Welcher Film von Christopher Nolan ist der Beste?

Following (1998) (Keine Stimmen)
Memento (2000)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (19%)
Insomnia (2002)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Batman Begins (2005)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Prestige (2006)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (10%)
The Dark Knight (2008)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (19%)
Inception (2010)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
The Dark Knight Rises (2012)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Interstellar (2014)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (10%)
Dunkirk (2017)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Tenet (2020)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (10%)
Oppenheimer (2023)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (13%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 31

Re: Die Filme des Christopher Nolan

1306
Nach meinem zweiten Besuch noch mal mein Eindruck - Ergänzungen oder Relativierungen:

Die Stärke von Tenet für mich sind ganz klar zum Einen die Darsteller, allen voran Washington, der viel Charme, Coolness und Selbstsicherheit austrahlt, Pattinson, der irre gut den "positiv zwilichtigen" Sidekick spielt, und Branagh, für mich eine der stärksten Villain Performances seit Jahren. Debicki hat sicherlich die emotional komplexeste Rolle und auch sie macht das sehr gut, glaubhaft zwischen Model-artiger Geliebten eines russischen Millionärs, liebender Mutter und cleverer Frau mit eigener Agenda.

Zum Anderen ist die Inszenierung vor allem in den Action/Heist Momenten eine Klasse für sich. Hierbei gehen der perfektionistische Irrsinn des Konzepts und die Brillanz in der Ausführung Hand in Hand. Ein mal mehr komponiert Nolan die Action wie ein schweizer Uhrwek, und Kamera, Schnitt und Score sorgen für die notwendige Wucht. In der Tat war selten ein Film so laut, wuchtig - man spürt die Action förmlich, erfreulich auch dass dabei alles eigentlich schön übersichtlich bleibt.

Auch - aber das ist eher etwas Persönliches und nicht wirklich eine Stärke für sich betrachtet - mag ich den Bond-Vibe des Films, der hier schon ausführlich besprochen wurde. Nur eines dazu: Ich vermisse in der Bondserie wirklich die längeren Phasen in denen Bond getarnt ermittelt und sich im Umfeld des Bösewichts befindet!

Die eigentliche Idee des Films - also das Invertieren - ist zugleich Stärke als auch Schwäche des Films. Eine an sich faszinierende Idee die aber nicht gut erklärt und noch weniger klar umgesetzt ist. In der Tat glaube ich, dass einiges davon schlicht keinen Sinn macht und Nolan zu viele "Ausreden ad-hoc" erfinden muss, damit es doch irgendwie passt. Im Zusammenhand damit finde ich auch den Plot des Films an sich nicht überzeugend und damit geht es gleich in den Spoiler Bereich unten.

Fazit: Ein tolles Erlebnis, ein Audio-visueller Dampfhammer, basierend auf einem faszinierenden Konzep, dem aber aufgrund eines etwas losen Plots, einiger Zufälle, zu viel aber dennoch nicht ausreichender Erklärung, bei gleichzeitig zu blassen oder zu distanizierten Charakteren, die emotionale Langzeitwirkung ausbleibt.

Spoiler, Fragen zum Plot, Anmerkungen zu möglichen Fehlern:
Spoiler
- Wie kommunizieren die Menschen der Zukunft mit dem Bösewicht? Also, wie ist er überhaupt an seinen Auftrag gekommen?

- Ist das grundsätzliche Konzept von Tenet, dass man die Vergangenheit ändern kann oder nicht? Dieses "what happened happened" ist irgendwie wirr. Wenn man es nicht ändern kann, macht der Film ja keinen Sinn


- Passend dazu: Am Anfang erzählt die Frau, dass sie gesehen hat wie eine andere Frau vom Boot gesprungen sei. "Hinterher" ist sie das selber. Das macht keinen Sinn, es sei denn es ist nur eine temporaler Ironie-Witz von Nolan

- Bei der langen invertierten Reise auf dem Schiff: Warum tragen die drei da zumeist keine Maske? Sie sind ja invertiert. Liegt es daran, dass man sie nicht tragen muss, wenn man in einem abgeschlossenen Raum ist? (dann passt es aber nicht zum Autofahren wo maske getragen wird)

- Wie hat die Wissenschaftlerin die Einzelteile in die Vergangenheit geschickt? Ich vermute sie hat sie invertiert aber das heißt ja, dass sie dann jemand Re-invertiert haben muss? Generell verstehe ich nicht, wie man mit invertierten Gegenständen "umgehen" kann. Also Autos, Kugeln,... Das passt für mich nicht im Film

- Der Algorithmus und der Showdown. habe ich immer noch nicht verstanden. Was genau wollen sie da verhindern? Ich verstehe, dass der Algorithmus die Formel ist, mit der ma die ganze Welt invertieren kann was as Ende bedeutet. Was hat dann der Bösewicht damit vor? Warum will er es in die Erde buddeln, und was sol die Explosion? Außerdem, leider ist mir auch entgagen woher auf ein mal der invertierte Neil kommt der die Kugel abfängt. bzw man sieht schon, dass er etwas erkennt und daher in den Schacht geht, aber dann liegt er schon auf dem Boden und wird später erschossen. Da habe ich was im Ablauf verpasst

- Warum zerstören die Jungs am Ende die Einelteile des Algorithmus nicht einfach?

- Die gesamte Talin Verfolgung inklusive Invertierung: Sorry, raffe ich nicht. Dagegen verschließt sich mein Hirn. Es gibt auch einen komischen Moment, wo der Bösewicht in der rotierenden Inversionskammer verschwindet und scheinbar "hintern raus geht"??[

- Zum Plot: ist es nicht merkwürdig, dass ein Großteil der ersten Hälfte nur im Wiederbeschaffen des Bildes besteht (was an sich schon ein schwacher Grund ist, die Hilfe der Frau zu bekommen) aber das Nolan dann entscheidet, daraus etwas ganz anderes zu machen. Gibt es irgendeinen Grund der mir entgagen ist, warum der Protagonist hinter diesem Warenhaus etwas anderes vermutet?? Am Ende kümmern sie sich ja gar nicht um das Gemälde, sondern nur um den Raum im Inneren wo dann - warum auch immer - der Invertierer steht


/spoiler]
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1307
Da sehen wir den Film wohl recht ähnlich.
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 13:45
Spoiler
- Passend dazu: Am Anfang erzählt die Frau, dass sie gesehen hat wie eine andere Frau vom Boot gesprungen sei. "Hinterher" ist sie das selber. Das macht keinen Sinn, es sei denn es ist nur eine temporaler Ironie-Witz von Nolan

- Bei der langen invertierten Reise auf dem Schiff: Warum tragen die drei da zumeist keine Maske? Sie sind ja invertiert. Liegt es daran, dass man sie nicht tragen muss, wenn man in einem abgeschlossenen Raum ist? (dann passt es aber nicht zum Autofahren wo maske getragen wird)
Spoiler
Der Sprung vom Boot ergibt schon Sinn. Oder zumindest nicht keinen. Wieso macht das keinen Sinn? Das ist so ein kleiner Nolan-Twist dass sie es selber war, und das funktioniert auch halbwegs.

Später sieht man die Jungs auch in Räumen, die offenbar keine Atemmaske benötigen, bzw. in einem, in dem Washington sie beim eintreten ablegt. Vielleicht wurde der Container auf die gleiche Art präpapiert? (Zeitlich invertierte Atemluft oder so)

Für den Rest habe ich keine Antwort parat.
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1309
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 14:22
Spoiler
Zum Sprung der Frau: Entweder sie war es beim ersten mal nicht selbst, das würde bedeuten, er hatte eine Geliebte an Bord?
Oder aber sie war es selber, aber denn wäre der Bösewicht ja von Anfang an seit diesem Punkt tot.
Es macht also keinen Sinn :-)
Spoiler
Letzteres, denn der tote Bösewicht, den die zurückgereiste Frau von Bord geworfen hat war ja auch in der Zeit zurückgereist, oder?

Bei der letzten Begegnung (im Film) waren beide aus der Zukunft zurückgekommen, aber er wusste es nicht von ihr, er dachte das sei die "echte". Beide "echten" waren aber an Land und deshalb hat sie ihm vorgetäuscht sie sei zum Boot zurückgekehrt, dass er nicht merkt, dass sie auch aus der Zukunft ist.

Oder irre ich mich da gerade gewaltig???
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1311
Hm, eigentlich ist "Tenet" recht unkompliziert, wenn man sich einmal auf das Zeitreise-Spiel einlässt, immerhin erklärt Nolan eigentlich jede dieser Fragen im Film. Manchmal allerdings schon im Vorfeld, sodass man sich vieles merken muss, um es später zusammenzusetzen. Aber man kann ihm kaum vorwerfen, dass man elementare Bestandteile des Plots nicht mitbekommt, denn erklären tut er es und würde er es NOCH mehr und NOCH ausführlicher erklären, dann wäre das ein reiner Erklärbär-Film.
Spoiler
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 13:45 Wie kommunizieren die Menschen der Zukunft mit dem Bösewicht? Also, wie ist er überhaupt an seinen Auftrag gekommen?
Sie haben ihn kontaktiert, als er als junger Mann in Russland in der strahlenverseuchten Stadt Stalask-12 an den Aufräumarbeiten beteiligt war. Dort findet er einen Koffer mit einem Zettel drin, auf dem sein Name und weitere Instruktionen stehen. Warum sie gerade ihn auswählen ist unklar. Vielleicht wissen sie (immerhin sind sie aus der Zukunft), dass Sator später aufgrund seiner Arbeit in Stalask-12 Krebs bekommen wird und daher bereitwillig die Welt mit in den Abgrund reißen möchte? Es spielt aber an sich keine Rolle, sie wissen eben, dass er der richtige Mann dafür ist.
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 13:45 Ist das grundsätzliche Konzept von Tenet, dass man die Vergangenheit ändern kann oder nicht? Dieses "what happened happened" ist irgendwie wirr. Wenn man es nicht ändern kann, macht der Film ja keinen Sinn
Das ist ein Paradoxon und kann nicht beantwortet werden. In "Tenet" ist mehrfach die Rede von einem "Temporal Pincer Movement" – was man sich wie ein sich unendlich wiederholender Time Loop vorstellen kann. Betrachte dafür einfach den ersten "Terminator"-Film und blende die Fortsetzungen kurz aus: Hätte Skynet tatsächlich die Zukunft ändern können, in dem es durch einen T-800 Sarah Connor ermordert? Nein, denn erst durch die Zeitreise von Skynet wird auch Kyle Reese in der Zeit zurück geschickt und erst das sorgt für die Geburt von John Connor. Die Zeitreise war also von Anfang an Teil der Vergangenheit. Es gab nie eine Zeitlinie, in der Skynet nicht durch die Zeitreise seinen eigenen Feind erst erschaffen hat. Zeit ist nicht linear und läuft nicht von A nach B. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft finden immer gleichzeitig statt. Nur wir dreidimensionalen Wesen erleben die Zeit linear, sie ist es aber von Natur aus nicht. Mit anderen Worten: Alles, was in "Tenet" passiert, ist schon unendlich oft passiert und wird noch unendlich oft passieren. What happened happened. Das ist btw die typische Logik der meisten Zeitreise-Film: "12 Monkeys" spielt nach denselben Regeln: Erst durch den Versuch, die Vergangenheit zu ändern, wird Bruce Willis am Flughafen vor seinen eigenen Augen erschossen – jene Erinnerung, die er in der Zukunft bereits hat, bevor er überhaupt in die Vergangenheit reist. Bzw. nicht "bevor", denn "bevor" ist ein Konzept, dass wir Menschen uns schaffen, weil wir die Zeit linear erleben. So funktioniert das in Zeitreise-Geschichten aber nicht. Genau deshalb fragt JDW an einer Stelle: "Wenn wir jetzt hier sind, heißt das nicht, dass wir gewinnen werden?" oder so ähnlich und Pattinson antwortet ihm: "Theoretisch ja." Das ist ein Paradoxon. Die Menschen in der Zukunft glauben, dass sie dieses Paradoxon lösen können, und versuchen es, weil sie in ihrer dystopischen Welt keinen anderen Ausgang sehen. Sie hatten aber nie eine Chance, denn ihr Versuch ist bereits unendlicher Teil des immer selben Loops.
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 13:45 Passend dazu: Am Anfang erzählt die Frau, dass sie gesehen hat wie eine andere Frau vom Boot gesprungen sei. "Hinterher" ist sie das selber. Das macht keinen Sinn, es sei denn es ist nur eine temporaler Ironie-Witz von Nolan
Auch hier: Klar ergibt das Sinn. Die Frau, die da vom Boot springt, war immer die zukünftige Kat, die von der vergangenen Kat beobachtet wird. Denn die Zeitreise passiert zu jeder Zeit gleichzeitig. Es gibt keinen Moment, in dem die Vergangenheits-Kat am Boot ankommt und nicht ihre eigene Zukunftsversion vom Boot springen sieht. Auch hier: Typische Zeitreise-Logik wie mit Bruce Willis am Flughafen in "12 Monkeys". Kat hat eine Erinnerung an etwas, dass für sie erst noch passieren wird, weil es eigentlich längst passiert ist (und noch tausende Male passieren wird etc.) – und das macht diesen Moment sehr emotional, denn Kat erzählt ja, als sie noch nicht weiß, wen sie vom Boot hat springen sehen, dass sie die Frau für ihre "Freiheit" bewundert hat. Später erfährt sie: Sie war es selbst, die sich in dem Moment durch den Mord an Sator befreit hat.

Den Rest der Szene hat Goldi ganz richtig erklärt: Kenneth Branagh ist natürlich der zukünftige invertierte Branagh (der Branagh, der eigentlich in die Zeitlinie gehört, nimmt sich ja einen Tag eine Auszeit mit dem Helikopter) und denkt, Kat an Bord der Yacht sei die Kat dieser Zeitlinie – bis sie ihm ihre Narbe von der Kugel aus der Zukunft zeigt.
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 13:45 Bei der langen invertierten Reise auf dem Schiff: Warum tragen die drei da zumeist keine Maske? Sie sind ja invertiert. Liegt es daran, dass man sie nicht tragen muss, wenn man in einem abgeschlossenen Raum ist?
Jep, das dürfte einer der wenigen "Kontinuitätsfehler" in "Tenet" sein, denn hier müssten eigentlich alle drei Personen Maske tragen. Es sei denn deine Erklärung mit dem abgeschlossenen Raum trifft zu, aber da geht der Film nicht näher drauf ein. Der Sinn ist hier sicherlich, dass man lieber JDW, Robbie Pat und Elizabeth Debicki beim Schauspielen beobachten will, statt sie eine lange Dialogszene durch ihre Masken zu beobachten. Ist für mich verschmerzbar, da man es sich wenn man will erklären kann.
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 13:45 Wie hat die Wissenschaftlerin die Einzelteile in die Vergangenheit geschickt? Ich vermute sie hat sie invertiert aber das heißt ja, dass sie dann jemand Re-invertiert haben muss?
Per Zeitkapseln, genauso wie die Objekte, die Sator bekommt. Und ja, er hat sie re-invertiert. Natürlich kann man btw Objekte, die nicht invertiert sind, dennoch benutzen, wenn man selbst invertiert ist. Man ist ja trotzdem noch physisch da, nur rückwärts in der Wahrnehmung aller anderen Personen bezogen auf die Linearität der Zeit. Aber du bist physisch existent und genauso wie du noch auf dem Boden wandeln oder auf einer Bank sitzen kannst, kannst du Objekte benutzen. Das ist Teil der Erklärung zu Beginn des Films. Wenn ich in der normalen linearen Zeitwahrnehmung invertierte Objekte nutzen kann, funktioniert das logischerweise auch mit "normalen" Objekten, wenn ich invertiert bin.
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 13:45 Der Algorithmus und der Showdown. habe ich immer noch nicht verstanden. Was genau wollen sie da verhindern? Ich verstehe, dass der Algorithmus die Formel ist, mit der ma die ganze Welt invertieren kann was as Ende bedeutet. Was hat dann der Bösewicht damit vor? Warum will er es in die Erde buddeln, und was sol die Explosion?
Die Explosion findet direkt dort statt, wo Branagh den Algorithmus verbuddelt. So kommuniziert er schon die ganze Zeit mit der Zukunft (Michael Caine erwähnt ja, dass die Explosion aufgezeichnet wurde). Mit der Explosion weist er die Menschen in der Zukunft darauf hin, wo seine Zeitkapsel verbuddelt ist. Die Explosion wird in der Sekunde ausgelöst, in der Branaghs Totmannschalter durch seinen Tod aktiviert wird. Sobald das passiert, geht die Bombe hoch, die Menschen in der Zukunft finden die Zeitkapsel, nutzen den Algorithmus und vernichten mutmaßlich alles Leben auf der Erde.
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 13:45 Außerdem, leider ist mir auch entgagen woher auf ein mal der invertierte Neil kommt der die Kugel abfängt. bzw man sieht schon, dass er etwas erkennt und daher in den Schacht geht, aber dann liegt er schon auf dem Boden und wird später erschossen. Da habe ich was im Ablauf verpasst
Hast du nicht, denn streng genommen passiert das nach dem Abschied zwischen Neil und dem Protagonisten. Aaron Taylor Dingsbums und JDW sehen unten im Schacht, wie ein Mann aus dem blauen Team (also dem invertierten Team) sich für sie per Kopfschuss opfert. Kurz darauf rennt er rückwärts aus dem Raum (weil er ja invertiert ist). Anhand des Rucksack-Anhängers wissen wir, dass das Neil ist. Wann tut Neil das? Nach dem er später JDW und ATJ aus dem Explosionsradius holt. Er sagt zu JDW, als sie sich am Ende des Films verabschieden, dass er nochmal zurückgehen wird, um sicher zu gehen, dass die Mission wirklich gelingt. Beim ersten Durchlauf ist er zu spät, um JDW und ATJ in den Schacht zu folgen, da hinter ihnen die Sprengfalle hochgeht. Nach dem Ende des Films invertiert er erneut, spult die gesamten 10 Minuten des Showdowns zurück, und rennt VOR den beiden in den Schacht, um JDW das Leben retten zu können. Er stirbt also nach dem Film, da es sich hier aber wie bei allem um einen Loop handelt, der immer wieder passiert und passieren wird, liegt er bereits tot am Boden, als JDW dort ankommt. What happened, happened. Genau wie in "12 Monkeys" am Flughafen. :wink:
Für alle weiteren Fragen hab ich gerade mal schnell Google bemüht: https://www.gamesradar.com/tenet-ending-explained/ -- Hier wird nochmal das Gröbste erklärt, ansonsten kann man hier https://justpaste.it/1zjef auch den gesamten Plot nochmal nachlesen. Das habe ich bis jetzt nicht getan, da ich den Film gerne noch ein zweites Mal sehen würde.

Wie erwähnt: Ich war während des Films beim Sehen auch teilweise verwirrt, aber dann absolut begeistert, dass am Ende alles dermaßen schlüssig ineinander passt. Die letzten 15 Minuten hatte ich etwa 12 Aha-Momente am Stück, absolut bemerkenswert. Wie Nolan durch den Plot führt und Informationen klug immer im richtigen Maße verteilt, dass sich das Puzzle erst am Ende zusammensetzt, finde ich narrativ absolut bemerkenswert. Das ist große, spannende und sehr schlaue Unterhaltung, die ihr Publikum ernst nimmt und ihnen abverlangt, dem Film konzentriert zu folgen.
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1313
Ja, genau, den Link habe ich auch eben gefunden und der erklärt nochmal alles in etwas verständlicher als ich es könnte. Und hat auch meine einzige große offene Frage beantwortet, bei der ich mir nach dem Film noch sicher war, aber dann hier im Thread verunsichert wurde.
Spoiler
Neil wird natürlich in der Zukunft erst von JDW für Tenet rekrutiert und kann nicht in der Vergangenheit gemeint sein. Die beiden haben in der Zukunft noch einige Abenteuer vor sich. Deshalb ist das Ende des Films auch das Ende ihrer wunderbaren Freundschaft – für Neil. Für den Protagonisten ist es wie in "Casablanca" erst der Beginn, obwohl er in der Zukunft mit dem Wissen leben muss, dass sein Freund Neil eines Tages in der Vergangenheit sein Leben für ihn opfern wird.
Hehe, was für ein Riesen Spaß der Film ist – und das über das erste Mal sehen hinaus. Die einzige Frage, die bleibt, wäre: Wie kommt man auf so ein Script und wie behält man beim Schreiben den Überblick, damit alles so schlau ineinander passt?

Meine Prophezeiung: Spätestens auf DVD/Blu-ray, wenn man den Film zurückspulen und sich Dinge immer wieder ansehen und überprüfen kann, wird sich das Teil zum Kultfilm mausern.
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1314
Casino Hille hat geschrieben: 31. August 2020 14:45 Hm, eigentlich ist "Tenet" recht unkompliziert, wenn man sich einmal auf das Zeitreise-Spiel einlässt, immerhin erklärt Nolan eigentlich jede dieser Fragen im Film.
Wie gesagt, wäre der Film meiner Meinung nach einfacher zu verstehen, wenn nicht so viel erklärt werden würde. Denn am Schluss wird ja sowieso alles aufgelöst.

Auch die vielen Schauplatzwechsel wären so nicht nötig gewesen.
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1315
Aha.

By the way, da ich immer "12 Monkeys" und "Terminator" als Referenzen für die Zeitreise-Logik des Films aufführe: In "Interstellar" benutzt Nolan bereits genau das gleiche Verständnis für den nicht linearen Ablauf der Zeit. Erst die Zeitreise, die der Charakter Matthew McConaughey am Ende des Films in dem Tesseract macht, schickt ihn überhaupt ins All – und damit letztlich in den Tesseract. Auch hier darf man nicht fragen, wie das ganze ursprünglich begonnen hat. Die Zukunft, in der McConaughey in dem Tesseract landet, war schon immer Teil der Zeitlinie und ist seit Anbeginn von allem der Katalysator dafür, dass McConaughey vor dem Bücherregal auf seiner Farm steht und ins All fliegt. So funktionieren alle Zeitreisen in "Tenet". Die Frau, die vom Boot springt, der Tote im Schacht, die Verfolgungsjagd auf dem Highway, der ganze Film ist genauso ein Loop wie die Geschichte von "Interstellar". Sie ist schon unendlich oft so abgelaufen und wird noch unendlich oft so ablaufen. What happened, happened.
Spoiler
Übrigens sind es auch da schon Wesen aus der Zukunft, die den Plot bestimmen. Allerdings sind es hier weiterentwickelte Menschen, die mittlerweile zu fünfdimensionalen Wesen geworden sind, welche die Zeit (die vierte Dimension) nicht wie wir linear erleben, und sie daher frei kontrollieren können. Genau von diesem linearen Denken muss man sich in Tenet ein Stückweit verabschieden. Was noch passieren wird, ist schon passiert und passiert jetzt gerade.
Wer "Watchmen" (egal ob Graphic Novel, Film oder Serie) kennt, dem wird diese Idee auch aus dem Charakter von Dr. Manhattan heraus vertraut vorkommen. Auch der erlebt die Zeit nicht linear, sondern ist in allen Momenten seiner Existenz gleichzeitig und weiß, dass er selbst auf die Zukunft keinen Einfluss nehmen kann, da sie bereits passiert ist und alle seine zukünftigen Handlungen bereits in der Vergangenheit liegen – aus seiner Perspektive aus zumindest. Nolan zwingt uns in Tenet, die Zeit wie Dr. Manhattan wahrzunehmen. Der ganze Film ist der dreidimensionale Tesseract, den die fünfdimensionalen Wesen für Matthew McConaughey erbaut haben, um diese für uns in letzter Konsequenz unmögliche Vorstellung begreifbarer zu machen. Ein Höhepunkt also von Nolans Obsession mit dem Thema Zeit – und die Frage bleibt, wie er das noch übertreffen will.
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1316
Hille bist du nicht Star Trek Fan?
Ich sage nur: "All Good Things" oder auch "Cause and Effect" und "Time Squared". All die haben schon Elemente von Tenet, vor allem All Good Things hat das temporale Paradoxon.

Es tut mir leid aber das hier macht keinen Sinn für mich oder ist missverständlich formuliert:
Spoiler
"Neil wird natürlich in der Zukunft erst von JDW für Tenet rekrutiert und kann nicht in der Vergangenheit gemeint sein. Die beiden haben in der Zukunft noch einige Abenteuer vor sich. Deshalb ist das Ende des Films auch das Ende ihrer wunderbaren Freundschaft – für Neil.
Für den Protagonisten ist es wie in "Casablanca" erst der Beginn, obwohl er in der Zukunft mit dem Wissen leben muss, dass sein Freund Neil eines Tages in der Vergangenheit sein Leben für ihn opfern wird."
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1317
Casino Hille hat geschrieben: 31. August 2020 15:24 die Frage bleibt, wie er das noch übertreffen will.
Wenn du mit "übertreffen" nicht noch mehr auf die Spitze treiben, sondern besser machen meinst, dann hat er das mit "Interstellar" bereits getan. Und für die Zukunft gilt hier meiner Meinung nach: Weniger Rumerklärerei macht dann auch den besseren Film.
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1318
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 15:30 Hille bist du nicht Star Trek Fan?
Ich sage nur: "All Good Things" oder auch "Cause and Effect" und "Time Squared". All die haben schon Elemente von Tenet, vor allem All Good Things hat das temporale Paradoxon.
Ja, genau. Deshalb sage ich hier seit ich den Film gesehen habe: "Tenet" ist heruntergebrochen wirklich nicht allzu kompliziert. Der Film ist ein großes Temporal Pincer Movement, durchsetzt mit vielen kleinen Temporal Pincer Movements. Wer mehrere Zeitreisen-Geschichten kennt, der muss früher oder später bemerken, dass Nolan in "Tenet" einer gewöhnlichen Zeitreise-Logik folgt, die nur um den Effekt ergänzt wird, dass das zurückgehen in der Zeit tatsächlich physisch vonstatten gehen muss, während es sonst in Filmen meist ein Portal ist, durch das man schreitet und dann so und so viele Jahre in der Vergangenheit auftaucht. Aber an sich hast du recht: Was Nolan hier erzählt, ist eine sehr aufwendige, ambitionierte und bildgewaltige Version einer TNG-Folge oder eines alten pulpigen Zeitreiseromans.
Spoiler
danielcc hat geschrieben: 31. August 2020 15:30 Es tut mir leid aber das hier macht keinen Sinn für mich oder ist missverständlich formuliert:
"Neil wird natürlich in der Zukunft erst von JDW für Tenet rekrutiert und kann nicht in der Vergangenheit gemeint sein. Die beiden haben in der Zukunft noch einige Abenteuer vor sich. Deshalb ist das Ende des Films auch das Ende ihrer wunderbaren Freundschaft – für Neil.
Für den Protagonisten ist es wie in "Casablanca" erst der Beginn, obwohl er in der Zukunft mit dem Wissen leben muss, dass sein Freund Neil eines Tages in der Vergangenheit sein Leben für ihn opfern wird."
Neil wird erst einige Jahre nach den Ereignissen von Tenet als deutlich jüngerer Mann von John David Washington für "Tenet" (die Organisation, die JDW in der Zukunft gründet) rekrutiert und die beiden arbeiten ein paar Jahre als Agenten zusammen. Washington gibt ihm dann daraufhin den Auftrag, sich selbst (also den Protagonisten) in der Vergangenheit bei der Schießerei in der Oper zu retten und später mit ihm zusammenzuarbeiten. Daraufhin reist Neil mehrere Jahre in die Vergangenheit, arbeitet mit JDW und rettet die Welt – das sehen wir im Film. Danach verabschiedet er sich von JDW (die Schlussszene des Films), macht eine letzte Zeitreise ein paar Minuten in die Vergangenheit, geht runter in den Schacht, kassiert für seinen besten Freund einen Kopfschuss und stirbt. Neil ist also in der Handlung von "Tenet" der Kyle Reese und JDW ist der John Connor des Films. Nur das wir erst ganz am Ende erfahren, dass es sich bei Neil um eine Person aus der Zukunft des Protagonisten handelt. Der Protagonist erklärt zum Schluss hin im Auto der Waffenhändlerin Prya auch, dass alle im Film die ganze Zeit für ihn gearbeitet haben, da er in der Zukunft die ganze Mission erst beginnen wird.

War das etwas verständlicher? Zugegeben, wenn man es erklären will, muss man immer etwas ausholen und deshalb verstehe ich auch, dass Nolan viele dieser Dinge komprimiert erzählt, weil ausführliche Erklärungen (wie er sie in Inception oder Interstellar einbaut) den Film eeeeewig in die Länge ziehen würden.
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1319
Casino Hille hat geschrieben: 31. August 2020 15:51
Spoiler
Neil wird erst einige Jahre nach den Ereignissen von Tenet als deutlich jüngerer Mann von John David Washington für "Tenet" (die Organisation, die JDW in der Zukunft gründet) rekrutiert und die beiden arbeiten ein paar Jahre als Agenten zusammen. Washington gibt ihm dann daraufhin den Auftrag, sich selbst (also den Protagonisten) in der Vergangenheit bei der Schießerei in der Oper zu retten und später mit ihm zusammenzuarbeiten.
Bleibt aber die Frage, wozu es dann in der Handlung die von Martin Donovan und Clémence Poésy dargestellten Figuren braucht oder wie und warum sie vom Protagonisten überhaupt ins Spiel gebracht wurden. Genauso verhält es sich mit der Michael Caine Figur, die ebenfalls total sinnlos ist.

Klar, es ist ein Spiel von Nolan, um wieder ein paar Bond-Referenzen einzubauen, aber für den Film sind diese Figuren schlicht und einfach nicht nötig.
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Re: Die Filme des Christopher Nolan

1320
Ich finde es reichlich absurd aber OK.
Spoiler
Gibt es einen erkennbaren Grund dass die Kugel in der Oper rückwärts verläuft?
Es macht ja keinen Sinn dass Neil da mit einer invertierten Kugel schießt, bzw. wenn das Teil seiner "Rückreise" in die Vergangenheit ist, müsste er sich da ja komplett rückwärts bewegen, nicht nur die Kugel
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