung in meinen Top10.

Der erfolgreiche Krimiautor Harlan Thrombey wird am nächsten Morgen nach seinem 85. Geburtstag tot in seinem Bett aufgefunden. Man geht von einem Selbstmord aus. Eine Woche später, als sich die Verwandschaft und die Pflegerin Thrombeys erneut im Haus des Patriarchen einfindet zur Testamentsverlesung sind auch Ermittler vor Ort um eine Fremdeinwirkung im Todesfall auszuschließen. Darunter auch der verschrobene und eigenwillige Ermittler Benoit Blanc, der sich in einem Netz aus Widersprüchen und falschen Fährten Schritt für Schritt zur Wahrheit durchkämpfen muss.

Rian Johnson hat sich ja mit seinem letzten Film „Star Wars Episode 8: The Last Jedi“ unter einem Teil der Fangemeinde keine Freunde gemacht. Sein riskantes Spiel mit der Erwartungshaltung und falschen Fährten war dem ein oder anderen Fan wirklich zu viel des Guten. Aber was für einen heiligen Gral des Kinos mit „Star Wars“ problematisch sein kann, ist für einen Krimi gerade perfekt. Da „Knives Out“ auch komplett ohne irgendeine literarische Vorlage auskommt, gefällt mir die kreative Eigenleistung von Rian Johnson enorm. Ich wage sogar die Prognose, dass wenn „Knives Out“ als Krimi in den Buchhandel kommen würde, dieser ein regelrechter Bestseller werden würde. Unabhängig davon ist es großartig spannend, faszinierend und witzig mit anzusehen, wie clever Rian Johnson hier die Handlung konstruiert und das Netz aus Widersprüchen, falschen Fährten, neuen Blickwinkeln logisch zusammenführt. Es macht auch Spaß, wie das großartige Ensemble hier die Charaktere mit Leben füllt. Wir haben hier Daniel Craig, Ana De Armas, Christopher Plummer, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Toni Colette, Katherine Langford, Michael Shannon, Jaeden Martell und Lakeith Stanfield, die allesamt großartige Leistungen abgeben und damit ein rundes Bild liefern. Vor allem haben mir hier die Darstellungen von Daniel Craig als brillanter verschrobener Ermittler Benoit Blanc und auch Ana De Armas als Pflegerin Marta Cabrera gefallen. Ergänzt wird der Film natürlich auch vor allem von einem großartigen Set-Design des Hauses von Thrombey, das natürlich auch ein wichtiger Teil des Films ist. Ja, der Film hat sehr viel Spaß gemacht und 2020 kann gerne so weitergehen.

„Knives Out – Mord ist Familiensache“ - My First Look – 10/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9395
Komme gerade aus Knives Out (OT). Sensationell, brillant, genau mein Ding!!!

Super clevere Whodunnit Story mit einem Twist (mehr als man erwarten würde), ein grandioser Cast mit einem herausragenden Daniel Craig, schöne aber nie aufdringliche oder selbstverliebte Ideen in der Inszenierung - so muss das sein. Fast möchte ich sagen, einen solchen Film habe ich viele Jahre lang vermisst.

Ich war schockiert zu sehen wie jung diese Ana de Armas ist (wirkt im Film wie ein 17 jähriges Mädchen und alles andere als das geborene, sexy Bondgirl) aber sie brilliert ebenfalls in der zweiten Hauptrolle. Toni Colette ist wie immer in einer skurilen Rolle großartig.

Jeder weitere Kommentar ist überflüssig. Für Fans von cleveren Stories, Whodunnits, Agatha Christie oder Colombo ein absolutes Muss
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

9399
Du kennst anscheinend nur Star Wars von ihm, das zählt wohl kaum. Johnson galt schon lange vorher als vielversprechender Regisseur, "Brick", "Brothers Loom" und "Looper" hat er zu verzeichnen. Und dann ist er für drei Folgen Breaking Bad verantwortlich, im Falle der Folge Ozymandias sogar für eine der best bewerteten Serienepisoden der Dekade - bei Kritikern UND Zuschauern. Knives Out ist qualitativ also keine Überraschung, zumindest dieses Medienecho.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9401
Da schließe ich mich der allgemeinen Begeisterung doch gerne direkt an:


Knives Out

Das nenne ich mal einen Start ins Kinojahr 2020! Was schon in den Trailern äußerst vielversprechend aussah entpuppt sich im Kinosaal schließlich als noch viel besser als vermutet. Rian Johnson präsentiert mit „Knives Out“ ein von einem Star-Ensemble vorgetragenes Krimi-Kammerspiel, dass mit Elementen von Agatha Christie spielt, aber so viel mehr als eine bloße Kopie davon ist.
Denn „Knives Out“ ist viel mehr als ein klassischer „Whodunnit“ wie „Mord im Orient-Express. Zwar deutet er das im Trailer an und startet auch vergleichbar, doch im Laufe der Zeit erfindet Johnson das Genre zwar nicht neu, aber er verlässt doch die ausgetretenen Pfade. Erstaunlich früh wird die gesamte Struktur des Films über den Haufen geworfen, immer wieder werden kleine Überraschungen eingestreut, ständig erfährt man neue kleine Details. Man hängt durchgehend an den Lippen der Charaktere, der Film weiß über sein über zwei Stunden Laufzeit jede Sekunde zu unterhalten und eben auch zu überraschen. Und so bleibt man auch dann, als die Fronten geklärt zu sein scheinen, immer noch angespannt, weil Johnson bewiesen hat, dass er immer noch ein Ass im Ärmel hat und man nie weiß, wann er seinen letzten entscheidenden Zug im Spiel mit seinen Figuren und dem Zuschauer ausgespielt hat.
Allerdings beweist er nicht nur mit dem Drehbuch ein hohes Maß an Kreativität, sondern auch mit seiner Regiearbeit ein untrügliches Gespür für Tempo und Dramaturgie, die durch den weiteren Stab hinter der Kamera perfekt umgesetzt wurde. Die Kameraführung ist meist klar und ruhig und folgt, wenn sie doch einmal schnell und unruhig wird klar erkennbar einem Ziel und verstärkt die Wirkung der entsprechenden Szenen exzellent. Die Ausstattung ist hervorragend, allein das schon im Trailer und auf Postern zu sehende „Messerrad“ hinter einem wie ein Thron anmutenden Stuhl brennt sich ins Gedächtnis doch auch der Rest des Herrenhauses weiß zu überzeugen.
Der Cast überzeugt durchweg von den Haupt bis zu den kleinen Nebenrollen. Zwar sind keine oscarreifen Performences dabei, aber auf einem überdurchschnittlichen Niveau bewegen sich alle.
Der Film erfindet das Rad nicht neu, aber er beweist, dass genau das auch überhaupt nicht notwendig ist um einen denkwürdigen und eigentlich perfekten Film auf die Leinwand zu zaubern, der nichts anderes verdient als die Höchstwertung!

10/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

9402
Gestern habe ich im Heimkino Suspiria in der Neufassung von 2018 nachgeholt. Ein Wahnsinnstrip, auch wenn das Finale nur noch eine abstruse Aneinanderreihung völlig überkandidelter WTF?-Momente ist ... was man sich in der Form aber auch erst mal in der gezeigten Konsequenz trauen muss. Ich liebe den Film!

9 von 10 Punkte
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Zuletzt gesehener Film

9403
Passiert denn auch was in "Knives Out" oder wird die ganze Zeit da nur geredet? Mich interessiert der Film nämlich sehr, aber ich habe Angst, dass das nur wieder so ein dialoglastiger Film ist wie z.B. "Gosford Park". Den fand ich furchtbar langweilig, es dauerte eine Ewigkeit bis der Mord überhaupt geschah und dann wurde die ganze Zeit nur geredet und am Ende war es mir egal, wer der Mörder war. Ich wollte nur noch, dass der Schund endlich endete.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Zuletzt gesehener Film

9404
Naja, in Gosford Park spielt der Mord und die Mördersuche aber auch nur eine untergeordnete Rolle. Wenn du hauptsächlich da drauf spekuliert hast ist es eigentlich klar, dass dir der Film nicht gefallen hat. Das whodunnit war für Altman doch eigentlich nur ein Aufhänger einen typischen Altman-Film mit vielen Figuren und eben viel (Durcheinander-)Gerede zu drehen. Ein starker Film, aber sicherlich kein Popcorn-Rätselspass.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"