Re: Zuletzt gesehener Film

9571
Die dunkelste Stunde - 2017
... noch ne Filmbiographie. Eine der besseren aber auch nicht umwerfend. Gut besetzt und teilweise schön inszeniert aber größtenteils belanglos. Erinnerte mich ein bisschen an ein Phoenix Doku mit Spielfilmsequenzen

6/10
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

9572
"Contagion" ist ein Gähner, der so gar nicht zu Soderbergh passt. "Darkest Hour" habe ich allerdings schon im Kino gemocht und bei der Zweitsichtung extrem genossen. Ein wirklich stark stilbewusster Film, der zu 100 Prozent Joe Wright entspricht, und in jeder Szene perfekte Unterhaltung mit ganz tollen Aufnahmen, super Schauspielern (Gary Oldmen, Lily James, Ben Mendelsohn) und einem fabelhaften Score bietet. Ist das Drehbuch historisch super korrekt? Nö, aber das ist mir auch Banane, dafür sind die Dialoge superb (vorgetragen) und das Pacing exzellent. Habe aber auch ein Faible für diese Filme entwickelt, die ähnlichen modernen Biopics "The Post" von Spielberg und "Colette" mit Keira Knightley gefielen mir auch sehr (wenn auch nicht so extrem) gut. "Sully" von Clint Eastwood war auch richtig Klasse und ist mit jeder Sichtung noch besser geworden, ist aber durch seine etwas andere Struktur nochmal ein anderer Fall.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9573
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juni 2020 01:55 "Contagion" ist ein Gähner, der so gar nicht zu Soderbergh passt.
Na, ich fand ihn sehr unterhaltsam, wenn auch nicht wirklich packend. Und aus heutiger Sicht dann ja auch noch erschreckend aktuell und hellsichtig. Der Verzicht darauf das Geschehen hollywoodmäßig zu emotionalisieren, macht ihn auf jeden Fall, in der daraus resultierenden Nüchternheit, für mich auf eine hier positive Art "authentischer".

Aber was passt denn zu Soderbergh überhaupt?
Seine umfangreiche Filmographie weist ihn doch in seiner Bandbreite eher als ein Chamäleon aus, denn als einen Regisseur der für eine halbwegs erkennbare Richtung steht. Immerhin wirken seine Filme trotz ihrer Diversität kaum beliebig.

Re: Zuletzt gesehener Film

9574
Ich halte von Soderbergh sehr wenig. Seine Filme - zumindest die, die ich kenne - sind fast alle merkwürdig langweilig. Spröde und langweilig, so würde ich das charakterisieren. Einzig der Liberace-Film war ein Stück weit unterhaltsam, aber bei Sachen wie Erin Brokovich, Out of Sight, The Good German, Traffic oder dem unsagbaren Oceans 12 hab ich mich echt fast zu tode gelangweilt. Kann die Begeisterung für ihn als Regisseur nicht nachvollziehen, hab aber Sex, Lies & Videotape auch nie gesehen, vielleicht ist das ja wirklich ein zu recht Rufprägender Film. Contagion hab ich am Sonntag auf Platte aufgenommen, mal schauen ob der was kann.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9575
Ich finde seine Filme fast immer unterhaltsam, auch wenn ich oftmals mehr erwartet hätte. Jedoch haben fast alle seine Filme ein solides Wiedersehenspotential, das heißt sie gewinnen oft hinzu, oder bestätigen zumindest das Erlebte.

Ich habe zwar längst nicht alle seiner Filme gesehen, aber von denen die ich kenne liegt keiner unter 6/10. Das heißt auch jene die ich, gemessen an meinen Erwartungen, als enttäuschend empfand, hatten trotzdem noch ein zufriedenstellendes Niveau.

He he, Ocean's 12 hat mir von den drei Ocean Filmen am Meisten Spaß gemacht, obwohl auch diese zu den Soderberghs zählen, von denen ich mir stets mehr erhofft hatte.

Solaris ist ein gute Beispiel für einen Film der beim 2. Sehen deutlich gewinnt.

Tja, und Sex, Lies & Videotape ist absolut großartig, und vom Rest mochte ich Out of Sight und Traffic (beide 9/10) am Meisten.

Re: Zuletzt gesehener Film

9576
AnatolGogol hat geschrieben: 23. Juni 2020 10:42 dem unsagbaren Oceans 12 hab ich mich echt fast zu tode gelangweilt.
Ich musste kürzlich dran denken, wie sehr dir Ocean's 12 missfallen hat, nachdem ich zufällig über einen Thread im Criterion's Forum gestolpert bin in dem der Film zu meinem grossen Erstaunen sehr gut wegkommt, unter anderem mit Kommentaren wie diesem:

This is a confidently perverse reconstruction of cinema, abandoning any and all expectations while borrowing and revamping styles and references with a dash of self-reflexive layering to create something truly original. It’s essentially an experimental film dressed up as a blockbuster, with more diverse heist odes, carbon copy 70s camera choices chopped together with nouvelle vague shots and editing, and enough visual gags to recall the early silent masters. […] The rich details have more than just dual meanings, and I have a feeling I’ll be unpacking this one for a long time, but the cumulative energy is closest to a meta labyrinthine screwball comedy reborn in the new millennium.

Ich mochte ihn früher auch sehr, müsste die gesamte Trilogie aber mal wieder sehen um das genau sagen zu können. Generell kenne ich von Soderbergh wenige Filme, und die meisten die ich kenne bewegen sich wohl so im 6-8 Bereich (SLV, Ocean's 11-12, Logan Lucky). Traffic ist bisher wohl der beste und Ocean's 13 mochte ich überhaupt nicht, den habe ich als 3er abgespeichert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9577
Oceans 11 finde ich großartig, das ist in vielerlei Hinsicht für mich der perfekte Unterhaltungsfilm. Und auch die 12 ist sehr schick, und in beiden Filmen zeigt Soderbergh seine sehr subtile, aber ausgeklügelte und fein montierte Inszenierung. Da lassen sich immer wieder hübsche neue Details entdecken. 13 fällt in der Tat etwas ab und der belanglose Logan Lucky hat bis auf das Amusement über den White Trash der Mittelstaaten nichts zu bieten.

Contagion mag halbwegs authentisch anfangen, aber spätestens in der zweiten Filmhälfte ist das Fantasy und hat auch mit der aktuellen Lage verschwindend wenig zu tun.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9578
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juni 2020 12:32

Contagion mag halbwegs authentisch anfangen, aber spätestens in der zweiten Filmhälfte ist das Fantasy und hat auch mit der aktuellen Lage verschwindend wenig zu tun.
Keine Idee was du damit meinen könntest. Auch unter der Betrachtung, daß es ja keine Doku ist. Und ja, der Virus des Films ist weitaus letaler als unser Covid 19er.

Re: Zuletzt gesehener Film

9579
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juni 2020 11:49 Ich musste kürzlich dran denken, wie sehr dir Ocean's 12 missfallen hat, nachdem ich zufällig über einen Thread im Criterion's Forum gestolpert bin in dem der Film zu meinem grossen Erstaunen sehr gut wegkommt, unter anderem mit Kommentaren wie diesem:

This is a confidently perverse reconstruction of cinema, abandoning any and all expectations while borrowing and revamping styles and references with a dash of self-reflexive layering to create something truly original. It’s essentially an experimental film dressed up as a blockbuster, with more diverse heist odes, carbon copy 70s camera choices chopped together with nouvelle vague shots and editing, and enough visual gags to recall the early silent masters. […] The rich details have more than just dual meanings, and I have a feeling I’ll be unpacking this one for a long time, but the cumulative energy is closest to a meta labyrinthine screwball comedy reborn in the new millennium.
Criterion's Forum - ist das das Forum des Medien-Labels? Im speziellen Fall von Oceans 12 liegt meine Abneigung vermutlich hauptsächlich darin begründet, dass der Film sich absichtlich keinen Deut um eine zusammenhängende Handlung oder interessante Figuren (inhaltlich gesprochen) schert, ja geradezu dem Zuschauer die Zunge rausstreckt und sie ihm genüsslich zugunsten von Starschaulaufen und Schauwertabklappern vorenthält. Die im von dir zitierten Beitrag angeführten Hommagen bzw. "cineastische Sahnehäubchen" möchte ich dem Film dabei noch gar nicht mal absprechen (kann sie aber auch aus dem Stehgreif nicht bestätigen, dafür müsste ich den Film erst nochmal sehen), aber es spielt für meinen Geschmack keine Rolle, da ich dazu viel zu sehr inahltlich fixiert bin, als dass ich solche Sachen geniessen könnte, wenn mir ein Film mit aller Macht den dramaturgischen und figürlichen Content vorenthält. So gesehen ist Oceans 12 fast schon das perfekte Negativ für meinen Geschmack (um mal den von mir mittlerweile hochgeschätzten Blade Runner quasi-zu-zitieren). :)
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Re: Zuletzt gesehener Film

9580
Keine interessanten Figuren? Echt jetzt?
Es waren für mich gerade diese die 12 besser machten als 11, denn Zeta Jones und Cassel brachten doch deutlich mehr Würze in die Geschichte, im Kontrast zum etwas zu glatten Vorgänger .

Ich denke aber der Criterion Schreiber hat sich im Thead geirrt, und wollte das eigentlich für The Social Network posten, denn bei dem wüsste ich was er mit "a meta labyrinthine screwball comedy reborn in the new millennium" meinen könnte.

Re: Zuletzt gesehener Film

9581
Für mich sind das in O12 weniger ausgearbeitete Figuren als mehr ein Haufen Stars, die völlig losgelassen eine Art over-the-top-Version ihrer eigenen Screenpersona zum besten geben. Daher auch der Einschub "inhaltlich gesprochen", denn ich sehe da tatsächlich kaum interessantes in Bezug auf figürlichen Content. Einzig Cassel ist mir halbwegs positiv in Erinnerung geblieben, aber nicht weil seine Figur gut geschrieben/ausgearbeitet war, sondern weil er so ein guter Typ ist. Und vermutlich auch der beste Schauspieler im ganzen Cast.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9582
iHaveCNit: Guns Akimbo (2020)
04.07.2020


Es ist mal wieder Zeit für total abgedrehten Spaß im Kino gewesen. Und da eignete sich Jason Lei Howdens „Guns Akimbo“ mit Daniel Radcliffe und Samara Weaving perfekt. Neben der abgedrehten Idee und interessantem gesellschaftskritischen Ansatz bleibt der Film dann doch etwas unter seinen Möglichkeiten.

Für Miles läuft es nicht gut. Er trauert seiner Ex hinterher und im Job wird er ständig gemobbt. Die Freizeit verbringt er im Internet und auf der Streamingplattform „Skizm“ mit dem Trollen anderer Nutzer. „Skizm“ ist eine Streamingplattform, die einen tödlichen Wettstreit zwischen zwei Teilnehmern überträgt. Der aktuelle Star der Plattform ist die ungeschlagene Nix. Als Miles ein wenig zu weit geht und die Betreiber der Plattform trollt, wird er von ihnen überfallen und er wacht mit 2 an die Hände genagelten Pistolen auf und findet sich im Wettstreit gegen Nix wieder.

Verzeiht das „Namedropping“ hier an dieser Stelle, aber irgendwie hatte der Film sehr viel von anderen Filmen - „Nerve“ ; „Scott Pilgrim“ ; „Gamer“ ; „Crank“ ; „Shoot Em Up“ - kommen mir da in den Sinn, wenn ich an „Guns Akimbo“ denke. An alles, was man bei der Idee denkt was passieren wird, wenn einem Typen Pistole an die Hände genagelt werden, wird auch in „Guns Akimbo“ passieren. Darüber hinaus setzt sich der Film mit dem sensationsgierigen Voyeurismus unserer heutigen Zeit vor allem im Bezug auf Streamingplattformen wie Twitch und der abgebrühten Diskussionskultur im Internet auseinander. Daniel Radcliffe hat es nach seiner durchaus prägenden Rolle des Harry Potter natürlich schwer gegen diese Image anzuspielen – aber mit seinen Rollen in „Swiss Army Man“ ; „Jungle“ ; „Imperium“ und nun auch „Guns Akimbo“ ist er ganz gut dabei und liefert auch eine sehr abgedrehte Performance ab, während die von Samara Weaving gespielte Nix trotz diverser interessanter Ansätze etwas blass bleibt. Die Action selbst im Film schwankt zwischen Ästethik und Unübersichtlichkeit hin und her. Der Humor des Films ist schon sehr witzig und auch teilweise sehr derb. Darüber hinaus liefert der Film auch einige witzige popkulturelle Referenzen. Jedoch bleibt der Film etwas unter seinen Möglichkeiten, weil sehr viel nur oberflächlich und zu schnell abgehandelt wird.

„Guns Akimbo“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9583
iHaveCNit: Suicide Tourist (2020)
06.07.2020


Ganz ehrlich – den skandinavischen Film „Suicide Tourist“ hatte ich nur wegen dem Hauptdarsteller Nicolaj Coster-Waldau auf meiner Liste gehabt, über die Handlung selbst hatte ich bis vor kurzem keine Ahnung und habe mir nun den Film in meinem Stammkino und einem Saal für eigentlich knapp 400 Personen eine „Privatvorstellung“ gehabt. Ganz interessante Erfahrung – wie auch der Film selbst.

Max ist Versicherungsmakler und tödlich an einem Gehirntumor erkrankt. Selbst initiierte Selbstmordversuche schlagen fehl. Durch die Frau eines Versicherten, die ihren Mann seit einigen Monaten vermisst und um Auszahlung der Versicherung bittet, kommt Max auf die Spur eines Hotels, dass scheinbar Sterbehilfe anbietet. So verlässt Max seine Frau Laerke und checkt in das Hotel ein. Doch so ganz sicher scheint er sich seiner Entscheidung nicht zu sein, doch kann er die Entscheidung überhaupt widerrufen ?

Der Film selbst sollte wenn überhaupt von Leuten, die selbst emotional nicht gefestigt sind vom Thema selbst nicht die notwendige Distanz aufbauen können nicht oder nur in professioneller Begleitung gesehen werden. Denn wie es für Dramen aus skandinavischen Ländern üblich ist, wird nicht unbedingt mit Samthandschuhen vorgegangen, wenn es um harte Themen geht. Für seine kurze Laufzeit nimmt sich der Film aufgrund seines eher ruhigeren Erzähltempos sehr viel Zeit und wirkt dadurch länger als er eigentlich ist. Seine narrative Struktur ist geprägt von einem nonlinearen Verlauf, in dem immer wieder auch Flashbacks eingebaut werden. Das macht den Einstieg in den Film vielleicht etwas komplexer als er letztlich ist. Das Drama selbst hat darüber hinaus auch noch ein paar Spuren eines Thrillers und eines Mysteryfilms zu bieten und dass kann den Film vielleicht etwas unausgewogen wirken lassen. Die Themen und Fragestellungen des Films selbst bleiben jedoch recht vage und unbeantwortet zurück und laden den Interessierten zum Nachdenken an. Das Ende selbst hat mich jedoch etwas befremdlich und vielleicht etwas unzufrieden zurück gelassen. Zufrieden war ich auf jeden Fall was das Schauspiel von Nicolaj Coster-Waldau anbelangt und auch Tuva Novotny als seine Frau Laerke hat mir richtig gut gefallen – nicht zu vergessen die Chemie beider Darsteller. Auch wenn die Farbpalette des Films etwas trist, grau und sehr entsättigt rübergekommen ist, sind die Kameraufnahmen des Films sehr gut gelungen und auch das Produktionsdesign geben dem Film seine ganz eigene interessante Atmosphäre.

„Suicide Tourist“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9584
iHaveCNit: Undine (2020)
08.07.2020


Es war nach der langen kinofreien Phase mal wieder Zeit für deutsches Kino und da kam mir „Undine“ von Christian Petzold gerade richtig. Wie auch bei seinem vorigen Film „Transit“ arbeitet er hier wieder mit Paula Beer und Franz Rogowski zusammen. Basierend auf der mythologischen Sage von Undine, an der sich auch Hans Christian Andersen für „Die kleine Meerjungfrau“ bedient hat und auch von Disney für „Arielle“ Verwendung fand, erschafft Christian Petzold ein sehr kompaktes, effektives und reduziertes Liebesdrama.

Undine ist Kunsthistorikerin und gibt in Berlin Vorträge zur Berliner Architekturgeschichte. Ihre Liebe zu Johannes geht in die Brüche, weil er sich von ihr trennt. Gemäß ihrem Schicksal muss sie dafür sorgen, dass er aus dem Leben scheidet, ehe sie vom Antlitz der Welt verbannt wird. Doch durch Zufall kreuzen sich ihre Wege mit Christoph, einem Industrietaucher und es entsteht eine relativ schnelle und intensive Liebesbeziehung der Beiden. Doch kann Undine ihrem Schicksal entfliehen ?

Mit seinen 90 Minuten ist der Film schon recht kurz und der gesamte Ablauf der Geschichte fokussiert sich auf sehr wenige Momente, in denen vor allen das Schauspiel von Paula Beer und Franz Rogowski in den Hauptrollen mit sehr dezenten aber nicht minder intensiven Nuancen die Beziehung und die Chemie von Undine und Christoph mit Leben füllen. In den Nebenrollen glänzen darüber hinaus auch Jakob Matschenz und Maryam Zaree. Durchaus lässt sich in gezielten Momenten auch eine gewisse Symbolik aus dem Film herauslesen, aber der Film gibt einem relativ wenig an die Hand. Ganz untypisch für einen Film, der auch in der Hauptstadt Berlin spielt wirkt die Atmosphäre sehr intim und steril, das wird vor allem auch bei Kameraeinstellungen mit Fokus auf Architekturmodelle in einem Museum sehr gut klar. Demgegenüber bietet der Film auch an manchen Stellen sehr schöne Unterwasserszenen. Insgesamt macht der Film aus seiner sehr effektiven und minimalistischen Grundlage einen ebenso sehr effektiven und minimalistischen Film, der durchaus seinen Zauber entwickeln kann.

„Undine“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9585
iHaveCNit: Harriet (2020)
13.07.2020


Ich hatte für den Kinostarttermin 09.07.2020 genau 2 Filme zur Auswahl, zwischen denen ich mich entscheiden musste und so ist statt „Gretel und Hänsel“ die Wahl auf „Harriet“ gefallen, der sich auch noch für eine sehr späte Oscar-Nachlese aus diesem Jahr anbietet, da sowohl Cynthia Erivo als auch der Song aus dem Film für einen Goldjungen nominiert war. Und bedingt durch aktuelle Ereignisse ist der Film auch entsprechend wichtig.

Araminta, genannt „Minty“ verbringt mit ihrer gesamten Familie ein Leben als Sklaven auf einer Farm in Maryland. Ein Gesuch von Ihrem Mann um die Freiheit für sie und ihren Mann lehnt der Farmbesitzer kurz vor seinem Tod ab. Der Sohn soll die Geschäft des Vaters übernehmen, aber da dieser eine problematische Beziehung zu „Minty“ hat, soll Sie an einen anderen Farmer verkauft werden. In einer Nacht- und Nebelaktion flieht „Minty“ erfolgreich nach Pennsylvania, nimmt dort den Namen „Harriet Tubman“ an und kurze Zeit später zieht sie mehrfach wieder zurück nach Maryland um dort ihre eigene Familie und viele mehr vor der Sklaverei zu befreien.

Bevor ich irgendetwas über den Film selbst wusste, war mir auch die Person der Harriet Tubman kein Begriff, aber das Biopic über ihr Leben und Lebenswerk hat mir einen schönen Einblick gegeben. Vor allem Cynthia Erivo hat die Hauptrolle sehr gut gespielt und den Film mit ihrer Performance sowie auch den Darstellungen von z.B. Leslie Odom Jr. und Janelle Monae mit Leben gefüllt. Gerade in einer Zeit, in der sich einige Bevölkerungsgruppen und Geschlechtergruppen auch in Filmen Vorbilder und Identifikationsfiguren wünschen, ist natürlich ein Film wie „Harriet“ etwas Großartiges für junge Afroamerikanerinnen, wenn diese eben Vorbilder und Identifikationsfiguren brauchen, bevor sie den Mut fassen können, genau das zu machen, was sie sich wünschen und auch auf ihre eigenen Ziele hinarbeiten. Der Film selbst spiegelt mit entsprechender Härte einen Teil der für Afroamerikaner so erniedrigende Zeit der Sklaverei wieder, auch wenn es nicht die Intensität von z.B. „Django Unchained“ und „12 Years A Slave“ erreicht. Dafür sind auch die Darstellungen der weißen Farmbesitzer einfach etwas zu blass, sofern dieser Vergleich an dieser Stelle überhaupt politisch korrekt ist. Natürlich liegt heute niemand mehr in Ketten und auch in der aktuellen Zeit sollte sich niemand mehr die Ketten der Vergangenheit und auch die Ketten von Schuld und Opferrollen anlegen, weil diese im Erreichen von positiven Veränderungen für die Zukunft eher ausbremst. Wie für Biopics üblich werden im Film natürlich einige Stationen im Leben von Harriet Tubman abgehakt, so dass der Film stellenweise etwas nüchtern und gehetzt wirkt. Es mag zwar auf Harriet historisch belegbar sein – und es ist natürlich auch klar, dass nahezu alle Teile der afroamerikanischen Bevölkerung sehr religiös veranlagt sind, aber die im Film eingebettete Religiösität und Spiritualität wirkte auf mich als weniger religiösen Menschen etwas befremdlich. So blieb das Biopic für mich etwas hinter seinen Möglichkeiten.

„Harriet“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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