Re: Stellenwert des Drehbuchs für die Qualität eines Films?

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danielcc hat geschrieben:
Vielleicht bin ich da extrem in meiner Sichtweise und künstlerisch zu wenig offen, aber ich verabscheue so leere Hüllen, künstlerisch hochwertig inszenierte heiße Luft. Die Inszenierung ist kein Selbstzweck, sondern sollte dafür sorgen, dass die Geschichte bestmöglich erzählt wird.
Aber leere Hüllen gefallen doch niemanden. Aber die Inszenierung nur in den Dienst der Geschichte zu stellen, das wäre mir zu wenig. In vielen richtig guten Filmen erschafft die Inszenierung den Inhalt.

Drehbuchautoren

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Wir diskutieren hier ja oft über Schauspieler und Regisseure, selten aber über Drehbuchautoren.
Gibt es Drehbuchautoren aus Film und Fernsehen, deren Arbeiten ihr oft sehr gut findet? Habt ihr Favoriten?
Es gibt da natürlich auch viele Regisseure, die ihre Filme auch gleich selber schreiben, wie z.B. Nolan.
Interessanterweise achte ich vor allem bei den Serien auf die Autoren, bei den Filmen eher etwas weniger. Dort wiederum achte ich mehr darauf, wer Regie führt.

Re: Drehbuchautoren

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Bei Filmen sind Autoren eigentlich meist nur dann interessant, wenn es sich um Autorenfilmer handelt, also Regisseure, die selbst auch ihre Scripte schreiben. Sonst haben die in der Tat bei Serien eine weitaus größere Bedeutung.
https://filmduelle.de/

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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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vodkamartini hat geschrieben:"Im Endeffekt gilt immer: Aus einem schlechten Drehbuch kann man keinen guten Film machen. Die besten Schauspieler, Kameramänner und Regisseure können da nichts dran ändern."
Einen guten Film nicht, einen erfolgreichen schon. Til Schweiger ist der beste Beweis dafür. :lol:
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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Casino Hille hat geschrieben:Der Satz ist, wie Maibaum auf Seite 1 ausgeführt hat, eine Verallgemeinerung, die zwar irgendwo stimmt, aber eigentlich nichts aussagt.
Sehe ich auch so. Vor allem ist es auch sehr selten, dass ein Drehbuch so bleibt, wie der Drehbuchautor es abgibt.
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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Hier meine persönliche Top 50 der besten Drehbuchautor*innen aller Zeiten:

1. Sergio Leone
2. Bernardo Bertolucci
3. Jeffrey Boam
4. Paul Haggis
5. Joel Coen
6. Ethan Coen
7. Fritz Lang
8. Thea von Harbou
9. Anthony Minghella
10. Quentin Tarantino

11. Richard Maibaum
12. Francis Ford Coppola
13. Eric Roth
14. Jesse Lasky Jr.
15. Ted Tally
16. Dario Argento
17. Paul Dehn
18. Alan Ball
19. James Gunn
20. Nicole Perlman

21. Robert Zemeckis
22. Herbert Reinecker
23. David Twohy
24. Pen Densham
25. David Loughery
26. Neal Purvis
27. Robert Wade
28. Alec Coppel
29. Samuel A. Taylor
30. Bruce Feirstein

31. Anthony Shaffer
32. Christopher Nolan
33. Jonathan Nolan
34. David S. Goyer
35. John Michael Hayes
36. Hume Cronyn
37. Arthur Laurents
38. Ben Hecht
39. Richard Murphy
40. Joseph Stefano

41. Peter Shaffer
42. James R. Webb
43. Charles Beaumont
44. Brian Helgeland
45. Curtis Hanson
46. Marguerite Roberts
47. William Goldman
48. I.A.L. Diamond
49. Stuart Beattie
50. Frank S. Nugent
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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vodkamartini hat geschrieben: 17. Februar 2015 13:45 "Im Endeffekt gilt immer: Aus einem schlechten Drehbuch kann man keinen guten Film machen. Die besten Schauspieler, Kameramänner und Regisseure können da nichts dran ändern."

Zitat Til Schweiger,
Ich wäre ja nicht ich, wenn ich meinen Senf zu einem Diskussionsanreiz nicht erst sieben Jahre später liefern würde, aber hierbei musste ich gerade an diesen Uralt-Thread denken:

"Ultimately you're writing/ have to write for the director. Because if you're not writing what the director wants to make, they're not gonna shoot it."
- Ben Affleck

"A screenplay isn't really anything, it's like a blueprint for an architect.You can read it on its own, but that's not how it's meant to exist. It's meant to be a stop on the way to something bigger and better. And so the director has to be a aprt of that, to make it what it's always intended to become."
- Matt Damon
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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GoldenProjectile hat geschrieben: 8. Dezember 2021 20:42 Ich wäre ja nicht ich, wenn ich meinen Senf zu einem Diskussionsanreiz nicht erst sieben Jahre später liefern würde, aber hierbei musste ich gerade an diesen Uralt-Thread denken:

"Ultimately you're writing/ have to write for the director. Because if you're not writing what the director wants to make, they're not gonna shoot it."
- Ben Affleck

"A screenplay isn't really anything, it's like a blueprint for an architect.You can read it on its own, but that's not how it's meant to exist. It's meant to be a stop on the way to something bigger and better. And so the director has to be a aprt of that, to make it what it's always intended to become."
- Matt Damon
Um diesen Gedankengang der beiden oscarprämierten Schreiberlinge mal aufzunehmen: wenn ich das richtig interpretiere, dann hat das Drehbuch deutlich weniger Anteil am fertigen Film als viele andere Departments wie z.B. Production Design, Ton, Musik etc.. Denn während die genannten Departments weitgehend unabhängig ihren Anteil leisten können, wäre der Beitrag des Drehbuchs weit geringer, da ja lediglich ein Fahrplan aus der Vorproduktions-Phase. Demnach wäre der Drehbuch-Oscar des dynamischen Duos dann natürlich auch kaum was wert, weil Herr Van Sant ja eigentlich der diesbezügliche Lorbeer gebührt. :mrgreen:

Aber mal Spass beiseite: ich halte die Aussagen für zu verallgemeinernd. Das mag im Kern schon stimmen, was Affleck und Damon da sagen, nämlich dass die filmische Umsetzung letztlich der Regie obligt. Bei stark dialoglastigen Filmen denke ich ist es aber beispielsweise weit weniger zutreffend. Bei einem pointierten Dialog-Dauerfeuer wie z.B. "Play it again Sam" von Herrn Allen spielt es eigentlich kaum eine Rolle, dass er hier eben nicht selbst auf dem Regiesessel Platz genommen, sondern diesen Herrn Ross überlassen hat. Von daher würde ich mal behaupten, dass je dialogstärker und auch generell je besser und auch filmischer ein Drehbuch bereits geschrieben ist, desto stärker sein Gewichtung im fertigen Film. Ich würde z.B. entsprechend auch behaupten, dass Milius Drehbuch zu Dirty Harry im fertigen Siegel-Film ein deutlich höheres Gewicht hat als z.B. das der Herren Bertolucci und Argento im fertigen OUATITW von Signore Leone. Wenn ein Regisseur natürlich von vorneherein kein grosses Interesse an einer werkgetreuen Umsetzung hat, dann kann die Vorlage noch so gut sein. Hierzu wären z.B. die Drehbücher von Tarantino zu True Romance und Natural Born Killers ein Paradebeispiel. Der Scott-Film profitiert wesentlich mehr von der Vorlage, da er viele Dialoge und bizarre Szenen im typischen Tarantino-Stil umsetzt, während Stone das Drehbuch lediglich als Augangspunkt nimmt, um es komplett durch seinen eigenen filmischen Wolf zu drehen. Entsprechend ist Tarantinos Anteil am fertigen NBK auch allerhöchstens marginal, nicht so aber bei TR.
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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Ohne Play It Again Sam gesehen zu haben: Wenn die Stärke eines Films so sehr im Dialog liegt dass die Regie bzw. der Regisseur austauschbar sind, ist dann auch das Medium Film irrelevant und würde als Bühnenstück, Hörspiel oder Lesung genau gleich funktionieren?

Von den vereinzelten Drehbüchern in die ich mal reingeschaut habe, habe ich eigentlich in keinem viel gesehen, was über die üblichen Dialogstrukturen hinausgeht, also wenige Details zu Raum, Bild, Kamera etc. Von daher wüsste ich gar nicht, wie man ein filmisches vs. ein weniger filmisches Drehbuch überhaupt gross differenzieren sollte. Bei True Romance wäre es interessant zu erfahren, wie sehr sich Tony (evtl. auch unterbewusst) von Tarantinos Regie hat beeinflussen lassen (obwohl er natürlich nur Reservoir Dogs als Anhaltspunkt hatte, aber immerhin). Ist aber ein interessantes Beispiel, weil in den Hopper/Walken und Oldman/Slater Szenen der Tarantino-Stil deutlich durchkommt in der Anlage der Charaktere, im Dialogtext und im Aufbau der Gespräche und Szenen, nicht aber wirklich im Setting und in der Ausführung. Das ist eben ein Drehbuch, in das ich mal reingeschaut habe, und da stand nichts von Nachtclub, dröhnender Musik, Drexl im Schatten, Schaukelspiel mit der Lampe etc. Es war eine normale Wohnung soweit ich weiss, und eben nur der einfache Ablauf inklusive Dialoge.

Bei OutW weiss ich noch, dass Bertolucci und Argento gar nicht mehr am definitiven Drehbuch beteiligt waren, in dem Sergio Donati und Leone selbst teils während des Drehs noch weitergeschrieben und Dialoge kreiert haben. Bei Dirty Harry weiss ich weniger Bescheid, aber ein Blick auf Wikipedia behauptet erstaunlicherweise, dass Milius da gar keinen Credit hat. Soweit ich das verstehe haben Milius und andere wie Terrence Malick überarbeitete Entwürfe des ursprünglichen Skripts erstellt, aber Eastwood habe auf das Originaldrehbuch bestanden. Das liest sich im Artikel so, als würde Clints Ultimatum Milius' Fassung mit einschliessen, andererseits glaube ich dir schon, dass im fertigen Film einige Milius-Dinge mit drin sind. Aber hey, schau mal was Milius selber sagt: :D "I think it's a great film, one of the few recent great films, more important than The Godfather. It's larger than the sum of its parts; I don't think it's so brilliantly written or so brilliantly acted. Siegel can take more credit than anyone for it."

Und wer das Geschwätz der Boston Boys noch im Kontext hören will:
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Dezember 2021 11:04 Ohne Play It Again Sam gesehen zu haben: Wenn die Stärke eines Films so sehr im Dialog liegt dass die Regie bzw. der Regisseur austauschbar sind, ist dann auch das Medium Film irrelevant und würde als Bühnenstück, Hörspiel oder Lesung genau gleich funktionieren?
Play it again Sam war ja tatsächlich auch zuvor ein Bühnenstück, geschrieben und gespielt von Woody himself. Von daher liegt die Qualität des Film wohl tatsächlich in erster Linie in der Person Woody Allen begründet - obwohl Herbert Ross ja durchaus nicht unerhebliche Meriten im dialogintensiven Komödienfach vorzuweisen hat, z.B. Sunny Boys oder The Goodbye Girl.

GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Dezember 2021 11:04Von den vereinzelten Drehbüchern in die ich mal reingeschaut habe, habe ich eigentlich in keinem viel gesehen, was über die üblichen Dialogstrukturen hinausgeht, also wenige Details zu Raum, Bild, Kamera etc. Von daher wüsste ich gar nicht, wie man ein filmisches vs. ein weniger filmisches Drehbuch überhaupt gross differenzieren sollte.
Paul Verhoeven wird ja nie müde zu erwähnen, dass die grandiose Schluss-Einstellung von Basic Instinct genau so in Joe Esterhaz Drehbuch dringestanden hat (also das Ding mit Abblende/Aufblende, anschwellender Musik und dem finalen Closeup auf...), allerdings oblag trotz Uns Pauls ehrenhaftem Understatement die tatsächlich Bildgestaltung, die Wahl des Kamerawinkels natürlich dann schon ihm, von der fantastischen Goldsmith-Musik ganz zu schweigen. Aber das meinte ich mit "filmisch", Drehbücher die schon bestimmte stark visuelle Ideen beinhalten. Und wenn du mit dem Geschreibsel konkret nix anfangen kannst: ganz schnell Basic Instinct nachholen. :D
GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Dezember 2021 11:04Bei True Romance wäre es interessant zu erfahren, wie sehr sich Tony (evtl. auch unterbewusst) von Tarantinos Regie hat beeinflussen lassen (obwohl er natürlich nur Reservoir Dogs als Anhaltspunkt hatte, aber immerhin). Ist aber ein interessantes Beispiel, weil in den Hopper/Walken und Oldman/Slater Szenen der Tarantino-Stil deutlich durchkommt in der Anlage der Charaktere, im Dialogtext und im Aufbau der Gespräche und Szenen, nicht aber wirklich im Setting und in der Ausführung. Das ist eben ein Drehbuch, in das ich mal reingeschaut habe, und da stand nichts von Nachtclub, dröhnender Musik, Drexl im Schatten, Schaukelspiel mit der Lampe etc. Es war eine normale Wohnung soweit ich weiss, und eben nur der einfache Ablauf inklusive Dialoge.
Ich meine Tarantino war beim Dreh von True Romance involviert und Scott hat sich da immer wieder mit ihm abgestimmt. Klar, der Film selber ist gerade visuell immer noch ein typischer Scott-Film, aber die Tarantinoesken Elemente kommen hier halt viel stärker durch als beim fast zeitgleich entstandenen Stoneschen Tarantino-Film. Und das liegt denke ich schon in erster Linie an den Drehbuch-Ideen von Tarantino und weniger von einer Inspiration durch Reservoir Dogs.


GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Dezember 2021 11:04Bei OutW weiss ich noch, dass Bertolucci und Argento gar nicht mehr am definitiven Drehbuch beteiligt waren, in dem Sergio Donati und Leone selbst teils während des Drehs noch weitergeschrieben und Dialoge kreiert haben. Bei Dirty Harry weiss ich weniger Bescheid, aber ein Blick auf Wikipedia behauptet erstaunlicherweise, dass Milius da gar keinen Credit hat. Soweit ich das verstehe haben Milius und andere wie Terrence Malick überarbeitete Entwürfe des ursprünglichen Skripts erstellt, aber Eastwood habe auf das Originaldrehbuch bestanden. Das liest sich im Artikel so, als würde Clints Ultimatum Milius' Fassung mit einschliessen, andererseits glaube ich dir schon, dass im fertigen Film einige Milius-Dinge mit drin sind. Aber hey, schau mal was Milius selber sagt: :D "I think it's a great film, one of the few recent great films, more important than The Godfather. It's larger than the sum of its parts; I don't think it's so brilliantly written or so brilliantly acted. Siegel can take more credit than anyone for it."
Dass wir uns nicht falsch verstehen: ich will dem guten Don Siegel überhaupt nicht am Kredit für Dirty Harry kratzen. Der Vergleich war eigentlich nur dafür gedacht aufzuzeigen, wie ein Regisseur den finalen Film dominiert. Geschichte, Figuren und vor allem Dialoge sind in Dirty Harry wesentlich präsenter und für die Qualität des Films entscheidender als im Lied vom Tod, der eben in erster Linie von der Charakteristik seines Regisseurs lebt, während die erzählte Geschichte eher dazu dient, diese zu ermöglichen - wenn man versteht was ich meine.
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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Der grundlegende Instinkt ist mir tatsächlich noch unbekannt, aber ich schätze mal dass solche Details eher Ausnahmen darstellen. BI wird das sicher auch nicht auf jeder Seite haben. Ich würde sagen die Möglichkeiten, ein Drehbuch zu verfilmen sind meist unendlich, und wenn solche Schnittdetails drin stehen zumindest immer noch die Hälfte von unendlich (mathematisches Paradoxon gewollt). Ist natürlich auch ein sehr verschwommenes und abstraktes Thema, immer abhängig davon ob Vorlagen existieren, welche Leute was mit wem wie besprechen und wenn der Regisseur das Ding von Anfang an selber schreibt wird er ja auch schon im Kopf haben wie es aussehen wird.
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Dezember 2021 12:09 Klar, der Film selber ist gerade visuell immer noch ein typischer Scott-Film, aber die Tarantinoesken Elemente kommen hier halt viel stärker durch als beim fast zeitgleich entstandenen Stoneschen Tarantino-Film. Und das liegt denke ich schon in erster Linie an den Drehbuch-Ideen von Tarantino und weniger von einer Inspiration durch Reservoir Dogs.
Würde ich auch sagen, aber dann sind es eben "nur" die Drehbuchideen. An meinem Beispiel: Wenn man ins Drehbuch reinschaut funktioniert die Oldman-Szene eher wie eine Romanverfilmung, bei der, obwohl es eine Adaption ist, der Text wenig bis gar nichts über Umsetzung und "Feeling" im Film aussagt, und nicht wie ein Transkript oder Storyboard der filmischen Szene. Obwohl natürlich Ablauf und Dialog zu 95% übereinstimmen. NBK wurde durch Stone und seine Autoren ja noch stark überarbeitet, ich glaube der hatte von Anfang mehr ein Grundgerüst im Sinn als eine Adaption. TR dagegen ist eine Adaption, und dann merkt man auch den Stil von Tarantino, aber eben mehr in den Grundzügen der Geschichte und in gewissen Dialogen, während die eigentliche Umsetzung eben freier ist.

Beim schmutzigen Harald und der muszierenden Himmelsrichtung weiss ich, was du meinst, aber eine strikte Trennung in den "Drehbuch-Film" und den "Regie-Film" würde ich nicht machen (nicht dass ich deine Aussagen so verstanden hätte, aber generell gesagt). Zum Beispiel hatte ich beim letzten Hitchcock-Durchlauf NBN auf eine gewisse Art ähnlich "filmisch" und "abstrakt" wahrgenommen wie tags darauf Vertigo. Der Spagat ist nicht immer zwangsläufig so gross wie es auf den ersten Blick scheint. Beim Liedl kommt noch dazu, dass ich ihn konzeptionell so sehe dass er eine Abfolge von Episoden ist, die eher beiläufig (grosse Teile) eine(r) zusammenhängenden Geschichte erzählen, unter diesem Gesichtspunkt ist er womöglich Filmen wie Pulp Fiction gar nicht so unähnlich.

Aber wie ist das jetzt mit Milius und Harry? Der wird fürs Drehbuch ja gar nicht genannt und Wiki (englisch) liest sich so als ob Eastwood seinen Entwurf zusammen mit denjenigen von z.B. Malick abgelehnt hat (was auch immer Malick für Dirty Harry im Sinn hatte).
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Dezember 2021 14:15 Aber wie ist das jetzt mit Milius und Harry? Der wird fürs Drehbuch ja gar nicht genannt und Wiki (englisch) liest sich so als ob Eastwood seinen Entwurf zusammen mit denjenigen von z.B. Malick abgelehnt hat (was auch immer Malick für Dirty Harry im Sinn hatte).
Ich bin da auch kein Experte, von daher bitte ich um Nachsicht wenn mein gefährliches Halbwissen die Tatsachen nicht gänzlich korrekt wiedergibt. Wie ich es immer verstanden habe war es so, dass Milius noch bevor Clint die Rolle übernommen hat das ursprüngliche Script der Fink-Brothers und Riesner kräftig überarbeitet hat. Vor allem die Dialoge bekamen den typischen Milius-Schliff und "Make my day" stammt dann zB auch aus seiner Feder. Ob das finale Script nun die Milus-Variante oder eher ein Misch-Masch aus Ur-Script und Milius-Überarbeitung ist weiss ich auch nicht, in jedem Fall muss Milius Anteil recht gross sein, da er immer wieder als die Schlüsselfigur beim DH-Script genannt wird. Die Credits sind da übrigens kein wirklicher Anhaltspunkt, da sind Gewerkschafts-Vorgaben und Studio-Politik entscheidender. Angeblich blieb von Karl Tunbergs ursprünglichem Script trotz alleinigem Credit und daraufhin erhaltener Oscar-Nominierung im fertigen Drehbuch von William Wylers Ben-Hur keine einzige Zeile übrig. :shock:
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Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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Milius plaudert jedenfalls ausgiebig über die beiden Skripts zu Harry und Magnum Force in der Doku "Inside the Dirty Harry Movies". Wie Anatol schon anmerkte, wer Milius kennt, weiß, dass einiges in beiden Skripts von ihm sein muss, vor allem immer wenn es zynisch und kaltschnäuzig wird. ;)

Und ja, Goldie, Basic Instinct musst du sichten. Es gibt inzwischen eine neue Abtastung und eine sehr schöne 4K Edition. Ich werde ihn die nächsten Tage mal wieder anschauen, dann können wir ein wenig im Paul-Thread fachsimplen.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Drehbücher - Stellenwert und Autoren

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Das glaube ich euch natürlich sofort alles, wenn es um den Schmutzigen Harald geht seid ihr die Experten. :) Dann ist halt nur der Wiki-Artikel arg widersprüchlich geschrieben und die Credits sind natürlich sowieso oft Blödsinn. Warum nennt man Milius nicht einfach, wenn er den Film so geprägt hat? Übrigens glaube ich nach allem was ich so gelesen habe immer noch, dass bei QoS sehr, sehr wenig von unseren lieben, guten, alten Freunden Purvis & Wade übriggeblieben ist. Da waren Haggis, Wilson und natürlich Forster am Werk.

Basic Instinct hat leider wohl in den nächsten Tagen wenig Priorität, vielleicht ein andermal...
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