Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

Für die Filmkenner: In unserem Cinema könnt ihr über den neuesten Blockbuster im Kino, alten Klassikern, neuen Kultfilmen bis hin zu euren Lieblingsserien uvm. diskutieren! Alles aus der TV/Kinowelt, das nicht ins Bondforum passt, bitte hier herein!

Welcher Film von Christopher Nolan ist der Beste?

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Memento (2000)
6
18%
Insomnia (2002)
1
3%
Batman Begins (2005)
1
3%
Prestige (2006)
4
12%
The Dark Knight (2008)
7
21%
Inception (2010)
2
6%
The Dark Knight Rises (2012)
1
3%
Interstellar (2014)
4
12%
Dunkirk (2017)
1
3%
Tenet (2020)
3
9%
Oppenheimer (2023)
4
12%
 
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danielcc
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Hast du den Film auf Englisch gesehen oder Deutsch?

Wie gesagt, ich habe nicht viel vom Gesprochenen verstanden in der OV. Und dann ist der Film, als würde man einen chinesischen Film ohne Untertitel sehen.

Ich finde aber der Film funktioniert auch inhaltlich im Hinblick auf das Zeitreisen gänzlich anders als die anderen Filme. Im Grunde geht es hier gar nicht um Zeitreise sondern um vorwärts oder rückwärts. im typischen Zeitreise Film geht jemand zurück, und stellt dort etwas an. Hier aber laufen Zeit vorwärts und rückwärts und das parallel zueinander.

Wie gesagt, ich spiele mit dem Gedanken, den Film noch mal auf Deutsch zu sehen, denn ich glaube auch nicht, dass er im Prinzip schwierig zu verstehen ist.
Für mich geht es eher um das Gefühl was ich beim Sehen habe. So wie ich ein ungutes Gefühl beim QOS hatte aufgrund der Bilder, so hatte ich hier ein ungutes Gefühl ob des Erzählten - weil ich nicht immer sofort nachvolliehen konnte, ob das jetzt logisch ist, einen Grund hat, oder überhaupt so funktionieren kann. Mein Gefühl sagt mir, das alles macht am Ende gar keinen Sinn wenn man wirklich drüber nachdenkt, aber dafür muss ich es erst noch mal sehen.


Lieber zu etwas wo wir uns wohl einig sind - die Bond Liebeserklärung. Was hat das für dich ausgemacht? ich habe meine Begleitung nach dem Film sofort gesagt, die ersten 20-30min sind im Grunde ein Bondfilm. Die "PTS" die einen direkt ohne Erklärung in die Action hämmert, der sebstbewusste Held, der alles so hinnimmt und nicht viel hinterfragt, das Briefing mit der Wissenschaftlerin, die Liebe zu edler Kleidung, der erste Kontakt zur Frau (fast eine Kopie vom Treffen Bond-Séverine in SF), das erste Treffen mit dem Bösewicht, dann die Einladung aufs Boot,...

Im weiteren Verlauft habe ich das aber weniger empfunden.

Ich habe aber auch wieder erfahren, warum ich früher bei Bond bestimmte Dinge so mochte, die es heute viel zu selten gibt. Gerade dieses verdeckte Ermitteln und die gemeinsame, undercover Zeit mit dem Bösewicht auf seinem Boot...
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dernamenlose
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Tenet:

Corona hat 2020 nicht nur unser alltägliches Leben verändert, sondern auch die Kinolandschaft. Angefangen mit dem nächsten Bondfilm „No time to die“ wurde ein Film nach dem anderen verschoben, teils um ein ganzes Jahr. Nur ein Film blieb Wochen und Monate wie ein Fels in der Brandung bei seinem Starttermin: Tenet! Und auch wenn er letzten Ende doch um einige Wochen verschoben wurde und nun international gestaffelt in die Kinos kommt, ist es nun der neue Film des Kinoverehrers Christopher Nolan, der das Kino zwar nicht retten, aber doch mit leuchtendem Beispiel aus der Coronakrise führen soll.
Mit Tenet beweist Nolan einmal mehr: Seine Filme sind fürs Kino gemacht, hier entfalten sie ihre größte Magie. Bilder die einen auf der großen Leinwand völlig überwältigen, und ein Sound der selbst die großen Boxen im Kinosaal beinahe überfordert. Von der Bild- und Soundgewalt abgesehen liefert Nolan einmal mehr das, was man von ihm erwartet: Großes Blockbusterkino, ein Spiel mit der Zeit und eine Handlung die dem Zuschauer die volle Aufmerksamkeit abverlangt. Dabei geht er den Weg weiter, den er mit seinen beiden Vorgängerfilmen bereits angedeutet hat und bleibt deutlich kompromissloser als teilweise in der Vergangenheit. Während er bei Inception noch durchgehend darauf bedacht war, keinen seiner Zuschauer auf dem Weg zu verlieren, geht er dieses Risiko in Tenet definitiv ein. Seine Geschichte ist grundsätzlich recht einfach und verständlich, doch er strickt sie um Gegebenheiten, die für das menschliche Gehirn schwer fassbar sind. Im Film wird einmal die Frage gestellt: „Denken Sie immer noch linear“? Diese Frage ist genauso an den Zuschauer gerichtet, und solange diese Frage mit ja beantwortet wird hat sowohl der Protagonist, als auch der Zuschauer Probleme beim Verständnis des Films. Hier wird Tenet zahlreiche Zuschauer verlieren, er wird viele überfordern und ich bin nach meiner ersten Sichtung noch nicht sicher, ob das ein Schritt zu weit war, oder genau das richtige für den Film. Nolan ordnet die Erklärungen dem Pacing des Films unter, sodass das Tempo stets hoch bleibt, der Zuschauer sich manches aber selbst final erschließen muss. Das ist mutig und riskant, ob es sich am Ende auszahlt oder der Film dafür an der Kinokasse baden geht muss sich noch zeigen.
Etwas überrascht bin ich, von vielen Leuten die Kritik zu hören, dass die Charaktere zu blass bleiben würden und es schwer fallen würde eine emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen. Es ist vollkommen richtig das die beiden Hauptcharaktere wenig Hintergrund bekommen, aber in meinen Augen ist das kein Problem. Die erfolgreichste Filmreihe aller Zeiten (James Bond) kam 40 Jahre mit einer Hauptfigur ohne nennenswerte Hintergrundgeschichte aus und trotzdem hatten wir keine Probleme mit dem Hauptcharakter mitzufiebern, warum wird das dann in einem Film, der wenn man ehrlich ist, ein klassischer James Bond Film in Sience Fiction Setting ist, dann plötzlich zum Problem?
Tenet ist der außergewöhnlichste Film, den ich seit langem im Kino gesehen habe. Ob er auch der beste ist müssen weitere Sichtungen zeigen, aktuell hält mich vor allem die Frage, aber man manche Dinge leichter hätte zugänglich machen können und müssen von diesem Urteil zurück. Nichtsdestotrotz gehören einzelne Szenen, allen voran die gesamte erste Sequenz des Films (vor der Titeleinblendung) zum besten was ich je im Kino erleben durfte. Die Wucht, das Tempo und die Intensität der Inszenierung sind unbeschreiblich, alleine diese Szene wäre mir einen erneuten Gang ins Kino wert.
Es werden weitere Sichtungen folgen, aktuell würde ich Tenet nicht als Nolans besten, aber auch definitiv nicht seinen schwächsten Film einordnen, aber wie gesagt, das kann sich noch ändern.

Vorläufige 9/10
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danielcc
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dernamenlose hat geschrieben: 27. August 2020 15:19
Etwas überrascht bin ich, von vielen Leuten die Kritik zu hören, dass die Charaktere zu blass bleiben würden und es schwer fallen würde eine emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen. Es ist vollkommen richtig das die beiden Hauptcharaktere wenig Hintergrund bekommen, aber in meinen Augen ist das kein Problem. Die erfolgreichste Filmreihe aller Zeiten (James Bond) kam 40 Jahre mit einer Hauptfigur ohne nennenswerte Hintergrundgeschichte aus und trotzdem hatten wir keine Probleme mit dem Hauptcharakter mitzufiebern, warum wird das dann in einem Film, der wenn man ehrlich ist, ein klassischer James Bond Film in Sience Fiction Setting ist, dann plötzlich zum Problem?

Das passiert immer und immer wieder dass Leute Charakterentwicklung und Dreidimensionalität verwechseln mit Charme oder Charisma.
Bond brauch(e) keine Hintergrundgeschiche und auch keine große Entwicklung. Aber er was so wie er gezeichnet war, ein cooler Typ mit dem man mitfiebert.
Das Probem was Leute (offenbar viele) mit Tenet haben, ist das die Figuren weder tiefgründig, noch interessant oder liebenswert sind.
Im Grunde ist mir völlig wurscht ob der Protagonist die Fraue bekommt oder das Ende der Welt verhindert oder auch immer.

Nolan ist 99% Style, Inszenierung und Erzältes, und 1% Charakter und Emotionen
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Hab nur Handy dabei, deshalb kurz. Gestern in Rostock gesehen. Ein rauschhaftes Erlebnis, optisch, akustisch, erzählerisch eine Wucht. Hab nach interstellar und va dunkirk nicht so viel erwartet. Will und muss ich nochmal sehen.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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Mit Blick auf meine Prä-Tenet-Top10 2020 sieht es wie folgt aus:
1. 1917 (10/10 Punkte)
2. Knives Out – Mord ist Familiensache (10/10 Punkte)
3. Waves (10/10 Punkte)
4. Freies Land (9/10 Punkte)
5. Out of Play (9/10 Punkte)
6. Berlin, Alexanderplatz (9/10 Punkte)
7. Weathering With You (9/10 Punkte)
8. The Gentlemen (9/10 Punkte)
9. Little Women (9/10 Punkte)
10. Just Mercy (8/10 Punkte)

Gerade in Bezug auf meine Bindung zu Nolan und meinem "Gefühl" während der ersten Sichtung ist der Film für mich eine 10 und vermutlich auch aktuell ein Kandidat für die Top-Platzierung. Nur richtig in Worte fassen möchte ich das erst, wenn ich den Film morgen Abend zum 2. Mal gesichtet habe.
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danielcc hat geschrieben: 27. August 2020 15:33 Das passiert immer und immer wieder dass Leute Charakterentwicklung und Dreidimensionalität verwechseln mit Charme oder Charisma.
Bond brauch(e) keine Hintergrundgeschiche und auch keine große Entwicklung. Aber er was so wie er gezeichnet war, ein cooler Typ mit dem man mitfiebert.
Aber genau das ist John David Washington doch auch. Nicht nur die Geschichte erinnert an Bond, auch er selbst. Das beste Argument für einen schwarzen Bond, das mir je geliefert wurde war Tenet. Speziell in der ersten Hälfte sehen wir einem inoffiziellen Bond zu. Ich seh da wirklich kaum einen Unterschied. Für nahezu jede Szene in der ersten Hälfte (außerhalb der Inversionsthematik) gibt es ein vergleichbar gespieltes und inszeniertes Pendant in einem Bondfilm. Der Protagonist in Tenet ist nahezu genauso gezeichnet wie Bond.
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Da stimme ich fast zu (habe ich ja auch oben ausgeführt). Aber das ist dennoch etwas oberflächlich betrachtt. JDW kommt cool daher, trägt nette Klamotten und tritt selbstbewusst auf. Aber er hat wenig Humor und bleibt nach hinten raus recht blass. Wenn, dann zeigt Tenet einen Connery Bond in YOLT der am Ende vom Handlungsbombast überrollt wird, oder einen Brosnan Bond in DAD der nur durch die Action driftet
Für mich ist Ethan Hunt auch ein zu vergessender Charakter weil er gar keiner ist. Es wurde erst besser, als er etwas Humor bekommen hat, vor allem auch Selbstironie.

Aber dennoch: Ja, JDW hätte das Bond Potenzial, so wie es Idris Elba vor 10 Jahren auch gehabt hätte.
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Ich fand schon, dass er genug Humor hatte, sogar den gleichen Humor den man bei Bond oft abseits der typischen Oneliner findet. Aber Humor ist natürlich sehr subjektiv. Es soll ja auch Menschen geben, die Daniel Craigs Bond nicht humorvoll finden...
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dernamenlose hat geschrieben: 27. August 2020 16:48 Es soll ja auch Menschen geben, die Daniel Craigs Bond nicht humorvoll finden...
Meinst du damit Nick Rivers? :mrgreen:
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danielcc
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Warum zur Hölle wurde eigentlich Branagh nie eine Regie oder eine Rolle als Bond Villain angeboten? Ich find den Mann so stark und so wandlungsfähig
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danielcc hat geschrieben: 27. August 2020 17:52 Warum zur Hölle wurde eigentlich Branagh nie eine Regie oder eine Rolle als Bond Villain angeboten?
Vielleicht wird er ja der nächste M.
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Maibaum hat geschrieben: 27. August 2020 13:54 Das ist übrigens bei mir anders. Inszenierung inkl. Schnitt und Kameraführung und Erzähltechniken sind für mich direkt sinnlich erfahrbar, da kann auch ein Film extrem fesselnd oder faszinierend sein bei dem ich mich wenig bis gar nicht für die Charaktere interessiere.
Aber natürlich gibt es auch Filme die über die Schausspielerei faszinieren.
Mich interessieren Charaktere in richtig guten Filmen schon immer, aber sie können auch auf eine oberflächliche, oder vielleicht besser gesagt sehr funktionale Art faszinieren, wie z.B. Eastwood in Good, Bad, Ugly. Oder anders: Wenn der Film mich über seine Erzähltechnik umhaut dann sind die Charaktere auch auf ihre Art Teil dieser faszinierenden Erzähltechnik, je nachdem auch ohne besondere Komplexität oder figürliche Hintergründe.
danielcc hat geschrieben: 27. August 2020 17:52 Warum zur Hölle wurde eigentlich Branagh nie eine Regie oder eine Rolle als Bond Villain angeboten? Ich find den Mann so stark und so wandlungsfähig
Spielt der nicht wieder einen russischen Obermotz? Ich dachte dass sei beim letzten Mal (Jack Ryan) hier ja so gut angekommen (hust, hust).

Den Film sehe ich wohl morgen, aber an Washington oder Branagh besteht aktuell bei mir noch sehr wenig Interesse. Nicht wenn Pattinson und Taylor-Johnson mitspielen...
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GoldenProjectile hat geschrieben: 27. August 2020 18:37 Den Film sehe ich wohl morgen, aber an Washington oder Branagh besteht aktuell bei mir noch sehr wenig Interesse. Nicht wenn Pattinson und Taylor-Johnson mitspielen...
Dass Taylor-Johnson auch mitspielt hatte ich schon wieder vergessen. Medial spielt er bei diesem Film ja auch keine Rolle.
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danielcc
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Pattinson's Besetzung ist ein Geniestreich. Passt perfekt in eine etwas mysteriöse Rolle
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danielcc hat geschrieben: 27. August 2020 15:18 Hast du den Film auf Englisch gesehen oder Deutsch?

Wie gesagt, ich habe nicht viel vom Gesprochenen verstanden in der OV. Und dann ist der Film, als würde man einen chinesischen Film ohne Untertitel sehen.

Ich finde aber der Film funktioniert auch inhaltlich im Hinblick auf das Zeitreisen gänzlich anders als die anderen Filme. Im Grunde geht es hier gar nicht um Zeitreise sondern um vorwärts oder rückwärts. im typischen Zeitreise Film geht jemand zurück, und stellt dort etwas an. Hier aber laufen Zeit vorwärts und rückwärts und das parallel zueinander.
Ja, das wie ist ungewöhnlich, aber das "was" überhaupt nicht. Letztlich ist die Geschichte von "Tenet" die älteste Zeitreise-Nummer überhaupt. Wer den Film nicht gesehen hat, sollte hier kurz weggucken und zum nächsten Absatz gehen: Robert Pattinsons Charakter erlebt einen ganz klassischen Zeitreise-Film à la "Terminator" oder "12 Monkeys". Er ist in einer ewigen Zeitschleife gefangen, in der er in die Vergangenheit zurückreist, um die Welt in der Zukunft zu retten und dabei mit einer Person zusammenarbeitet, die er schon aus der Zukunft als jemand völlig anderes kennt. Er ist der Kyle Reese des Films, und John David Washington ist Sarah Connor. Der Witz ist nur: Der Film ist ganz streng aus Sarah Connors Sicht inszeniert und nicht aus der von Pattinson, weshalb sich viele Dinge erst vom Ende her aufrollen. Wenn man den Trick des Films aber erstmal raushat, ist es ein leicht verkomplizierter "Terminator"-Film, der alle üblichen Aha-Momente hat, die so ein Film haben muss. Ich würde Nolan da vollkommen widersprechen: "Tenet" ist ein Zeitreise-Film, und nicht mal ein ungewöhnlicher. Er hat eine postmoderne Herangehensweise und er spielt mit dem Genre, er versucht dessen Mechaniken zu erkunden, aber letztlich ist das Resultat das altbekannte. In der Hinsicht ist "Tenet" insbesondere "Dunkirk" sehr ähnlich, beide sind Konzeptfilme, die mindestens so stark ihr Genre wie ihren eigentlichen Plot thematisieren.

Ich habe den Film auf Englisch gesehen und mir sind keine Verständnisprobleme aufgefallen. War der Sound in deinem Kinosaal vielleicht einfach beschissen eingestellt? Das ist dann natürlich ärgerlich, denn obwohl "Tenet" sehr viel weniger Erklärbär-haft daherkommt als Nolans frühere Filme so hat er doch wichtige Infos, die über Dialoge vermittelt werden und die oft auch all die Dinge beliefern, die abseits des Plots passieren (zum Beispiel die starke Charakterentwicklung von JDW).
danielcc hat geschrieben: 27. August 2020 15:18 Lieber zu etwas wo wir uns wohl einig sind - die Bond Liebeserklärung. Was hat das für dich ausgemacht? ich habe meine Begleitung nach dem Film sofort gesagt, die ersten 20-30min sind im Grunde ein Bondfilm. Die "PTS" die einen direkt ohne Erklärung in die Action hämmert, der sebstbewusste Held, der alles so hinnimmt und nicht viel hinterfragt, das Briefing mit der Wissenschaftlerin, die Liebe zu edler Kleidung, der erste Kontakt zur Frau (fast eine Kopie vom Treffen Bond-Séverine in SF), das erste Treffen mit dem Bösewicht, dann die Einladung aufs Boot,...

Im weiteren Verlauft habe ich das aber weniger empfunden.
Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist das eine große Liebeserklärung an James Bond, und erstaunlicherweise nimmt sich das auch gar nicht immer so bierernst (herrlich und ein Dialog-Highlight in Nolans Filmografie: Der Auftritt von Michael Caine, in dem die Figuren ihre Exposition ständig unterbrechen, um über britischen Snobismus zu diskutieren!), da ist viel Spielerisches zu erkennen. Ich habe das in eigentlich allem gesehen: Die PTS wie du richtig sagst, der Charakter von JDW (für mich cooler als der aktuelle Bond oder auch als Hunt, um ehrlich zu sein --> gilt aber auch für Pattinson), das Briefing, der zentrale Plot (Böser Russe mit hübscher Blondine als Frau, der Agent muss sich über die Frau an den Schurken ranmachen), das erste Actionhighlight (statt einer x-beliebigen Maschine muss es das größtmögliche Flugzeug sein, dass durch den Hangar rast), die Oneliner, die Beziehung zwischen Held und Schurken (typische Bondsche Provokation: "Wie stehen sie zur Oper, Sir?"), das Sportliche Kräftemessen (der Bootstrip), der ganze Showdown etc. Noch nie hatte ich bei einem Nicht-Bondfilm so viel Bond-Vibe wie bei "Tenet". Noch nie. Das ist erstaunlich, denn der Film handelt immerhin von komplexen philosophischen Ideen, die ich so unterhaltsam noch nie aufbereitet gesehen habe (Pattinsons Erklärung von Großvaterparadoxon und Viele-Welten-Theroie war ein toller Lacher!). Ich möchte ihn unbedingt noch einmal sehen, weil ich es bewundere, wie jemand so ein vollgepacktes, dicht getaktetes und exakt beobachtetes Script mit dieser Leichtigkeit verfilmen kann, sodass am Ende alles total Sinn ergibt. Als jemand, der keine Probleme mit dem Sound habe, finde ich ehrlich gesagt, dass der Film viel "einfacher" zu folgen ist als "Inception" oder "Prestige". Klar, das ist Blockbuster-Kino fürs Köpfchen, aber man kann den auch ganz easy als großes Spektakel genießen und darin sehe ich keinerlei Probleme, alles Nötige ist klar genug.

Zu JDW: Das Beste an ihm wurde in diesem Thread noch gar nicht erwähnt, nämlich das Nolan seine Körpergröße nicht kaschiert. Da habe ich mich wie Bolle gefreut. Endlich darf in so einem Film eine Frau (Elizabeth Debicki) mal ganz eindeutig größer als der Held (John David Washington) sein und trotzdem tut das der sexuellen Spannung zwischen beiden Figuren keinen Abbruch. Große Klasse, und ein tolles, unaufdringliches Zeichen. Genauso übrigens, dass die Herkunft von JDWs Protagonist nie genannt wird. Man bekommt ja gerne den Eindruck, dass dunkelhäutige Schauspieler nur Rollen spielen dürfen, die einen entsprechenden Background verpasst bekommen. Hier ist "Tenet" auf der Höhe der Zeit und es ist wunderbar. Btw, kurz zu Kenneth Branagh: Ich finde den ja selten gut besetzt, aber hier passt er unfassbar gut und spielt einen der besten Bond-Schurken ever. Auch seine Figur ist aber sehr Meta: Seine Motivation, also der Grund für sein Handeln, ist beinahe eine Parodie auf James Bond und die Gegner dort (könnte im Ernst direkt aus Austin Powers oder Johnny English sein). Und das ist so toll an "Tenet": Der Film kann ernstes, großes, episches Actionkino sein, philosophischer Essay und kombiniert das trotzdem schmerzfrei mit geistreicher, aber selbstironischer Genre-Parodie/Analyse.

Die nächsten Tage schreibe ich vielleicht noch einen längeren Text, daher möchte ich hier nicht noch mehr vorgreifen, aber: Es dürfte Nolans bester Film sein, und das sogar mit etwas Abstand, trotz der teils abartig starken Konkurrenz in seinem Lebenswerk. Vodka hat es perfekt beschrieben: Eine Wucht - erzählerisch, audiovisuell, in jeder Hinsicht.
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