Das Kino - Erfahrungen, Erlebnisse, Entwicklungen

Für die Filmkenner: In unserem Cinema könnt ihr über den neuesten Blockbuster im Kino, alten Klassikern, neuen Kultfilmen bis hin zu euren Lieblingsserien uvm. diskutieren! Alles aus der TV/Kinowelt, das nicht ins Bondforum passt, bitte hier herein!
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Invincible1958
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DonRedhorse hat geschrieben: 29. Juli 2020 11:05Die Filmindustrie würde eher davon profitieren, da träge Menschen, die zu faul sind oder keine Zeit haben fürs Kino (so wie ich oftmals) eher bereit wären, für einen neuen interessanten Film als VOD (mehr) zu bezahlen, anstatt auf die Veröffentlichung auf Blu-ray oder gar auf die TV-Austrahlung zu warten.
Ich weiß nicht wie die Amis drauf sind.
Aber in Deutschland kann ich mir kaum vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die $20 (also mindestens €15 für einmal gucken bezahlen werden/wollen.

Ich habe ja immer das Gefühl, dass ein Film insgesamt mehr Umsatz macht, je länger die einzelnen Auswertungsphasen dauern,
sprich: Kino solange bis kein Kino den Film mehr zeigt, dann VOD, bis niemand mehr dafür bezahlt, dann Blu-Ray-Veröffentlichung, dann von ner Streaming-Platform kaufen lassen, damit er dort in der Flatrate mitlaufen kann, und am Ende Free-TV.

Wenn das alles in kurzen Abständen passiert, dann geht meiner Meinung nach überall was flöten.

Denn den meisten Menschen ist total egal, wenn sie zuhause auf dem Sofa sitzen, ob der Film, den sie sich dort angucken erst 17 Tage oder 170 Tag alt ist.
Das Klientel, was alles so schnell es geht sehen will, ist sehr gering. Und die, die dafür dann auch noch $20 zahlen, sind noch geringer in der Zahl.

Aber sollen sie es ausprobieren.
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Gernot
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Invincible1958 hat geschrieben: 28. Juli 2020 23:44 Unfassbar.
So zerstören Universal und AMC das Kinofenster:

https://deadline.com/2020/07/universal- ... 1202997573

Wie sollen die Kinos denn noch eine Chance zum Überleben haben, wenn neue Filme schon 17 Tage nach Kinostart als VOD verfügbar sind?
17 Tage finde ich auch etwas extrem.
wieso hat man sich nicht in der Mitte zur jetzigen Regel getroffen? kürzere Intervalle hätte man dann immer noch wählen können.
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Invincible1958
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Gernot hat geschrieben: 29. Juli 2020 14:17
Invincible1958 hat geschrieben: 28. Juli 2020 23:44 Unfassbar.
So zerstören Universal und AMC das Kinofenster:

https://deadline.com/2020/07/universal- ... 1202997573

Wie sollen die Kinos denn noch eine Chance zum Überleben haben, wenn neue Filme schon 17 Tage nach Kinostart als VOD verfügbar sind?
17 Tage finde ich auch etwas extrem.
wieso hat man sich nicht in der Mitte zur jetzigen Regel getroffen? kürzere Intervalle hätte man dann immer noch wählen können.
Ich schätze, da viele große Filme nach dem dritten Wochenende (also nach 17 Tagen) den Großteil ihres Einspielergebnisses im Kino bereits erzielt haben.

Ich sehe nur die Gefahr, dass viele Leute dann gar nicht erst ins Kino gehen, wenn sie wissen oder ahnen, dass der Film ein paar Tage später schon online verfügbar sein wird.
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HCN007
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Unabhängig von diesen Entwicklungen werde ich weiterhin einer derjenigen sein, der seine Füße trotzdem ins Kino setzt - bis zum Ende.

Interessant wird sein, wieviele PPV-Buys ein Film dann haben muss, um rentabel zu sein. Es lässt sich anhand von Zuschauerzahlen ja nicht wirklich einschätzen, weil man hier ja auch nach Haushalten bzw. angemeldeten Nutzern auf Portalen gehen müsste.

Habe mal eine Beispielrechnung für mich selbst gemacht. 200 Millionen Dollar Budget zzgl. 200 Millionen Dollar Marketing = 400 Millionen Dollar Gesamt. Bei den Kosten für einen PPV-Buy von 20 Dollar müsste die PPV-Buyrate 20 Millionen betragen um Gewinn zu bringen. Die Frage ist, ob z.B. die Anbieter der Portale vielleicht eine Lizenzgebühr springen lassen und sich somit z.B. der Anteil der notwendigen PPV-Buyrate verringert.

Wie realistisch ist es, dass Filme weltweit eine solche Buyrate haben können ?

Und wenn es Filmstudios schaffen, alleine über PPV-Buys rentable Filmproduktionen umzusetzen, könnten Kinos dann weiterhin als Lichtspielhäuser für den geneigten Kinogänger existieren, die dann nur noch z.B. Lizenzgebühren entrichten müssten und dann quasi abschlagsfrei alles Erwirtschaftete am Kinoticket bishin zu Snacks direkt beim Kino selbst hängen bleibt.
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Invincible1958
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Ich würde schätzen, dass das Studio etwa 70% der Einnahmen bekommt, und der VOD-Anbieter 30%.
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Revoked
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AnatolGogol hat geschrieben: 29. Juli 2020 08:43 ...
Aber mal ketzerisch gefragt: warum soll man Kinos denn künstlich am Leben erhalten, wenn der einzig wirtschaftlich relevante Grund warum die Leute reinmarschieren die Monopolstellung zum Starttermin ist?
...
Dann wäre Kino künftig halt kleiner und anspruchsvoller, eben eher eine Kulturstätte als ein rein kommerziell orientierter Absatzmarkt.
Das trifft auch ziemlich genau meine Meinung, Anatol!
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Invincible1958
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Revoked hat geschrieben: 30. Juli 2020 09:23
AnatolGogol hat geschrieben: 29. Juli 2020 08:43 ...
Aber mal ketzerisch gefragt: warum soll man Kinos denn künstlich am Leben erhalten, wenn der einzig wirtschaftlich relevante Grund warum die Leute reinmarschieren die Monopolstellung zum Starttermin ist?
...
Dann wäre Kino künftig halt kleiner und anspruchsvoller, eben eher eine Kulturstätte als ein rein kommerziell orientierter Absatzmarkt.
Das trifft auch ziemlich genau meine Meinung, Anatol!
Wäre aber mehr als schade, wenn die Mehrheit der Menschen wirklich so über das Kino denkt.
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Revoked
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Mag sein. Wenn man es emotional betrachtet. Anatol und ich betrachten das in unseren Beiträgen unter dem wirtschaftlichen Aspekt.

Mir haben Kinobesuche in den 90ern auch noch deutlich besser gefallen: kleine Säle mit Tischchen und Lampen, einer Bar im hinteren Bereich etc.
Heute zwingen sie einen die Karten am Junkfood Schalter zu kaufen, Lautstärke ist meinst viel zu hoch und dann noch die Eisverkaufdrückerkolonne....
TOFANA IOAM
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Invincible1958
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Revoked hat geschrieben: 30. Juli 2020 10:03Mir haben Kinobesuche in den 90ern auch noch deutlich besser gefallen: kleine Säle mit Tischchen und Lampen, einer Bar im hinteren Bereich etc.
Heute zwingen sie einen die Karten am Junkfood Schalter zu kaufen, Lautstärke ist meinst viel zu hoch und dann noch die Eisverkaufdrückerkolonne....
Ich habe zum Glück in meiner Stadt die Auswahl von über 30 Kinos.
Da gibt es viele schöne, familiengeführte Kinos - und auch andere historische, die eine schönes Kino-Feelings vermitteln, und in denen auch das entsprechende Publikum vorzufinden sind.

Die großen Multiplexxe meide ich auch, wenn möglich.

In Corona-Zeiten kaufe ich die Tickets aber so oder so online - das ist ja auch gewünscht, um die Kontakte und das Schlangestehen vor Ort zu reduzieren.

Rein wirtschaftlich betrachtet könnte man auch alle Theater, die meisten Konzerthäuser etc. einstampfen.
So ist das nunmal in der Kulturbranche.

Die Kinos sind natürlich ein Zwischending - auf der einen Seite gibt es die Massenabfertigung, auf der anderen den Kulturabspruch.
Nur eine Kinolandschaft, die nur noch aus kleinen, exklusiven, staatlich subventionierten Kulturtempeln besteht, kann ich mir auch nicht vorstellen.
In diesen Häusern würde dann auch nicht James Bond laufen, sondern in erster Linie die neueste Doku über den Klimawandel etc.
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AnatolGogol
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Invincible1958 hat geschrieben: 30. Juli 2020 10:28 Nur eine Kinolandschaft, die nur noch aus kleinen, exklusiven, staatlich subventionierten Kulturtempeln besteht, kann ich mir auch nicht vorstellen.
In diesen Häusern würde dann auch nicht James Bond laufen, sondern in erster Linie die neueste Doku über den Klimawandel etc.
So drastisch muss das nicht sein. Bereits jetzt ist es z.B. hier bei uns in der Stadt so, dass die Trennung zwischen Multiplex und "anspruchsvollem" Kino weitgehend durch die Frage Blockbuster ja oder nein beantwortet wird. D.h. Marvel, Bond oder Star Wars läuft dann eben nur im Multiplex (außer evtl als OV), dafür dann kleinere bis mittelgroße Filme im "Nischenkino" (das aber trotzdem den größten Saal der Stadt hat), z.B. Sachen wie Polanskis J'accuse. Eben eher etwas anspruchsvolle Filme, O-Fassungen oder Klassiker, die aber durchaus auch kommerziell orientiert sind (also bei weitem nicht nur Arthaus oder Dokus). Ich könnte mir für die Zukunft durchaus auch vorstellen, dass Event-Filme wie der neue Bond dann eben dort ein paar Monate nach VOD-VÖ laufen. Für solch ein Geschäftsmodell könnte schon ein gewisser Markt vorhanden sein, eben Film- und Kino-Fans, denen das Erlebnis und die technische Umsetzung wichtig sind und für die nicht nur zählt den Film möglichst früh (und nur einmal) zu sehen. Warum sollte Kino künftig nicht einfach in der Verwertungskette nicht mehr an erster Stelle stehen, sondern erst nach der VOD-VÖ? Funktionieren würde das aber sicher nur mit einer anderen Kostenstruktur, d.h. kleiner und somit weniger kosteninstensiv aufgestellte Kinos und vor allem auch deutlich niedrigere Verleihgebühren (was sich aber eigentlich automatisch dadurch ergeben müsste, wenn man eben nicht mehr Erstverwerter wäre).
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Samedi
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Revoked hat geschrieben: 30. Juli 2020 10:03 Mir haben Kinobesuche in den 90ern auch noch deutlich besser gefallen: kleine Säle mit Tischchen und Lampen, einer Bar im hinteren Bereich etc.
Solche Kinos gibt es bei mir in der Gegend zum Glück auch heute noch. Ich darf mich also glücklich schätzen. :D
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Invincible1958
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AnatolGogol hat geschrieben: 30. Juli 2020 10:57Warum sollte Kino künftig nicht einfach in der Verwertungskette nicht mehr an erster Stelle stehen, sondern erst nach der VOD-VÖ?
Das funktioniert für einige Klassiker und Kultfilme, die ein treues Gefolge haben.

Aber als Filmproduktionsfirma/Filmverleih kann ich das große Geld im Kino nur exklusiv am Anfang machen.

Wenn weiterhin Filme mit einem Budget nördlich von $200 Mio produziert werden, reicht eine VOD-Auswertung garantiert nicht aus, um die Kosten einzuspielen. Und ein hinterhergeschobener oder meinetwegen auch paralleler Kinorelease wird nur einen Bruchteil davon einbringen, was mit einer exklusiven Kinoauswertung möglich wäre.
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danielcc
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Ich will ja nichts sagen aber ähem.... ich habe es exakt so für Bond vorgeschlagen.
Preis, TImeline,...

und das genannten Beispiel von Troll zeigt ja, dass man damit viel Kasse machen kann (hatte nicht mal von dem FIlm gehört)

Man wird dann je nach Film eben doch noch die Zeitfenster anpassen. Im Grunde genommen schafft man nur eine Alternative zwischen den heute existierenden Extrempolen "Kino und viel später home release" vs. "Direct to video". Das kann also für viele FIlme auch gut sein.
Bei Filmen von denen man vor allem Kino erwartet, bei denen man sich vor allem eine längere Kinoauswertung verspricht, werden es dann eben 6 Wochen.


Zu den von Invincible vorgebrachten Bedenken was den Preis angeht für Deutschland. Da sehe ich überhaupt gar kein Problem. Geld gibt es genug in Deutschland, die Frage ist immer nur wie man die Ausgaben "wahrnimmt". Selbst die Ärmsten in Deutschland haben das neuste Handy, zahlen 50 EUR im Monat für Mobilfunktarife, zahlen eine Musik Flat, zahlen Prime/Netflix,...
20 EUR für einen Blockbuster sind ein WITZ, wenn man ihn dafür a) mit der Familie/Freunden sehen kann und b) mehrmals sehen kann in 2 Tagen.
Was die Leute wirklich vom Kino abhält ist, dass man für alle Familienmitglieder ein Ticket kaufen muss, und dass dann alle die Trinken/Essen wollen noch mal Unsummen dafür bezahlen müssen. All das fällt zuhause weg.
Daher würde ich auch 30 EUR für Bond vorschlagen. Locker!
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Invincible1958
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danielcc hat geschrieben: 30. Juli 2020 12:28 Ich will ja nichts sagen aber ähem.... ich habe es exakt so für Bond vorgeschlagen.
Preis, TImeline,...
und das genannten Beispiel von Troll zeigt ja, dass man damit viel Kasse machen kann (hatte nicht mal von dem FIlm gehört)
"Trolls World Tour" war der erste Kinostart, der direkt nach den Lockdown im März fiel.
Da hat Universal ihn mit großem TamTam online gestellt. Die halbe Welt saß zuhause aufgrund von Ausgangssperren etc.

Der erste "Trolls" hat 2016 allein in den USA $153 Mio im Kino eingespielt, und anschließend noch mehr (nicht bekannt wieviel) über VOD.

Die Fortsetzung hat jetzt im Kino $0 gemacht, und über VOD $100 Mio.

Wie kann man das als Erfolg ansehen?

Übrigens hat Universal das im Anschluss ja mit allen neuen Filmen gemacht.

Heute startet ja z.B. "The King of Staten Island" von Judd Apatow (in Deutschland zeitgleich im Kino und als VOD),
in den USA kam er letzten Monat bereits als VOD raus.
Hier werden aber keine Zahlen kommuniziert, weil der garantiert nicht die $100 Mio gemacht hat, die "Trolls World Tour" erreicht hat.

In Deutschland boykottieren viele Kinos weiterhin die Universal-Filme. So startet er in ganz Hamburg nur in einem einzigen Kino.

Wenn ein Film über VOD weltweit eine Milliarde US-Dollar in die Kassen spült, dann bin ich überzeugt, dass das funktioniert.
Aber Fakt ist: der Großteil des Umsatzes eines Kinofilms wird immer noch im Kino gemacht.

Es gibt einen Grund, warum es keine offiziellen VOD-Charts gibt. Denn die Zahlen sähen, verglichen mit den Kinozahlen, traurig aus.
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Maibaum
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Und dann würde den Filmen in der Zukunft der Werbeeffekt durch den Kinoeinsatz fehlen, den deren Eventcharakter wird reines VoD selten erreichen.
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