Re: Zuletzt gesehener Film

9586
iHaveCNit: Queen & Slim (2020)
14.07.2020


Wie immer kommt es auch mal dazu, dass ich aufgrund der Fülle an Filmen und dem Fehlen von Zeit nicht immer den einen oder anderen Film direkt im Kino sehen kann. Aber einige dieser Filme bekommen auf jeden Fall noch ihre Aufmerksamkeit im Heimkino. Den ersten Film aus diesem Jahr, den ich im Heimkino nachhole ist Melina Matsoukas „Queen & Slim“ mit Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith in den Hauptrollen. Und die Zeit für die Sichtung hätte auch nicht passender kommen können.

Für den Schuhverkäufer Ernest Hines und die Anwältin Angela Johnson sollte es eine ruhige Heimfahrt nach einem gemeinsame Tinderdate werden, doch sie werden von einem Polizisten auf Streife angehalten, der seinem Job in Anbetracht einer Routinekontrolle bei den beiden Afroamerikanern viel zu gründlich vornimmt. Im Eifer des Gefechts bekommt Angela einen Streifschuss ins Bein ab und Ernest erschießt den Polizisten aus Notwehr. Beide entscheiden sich zur Flucht und werden somit zur Zielscheibe der Ermittlungsbehörden – aber auch zu Helden für die afroamerikanische Gemeinschaft.

„Queen & Slim“ könnte im Laufe der Jahre und vielleicht Jahrzehnte ein sehr wichtiger Film für die afroamerikanische Gemeinschaft werden. So etwas wie einen eigenen „Bonnie und Clyde“. Nachdem der Film innerhalb kurzer Zeit bereits sein Szenario aufgebaut hat, geht es die über 2 Stunden Laufzeit sehr lässig auf einen Roadtrip, indem wir vor allem die von Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith gespielten Hauptcharaktere Ernest und Angela immer mehr kennenlernen und miterleben, wie sie sich immer näher kommen, wohlweislich, dass diese Zeit der Zweisamkeit vielleicht nur von kurzer Dauer sein wird. Unabhängig davon, wie problematisch aus gesellschaftlicher Sicht die zu genaue Polizeiarbeit zu Beginn ist, so möglichst ausdifferenziert versucht sich der Film den Folgen einer aus Notwehr entstandenen Straftat zu nähern. Natürlich wie für Roadtrips üblich werden diverse Stationen abgehakt auf denen durchaus die ein oder anderen spannenden und auch gefühlvollen Momente entstehen. Auf dem Weg erleben wir auch, wie die Tat und die Flucht der Beiden mitunter auch zu einem Symbol für die afroamerikanische Gemeinschaft wird und durchaus auch bei dem einen oder anderen zu einschneidenden Entscheidungen führt, die schon sehr drastisch und extrem sind. Insgesamt ist der Film cool inszeniert und er hat mich auf jeden Fall dann beim erwartbaren Ende dann auf jeden Fall emotional bekommen.

„Queen & Slim“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9587
Hatte nun endlich mal die Gelegenheit diesen Film zu sehen:

Zur Bewertung kopiere ich mal 1:1Anatols Beitrag....
A Star is born (Bradley Cooper)
Coopers Regiedebut kann sich vor allem auf formidable Darstellerleistungen verlassen, allen voran seine eigene und die von Fräulein Gaga, welche zusammen eine ganz außergewöhnliche Chemie entwickeln. Entsprechend profitiert A Star is born vor allem in der ersten Hälfte davon mit einer ganzen Reihe an magischen Momenten zwischen den beiden Stars während der langsamen menschlichen und musikalischen Annäherung ihrer beiden Charaktere. Leider kann der Film dieses hohe Niveau in der zweiten, deutlich konventionelleren und vorhersehbareren Hälfte nicht mehr halten, bleibt aber dennoch durchgängig auf ordentlichem Niveau.
.... und vergebe 9/10 Punkten!
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

9588
Revoked hat geschrieben: 16. Juli 2020 07:48 Hatte nun endlich mal die Gelegenheit diesen Film zu sehen:

Zur Bewertung kopiere ich mal 1:1Anatols Beitrag....
.... und vergebe 9/10 Punkten!
Ich fühle mich geehrt. :) Siehst du den von mir angesprochenen Abfall in Hälfte 2 denn auch so? Denn das hat mir den Spass schon ein bisschen verdorben (nach einer Stunde wäre ich auch noch bei 9 Punkten gewesen).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

9589
AnatolGogol hat geschrieben: 16. Juli 2020 18:28
Revoked hat geschrieben: 16. Juli 2020 07:48 Hatte nun endlich mal die Gelegenheit diesen Film zu sehen:

Zur Bewertung kopiere ich mal 1:1Anatols Beitrag....
.... und vergebe 9/10 Punkten!
Ich fühle mich geehrt. :) Siehst du den von mir angesprochenen Abfall in Hälfte 2 denn auch so? Denn das hat mir den Spass schon ein bisschen verdorben (nach einer Stunde wäre ich auch noch bei 9 Punkten gewesen).
Ja. Das war sehr offensichtlich. Ich habe den Film nämlich (wie so oft) auf zwei Abende aufteilen müssen.

Am ersten Abend konnte ich mich kaum lösen, da ich der Meinung war den besten Film ever zu sehen. Gestern Abend dann die 2te Hälfte, die immer noch gut, aber eben teils vorhersehbar und konventionell war.

Ich fand die erste Stunde extrem intim, man war wirklich ganz nah bei den beiden Hauptdarstellern (auch einige Songs von Jackson May waren durchaus gutes Bluesrock Material 🤘, Cooper sollte über eine Musikerkarriere nachdenken).

Die 2te Stunde ist dann eben Allys, und wie sie sich vom Manager und vom Fame einlullen lässt.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

9590
Ich fand den Film großartig - war bei mir ein 10er ! Ja, Cooper sollte mal über eine Gesangskarriere nachdenken.

iHaveCNit: Marie Curie (2020)
16.07.2020

So kurz nach der Wiedereröffnung der Kinos kommt nun ein Hammer-Wochenende mit 4 interessanten Filmstarts, die ich auch alle im Kino sehen werde. Den Anfang des Quartetts macht hier die historische Biografie von Marie Curie mit Rosamund Pike in der Hauptrolle, die sowohl historisch, wissenschaftlich und gesellschaftlich sehr wichtig ist, aber auch seine Schwächen hat.

Maria Skladova ist eine junge Wissenschaftlerin in Paris. Sie lernt den Wissenschaftler Pierre Curie, der genau wie sie eine Faszination für die Wissenschaft pflegt, kennen und lieben. Gemeinsam arbeiten Sie an ihrem Forschungsprojekt und entdecken dabei die neuen Elemente Radium und Polonium. Ihre Entdeckung wird die Menschheit nachhaltig beeinflussen – mit all den positiven und negativen Konsequenzen.

Frauen in der Wissenschaft. Ein wichtiges gesellschaftliches und historisches Thema. Marie Curie war eine der ersten Wissenschaftlerinnen, die sich mit Leidenschaft, Fleiß und harter Arbeit trotz ihres vermutlich eigenwilligen für Wissenschaftler üblichen Charakters im Laufe der Zeit das Vertrauen ihrer männlichen Kollegen gewonnen, die damit auch trotz der nicht vorhandenen Erfahrung erst mit Argwohn auf ihre Person und ihre Arbeit reagiert haben, weil das zu dieser Zeit noch nicht üblich gewesen ist. Hier von einer systematischen und strukturierten Diskrimierung und gar Unterdrückung von Frauen im wissenschaftlichen Sektor zu sprechen halte ich hier für zu radikal und undifferenziert. Marie Curie war Pionierin und hatte sicherlich auch keine Vorbilder im Bereich der Wissenschaft wenn es um Vorbilder des eigenen Geschlechts geht. Sie hat für etwas mit voller Leidenschaft gebrannt und als „Erste“ einfach ihre Arbeit gemacht – und ist mit ihren Errungenschaften sicherlich genau ein wichtiges Vorbild für junge Frauen, die sich für eine Arbeit in der Wissenschaft interessieren, auch wenn ich der Meinung bin, dass sich jede Frau, die sich auch für eine Arbeit in der Wissenschaft interessiert auch mit voller Leidenschaft, Fleiß und harter Arbeit auch ohne entsprechende Vorbilder allen Hindernissen zum Trotz ihren Weg in der Wissenschaft gehen wird – genau wie es auch Marie Curie getan hat.

Die Rolle im Film wird natürlich von Rosamund Pike großartig gespielt und da ich Pike großartig finde, war sie auch eine der Hauptgründe überhaupt den Film zu sehen. Aber ich habe hier noch ein sehr gutes Biopic bekommen, bei dem für mich aber die Stationen im Leben von Marie Curie durchaus viel zu gehetzt abgearbeitet worden sind. Auch die visuellen, effektreichen Spielereien waren eher befremdlich und haben mich etwas aus dem Film raus gezogen. Schön fand ich, wie der Film vor allem die familiären Bindungen zu ihrem Mann und den Töchtern herausgearbeitet hat. Sehr unkonventiell fand ich auch, wie der Film auch die Folgen der Arbeit von Curie gezeigt hat und auf diverse wichtige geschichtliche Ereignisse eingeht um die sowohl negative als auch positive Tragweite des Lebenswerks von Curie aufzuzeigen. Genauso wie es die öffentliche Wahrnehmung damals gewesen ist.

„Marie Curie“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9591
Der "Marie Curie" Film wirkt wie eine Melange aus ähnlichen Filmen jüngerer Zeit. Ein wenig "Colette", etwas "Die Frau des Nobelpreisträgers", warum nicht auch "Die dunkelste Stunde" mit in den Mixer geworfen… Das Pacing ist nur leider überhaupt nicht gut, ein Ereignis folgt auf das Nächste und Rosamund Pike kann so nie die interessanten Facetten ihrer Rolle richtig ausspielen, weil der Plot vorangetrieben werden muss. Und natürlich geht es dann letztlich auch nicht wirklich darum, was diese Frau tolles geleistet hat oder warum sie zur Pionierin wurde, sondern primär um kitschigen Liebesschmu und ihre Beziehung zu Pierre – mit ordentlich Pathos dahinter, versteht sich. Dass man sich dabei noch nur sehr großzügig an der Historie orientiert, verärgert zusätzlich. 3/10.

Gleichzeitig versucht sich Russell Crowe an einem Film, der wie ein Remake von "Falling Down" klingt, aber sich eher als eine Variation aus "Die Blechpiraten" und "American Psycho" entpuppt. In "Unhinged" jedenfalls bringt er einen ganzen Haufen an Leuten um, weil er als miesgelaunter Wutbürger und gelangweilter Autofahrer offenbar eine neue Beschäftigung sucht. Mit Leuten wie Jimmi Simpson und Anne Leighton fallen ihm sogar recht talentierte Leute zum Opfer, viel mehr passiert in dem viel zu langen Psychothriller aber nicht. Leider erforscht der Film nie wirklich das Wesen eines Amokläufers, sondern interessiert sich so gar nicht für die Rolle von Crowe. Stattdessen gibt es oberflächliche Schocks und viel sinnlose Gewalt, die sich sehr schnell abnutzt. Ebenfalls 3/10.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9592
iHaveCNit: Unhinged (2020)
17.07.2020


Film Nummer 2 von 4 des aktuellen Wochenendes ist wieder mal ein Film, den ich mir eigentlich nur angeschaut habe, weil einer meiner Lieblingsschauspieler mitspielt – Russell Crowe – und auch der Trailer mich angesprochen hat. Auch wenn der Film nicht ganz der große Wurf gewesen ist, ich bin relativ zufrieden aus dem Kino gegangen.

Die junge Mutter Rachel und ihr Sohn Kyle sind im Stress, weil er zu spät zur Schule und sie zu spät zu einem Kundentermin kommt. Nach längerer Zeit im Stau kommt es an einer grünen Ampel zu einer folgenschweren Entscheidung. Als der Pick-Up vor ihr nicht fahren will, hupt sie etwas zu energisch, was den Fahrer des Pick-Ups darauf in Rage bringt und er von ihr eine Entschuldigung einfordert. Als sie ihm diese verwehrt ahnt sie noch nicht, wozu der Mann in den kommenden Stunden fähig ist.

Zunächst ist „Unhinged“ ein astreiner Actionthriller, der über seine 90 Minuten sehr kompakt und effektiv seine Handlung durchbringt. Unabhängig davon wie vorhersehbar und logisch fragwürdig das ganze ist, vor allem hat es mir immer wieder die Kinnlade runterklappen lassen, wozu Crowes Charakter fähig ist und auch welcher Grad der Gewalt hier präsentiert wird. Wenn man auf ein paar Details achtet und genau hinhört – vor allem bei den im Film eingebundenen Nachrichten – dann kann man durchaus Hintergründe zum Charakter von Crowe erfahren, so dass dessen Motivation nicht komplett im Dunkeln bleibt und man durchaus auch Sympathie für seinen Charakter entwickeln könnte. Wer sich dafür jedoch weniger interessiert wird damit wieder einmal ein wütender, gewalttätiger, weißer Mann ungefiltert als das Böse dargestellt – vor allem problematisch in der hier vorliegenden Konstellation, wenn eine junge Mutter und Frau hier als Opfer dargestellt und damit natürlich ein entsprechendes Narrativ bedient wird. Aber da gehört auch bei der Konstellation von Mutter und Kind viel Fantasie dazu, wenn der Altersunterschied beider Darsteller gerade einmal 15 Jahre beträgt. Vor allem das nachlässige Verhalten der Mutter hat bei mir natürlich auch nicht gerade dazu geführt, dass ich Sympathien für ihren Charakter entwickeln konnte. Aber eine grundsätzliche unterschwellige Botschaft im Film halte ich für sehr wichtig, wenn vor allem die immer weiter zunehmende Eskalation und Wut auch im Vorspann thematisiert wird ist, dass mit ein wenig mehr Ruhe, Rationalität und auch Empathie durch den Alltag gehen sollten – weniger wildes Rumgehupe – mehr sachte und entspanntes Hupen. Und durchaus auch die Verantwortung für eigene Fehler zu übernehmen, diese einzugestehen und sich durchaus auch bei anderen zu entschuldigen – genau so wie es Russell Crowes Charakter hier eingefordert hat.

„Unhinged“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9593
HCN007 hat geschrieben: 18. Juli 2020 12:12 Wer sich dafür jedoch weniger interessiert wird damit wieder einmal ein wütender, gewalttätiger, weißer Mann ungefiltert als das Böse dargestellt – vor allem problematisch in der hier vorliegenden Konstellation, wenn eine junge Mutter und Frau hier als Opfer dargestellt und damit natürlich ein entsprechendes Narrativ bedient wird.
Ach komm, da ein Narrativ reinzuinterpretieren, dafür muss man sich allerdings ganz enorm anstrengen (oder aus Geschlechtern und Hautfarbe ein großes Ding machen, was bei "Unhinged" wirklich nicht so gemeint oder gedacht ist). Es ist ganz einfach: Russell Crowe ist bullig, und die junge Mutter zierlich. Das ist einfach das interessantere Bedrohungsszenario (David vs. Goliath). In Terminator jagt auch Arnold Schwarzenegger den Michael Biehn und nicht umgekehrt. Und in Highlander ist Clancy Brown nicht der Böse, weil er ein Skinhead ist, sondern weil Statur und Größe ihn gegenüber Christopher Lambert einfach bedrohlich wirken lassen.

Unhinged steuert genau dann zu einem Narrativ bei, wenn der Zuschauer jenes bereits mit in den Kinosaal bringt.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9594
iHaveCNit: Edison – Ein Leben voller Licht (2020)
24.07.2020


Kommen wir zu einem Film, der schon sehr lange auf meiner Liste stand. Bereits 2017 ist er abgedreht worden, leider befand er sich damals im Portfolio der Weinstein Company und wurde im Zuge des großen #metoo-Skandals aufs Abstellgleis gelegt. Ich habe aber stets die Augen offen gehalten und so freue ich mich, dass er nachdem sich andere Produzenten dem Film angenommen und ihn auch nochmal runderneuert haben, dass ich ihn nun endlich sehen konnte, denn das Thema des Films hat durchaus einen großen Einfluss auf mein Leben. Schade, dass er letztendlich nicht das volle Potential enfalten konnte.

Thomas Edison hat einen Weg gefunden, mit einer Gleichstromversorgung Licht in die Häuser der amerikanischen Bevölkerung zu bringen. Mit den finanziellen Mitteln eines JP Morgan möchte er das Ziel sukzessive verfolgen. Doch zeitgleich macht sich ein gewisser George Westinghouse daran, mit dem wesentlich effektiveren und günstigeren Wechselstrom das gleiche Ziel wie Thomas Edison zu verfolgen. Zwischen den beiden entbrennt ein unerbittlicher Wettkampf, dessen Werk eines der wichtigsten Errungenschaften unserer Zeit darstellen wird.Während dieser Zeit kommt auch ein Erfinder namens Nikola Tesla in Amerika an, um an seinen Visionen für die Stromversorgung zu arbeiten.

Welchen Einfluss hat das Thema denn überhaupt auf mein Leben ? Ich bin beruflich weniger im Filmbereich tätig, dafür aber in der Energiebranche bei einem Energieversorger – und da haben die Errungenschaften in „The Current War“, wie der Film im Original lautet – einen sehr großen Einfluss nicht nur auf mein Leben, sondern nahezu weltweit in allen Ländern. „Ein Leben ohne Strom“ - heutzutage unvorstellbar, selbst in ärmsten Entwicklungsländern existiert beim Großteil der Haushalte ein Zugang zu Strom und Licht. Mit welcher Selbstverständlichkeit wir heutzutage einfach ein Kabel in die Steckdose stecken, Laptop bedienen, Smartphone aufladen, Essen kochen und den Lichtschalter betätigen war damals noch undenkbar, so dass diesen technischen Errungenschaften damals etwas wundervoll magisches anhaftete, genau wie vermutlich der erste Gang ins Kino, an dessen Entstehung ein Edison maßgeblich auch beteiligt war – aber durchaus auch tödliches, wenn menschengemachte Fehler passierten oder auch ein elektrischer Stuhl entwickelt worden ist. All das porträtiert der Film auf sehr dynamische, pulsierende Weise, wie es für Strom auch üblich ist. Doch bei all den involvierten Persönlichkeiten und den gezeigten Errungenschaften wirkt der Film zu hektisch, zu sprunghaft, zu oberflächlich, um allem gerecht zu werden. Dafür hätte der Film letztendlich auch wesentlich länger sein müssen. So bleibt auch für die namhafte Besetzung – Benedict Cumberbatch, Michael Shannon, Tom Holland, Nicholas Hoult, Tuppence Middleton, Katherine Waterston sowie Matthew McFayden nur die Gelegenheit routiniert ihre Rollen zu spielen, ohne wesentlichen Mehrwert in ihre Rollen zu bringen. Die einzige Frage ist natürlich, ob bei dem gebotenen Thema bezüglich Stromversorgung mit Gleichstrom, Wechselstrom ein Film mit längerer Laufzeit auch wesentlich interessanter gewesen wäre, denn Strom ist ja nicht unbedingt greifbar und eine größere und genauere wissenschaftliche Darstellung kann durchaus für den ein oder anderen sehr nüchtern, gar langweilig sein, da es durchaus auch sehr trocken sein kann, egal wie sehr man es versucht bildhaft darzustellen. Da ich hierzu bereits beruflich ein Seminar besucht habe, weiß ich, wie schwer das sein kann. Und da dieser Film natürlich nicht dem Zweck dient, sich beruflich weiterzubilden und nur der Unterhaltung dient, reicht das natürlich auch aus.

„Edison – Ein Leben voller Licht“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9595
iHaveCNit: Gretel und Hänsel (2020)
28.07.2020


Da ich ein wenig freie Zeit hatte, habe ich mich dann doch noch dazu entschieden von den Kinostarts vom 9.7.2020 den auch erschienenen „Gretel und Hänsel“ anzusehen, der nach dem ersten Trailer auch auf meiner Liste stand, weil zum einen Sophia Lillis nach „Sharp Objects“ sowie den beiden „IT“-Filmen hier einmal in einen Film alleine auf den Schultern tragen darf und die im Trailer dargebotene Optik auf jeden Fall einen Blick im Kino wert war.

Im Zeitalter der Pestilenz wird die junge Gretel von Ihrer Mutter vor die Tür gesetzt, als es für Sie und ihren Bruder Hänsel keine Möglichkeit mehr für Obdach gibt. So streifen sie ein wenig ziellos und hungernd durch die Wälder, bis sie auf ein Haus treffen, das einer geheimnisvollen Hexe gehört. Während die Hexe ihre eigenen Pläne mit den beiden hat, kommt Gretel dem dunklen Geheimnis der Hexe langsam auf die Spur.

Der Film ist mit 87 Minuten schon sehr kompakt gehalten. Der Sohn von Psycho-Legende Anthony Perkins – Osgood Perkins hat hier eine etwas unausgewogene Mischung aus Coming-Of-Age und schaurigem morbiden Märchen geschaffen, indem die von Sophia Lillis gespielte Gretel und die Hexe sehr stark im Vordergrund stehen, wohingegen der kleine Hänsel ein wenig an den Rand gedrückt wird und kaum Profil bekommt. In der Charakterisierung einer Jungfrau in Nöten spricht man gerne von einer „Damsel in Distress“- in diesem Film könnte man auch sagen „Hänsel in Distress“. So ganz wollte im sich ergebenden Kammerspiel im Wald die ganz große Spannung einstellen, aber zumindest war die audiovisuelle Umsetzung des Films mit großartigen Kameraeinstellungen und auch der Musik auf jeden Fall etwas, wofür sich der Film schon gelohnt hat.

„Gretel und Hänsel“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9596
iHaveCNit: Auf der Couch in Tunis (2020)
05.08.2020

Zeit für eine kleine Therapiesitzung im Kino. Eingeladen hatten hier die Regisseurin Manele Labidi und die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani mit ihrem Film „Auf der Couch in Tunis“. Die Therapiesitzung selbst war sehr charmant und amüsant, aber auch ein wenig oberflächlich und handzahm.

Selma kehrt nach ihrem Psychologiestudium kurz nach der tunesischen Revolution in die Heimat zurück um dort eine eigene Praxis zu eröffnen. Doch sie muss schnell feststellen, dass viele Hürden auf soziokultureller, religiöser und auch bürokratischer Seite zu nehmen sind.

Man spürt sehr viel Herzblut in diesem Film, der sehr gut, scharf und authentisch die soziokulturellen, religiösen und bürokratischen Gegebenheiten der tunesischen Gesellschaft zum Zeitpunkt nach der tunesischen Revolution darstellt. Dabei wirft uns die Regisseurin Labidi erstmal wie einen Fisch ins Wasser, der sich Schritt für Schritt an die Gegebenheiten rantastet. Hierfür verfolgen wir die von Golshifteh Farahani großartig gespielte Selma, die anhand vieler kleiner, ambivalenter und skurriler Nebencharaktere viel von den gesellschaftlichen und individuellen psychologischen Problemen kennenlernt. Dabei muss ich aber feststellen, dass die relativ kurze Laufzeit des Films und die Vielzahl an Charakteren und Nebenschauplätzen dazu führt, dass der Film viele Themen nur oberflächlich und etwas handzahm anreißt und der Film auch gerne hätte länger sein können um dem ganzen den notwendigen Raum zu geben.

„Auf der Couch in Tunis“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9597
iHaveCNit: Irresistible – Unwiderstehlich (2020)
07.08.2020

Der politische Wahlkampf in den vereinigten Staaten ist an und für sich schon eine Welt für sich. Ein paar Monate vor der Wahl bekommen wir nun eine Politsatire des ehemaligen TV-Show-Moderator und Satirikers Jon Stewart geliefert, in dem er sich voll und ganz dem amerikanischen Wahlkampf widmet – und damit einen sehr amüsanten und charmanten Einblick liefert.

Gary Zimmer ist politischer Wahlkampfberater für die Demokraten. Nach dem Wahlverlust der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sind sowohl er als auch sein Team und die Partei in einem Loch und gefrustet. Da kommt ein virales Youtube-Video aus einem kleinen ländlichen Ort, Deerlaken in Wisconsin gerade recht. Der Veteran Jack Hastings hat eine flammende Rede gehalten, so dass Zimmer in ihm einen passenden demokratischen Kandidaten für die kommende Bürgermeisterwahl im Ort gefunden hat. Zimmer reist nach Deerlaken, wo der Wahlkampf so große Wellen schlägt, bis sich sogar Zimmers republikanische Konkurrentin Faith Brewster in den Wahlkampf einmischt.

Jon Stewart hat mit „Irresistible“ so etwas geschaffen wie „US-Wahlkampf in a Nutshell“. Dabei seziert er schon relativ überschaubar, wie Wahlkampf funktioniert, wie absurd und skurril dieser in Ansätzen ist und wie fern dieser tatsächlich von den eigentlichen Befindlichkeiten der Menschen ist. Darüberhinaus liefert der Film auch ein wenig einen „Kampf der Kulturen“, wenn der aus der politischen Großstadt Washington stammende Zimmer sich erst einmal mit den lokalen Gegebenheiten arrangieren muss und quasi in eine komplett andere Welt eintaucht. Da macht auch der gute Steve Carrell eine wunderbare Figur, genau wie auch der Rest der Besetzung wie eine Rose Byrne, ein Chris Cooper und eine Mackenzie Davis. Inszenatorisch bleibt der Film sehr konventionell und bewegt sich nur an wenigen Stellen in eine Richtung, in die sich zum Beispiel ein Adam McKay in „The Big Short“ und „Vice“ gewagt hat. Der Film bleibt hier definitiv in einer eher massentauglicheren Richtung, die mehr charmant, amüsant und unterhaltsam bleibt und weniger bissiger ist als hier definitiv auch Potential da gewesen wäre. Die Dramaturige des Films selbst wirkt etwas holprig, sprunghaft und hektisch für seine knapp 100 Minuten, liefert aber vor allem am Ende eine ganz interessante Auflösung.

„Irresistible – Unwiderstehlich“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9598
AnatolGogol hat geschrieben: 2. Januar 2020 09:06 First Man – Aufbruch zum Mond (Damien Chazelle)
Schwerfällige Mixtur aus Drama und Mondfahrt-Rekonstruktion, bei welcher Chazelle das Kunststück gelingt einen welthistorischen Meilenstein weitgehend zu trivialisieren. Denn weder weiss er der Armstrong-Figur wirklich relevantes zu entlocken, noch schafft er es dem ersten Mondflug die filmische Bedeutung zuzugestehen, die dieser verdient gehabt hätte ...
So plätschert der Film ziemlich inhalts- und ideenlos über seine Laufzeit.
5 / 10
Und ich leihe mir mal wieder eine Review von Anatol, der ich dieses Mal nur zT zustimme.

Chazelle macht ziemlich viel richtig, dass der Film eben keine Neill Armstrong Biografie ist, sondern vom ersten Mondfahrtprogramm handelt. Dabei fiebert man bei den diversen Testflügen richtig mit. Gerade der Anfang ist unheimlich stark umgesetzt und hat mich echt umgehauen.

In der Folge finde ich es durchs gelungen umgesetzt wie sich die Truppe von waghalsigen Pionieren langsam zum Ziel vortastet, inklusive Tragödien und Rivalität.
Denn die Person Armstrong interessiert mich ohnehin nur wenig.

Der tatsächliche Mondflug bekommt dann aber für mich zu wenig Raum und ist dann urplötzlich viel zu persönlich auf Armstrong fixiert. Schade.

So bleiben aus meiner Sicht gute
7/10
übrig.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

9599
Irgendetwas zwischen Anatols 5 und Revokeds 7 wäre wohl auch für mich die richtige Wertung. Nach La La Land wirkte das wie ein laues Lüftchen von Chazelle. Allzu viel weiss ich von dem Film gar nicht mehr, ausser dass er milde unterhaltsam und optisch irgendwie sehr glatt und "grau" war.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9600
Ich gehe da sogar noch einen Punkt weiter runter als Anatol. :D First Man war ein ziemlich enttäuschender Film, der überhaupt kein eigenes Sujet zu bieten hat. Ryan Gosling ist in der Rolle als Armstrong vollkommen fehlbesetzt, die tragische Note des Charakters bekommt er überhaupt nicht in sein Coolness-Image eingebaut. Grundsätzlich mag ich die Idee, den Mondflug nicht als "welthistorischen Meilenstein" aufzuziehen (wie Anatol es nennt), sondern ihn auf eine beklemmende Nahtoderfahrung zuzuspitzen, bloß gelingen will das nicht, weil die immer gleichen Aufnahmen von in enge Blechbüchsen gesperrte Männer sich schnell abnutzen und Armstrong als Figur dermaßen unterentwickelt bleibt, dass er mir vollkommen egal war. Der interessanteste Aspekt des Films (Wie kann ein Mann sein Leben in die Händen von Maschinen legen, wenn seine Tochter trotz ihrer Zwangsabhängigkeit von Maschinen nicht gerettet werden konnte?) wird angedeutet, aber nie ernsthaft behandelt und das Ehedrama mit Claire Foy ist aus dem Hollywood-Einmaleins entliehen. Einzig der bärenstarke Soundtrack von Justin Hurwitz begeisterte mich und ich habe ihn mir sogar auf CD geholt, höre einzelne Tracks regelmäßig beim Joggen (etwa "The Landing").

Schade, bislang konnte Chazelle an den fast schon genialen Whiplash nicht mehr anschließen…
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