Ob sie es zahlen oder nicht: Niemand weiß, was 2021 passiert und ob diese Starttermine gehalten werden können. Und ob man Bond zur Not bis 2022 liegenlassen kann, wissen wir nicht. Eine Veröffentlichung per VOD kategorisch abzulehnen halte ich für kurzsichtig, und ich bin mir sicher, dass man bei EON diese Möglichkeit diskutieren wird. Das gilt genauso für andere große Releases. Wandert "Mulan" vielleicht zu Disney+? Denkbar wäre es.

Invincible1958 hat geschrieben: 24. Juli 2020 15:21 Ich wäre mal an wöchentlichen VOD-Charts interessiert. Daran könnte man wahrscheinlich ablesen, dass dort niemals solche Summen eingenommen werden wie einige Menschen denken.

Ich denke es spricht für sich, dass außer für Trolls World Tour keine Zahlen aus dem Bereich veröffentlicht werden. Vermutlich performen die meisten Filme da deutlich schlechter, als manch einer das gerne hätte. Das Bond 800 Mio$ oder etwas in dem Bereich per VOD einspielen kann kann ich mir auch kaum vorstellen.

Casino Hille hat geschrieben: 24. Juli 2020 15:31 Wandert "Mulan" vielleicht zu Disney+? Denkbar wäre es.

Kaum, wenn dann auch VOD und nicht Disney +. Um profitabel zu sein müsste Mulan dann Unmengen an Leute ins Disney+ Abo locken und das wird nicht geschehen. Denn auch wenn Millionen Menschen den Film auf Disney+ schauen, wenn die davor schon alle ein Abo hatten war der Film ein einziger riesiger Flop. VOD könnte für Mulan aber eine Möglichkeit sein, da die Zielgruppe vermutlich weder besonders Kinofixiert ist, noch aus besonders vielen einzelnen Personen besteht, sondern eher aus Gruppen oder Familien, für die sich VOD auch lohnt. Ich denke zwar nicht, das Mulan da ein großer Erfolg werden würde, aber es könnte Schadenbegrenzung sein, während ein Kinostart für diesen Film ohne USA und China dem Selbstmord gleichen würde. Im Gegensatz zu Bond, für den diese beiden Märkte natürich auch enorm wichtig sind, aber vermutlich nicht in gleichem Ausmaß.

"Hamilton" und "Artemis Fowl" sind auch direkt zu Disney+ gewandert, ohne VOD, ohne Kinoauswertung. Die Unterschiede zwischen "Mulan" und Bond sehe ich in dem Ausmaß nicht. In beiden Fällen wäre ein schneller Start per Streaming sinnvoller als eine ewig lange Kino-Verzögerung. Obwohl ich mir natürlich grundsätzlich wünschen würde, dass möglichst alles sobald möglich im Kino startet, weil die Kino-Branche das dringend brauchen kann.

Man könnte ja auch darüber nachdenken die Verwertungsreihenfolge zu drehen und den Film zunächst auf VOD zu veröffentlichen und später dann doch noch ins Kino zu bringen, wenn ein Normalbetrieb wieder möglich ist. Klingt zunächst mal absurd, da man idR ja davon ausgehen muss, dass "alte Filme" im Kino nicht mehr ziehen. Bedenkt man aber, dass gerade Bond auch in der Zweitverwertung traditionell sehr umsatzstark war und ist (egal ob Kino-Wiederaufführungen oder VHS/DVD/BD-VÖs), dann könnte das vielleicht doch funktionieren. Zumal ich auch davon ausgehe, dass nur eine begrenzte (aber wahrscheinlich doch recht große) Anzahl an Zuschauern den Film für 12-15 Euro über VOD (mehr liese sich am Markt aufgrund des aktuellen Preisniveaus wohl nicht durchsetzen) leihen würden und von daher immer noch ein recht großes Volumen an potenziellen Kinogängern übrig bliebe. Die klassische Weiterverwertung in Form von physischen Medien bzw. digitalen Verkäufen könnte man dann ja immer noch nach dem Kinorun anbieten. Bei dieser Variante muss man dann sicherlich damit rechenen Umsätze wegen illegalen Downloads zu verlieren und man würde unterm Strich auch deutlich weniger einnehmen als bei klassischer Verwertung. Aber ich sehe momentan kaum ein Szenario, wo das nicht (bzw. nicht in noch größerem Maße) der Fall wäre. Es sei denn, man kann es sich leisten den Film so lange auf Halde zu lassen, bis sich die Situation normalisiert hat (das kann allerdings dauern).

Casino Hille hat geschrieben: 24. Juli 2020 15:31 Eine Veröffentlichung per VOD kategorisch abzulehnen halte ich für kurzsichtig, und ich bin mir sicher, dass man bei EON diese Möglichkeit diskutieren wird.

Es geht nicht darum, eine Veröffentlichung per VoD abzulehnen. Aber vor dieser VoD-Veröffentlichung sollte der Film in allen Kinos laufen, wo das irgendwo möglich ist.

Casino Hille hat geschrieben: 24. Juli 2020 16:34 "Hamilton" und "Artemis Fowl" sind auch direkt zu Disney+ gewandert, ohne VOD, ohne Kinoauswertung.

Die sind aber auch keine 200 Mio§ Blockbuster. Artemis Fowl war zwar auch erstaunlich teuer um direkt auf Disney+ zu gehen, dürfte im Vergleich zu Mulan aber immerhin kaum Werbekosten gehabt haben. Mulan wird samt Werbung zwischen 300 und 400 Millionen $ gekostet haben, während Artemis Fowl, an dem noch weniger Interesse seitens der Zuschauer dagewesen zu sein schien, die 200 Millionen noch lange nicht erreicht haben dürfte. Zu Hamilton hab ich auf die Schnelle nichts gefunden, aber der dürfte nochmal ein gutes Stück günstiger gewesen sein und eignet sich damit eigentlich perfekt um einer Streamingplattform ein breiteres Angebot zu verschaffen ohne dafür hunderte Millionen in den Sand zu setzen, wie es bei Mulan der Fall wäre.

Casino Hille hat geschrieben: 24. Juli 2020 16:34 Obwohl ich mir natürlich grundsätzlich wünschen würde, dass möglichst alles sobald möglich im Kino startet, weil die Kino-Branche das dringend brauchen kann.

Das sehen wir ja gleich, die aktuellen Zahlen sind ja nicht so berauschend für die Kinobranche.

AnatolGogol hat geschrieben: 24. Juli 2020 16:46 Unterm Strich würde man so zwar deutlich weniger einnehmen als bei klassischer Verwertung: aber ich sehe momentan kaum ein Szenario, wo das nicht (bzw. nicht in noch größerem Maße) der Fall wäre. Es sei denn, man kann es sich leisten den Film so lange auf Halde zu lassen, bis sich die Situation normalisiert hat (das kann allerdings dauern).

Ich denke viel wird davon abhängen, ob Warner Tenet wirklich ab Ende August gestaffelt auf den Markt bringt und damit Erfolg hat. Nolans Filme sind traditionell auch außerhalb der USA sehr stark (genauso wie Bond) und könnten auch ein vergleichsweise ähnliches Publikum haben, sodass Universal da sicher sehr genau hinschauen wird.

Samedi hat geschrieben: 24. Juli 2020 16:50

Casino Hille hat geschrieben: 24. Juli 2020 15:31 Eine Veröffentlichung per VOD kategorisch abzulehnen halte ich für kurzsichtig, und ich bin mir sicher, dass man bei EON diese Möglichkeit diskutieren wird.

Es geht nicht darum, eine Veröffentlichung per VoD abzulehnen. Aber vor dieser VoD-Veröffentlichung sollte der Film in allen Kinos laufen, wo das irgendwo möglich ist.

Genau so sehe ich das auch.
Gebt den Ländern und Kinos, die den Film zeigen dürfen und wollen, die Chance, und ein faires Auswertungsfenster von mindestens 4 Monaten (mir wäre mehr lieber).
Und dann kann er überall, wo die Kinos nicht geöffnet sind, als VOD angeboten werden.

Wenn NTTD gut sein sollte, gehen viele VOD Kunden später auch noch ins Kino, um ihn zu sehen. Wenn er denn gut ist...

Casino Hille hat geschrieben: 25. Juli 2020 20:49 Wenn NTTD gut sein sollte, gehen viele VOD Kunden später auch noch ins Kino, um ihn zu sehen.

Wann wäre denn in deinem Fall "später"?

Casino Hille hat geschrieben: 25. Juli 2020 20:49 Wenn NTTD gut sein sollte, gehen viele VOD Kunden später auch noch ins Kino, um ihn zu sehen. Wenn er denn gut ist...

Glaube ich nicht.

Im Kino muss ein Film neu sein, um die Massen zu interessieren.
Eine späterer Kinorelease würde nur als Event funktionieren, wäre aber für die weltweiten Einspielergebnisse nicht relevant.

Unfassbar.
So zerstören Universal und AMC das Kinofenster:

https://deadline.com/2020/07/universal- ... 1202997573

Wie sollen die Kinos denn noch eine Chance zum Überleben haben, wenn neue Filme schon 17 Tage nach Kinostart als VOD verfügbar sind?

So unmöglich ist das alles also doch nicht...

Casino Hille hat geschrieben: 29. Juli 2020 02:26 So unmöglich ist das alles also doch nicht...

Unmöglich ist nichts, aber leider ein sehr schlechter Deal. Meiner Meinung nach für alle Beteiligte.

Das ist ja erstmal nur ein erster Schritt und der Artikel sagt ja auch, dass stark an der Kinokasse laufende Filme sicherlich länger als die drei Wochen exklusiv im Kino bleiben werden. Aber die Vereinbarung kann natürlich trotzdem mittelfristig dafür sorgen, dass auch bei umsatzstarken Blockbustern die Veröffentlichungstermine im Kino und via VOD/EST künftig deutlich enger zusammenrücken. Aber mal ketzerisch gefragt: warum soll man Kinos denn künstlich am Leben erhalten, wenn der einzig wirtschaftlich relevante Grund warum die Leute reinmarschieren die Monopolstellung zum Starttermin ist? Oder anders gesagt: sollten die Leute künftig nicht mehr ins Kino gehen wenn der VOD-Start eines Films sich kaum noch vom Kino-Start unterscheidet, wäre das dann nicht ein eindeutiges marktwirtschaftliches Votum der Mehrheit? Die Entscheidung wird ja von der Filmindustrie selbst bestimmt, von daher sind sämtliche wirtschaftlichen Folgen auch von ihr zu tragen (und im Vorfeld sicherlich bereits durchkalkuliert). Wenn also mittelfristig den Kinos aufgrund der digitalen Konkurrenz die Luft ausgehen sollte so mag das hart sein für Kinobetreiber und Kinonostalgiker, aber die Entwicklung des Kinosterbens ist doch ein Prozess, der schon seit geraumer Zeit läuft und auch von der Filmindustrie maßgeblich dadurch vorangetrieben wird, dass man das Kino nur noch als ersten Marktplatz für sündhaft teure Einweg-Produktionen nach Schema F nutzt zu Lasten kleinerer bis mittelgroßer, ambitionierterer Filme. Ich persönlich sähe jedenfalls keinen großen Verlust darin, wenn die aktuelle Kinolandschaft ins Nirvana verschwindet, da ich weder das Ambiente der Großkinos noch das eindimensionale Programm aus Franchise-, Sequel- und Remake-Blockbustern vermissen würde. Die Entwicklung könnte am Ende vielleicht sogar etwas gutes haben, da die Kinos, die jetzt schon auf ein Programm aus kleineren und mittleren Produktionen setzen, davon vermutlich gar nicht groß betroffen wären im Gegensatz zu den typischen Multiplexen. Dann wäre Kino künftig halt kleiner und anspruchsvoller, eben eher eine Kulturstätte als ein rein kommerziell orientierter Absatzmarkt.

Ich glaube gar nicht, dass eine zeitnahe Veröffentlicht eines neuen Filmes auch per VOD einen großen Einfluss auf die Besucherzahlen der Kinos haben würde. Das überwiegend junge Blockbuster-Publikum wird sich die Filme trotzdem lieber als Event zusammen mit Freunden im Kino anschauen, kleinere und mittlere Kinos mit "Qualitätsfilmen" sind davon gar nicht oder kaum betroffen. Das schon oft Totgesagte Kino würde auch das überstehen.

Die Filmindustrie würde eher davon profitieren, da träge Menschen, die zu faul sind oder keine Zeit haben fürs Kino (so wie ich oftmals) eher bereit wären, für einen neuen interessanten Film als VOD (mehr) zu bezahlen, anstatt auf die Veröffentlichung auf Blu-ray oder gar auf die TV-Austrahlung zu warten.