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von vodkamartini
Agent
Das bei Gastronomie und Kultur ist ein schlechter Witz in Kombination mit völlig offenen Schulen. Ein Restaurant in dem ich mit 2-3 Familienmitgliedern 90 Minuten am Tisch sitze und der nächste zwei Meter weg steht oder ein Kinosaal, in dem um mich herum alle Sitze frei gelassen werden ist tausendmal sicher als jedes Klassenhzimmer. Ich weiß wovon ich rede, denn ich darf dieses Realexperiment tagtäglich seit Wochen mitmachen.
30 Leute sitzen da fünf Stunden ohne jeglichen Mindestabstand beisammen in zu kleinen Räumen. Von den Beförderung hin und ab mal ganz zu schweigen. Manche lüften alle 20 Minuten für 5 (gegen allseitiges Gestöhne), manche nicht. Bringt ohnehin kaum etwas. In den Pausen gibt es Zonen, aber du kannst natürlich nicht jeden dazu zwingen in die Kälte zu gehen, also sitzen sie wieder eng beieinander auf den Gängen.
Ein Vollzeitlehrer an weiter führenden Schulen läuft am Tag in 6 verschiedene Klassen, hat also damit 180 Kontakte in geschlossen Räumen, ohne Abstand etc. Aber natürlich laut Politik, die im Großraumbüro und mit Luftfilter online-Sitzungen abhält, völlig ungefährlich. Schulen sind kein Treiber, sagen uns ja die Studien (übrigens alle aus dem Lockdown bzw. kurz danach stammend und damit Aussagekraft gleich null).
Komisch nur, dass dauernd Klassen in Quarantäne maschieren, dass die meisten Infektionen im privaten Raum stattfinden und nicht nachvollzogen werden können. Aber von der Schule hat die bestimmt niemand mit gebracht. Sind zwar jeden Tag etwa 20% erkennbar erkältet, aber das ist nur Schnupfern, testen muss man da nicht. Viele Kinder sollen ja auch sehr schwach symptomatisch oder gar symptomlos sein, was das stille weitertragen noch sehr viel wahrscheinlicher macht. Wird dann zwei Wochen später im Haushalt einer krank, denkt natürlich niemand mehr an das für einen Tag leicht indisponierte Kind.
Söder war diese Woche endlich mal ehrlich. Schulen müssen offen bleiben, damit die Eltern arbeiten können. Die Verräumung ist das Oberstre Prinzip. Nur fragt man sich schon, warum bei einem Schüler ab Klasse 5 jemand zu Hause bleiben muss, wenn der tageweise oder wochenweise im Homeschooling ist. Bei normaler Erziehung kann der locker allein zu Hause bleiben (wir reden also nur von der Grundschule, aber diese Unterscheidung wird gar nicht getroffen).
Ich bin sehr skeptisch dass die nun überaus drastischen Maßnahmen wirken, wenn man den größten Massenbetrieb des Landes ohne irgendein Hygienekonzept, das den Namen auch verdient, weiter laufen lässt, als gäbe es das Virus nicht. Am ende sind die Schulen dann für Monate zu, weil es kein Personal mehr gibt, das sich reinstellen kann. Aber da habe ich dann wirklich null Mitleid.
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vodkamartini am 29. Oktober 2020 16:30, insgesamt 2-mal geändert.
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